STEPHAN BEUTEL
Am vergangenen Freitag gab der FC RWE bekannt, den bis zum Saisonende laufenden Vertrag mit unserem Manager Stephan Beutel nicht zu verlängern. Nach dieser Entscheidung einigten sich der Vorstand und Stephan Beutel auf eine sofortige Freistellung. Ihr habt die Pressemitteilung auf der Homepage sicherlich gelesen.
Ich, und ich denke, ich darf dies im Namen aller Erfurter Zipfelmützen sagen, bedauere diese Entscheidung von Rolf Rombach zutiefst. Im Dezember 2004, als der Verein sportlich und finanziell angeschlagen im Keller der zweiten Bundesliga hing, übernahm Stephan Beutel die Tätigkeit bei unserem Verein. Gemeinsam mit Rolf Rombach, Detlef Goss und vielen anderen Mitstreitern gelang es dem Manager, den Verein, dem das Wasser damals wohl mehr als nur bis zum Hals stand, vor dem finanziellen Ruin zu bewahren und eine Mannschaft zusammenzustellen, die 2005/06 unter schwierigsten Bedingungen die Klasse in der Regionalliga Nord hielt. Das entscheidende Auswärtsspiel in Wattenscheid, wird mir und allen anderen Rot-Weiß-Fans, die von einem infernalischen Gewitterguss bis auf die Haut durchnässt einen grandiosen 5:1-Auswärtssieg feiern durften, wohl immer in Erinnerung bleiben. In den folgenden Spielzeiten gelang es Stephan Beutel, Spieler wie Daniel Brückner, Björn Brunnemann, Albert Bunjaku, Thiago Rockenbach oder Massimo Cannizzaro (um nur einige zu nennen) ungeachtet weiterhin schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen nach Erfurt zu holen. So schafften wir im Sommer 2008 die Qualifikation für die Dritte Liga, in der wir uns problemlos sportlich integrierten.
Stephan Beutel war nach der Wende der erste Manager im Steinhaus, der seine Berufsbezeichnung auch wirklich verdient hatte. Neben seinem professionellen Know-how entwickelte er in den schwierigen Jahren nach dem Zweitliga-Abstieg eine Beziehung zu unserem Verein, die für einen „Zugereisten“ im Profigeschäft alles andere als alltäglich ist. Wie eng er sich dem FC RWE verbunden fühlt, zeigte sich wohl am besten beim TFV-Pokalfinale im Mai vergangenen Jahres, als er nach dem 3:2-Siegtreffer wenige Minuten vor Schluss vollkommen losgelöst freudetrunken über die Tartanbahn vor der Südkurve hüpfte.
Als während des Trainingslagers in Side die ersten Gerüchte über eine mögliche Trennung aufkamen, konnte man das kaum glauben. Zu abwegig schien die Vorstellung, dass sich der Verein, der mit dem Dreigestirn Rombach/Goss/Beutel seit nunmehr gut fünf Jahren für Kontinuität und Professionalität stand, von seinem erfolgreichen Manager trennen möchte. Am vergangenen Freitag wurden die Gerüchte dann aber bittere Realität.
Die finanziellen Gründe, die der Präsident in der Öffentlichkeit als Hauptgrund für die Trennung nannte, dürften nicht die einzigen sein. Das für unseren Ex-Manager finanzielle Aspekte keine Hauptrolle spielten, wird auch durch die Aussagen von ihm im Interview mit der Thüringer Allgemeinen am gestrigen Montag deutlich. Die darin getätigten Aussagen zeigen nochmals, dass der FC RWE mehr als nur irgendein Arbeitgeber für Stephan Beutel war.
Sicherlich war Herr Beutel kein Heiliger, auch er hat Fehler gemacht und diese in besagtem Interview auch angedeutet. Sicherlich wird der Ball beim FC Rot-Weiß auch nach Stephan Beutel rollen. Natürlich werden wir (und ich erlaube mir auch hier im Namen aller Zipfelmützen zu schreiben) den Verein und die Mannschaft bedingungslos weiter unterstützen. Uns abwenden, oder, wie von manchem angedroht, die Mitgliedschaft niederlegen, nein, dass ist aus meiner Sicht der falsche Weg. Denn so unverständlich die Entscheidung für mich oder uns auch sein mag, Rolf Rombach hat in den letzten Jahren viel Gutes für den FC Rot-Weiß geleistet. Er wird seine Gründe haben, die ihn und die anderen Verantwortlichen zu der nun getroffenen Entscheidung veranlasst haben. Zu kritisieren ist die Art und Weise, mit dem Stephan Beutel abgesägt wurde. Nach fünf Jahren erfolgreicher und guter Zusammenarbeit „kündigt“ man einem leitenden Mitarbeiter nicht telefonisch, wenn man in aller Öffentlichkeit erklärt, dass man die Entscheidung bedauert. Das ist stillos.
Wir wünschen Stephan Beutel für seine berufliche und private Zukunft alles Gute. Auch wenn seine Tätigkeit beim FC Rot-Weiß unangemessen zu Ende ging, möge er die Zeit hoffentlich immer in angenehmer Erinnerung behalten.
Als Dankeschön und Anerkennung für seine geleistete Arbeit verleihen ihm die Erfurter Zipfelmützen den Eisbecher der Woche (KW 03/2010).
Kraft meines Amtes verleihe ich Herrn Beutel darüber hinaus auch die allererste "Zipfelmütze in Gold". Es gab nie einen angemesseneren Zeitpunkt, um diese besondere Ehrenauszeichnung einzuführen.
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