Die Mosel im Blick, die Open im Hinterkopf! Zum dritten Mal
in 2013 treffen sich die besten Golfer der Welt zu einem Major Turnier: zum
142. Mal wird bei „The Open Championship“ (nur Banausen und Amerikaner nennen
sie British Open) der „Champion Golfer of the year“ gesucht. Selbstverständlich
gibt’s dazu auch in der Urlaubszeit eine kleine Vorschau auf mein
Lieblingsmajor. Warum es das ist? Nun, der Golfsport kehrt nach Hause, auf die
Insel, zurück. Der Nabel der sonst sehr amerikanisch dominierten Golfwelt
befindet sich für wenige Tage außerhalb der Staaten, alle Stars (außer die, die
die Anmeldefrist verschlafen – dazu später mehr) reisen über den großen Teich
nach Britannien. Zudem wird die Open immer auf einem Links-Kurs ausgetragen,
einem Platz, der so naturnah wie möglich belassen wurde, so wie ihn Wind und
Regen an den schottischen und englischen Küsten geschaffen haben. Es ist eine
Art Zeitreise in die Vergangenheit zu den Ursprüngen dieses schönen Sports.
Mehr zur Geschichte und den Eigenheiten der Open hatte ich im letzten Jahr inmeinem „Open-ABC“ geschrieben, auf das ich gerne nochmals verweisen möchte.
Die Open 2013 findet im Muirfield Golf Links in Gullane in
der Grafschaft East Lothian an der schottischen Ostküste statt. Nicht weit
entfernt liegt Schottlands Hauptstadt Edinburgh und so besitzt „The Honourable
Company of Edinburgh Golfers“ Muirfield Golf Links. Der Club gilt als einer der
ältesten Golfclubs der Welt, erste Aufzeichnungen über Club- und Spielregeln
datieren aus dem Jahr 1744. So alt wie der Club ist, so stur ist er übrigens
auch. Die ehrbare Vereinigung der Golfer Edingburghs ist ein reiner Herrenclub
und weigert sich standhaft, weibliche Mitglieder aufzunehmen. Das führte nun
dazu, dass der erste Mann Schottlands, First Minister Alex Salmond, der in
britischen Medien als „golf-mad“ beschrieben wird, eine Einladung des Clubs zum
Besuch der Open ausgeschlagen hat. Salmond boykottiert das Turnier.
Muirfield gehört zu den klassichen Plätzen der Open. In
diesem Jahr wird das Turnier zum 16. Mal dort ausgetragen. Erstmals fand die
Open 1892 (Sieger: Harold Hilton) in Muirfield statt, zuletzt 2002, als der
Südafrikaner Ernie Els gewann. Els geht, nachdem er 2012 in Royal Lytham &
St Annes ebenfalls gewonnen hatte, in Muirfield als Titelverteidiger an den
Start.
Der Platz in Muirfield ist, wie der vollständige Name schon
sagt, zwar ein Links-Kurs, weist aber ein besonderes Layout auf. Die meisten
Links-Kurse verlaufen parallel zur Küste, neun Löcher hin, neun Löcher zurück,
es gibt also nur einen Richtungswechsel zwischen dem neunten und zehnten Loch.
Muirfield, 1891 von Old Tom Morris designt, verläuft dagegen in zwei
entgegengesetzt zueinander verlaufenden Schleifen entlang eines Hügels. Niemals
verlaufen mehr als drei Löcher in die gleiche Richtung, der Wind wechselt also
ständig. Er spielt damit eine noch größere Rolle als auf einem klassischen
Links-Platz.
Neben 15 Open wurden in Muirfield auch zehnmal „The Amateur
Championship“, einmal (2007) die Senior Open Championship und 1973 der Ryder
Cup ausgetragen. Berühmtheit erlangte der Platz auch in den Jahren 1972 und
2002, als Jack Nicklaus bzw. Tiger Woods, die zuvor jeweils das Masters und die
US Open gewonnen hatten, auf dem Weg zum Grand Slam jeweils in Muirfield bei
der Open scheiterten. Während Nicklaus 1972 als Zweiter Lee Travino knapp unterlag
wurde Tiger dreißig Jahre später in der dritten Runde bei infernalischem Regen
und stürmischen Winden zu einer 81 verweht und landete auf dem 28. Platz.
Wie sich ein Starterfeld bei einem Major zusammensetzt,
hatte ich bei meiner Masters-Vorschau 2013 etwas detaillierter beschrieben.
Ganz so streng wie in Augusta sind die Auswahlkriterien nicht, insgesamt gehen
156 Spieler an den Start, die sich entweder über eine der 29 Kategorien automatisch
für das Turnier qualifizieren konnten oder sich ihr Ticket zur Open bei einem
der internationalen oder lokalen Qualifikationsturniere erspielen konnte. Waren
dann immer noch nicht 156 Spieler gefunden, rückten sogenannte „Alternates“
nach, die über die Weltrangliste vom 7. Juli ermittelt wurden. 2013 dürfen zehn
Glückliche als Alternates nachrücken, vom Weltranglisten-51., dem Schweden
Jonas Blixt bis zum Weltranglisten-76., dem Amerikaner Scott Stallings. Er
verdankt seinen Start seinem Landsmann Phil Mickelson, der am Sonntag die
Scottish Open gewann. Der Sieger der Scottish Open erhält ein Ticket für „The
Open Championship“. Da Mickelson aber bereits über Kategorie 5 (Top-50 der
Weltrangliste) qualifiziert war, durfte Stallings am Sonntag in den Flieger
nach Schottland steigen. Ähnlich übrigens wie Jordan Spieth. Der Amerikaner
gewann Sonntagabend die John Deere Classic auf der PGA-Tour. Auch dem Sieger
dieses Turniers räumen die Organisatoren der Open ein automatisches Startrecht
(Kategorie 16) ein. Das Spieth in Muirfield starten kann, ist der berühmte
Punkt auf dem i der fantastischen Saison des Jordan Spieth. Der 19-jährige
besaß zu Jahresbeginn keine PGA-Tour-Karte, erspielte sich durch einige
herausragende Leistungen bei Turnieren, zu denen er von einem Sponsor
eingeladen wurde, aber eine temporäre Mitgliedschaft (bis Ende 2013) auf der
PGA-Tour und nutzte diese nun zu seinem Sieg bei der John Deere Classic. Spieth
ist damit der erste Teenager seit 1931 (!) der ein PGA-Tour-Turnier gewinnen
konnte. Und selbstverständlich besitzt Spieth durch den Sieg nun auch die
Tour-Karte bis mindestens Ende 2015. Und holte sich das letzte Ticket zur Open
Championship. Neben Blixt, Stallings und Spieth sind auch die beiden Deutschen
Martin Kaymer und Marcel Siem am Start. Siem wurde Sonntag in Schottland
Zehnter und haderte mit seinen Putts, die ein besseres Ergebnis verhinderten. Kann
Siem sein zur Zeit sehr gutes langes Spiel mit besseren Leistungen auf den
Grüns kombinieren, winkt ihm in Muirfield ein starkes Ergebnis. Und auch Kaymer
zeigte zuletzt ja aufsteigende Tendenz, platzierte sich sowohl bei der BMW
International in München wie auch bei der Open de France unter den Top 15.
Einer der stärksten Golfer des Jahre wird in Schottland übrigens fehlen: Steve
Stricker (fünf Top-10-Platzierungen bei acht Starts in diesem Jahr) hat die
Anmeldefrist verpennt. Da der 46-jährige Amerikaner aber in diesem Jahr ja
ohnehin nur ausgewählte Turniere spielt und sich mehr um seine Familie kümmern
möchte, kann er den Fauxpas sicher leichter verschmerzen. Und die Favoriten?
Mein Tipp für die US Open (Stricker, der dort Achter wurde) ist also nicht am
Start, ich wähle daher Graeme McDowell. Und wenn G-Mac den Cut schafft und
Samstag abschlagen darf, dürft ihr mich schon beglückwünschen. Denn der Nordire
brachte das Kunststück fertig, bei seinen letzten acht Turnieren fünf Mal den
Cut zu verpassen… und drei Mal zu gewinnen (RBC Heritage, Volvo Match Play,
Open de France). Mehr „Hop oder Top“ geht nicht. Und die anderen „üblichen Verdächtigen“?
Überzeugen mich alle nicht wirklich. Tiger und die Majors, dazu seine
Armverletzung, die ihn seit der US Open zur Pause gezwungen hat. McIlroy und
sein Dauertief. Scott hat seine biblische Open-Niederlage 2012 schon beim
Masters „korrigiert“. Vielleicht Rose? Aber Back-To-Back-Wins bei Major
Championships sind selten, zuletzt gelang dies Padraig Harrington 2008, als er
die Open und anschließend die PGA Championship gewann. Nein, ich bleibe bei
McDowell (und noch bis Donnerstag an der Mosel).
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