Die Open 2013 sind Geschichte – und sie haben Geschichte
geschrieben.
Allein schon das Wetter war historisch. Kein Tropfen Regen.
Hochsommerliche Temperaturen. Die gnadenlose schottische Sonne trocknete den
Platz aus und machte die Grüns knüppelhart. Den Ball an der Fahne zum liegen
bringen? Fast unmöglich. Putten? Ein Alptraum. Selbst dem sonst stets
freundlichen Ernie Els platzte nach der zweiten Runde im Interview der Kragen,
andere Stars forderten, die Organisatoren mögen den Platz etwas wässern. Hat
man dazu noch das mehr als knöcheltiefe Rough vor Augen erinnerte vieles an
eine US Open. Es war aber Links Golf in Schottland. Es waren vier tolle Tage
„The Open“.
Die Amis und Links Golf. Obwohl es nicht unentwegt schüttete
und die Temperaturen eher an Florida als an Schottland erinnerten, wird
Links-Golf für die Amerikaner wohl immer ein kleines Rätsel bleiben. Sie
respektieren die Open, lieben werden sie sie nie. Und dennoch stellen sie den
Sieger: Phil Mickelson. Nur fünf Wochen nach seinem US-Open-Drama gewann er
erstmals in seiner Karriere die Claret Jug. Jetzt fehlen ihm wirklich nur noch
die US Open zum Karriere-Grand-Slam. Wie Lefty den Sieg einfuhr war
beeindruckend. Er war das ganze Wochenende nie im absoluten Spitzenfeld zu
finden, er war aber auch nie weit weg. Er schlich meist zwischen Top 10 und Top
20 umher, aber als es Sonntag drauf ankam, war er hellwach. Vier Birdies auf
den so schweren letzten sechs Löchern, insgesamt eine 66 auf der Schlussrunde,
einen verdienteren Open-Sieger 2013 kann es nicht geben. Und nicht vergessen.
Erst eine Woche zuvor hatte Phil auch die Scottish Open gewonnen. Phil ist
damit der König von Schottland. Auch wenn das Phil’s Intimfeind Tiger Woods
nicht so gerne hören wird. Der Tiger lag von Donnerstag bis Sonntag in der
Spitzengruppe, doch als er Samstag, nach Abschluss der dritten Runde nicht
führte, wusste man eigentlich schon, das es nichts werden würde mit dem
Open-Sieg. Denn bei seinen 14 bisherigen Major-Siegen ging Woods immer (!) als
Führender in die Schlussrunde. Keine Führung am Samstag = kein Major-Sieg am
Sonntag. Diese Serie blieb bestehen, auch weil Tiger auf den Grüns nichts traf.
Und Jack Nicklaus lehnt sich immer entspannter zurück…
Gar nicht relaxt ist vermutlich Lee Westwood. 61 Starts bei
Majors. Siebenmal Zweiter oder Dritter. Siege: Null! Und es blieb so. Lee’s
Major-Trauma setzte sich auch in Muirfield fort. Als Führender war er in den
Sonntag gegangen. Zwei Schläge Vorsprung. Samstag fielen gefühlt alle Putts, Sonntag
ging gar nichts. Westwood verlor sage und schreibe neun (!) Schläge auf
Mickelson am Sonntag. Die Warterei geht weiter. Im Gegensatz zu Westwood hatte
Ian Poulter einen bärenstarken Sonntag, spielte sich mit einer 67 noch auf den
geteilten dritten Rang, er hatte seine Chance aber am Samstag verzockt. Justin
Rose konnte seinen verpassten Cut mit einem Gedanken an die US Open sicher
verschmerzen, für Luke Donald bleibt 2013 mehr oder weniger ein Jahr zum
Vergessen.
Werfen wir einen Blick nach Nordirland und zu Rory McIlroy.
Langsam fällt einem zu ihm nichts mehr ein. Schon Donnerstag, als er eine 79 (+
8) im Klubhaus unterschrieb, war klar, dass die Trendwende, der
Befreiungsschlag in seiner Seuchensaison nicht gelingen wird. Als er Freitag
ähnlich mies begann, hakte er die Open gedanklich ab und zückte an mehreren
Löchern den Driver. Training für die kommenden Wochen, in den McIlroy mehr
spielen möchte. Learning by doing – auch wenn sich das bei einem zweifachen
Major-Champion fast frech anhört. Aber Rory ist momentan ziemlich am Boden –
zwar ist er dank seiner guten Vorjahresresultate noch Dritter in der
Weltrangliste, aber kein Spieler in den Top 25 des OWGR hat im Jahr 2013
weniger Punkte geholt als der Nordire. Und sein Landsmann Graeme „Sieg oder Cut“
McDowell? Immerhin mein Siegtipp. Nun, diesmal lag ich weit daneben. Platz 58.
Er fiel in Muirfield nicht weiter auf.
Die Deutschen leider auch nicht. Nachdem Marcel Siem wegen
eines Schlages den Cut verpasst hatte, bekannte er auf Facebook, das Links-Golf
ihm einfach nicht liege. Naja… Und Martin Kaymer? Der lag bis zur dritten Runde
ordentlich auf einem 19. Rang mit Optionen zu einer Top 10-Platzierung. Am
Sonntag spielte er dann leider seine schwächste Runde und fiel noch auf den 32.
Rang zurück. Dennoch sei der Eindruck erlaubt, dass Kaymer, langsam zwar, auf
dem Weg zurück ist. Zurück nach oben. Und das ist auch bitter nötig, denn wenn
Kaymer die FedExCup-Play-Offs spielen will, muss er punkten. Zur Zeit ist er
als 126. in der FedEx-Rangliste nicht für „The Barclays“, das erste
Play-Off-Turnier qualifiziert. Das schaffen nur die Top 125.i Beim Bridgestone
Invitational kommende Woche und der PGA Championship bleiben ihm noch zwei
Chancen. Und dann muss er bei der Barclays sofort liefern, denn jede Woche wird
der Strich ja dann höher gezogen.
Shiv Kapur steht auch nicht so oft im Fokus. Aber er war der
Mann der ersten Open-Stunden. Fünf Birdes spielte der Inder auf den ersten
sechs Löchern. Kapur dominierte das Leaderboard. Doch so schnell wie er startete,
so schnell ging ihm auch die Luft aus. Schon auf der Back-Nine verspielte er
einige Schläge, lag aber nach einer insgesamt respektablen 68 in der
Spitzengruppe. Freitag folgte eine 77, Samstag legte er eine 83 nach. Am Ende
Absturz auf den geteilten 73. Rang, nach Kapur fragte Sonntag niemand mehr.
Obwohl in Muirfield kein Kanadier am Start werfen wir nun
einen Blick zu den Maple Leafs. Warum? Im Glen Abbey Golf Club in Oakville,
Ontario werden die traditionsreichen Canadien Open ausgetragen. Obwohl das
Turnier zwischen der Open letzte Woche, dem Bridgestone Invitational kommende
Woche und der in der Woche darauf stattfindenden PGA Championship eingeklemmt
ist, hat sich ein recht ansehnliches Feld in der Nähe von Toronto versammelt.
Unter anderem schlagen Dustin Johnson,
Matt Kuchar, Hunter Mahan, Brandt Snedeker, Graeme McDowell, Jim Furyk, Charl
Schwartzel und Luke Donald bei einem der traditionsreichsten Turniere
(1904 erstmals ausgetragen) der PGA Tour ab. Die zuletzt formstarken Graham
Deleat und David Hearn wollen die mittlerweile 59(!)-jährige Durststrecke
kanadischer Golfer bei ihrer eigenen Open beenden. Dank einer
Sponsoreneinladung ist auch Marcel Siem am Start. Mit einem Sieg könnte er sich
wie Jordan Spieth vor 14 Tagen bei der John Deere Classic vom Status eines
Non-Members zu einer bis Ende 2015 gültigen Tourkarte hocharbeiten. Aber lassen
wir die Kirche im Dorf. Eine Top-10 wäre schön, dann könnte er in drei Wochen
automatisch auch bei der Wyndham Championship in North Carolina spielen.
Ein Russe war in Muirfield übrigens (natürlich) auch nicht
zugegen. Die European Tour gastiert allerdings ab heute in Russland, die
erstmals ausgetragenen Russian Open locken aber kaum jemanden hinter dem Ofen
hervor. Die Stars schonen sich oder sind schon wieder auf dem Weg in die
Staaten. Der am höchsten in der Weltrangliste zu findende Spieler, der im
Tseleevo Golf Club nahe Moskau am Start ist, ist der Inder Gaganjeet Bhullar.
Er ist Weltranglisten-141. – noch Fragen? Das Turnier dürfte eines der am schlechtesten
besetzten Turniere des Jahres sein, dennoch ist es wichtig, dass die European
Tour es geschafft hat, diese Lücke im Kalender zu besetzen um Spielern aus der
dritten oder vierten Reihe Spielmöglichkeiten zu schaffen. Moritz Lampert ist
der einzige deutsche Starter in Russland.