Ganz oben in der Weltrangliste
residiert seit vergangenem Montag mit Adam Scott ein neuer Name. Der schöne
Australier (O-Ton Jason Dufner: „Er sieht so gut aus, ich konnte mich gar nicht
konzentrieren“) ist der 17. Spieler, der seit der Einführung der Weltrangliste
Mitte der 80er Jahre an deren Spitze thront. Und um jeglichen Diskussionen,
Scott sei nur dank Tigers Verletzung die Nr. 1 geworden, jeden Wind aus den
Segeln zu nehmen, gewann die frischgebackene Nr. 1 am Sonntag gleich mal das
Crowne Plaza Invitational auf der PGA Tour. Im Stechen setzte er sich am
dritten Extra-Loch gegen Jason Dufner durch, der (siehe oben) wohl zu
beeindruckt vom Australier war. ;-) Deutsche Spieler waren in Texas nicht am
Start. Sie schlugen stattdessen im legendären Wentworth Club bei DEM
europäischen Turnier schlechthin ab: der BMW PGA Championship. Mit Ausnahme von
Graeme McDowell, der bei seiner schwangeren Frau in Florida weilte, war die
gesamte Elite der European Tour am Start. Zunächst drückte der Däne Thomas
Björn, der ja im Race to Dubai schon vor Wentworth führte, dem Turnier seinen
Stempel auf. Björn spielte am Donnerstag eine 62er-Runde und ging Sonntag mit
fünf Schlägen Vorsprung auf Luke Donald in die Schlussrunde. Doch der Däne erwischte
keinen guten Tag und nur eine 75. Die Gunst der Stunde nutzte Rory McIlroy, der
auf der Back Nine sechs Birdies spielte und seinen ersten Turniersieg auf der
Tour seit November 2012 feierte. McIlroy krönte damit sein bisher so starkes
Jahr 2014 (10 Starts, 8 Top-Ten) ausgerechnet in der Woche, in der er die
Trennung von seiner Verlobten Caroline Wozniacki bekanntgegeben hatte. Bester
Deutscher wurde Marcel Siem, der als geteilter Siebter sein bestes Ergebnis
seit April 2013 erzielte. Auch Martin Kaymer (T12) spielte ein solides Turnier,
Max Kieffer verpasste den Cut. Doch Kiefers große Stunde sollte dann am Montag
schlagen, denn beim europäischen Qualifikationsturnier für die U.S. Open, die
Mitte Juni in Pinehurst ausgetragen werden, konnte er sich einen Startplatz
ergattern. Es ist das erste Mal, dass Kieffer an einem Major-Turnier teilnehmen
darf. Herzlichen Glückwunsch! Und weil auch Marcel Siem beim gleichen
Quali-Turnier ein Ticket buchte, sind (hinzu kommt der automatisch
qualifizierte Martin Kaymer) gleich drei Deutsche bei den U.S. Open dabei. Das
ist ein toller Erfolg für den deutschen Golfsport. Kieffer’s Qualifikation ist
umso höher einzuschätzen, da sich wesentlich größere Namen kein Startrecht für
Pinehurst erarbeiten konnten. Dazu zählen u. a. der dreifache Major-Champion
Padraig Harrington oder auch Italiens Jungstar Matteo Manassero, der vor
Jahresfrist noch in Wentworth gewonnen hatte.
Nun muss ich noch einige Worte zu
zwei großen, alten Europäern verlieren. Miguel Angel Jimenez habe ich ja
angesichts seiner bockstarken Saison schon häufiger hier lobend erwähnt. Nun
krönte er sein Jahr vor Wochenfrist in Girona, als er im 27. Anlauf endlich die
Open de Espana gewinnen konnte. Jimenez ist der erste Spieler, der als über
50-Jähriger ein European Tour-Turnier gewinnen konnte. Er knackte übrigens
seinen eigenen Rekord als ältester European Tour-Sieger, den er erst im letzten
Dezember (49 Jahre und 11 Monate) in Hong Kong aufgestellt hatte. Eine andere
europäische Golflegende ist Colin Montgomerie, der gefühlte sechzig Mal die
europäische Order of Merit (den Vorgänger des heutigen Race to Dubai) sowie
unzählige andere Turniere gewonnen hatte. Aber nie, wirklich niemals gewann er
ein Major-Turnier. Mit Ausnahme des Masters wurde er bei allen Majors
mindestens einmal, insgesamt fünfmal Zweiter. „Monty“ zählt zu den besten
Spielern aller Zeiten ohne Major-Sieg. Doch so ganz stimmt das seit Sonntag
nicht mehr. Denn in Benton Harbor, Michigan gewann er die Senior PGA
Championship. Es ist zwar „nur“ ein Senioren-Major, aber das wird „Monty“
herzlich egal sein. Glückwunsch!
Neben unserer Platzreife sowie der
U.S. Open Qualifikation von Kieffer und Siem hatte das deutsche Golf am
vergangenen Wochenende noch mehr Grund zur Freude. Auf der Challenge Tour
gewann Moritz Lampert die Kärnten Golf Open. In der Challenge Tour Rangliste
arbeitete er sich durch den Erfolg auf Rang Sechs nach vorne und hat nun gute
Möglichkeiten, sich für die kommende European Tour-Saison eine Karte zu
sichern.
Am kommenden Wochenende steht das
Memorial Tournament in Columbus auf dem Programm. Das Turnier im Heimatclub von
Jack Nicklaus gehört zum Feinsten, was die PGA Tour zu bieten hat. In schöner
Regelmäßigkeit versammelt sich nahezu die gesamte Weltelite in Ohio, soweit sie
Mitglied der PGA Tour ist. Mit Adam Scott, Titelverteidiger Matt Kuchar, Bubba
Watson, Rory McIlroy, Jason Day, Justin Rose und Jordan Spieth sind sieben der
Top Ten der Welt am Start. Und wären Tiger Woods und Sergio Garcia (musste in
Wentworth aufgeben) nicht verletzt sowie Henrik Stenson bei seinem
Heimatturnier in Schweden am Start, wäre mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit die komplette Top 10 in Columbus zugegen. „Trösten“ können
sich die Fans in Ohio mit Phil Mickelson, Jim Furyk, Dustin Johnson, Jason
Dufner, Luke Donald und zahllosen weiteren Superstars, die hier alle
aufzuzählen, den Rahmen sprengen würde. Deutsche Spieler sind nicht am Start,
Martin Kaymer gönnt sich nach sieben Turnieren in den letzten acht Wochen vor
der U.S. Open nun zwei Wochen Pause.
Die European Tour gastiert dieses
Wochenende in Skandinavien. Und das Nordea Masters, welches 2014 und 2015 nicht
im wunderschönen Bro Hoff Slott Golf Club sondern im PGA Sweden National in
Malmö ausgetragen wird, hat mit Henrik Stenson sogar den Weltranglistenzweiten
zu Gast. Mit Race-to-Dubai-Leader Thomas Björn, Victor Dubuisson, Miguel Angel
Jimenez, Jonas Blixt, Stephen Gallacher und Francesco Molinari sind sechs
weitere Top-50-Spieler am Start. Der Sieger erhält 36 Weltranglistenpunkte, das
ist für die European Tour ein überdurchschnittlicher Wert. Auf die Punkte hofft
mit Max Kieffer auch ein deutscher Profi, Marcel Siem hat seinen Start nach
seiner Qualifikation für die U.S. Open umgehend abgesagt.