22.07.2011

Dritte Liga 2011/12 - Unsere Gegner

Okay, zugegeben, im letzten Jahr ham wir uns in der Aufstiegsfrage
eigentlich nur selbst im Wege gestanden. Die direkte Konkurrenz
geschlagen, drei Spieltage vor Schluss war der Relegationsplatz erklommen
und wir hatten alles in der eigenen Hand. Doch dann kam Regensburg. Und
dann Ahlen. Aber vor allem wir selber waren es, die es in den beiden
entscheidenden Spielen nur eine Halbzeit lang schafften, überhaupt
Normalform zu erreichen. Kein Gegner war also am letztendlich
enttäuschenden fünften Platz Schuld, nur wir selber. Dennoch lohnt
natürlich vor der heute abend mit dem Spiel Heidenheim vs. Offenbach
beginnenden Saison ein Blick auf die Konkurrenz. Auch wenn dies in der 3.
Liga immer sehr schwer fällt, weil zahlreiche Mannschaften ihre Kader
radikal umgebaut haben. Sei es aus wirtschaftlichen Zwängen oder weil das
Spielermaterial in der Vorsaison die Erwartungen nicht erfüllte. Mein
kleiner Blick auf die Konkurrenz ist also teilweise eine Lotterie, denn
wer kann jetzt schon seriös einschätzen, wie sich vollkommen neu
zusammengewürfelte Truppen im Laufe der Saison schlagen werden. Wurde die
richtige Mischung gefunden, aus jugendlichem Tatendrang und der Erfahrung
und Weisheit des Alters, aus Profis, die die 3. Liga wie ihre Westentasche
kennen und Spielern, für die, egal ob von oben, unter oder aus dem
Ausland, die dritthöchste Spielklasse völliges Neuland darstellt. Also,
wagen wir einen Blick in die Zukunft.

Auch wenn sich alle einig sind, dass einen Doppeldurchmarsch wie im
Vorjahr (Braunschweig/Rostock) nicht geben wird, fällt ein Name immer
wieder, wenn es um den Aufstiegsfavoriten geht: der SV Wehen Wiesbaden.
Die Wasserfiltertruppe hat einige namhafte Neuzugänge (z.B. Christ aus
Düsseldorf, Smeekes und Nagy von den Kernbergen, Mann aus Saarbrücken,
Herzig und Burkhardt aus Aachen, Wohlfahrt von Bayern II) unter Vertrag
genommen. Aber Vorsicht, das erinnert schwer an den SV Sandhausen im
letzten Jahr, die, mit der namhaftesten Drittligatruppe lange gegen den
Abstieg kämpften. Apropos Sandhausen: die haben sich unter dem neuen alten
Trainer Gerd Dais in der Rückrunde stabilisiert und auf dem Papier liest
sich der Kader der Badener immer noch vom feinsten. Deshalb erwarte ich
den SVS zumindest im Dunstkreis der Aufstiegsränge. Sollten wir am Ende
nicht zu den zwei bzw. drei Glücklichen gehören, wäre es doch eine feine
Sache, wenn zwei der unattraktivsten Adressen die 3. Liga nach oben hin
verlassen würden. Aber, wie schon gesagt, einen Durchmarsch erwarte ich
nicht. Mit Osnabrück und Bielefeld kommen zwei Teams aus der 2. Bundesliga
dazu, die man fast schon reflexartig in den allerhöchsten Tabellenregionen
vermutet. Doch beide haben ihre Kader mächtig überarbeitet, ob sich
jeweiligen Spieler aber sofort als Einheit präsentieren? Die beiden Teams
geben sich vorsichtig bis zurückhaltend, aber mal ehrlich: Osnabrück ist
DIE Fahrstuhlmannschaft zwischen Zweit- und Drittklassigkeit und allein
der Name Arminia Bielefeld zieht trotz 30 Millionen Euro Schulden immer
noch genug Spieler an, die hier eine schnelle Möglichkeit sehen, die 2.
Bundesliga zu erreichen. Wehen, Sandhausen, Osnabrück, Bielefeld - und
sonst? Wir? Nun, abwarten, über die Ungewissheiten unseres Kaders habe ich
Anfang der Woche philosophiert, bleibe aber dabei: wenn die Rädchen
ineinander greifen, können wir das obere Drittel ins Visier nehmen.
Offenbach? Die Hessen haben nach der katastrophalen Rückrunde radikal
ausgemistet, sowohl auf dem Platz (u. a. ging Toptorjäger Occean nach
Fürth) wie auch in der Führungsetage (Manager Möller nahm seinen Hut).
Dennoch, der neue Trainer Arie van Lent sowie der Stadionneubau sorgen für
eine gewisse Aufbruchstimmung am Bieberer Berg. Immerhin hat der OFC als
einziger (!) Drittligist für einen Spieler (Stürmer Pascal Testrot kostete
50.000 Euro) eine Ablösesumme bezahlt.

Im Mittelfeld sehe ich Heidenheim, die Top-Torjäger Patrick Mayer an
Augsburg abgeben mussten, aber noch immer eine Mannschaft haben, die
gehobenes Drittliga-Niveau verspricht. Zudem ist an der Brenz eine
erstaunliche Euphorie entstanden, der FCH hat sage und schreibe 3500
Dauerkarten verkauft. Zahlen, von denen wir nur träumen können.
Saarbrücken, dass eine überragende Rückrunde gespielt hat, musste einige
schmerzhafte Abgänge verkraften. Wiesbaden und Zweitligist Karlsruhe
bedienten sich. Die Saarländer dürften aber nach dem Absturz bis in die
Oberliga Südwest mit der aktuellen Entwicklung sehr zufrieden sein. Auch
unsere fehlfarbenen Freunde sortiere ich mal hier ein. Nach Jahren des
Größenwahns und Niedergangs wird an den Ufern der Saale eine Rückkehr nach
der anderen gefeiert. Rückkehrer-Präsident Zipfel und Rückkehrer-Trainer
Weber stehen für seriöses Wirtschaften und nachhaltigen Aufbau der
Mannschaft, Rückkehrer-Spielmacher Jan Simak, Rückkehrer-Torwart Tino
Berbig und Rückkehrer-Defensivkraft Alexander Maul sollen die zahlreichen,
aus diversen Reservemannschaften ebenfalls neu verpflichteten
Nachwuchsspieler führen. Eine interessante Mischung, die
unerfreulicherweise Gutes verspricht. Auch die beiden Aufsteiger Chemnitz
(die es sich leisten konnten, Toptorjäger Förster und Flankengott Ronny
Garbuschewski zu halten) und Münster sowie der VfR Aalen (einige
interessante Neuzugänge, u. a. Marco Calamita) scheinen mehr als nur den
Klassenerhalt erreichen zu können. Der dritte Zweitligaabsteiger, die
finanziell ziemlich klammen Oberhausener, erwarte ich mit runderneuertem
Kader, der hauptsächlich aus Spielern aus unterklassigen Ligen
zusammengestellt wurde, maximal im grauen Mittelmaß der Tabelle. Mit
Tendenz nach unten.

Und dann sind wir schon im Keller der Liga. Oder um es, in Abwandlung
eines Herbert-Grönemeyer-Songs anders zu sagen, tief im Süden. Und das ist
absichtlich doppeldeutig gemeint. Denn mit Regensburg, Burghausen und
Unterhaching ist das komplette bayerische Drittligatrio akut gefährdet.
Burghausen sprang zum zweiten Mal in drei Jahren nur dank eines
Lizenzentzuges eines Konkurrenten aus dem Regionalliga-Fahrstuhl, hat
seinen Kader mit einigen erfahrenen Spielern aufgerüstet und scheint noch
den stärksten Eindruck des bayerischen Trios zu machen. Regensburg und
Unterhaching haben zahlreiche Leistungsträger verloren und hoffen mit sehr
schlanken Kadern auf das sportliche (und finanzielle) Überleben. Gleiches
gilt weiter nördlich für den SV Babelsberg, der, ebenfalls auf Grund
finanzieller Zwänge zahlreiche Leistungsträger verloren hat. Unter anderem
mussten die Filmstädter Oumari und Jovanovic an uns abgeben. Auf Grund der
Schwäche dieser drei Teams können der dritte Aufsteiger Darmstadt und die
erneut stark verjüngte, aber sicherlich talentierte Bremer Reserve auf den
Klassenerhalt hoffen. Gleiches gilt für die Zwote des VfB Stuttgart, die
mit Schipplock ihren Toptorjäger (nach Hoffenheim) verloren hat, aber
eigentlich traditionell eine sorgenfreie Saison im Mittelmaß der Tabelle
spielt.

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