Liebe Freunde,
es ist Major-Woche!!! Ab Donnerstag stehen die US Open auf dem Programm, nach
dem Masters das zweite der „Big Four“ des Jahres.
Deshalb auch nur
ein kurzer Rückblick auf das vergangene Wochenende. Harris English gewann die
FedEx St. Jude Classic in Memphis (OWGR: 34), der erste PGA-Tour-Sieg für den
23-Jährigen aus Georgia, der bereits letzte Saison als Rookie mit 22
geschafften Cuts bei 27 Starts und 1,18 Millionen Dollar Preisgeld überzeugen
konnte. Traditionell schwächer besetzt ist auch die Lyoness Open in Österreich.
Die 24 Weltranglistenpunkte für den Sieger Joost Luiten (Niederlande) gabs nur,
weil das das Minimum für ein European Tour-Event ist. Moritz Lampert wurde
geteilter 30., Max Kieffer und Max Glauert scheiterten am Cut.
Die Damen
schlugen zu ihrem zweiten Major-Turnier des Jahres ab, der LPGA Championship,
die im Locust Hill Country Club in der Nähe von Rochester am Lake Ontario
ausgetragen wurde. Und die Siegerin hieß wie schon beim ersten Major Inbee
Park. Die Koreanerin spielt eine sensationelle Saison, neben ihren beiden
Major-Titeln fuhr sie noch zwei weitere Turniersiege ein. Caroline Masson kommt
auf ihrer Rookie-Saison in den Staaten immer besser in Fahrt. Sie wurde
geteilte 12., Sandra Gal scheiterte leider am Cut. Und auch die älteren Herren
trafen sich zu ihrem zweiten Major, im Shoal Creek Golf & Country Club in
Alabama gewann der Südafrikaner David Frost „The Tradition“. Bernhard Langer
wurde geteilter Zehnter.
Doch nun geht
der Blick nach Philadelphia, genauer gesagt nach Ardmore in den Merion Golf
Club. Zum fünften Mal werden die US Open dort ausgetragen, allerdings erstmals
wieder seit 1981. Obwohl der East Course in der Golf Digest regelmäßig in der
Liste der besten Kurse Amerikas Erwähnung fand und findet, machten die US Open
32 Jahre einen Bogen um ihn. Warum? Er war zu kurz geworden. Als David Graham
1981 gewann, war der Par-70-Platz nur 6.500 Yards bzw. 5.940 Meter lang. Der
Grund für die Kürze lag auch daran, dass Hugh Wilson die 18 Löcher 1912 auf nur
45 Hektar verteilen konnte. Die örtlichen Gegebenheiten waren für ein Major zu
eng geworden, nicht nur die kurzen Spielbahnen konnten mit dem länger werdenden
Spiel der Profis nicht mehr mithalten, auch die für die Austragung eines Majors
in der Gegenwart benötigten Flächen für Medien, Sponsoren und Zuschauer konnten
im Merion Golf Club nicht mehr zur Verfügung gestellt werden. Erst als die
Sehnsucht nach einer erneuten Austragung eines Großereignisses unstillbar
wurde, konnte die zur Verfügung stehende Fläche durch einige Landaufkäufe
vergrößert und der East Course auf rund 7.000 Yards bzw. 6.400 Meter verlängert
werden. Die U.S. Amateur Championship 2005 war dann so etwas wie die
Generalprobe und als die bestanden war, erhielt der Club den Zuschlag für die
Austragung der US Open.
Die größte
Besonderheit des Clubs ist auf den Grüns zu finden, denn die Löcher sind nicht
mit Fahnen markiert. Vielmehr zieren Weidenkörbe das Ende der im Loch
steckenden Stange. Die Eigenheit, die auch im offiziellen Logo für das Turnier
verarbeitet wurde, geht wohl auf den Kursdesigner Hugh Wilson zurück, der,
nachdem er den Auftrag bekam, nach England und Schottland reiste, um sich von
den dortigen Plätzen inspirieren zu lassen. Bei seiner Reise durch Britannien
begegnete er immer wieder Schafherden. Deren Schäfer trieben und kontrollierten
ihre Herden mit langen Stöcken, an deren Ende Weidenkörbe befestigt waren.
Darin befand sich, gut geschützt, der Proviant für den Schäfer. Wilson verwendete
diese Idee im Merion Golf Club und die Spieler haben nun seitdem das Problem,
dass sie am Weidenkorb (im Gegensatz zu einer Fahne) die Windrichtung nicht
erkennen können. Doch auch für den Club hat dieses weltweite
Alleinstellungsmerkmal nicht nur Vorteile: nachdem die Körbe in der Anfangszeit
begehrtes Objekt von Souvenierjägern waren, müssen die Körbe nun jeden Abend
von den Stöcken entfernt werden.
Seinem Ruf, das
schwerste der vier Major-Turniere zu sein, wollten die Organisatoren der US Open
auch in diesem Jahr gerecht werden. Marcel Siem schrieb bei Facebook, dass der
Argentinier Angel Cabrera, immerhin Zweiter beim Masters im April und US Open-Champion
des Jahres 2007, nach einer gemeinsamen Proberunde meinte, dass er am Sonntag
keinen Spieler unter Par im Clubhaus erwarte. Aber so haben das die US
Open-Organisatoren gern: im letzten Jahr gewann Webb Simpson in San Francisco
mit eins über Par, den Siegesscore von 16 unter, den Rory McIlroy 2011 im
Congressional Country Club unterschrieb, haben die Turnierverantwortlichen noch
nicht verwunden. 2006 und 2007 genügte sogar ein Score von fünf über Par zum
Sieg.
Das Feld läßt
nichts zu wünschen übrig, alle Topstars sind am Start. Neben allen
Major-Champions der letzten Jahre sind auch die Top 60 der Weltrangliste
automatisch für die US Open qualifiziert. Hinzu kommen die Top 10 der US Open
2012 sowie die 30 Teilnehmer an der Tour Championship 2012. Da an einer US Open
immer exakt 156 Spieler teilnehmen, werden die restlichen Plätze in
Qualifikationsturnieren vergeben. Speziell in den USA finden dutzende sogenannter
Local Qualifications statt. Die Sieger dieser Turniere spielen dann mit den
Profis, die sich nicht direkt für die US Open qualifizieren konnten, 13
sogenannte Sectional Qualifications (elf in den USA, je eins in England und
Japan). Insgesamt 74 Spieler haben sich so ihr Ticket gesichert, weitere sechs
durften als „Lucky Looser“ nachrücken, weil automatisch qualifizierte Spieler
ihre Teilnahme absagten. Die kurioseste Absage gab es dabei vom Engländer David
Lynn, der als Weltranglisten-44. auch der dort am höchsten platzierte, im
Merion Golf Club fehlende Spieler ist. Lynn hatte sich durch seinen zweiten
Platz Anfang Mai bei der Wells Fargo Championship zurück in die Top 60 der Welt
gespielt. Für ihn kam dieser Erfolg offenbar überraschend, denn er hatte
bereits vorab für die zweite Juniwoche einen Urlaub gebucht. Und nach zwölf
Turnierteilnahmen in den letzten 13 Wochen entschied er nun, nicht auf den
Urlaub, sondern stattdessen auf seine erste US-Open-Teilnahme zu verzichten.
Merkwürdige Entscheidung, wenn ihr mich fragt. Neben Lynn fehlen die ebenfalls
automatisch qualifizierten Südafrikaner Richard Sterne und Retief Goosen
verletzungsbedingt. Der in seiner Rookie-Saison auf der European Tour so stark
aufspielende Max Kieffer kassierte beim Qualifikationsturnier in England vier
Strafschläge (er hatte statt der erlaubten 14 15 Schläger in seinem Bag) und
war so chancenlos. Zwei Deutsche sind aber in Ardmore vertreten: Martin Kaymer,
als Sieger der PGA Championship 2010 bereits über Kategorie 7 qualifiziert und
Marcel Siem, der als 58. der Weltrangliste über Kategorie 13 am 27. Mai seinen
Platz im Feld buchte.
Bei der Frage
nach den Favoriten fallen einem in erster Linie natürlich die üblichen
Verdächtigen ein. Aber Vorsicht, die US Open 2013 werden ein ganz spezielles
Turnier, der große Jack Nicklaus meinte sogar, der East Course des Merion Golf
Club ist der beste Test im Golfsport. Wie immer kommt es bei der US Open nicht
auf die Länge an, vielmehr sind auch diese Woche präzise Abschläge gefragt, die
Driver werden auf dem Platz nur selten zum Einsatz kommen. Harte Zeiten für
Bubba Watson, Nicolas Colsaerts oder Dustin Johnson. Die drei Longhitter wurden
übrigens in eine Gruppe gesteckt und spielen Donnerstag und Freitag zusammen. Die
absolute Top-Gruppe bilden Tiger, Rory und Masters-Champion Adam Scott. Martin
Kaymer spielt mit den beiden Engländern Luke Donald und Lee Westwood ebenfalls
in einer der sogenannten Featured Groups und darf auf etwas mehr TV-Präsenz als
üblich hoffen. Vorausgesetzt er kann sein Spiel zusammenhalten. Marcel Siem
geht mit dem Schotten Martin Laird und George Coetzee aus Südafrika auf die
Runde. Graeme McDowell liegt im Power Ranking von pgatour.com ganz vorne, der
Nordire hat zwei seiner letzten vier Turniere gewonnen und weiß auch, wie man
bei der US Open zuschlägt (2010). Ich setze mal ganz mutig auf den diesjährigen
Teil-Zeit-Profi Steve Stricker, der bei seinen sechs Starts in dieser Saison
zwei zweite Plätze einfuhr und im FedExCup momentan 19. ist, obwohl er größtenteils
weniger als die Hälfte der Turniere seiner Konkurrenten gespielt hat. Übrigens
sind die US Open auch eine gute Qualifikationsmöglichkeit für das Masters im
kommenden Jahr: die Top Acht erhalten eine Einladung nach Augusta 2014.