Die PGA-Tour schob während der
Play-Offs eine Woche Pause ein, also gönnte ich mir nach dem langen Bericht zur
Deutsche Bank Championship auch mal ein paar Tage Ruhe und melde mich heute,
vor der Tour Championship in Atlanta, mit ein paar Worten über den Fortgang der
Dinge im Golf wieder zurück.
Die Deutsche Bank Championship in
Boston und die BMW Championship am vergangenen Wochenende haben das
FedEx-Cup-Ranking „gemacht“. Die 30 Teilnehmer, die ab Donnerstag um 1,4
Millionen Dollar für den Turniersieg und 10 Millionen Dollar für den Gesamtsieg
im FedExCup spielen, stehen fest. Als Führender geht Tiger Woods ins
Wochenende, neben ihm haben Henrik Stenson (der seinen superstarken Sommer bei
der Deutsche Bank Championship endlich mit einem hochverdienten Sieg krönte),
Adam Scott, Zach Johnson (der die auf Grund der diese Saison so typischen
Wetterkapriolen erst gestern Abend endende BMW Championship gewann) und Matt
Kuchar die Chance, sich mit einem Sieg bei der Tour Championship aus eigener
Kraft die FedExCup-Gesamtwertung zu sichern. Dieses Privileg haben sich die Top
5 der Jahresrangliste erspielt. Alle anderen 25 Teilnehmer müssen selbst bei
einem Turniersieg in East Lake darauf hoffen, dass vor ihnen plazierte Spieler
Federn lassen. Neben den fünf genannten haben sich Steve Stricker, Graham
DeLaet (CAN), Phil Mickelson, Justin Rose (ENG), Brandt Snedeker, Jim Furyk,
Nick Watney, Jordan Spieth, Jason Day (AUS), Hunter Mahan, Keegan Bradley, Gary
Woodland, Bill Haas, Kevin Streelman, Jason Dufner, Webb Simpson, Billy
Horschel, Char Schwartzel (RSA), Roberto Castro, Sergio Garcia (SPA), Boo
Weekley, Brendon de Jonge (ZIM), D.A. Points, Luke Donald (ENG) und Dustin
Johnson für Atlanta qualifiziert. Es nehmen also neben 21 Amerikanern nur neun
internationale Spieler teil, ein sehr schwacher Wert. Insbesondere die Europäer
haben zahllose Verluste zu beklagen. Rory McIlroy, der letztes Jahr noch als
Führender nach Atlanta fuhr, fehlt ebenso wie Lee Westwood, Ian Poulter, Graeme
McDowell oder Martin Kaymer. Für den Deutschen war auf seiner ersten vollen
PGA-Tour-Saison bereits nach der Deutsche Bank Championship Endstation, die
2012er-Ryder-Cup-Helden Peter Hanson und Nicolas Colsaerts hatten die Play-Offs
gar nicht erst erreicht. Neben den genannten Europäern haben mit Bubba Watson,
Rickie Fowler, Angel Cabrera oder Ernie Els weitere prominente Spieler das
Ticket für Atlanta (teilweise deutlich) verpasst.
Wie oben schon angesprochen
verhinderten infernalische Regengüsse die planmäßige Beendigung der BMW
Championship am Sonntag. Und so gewann Zach Johnson gestern zur Prime Time
gegen 21 Uhr deutscher Zeit das Turnier, das als Western Open jahrzehntelang
bekannt war und zu den legendärsten Stops auf der PGA Tour zählte und heute,
als letzter Play-Off-Stop vor Atlanta, immer noch zählt. So nervig die
Regenunterbrechungen 2013 auch waren, diese Montagsfinishs zur besten Sendezeit
sind eine feine Sache. Einerseits muss man Sonntags nicht bis in die Puppen
wach bleiben und der Sonntag Abend ist mit NFL und Tatort auch ohne Golf gut
ausgefüllt. Schade war vorgestern nur, dass Martin Kaymer im Sky-Studio saß, um
die Finalrunde mitzukommentieren. Statt über das Live-Geschehen zu berichten,
glänzte Martin zu Bildern aus der Konserve mit zahllosen Anekdoten aus dem
Profi-Golfzirkus. Natürlich sehen wir Martin am liebsten auf dem Golfplatz,
aber die kurzweilige Plauderei mit Irek Myskow schreit förmlich nach einer
Wiederholung.
Die European Tour gastierte in
den vergangenen Wochen in der Schweiz und den Niederladen. Das Omega European
Masters in Crans Montana gewann der Däne Thomas Björn, bei den KLM Open feierte
Joost Luiten einen Heimsieg.
In Amerika kämpft Marcel Siem bei
den web.com-Tour-Finals momentan um eine Karte für die PGA Tour 2013/14. Nach
drei von vier gespielten Turnieren sieht es nicht so gut aus, Marcel hat bei
den ersten beiden Veranstaltungen den Cut verpasst, am Wochenende fiel er bei
der Nationwide Children’s Hospital Classic in Ohio nach zwei guten
Auftaktrunden durch ein schwaches Wochenende noch auf den geteilten 25. Platz
zurück. Marcel braucht beim letzten Turnier, der web.com-Tour-Championship in
zehn Tagen nun ein Top-Ergebnis für eine PGA-Tour-Karte. Anderenfalls wäre er
auch in der kommenden Saison wieder auf Sponsoreneinladungen angewiesen und
könnte sein Jahr nicht selbst planen.
Die Damen trafen sich am
Wochenende am Südufer des Genfer Sees zur Evian Championship. Das Turnier
gehört zum feinsten, was es im europäischen Damen-Golf gibt. Geadelt wird es dieses Jahr durch die LPGA-Tour, die es zum ersten Mal als offizielles
Major-Turnier anerkannte. Für Fourore sorgte zunächst Sandra Gal, die nach der
ersten Runde in Führung lag. Leider spielte sie am Wochenende nur noch solide
und fiel aus den Top Ten. Es gewann die norwegische Altmeisterin Suzann Pettersen.
Zum Schluss nochmal zurück zur BMW Championship. Am Freitag
zauberte Jim Furyk eine seltene 59 auf den Platz im Conway Farms Golf Club in
Lake Forest bei Chicago. Und sogleich brach in den Staaten eine
Riesendiskussion über die Nicht-Nominierung von Furyk für den Presidents Cup
los. US-Captain Fred Couples hatte seine beiden Wild Cards nämlich in der Woche
zuvor an Longhitter Dustin Johnson und Senkrechtstarter Jordan Spieth vergeben.
Furyk war für den Vergleich zwischen den Staaten und dem internationalen Team
(ohne die Europäer selbstverständlich, die sich ja im Ryder Cup mit den
Amerikanern messen) außen vor. Schon vor der 59 war die Entscheidung kontrovers
diskutiert worden, schließlich präsentierte sich Furyk in den vergangenen
Wochen in großer Form (so wurde er unter anderem Zweiter bei der PGA
Championship) und zählt zu den erfahresten Spielern auf der Tour. Doch Couples
hatte wohl bei der Vergabe seiner Captains Picks den letztjährigen Ryder Cup im
Hinterkopf, als Furyk eine Wild Card erhalten hatte, dann aber in Medinah
vollkommen enttäuschte und keinen einzigen Punkt für die Amerikaner holte. Und
Furyk’s Nervenschwäche zeigte sich nun erneut bei „der BMW“. Die 59 reichte
nicht, um das Turnier zu gewinnen, wie schon der PGA Championship, als er
ebenfalls als Führender in den letzten Tag gegangen war, verspielte er seine
Chancen, als es darauf ankam. Und so kann ich die Entscheidung von Couples
durchaus verstehen, Furyk zu Hause zu lassen und stattdessen dem aufstrebenden
Jordan Spieth beim gegenüber dem Ryder Cup weit weniger prestigeträchtigen
Presidents Cup Erfahrungen in einem Mannschaftswettbewerb zu verschaffen.