10.12.2010

Mitgliederversammlung 2010

Auch ein infernalisches Schneegestöber konnte meine Anwesenheit bei der diesjährigen Mitgliederversammlung unseres FC Rot-Weiß im Atrium der Stadtwerke nicht verhindern. Von den aktuell 2162 Mitgliedern waren ca. 170 anwesend.

Nach der Wahl von Wilfried „Winfried“ (O-Ton Rombach) Mohren zum Versammlungsleiter erläuterte Präsident Rolf Rombach den Jahresabschlussbericht zur Saison 2009/2010. Dabei musste er erstmals in seiner Amtszeit einen Verlust einräumen. Der Fehlbetrag beläuft sich auf 329.000 Euro und resultiert hauptsächlich aus den gesunkenen Zuschauerzahlen (statt der kalkulierten 7000 kamen nur 5500 im Schnitt zu den Heimspielen). Allein dadurch fehlen im Vergleich zur Vorsaison 294.000 Euro. Zwei Anmerkungen dazu: zum einen ist die Ablösesumme für Carsten Kammlott nicht berücksichtigt, da Chipper erst in der Saison 2010/11 an RB Leipzig verkauft wurde und zum zweiten konnte, trotz des Verlusts, der Schuldenberg auf Grund von Vereinbarungen und Verzichten auf 1,376 Millionen reduziert werden. Auch wenn ein Mitglied das anders sah, ist dies ein großer Erfolg der Führungsreihe um Rolf Rombach und Detlef Goss.

Nach den Zahlen äußerte sich der Präsident zum sich im vergangenen Jahr recht wild drehenden Personalkarussel. Allerdings trug er nur wenig vor, was aus der Presse oder den Foren nicht ohnehin schon bekannt war. Rombach verteidigte nochmals die Nicht-Verlängerung der Verträge von Stefan Beutel („sportlicher Stillstand“), Heiko Nowak („sportliche Erfolglosigkeit“) und Torwart-Trainer Thomas Köhler (finanzielle Gründe, 40 000 Euro Ersparnis). Albert Krebs habe vom Verein ein neues, reduziertes aber angemessenes Angebot erhalten. Krebs habe RWE weder zu- noch abgesagt, der Verein erfuhr aus der Zeitung, dass Krebs in Eisenach unterschrieben habe.

Auf Grund seiner reservierten, aber gnadenlos ehrlichen Art habe es Rainer Hörgl von Anfang in Erfurt schwer gehabt, die sportliche Krise und das kurzfristige Abrutschen in die Abstiegszone während der Rückrunde habe einen Wechsel auf der Trainerposition unumgänglich gemacht. Stefan Emmerling war einer von sechs Kandidaten und der erste mit dem ein Gespräch geführt wurde. Nach diesem habe die Latte für die anderen sehr hoch gelegen.

Im Bezug auf Carsten Kammlott verwies Rolf Rombach bei der Ablösesumme auf das Stillhalteabkommen mit RBL und betonte, dass Kammlott über seinen Berater an den Verein herangetreten sei und um einen Wechsel zu „den Österreichern“ gebeten hatte. Rombach machte deutlich, dass es sich nicht um einen Notverkauf gehandelt habe, der Verein konnte aber sehr gute Konditionen aushandeln und wird zukünftig, im Falle der zu erwartenden Aufstiege von RBL, weitere Gelder erhalten.

Rombach nagelte auch gegen den MDR und die Wettbetrugsgeschichte. Das Magazin „Fakt“ habe auf Grund der Aussage eines „Kapuzenmannes“ dem RWE erhelblichen Schaden zugefügt. Nach Abschluss der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wird RWE vom MDR einen Widerruf verlangen.

Relativ wenig gab es zum Thema Stadionneubau. Rombach unterstrich, dass die Stadt zu ihrer 8-Millionen-Zusage stehe, dass es beim Land aber darum gehe, „weitere Überzeugungsarbeit“ zu leisten. Näheres wollte Rombach nicht sagen, da es mit dem Land ein Stillschweigeabkommen gebe. Er erwarte aber, dass spätestens in drei Jahren mit einem (Teil-)Umbau begonnen wird. Ohne das Stadion sei man im Profifussball nicht länger wettbewerbsfähig. Solange muss es das Hauptziel des Vereins sein, sich in der 3. Liga weiter als stabile Säule des Ost-Fußballs zu etablieren. Er mahnte in diesem Zusammenhang Ruhe und Besonnenheit im Umfeld an. Wegen der geringen Wirtschaftskraft in der Region und der Stadionproblematik bestehe ein elementarer Nachteil bei den Werbeeinnahmen. Während ein durchschnittlicher Drittligist etwa 2,7 Millionen Euro Werbeeinnahmen pro Saison erzielt liegt diese Summe bei RWE ca. 1,2 Millionen Euro niedriger.

Positiv erwähnte Rombach die Eröffnung des Fanshops in der Innenstadt, den Umbau der Geschäftsstelle, die neu gewachsene Verbundenheit zwischen Mannschaft, Trainer und Fans sowie die aktuelle sportliche Entwicklung. Perspektivisch setzt der Verein noch stärker auf den Nachwuchs, U19-Trainer Christian Preußer erläuterte in einem Vortrag die Grundlagen dieses Konzepts.

Aufsichtsrat: Zunächst lobte AR-Vorsitzender Dr. Volker Hagenauer die Arbeit des Präsidiums, verglich das Verhältnis zwischen Präsidium und Ex-AR-Vorsitzenden Wolfgang Nürnberger mit einem zerschnittenen Tischtuch, kündigte einige Konzepte zu den Themen Sponsorengewinnung sowie Erhöhung des Zuschauerschnitts an und startete eine Unterschriftenaktion wegen der Stadionproblematik.

Etwas durcheinander ging es bei der Frage, ob der Aufsichtsrat nach den Rückzügen von Worschech, Waldhoff, Kolbe und Nürnberger zu jeder Zeit satzungsgemäß beschlussfähig war. Sowohl Dr. Hagenauer wie auch Ehrenratsvorsitzender Dr. Lother Kaiser bestätigten dies. Der Mitglieds-Satzungs-Guru, dessen Name mir leider wieder entfallen ist, bohrte aber so hartnäckig (und nach meinem Gefühl auch zurecht) nach, dass Vereinsjurist Thomas Patschke vorschlug, die Tagesordnung mit 2/3-Mehrheit zu ändern und die kooptierten, neuen AR-Mitglieder Bernd Eckert (Geschäftsführer BWAW) und Thomas Wick (Geschäftsführer STB Stahlbau aus Mühlhausen) durch die MV bestätigen zu lassen. Dies gelang erfolgleich und so war auch Wilfried Mohren erleichtert, der die Veranstaltung launig und professionell moderierte, bei den Abstimmungen aber etwas ins Schwimmen geriet (Beschluss der Tagesordnung, Fragen nach Gegenstimmen und Enthaltungen). Der Vorstand wirkte bei der Aufsichtsratsgeschichte reichlich unsicher und gab hier ein wenig souveränes Bild ab.

Dies soll das positive Gesamtbild aber nicht schmälern. Trotz des Verlustes befindet sich der Verein aus meiner Sicht auf dem richtigen Weg, allerdings muss aufmerksam begleitet werden, ob und wie die angekündigten Konzepte umgesetzt werden und ob diese bei der Bewältigung der Aufgaben (Zuschauerschnitt, Stadion, Sponsoren) hilfreich sind.

Nachdem Ehrenratsvorsitzender Dr. Kaiser auch den Terminstreit mit dem Vorschlag, die nächste MV an einem Freitag abend durchzuführen, geschlichtet hatte, wurde die Veranstaltung gegen 22:00 Uhr geschlossen und alle konnten sich durch den Schnee wieder nach Hause zurück kämpfen.

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