04.04.2012

Das Masters - Golf im Garten

Am Osterwochenende findet das Masters statt - vier Feiertage für alle Liebhaber des Golfsports. Das Masters wird heute als das berühmteste Golf-Turnier des Planeten bezeichnet. Erstaunlich, denn es ist das jüngste der vier großen Major-Turniere. Zum ersten Mal wurde es 1934 ausgetragen. Die Open Championship sind schlappe 74 Jahre älter, sie fand erstmals 1860 statt.

Doch das ist nicht der einzige interessante Fakt zu diesem Turnier, dass alljährlich im Augusta National Golf Club im US-Bundesstaat Georgia ausgetragen wird. Auch das ist übrigens ein Alleinstellungsmerkmal. Denn während die anderen Major-Turniere von Jahr zu Jahr auf einem anderen Platz ausgetragen werden, findet das Masters immer in Augusta statt. Sicherlich macht auch dieser so traumhaft schöne Platz mit seinen majestätischen Bäumen und Blumenteppichen einen Teil des Mythos Masters aus. Wie sagte Martin Kaymer dieser Tage in einem Interview mit dem kicker: „Ich fühle mich hier wie in einem schönen Garten, in dem ich eine Runde Golf spielen darf.“

Der Platz gilt als der bestgepflegteste Golfplatz der Welt. Er ist nur wenige Monate im Jahr zum Spielen geöffnet (natürlich nur für die Mitglieder), der Rest des Jahres dient der Vorbereitung des Masters-Turniers im April. Der Perfektionismus des Clubs treibt dabei einige außergewöhnliche Blüten: Für das perfekte Bild im TV wird das Wasser blau und das Gras grün gefärbt. Der beige Sand in den Bunkern wird durch extra aus North Carolina herangeschafften, schneeweißen Quarzsand ersetzt. Mit UV-Lampen werden schattige Teile des Platzes bestrahlt, Magnolien und Rhododendron werden mittels Beheizung zeitgenau zur Masters-Woche zum Blühen „gezwungen“, die Grüns haben Rasenheizungen.

Veranstaltet wird das Turnier vom 1932 gegründeten Augusta National Golf Club (ANGC). Doch der Name täuscht, der Club ist keinesfalls ein Club für die ganze Nation. Zu jedem Zeitpunkt soll der Club etwa 300 Mitglieder haben, die einem elitären Zirkel aus Wirtschaft und Politik angehören. Wer genau zu diesem priviligierten Kreis gehört, darüber schweigt sich der ANGC aus. Alleine Geld reicht übrigens nicht aus, um Mitglied zu werden. Während man bei anderen Golf Clubs auf dessen Homepage den Antrag als pdf herunterladen kann, gibt es solchen neumodischen Schnickschnack in Augusta nicht. Es gibt auch keinen anderen offiziellen Aufnahme- oder Bewerbungsprozess, dem man sich stellen könnte. Vielmehr wählt der Club selbst aus, wem er eine Einladung zur Mitgliedschaft übermittelt. Laut Wikipedia wird eine solche Einladung nicht durch einen Telefonanruf oder Brief übermittelt, sondern durch das kommentarlose Zusenden der Rechnung über den Mitgliedsbeitrag. Zahle der Empfänger, so sei er lebenslänglich aufgenommen.

Im exclusiven Kreis der 300 Mitglieder war übrigens noch nie Platz für eine Frau. Zwar gibt es offiziell keine Regelung, die die Aufnahme von Frauen verbietet, es ist aber auch noch nie eine eingeladen worden. Deshalb haben einige Frauenrechtlerinnen den ANGC auf dem Radar. Eine ganz besonders Engagierte unter jenen startete Anfang des Jahrtausends eine Kampagne, bei der sie zur Widerwahl stehende Politiker um eine öffentliche Stellungnahme zu dieser Praxis bat. Da die gute Frau auch Protestkundgebungen am Masters-Wochenende organisieren wollte, erwirkte der ANGC kurzfristig bei der Stadtverwaltung Augusta mühelos eine drei Kilomter breite Demonstrationsbannmeile. Das zeigt die Stellung des Clubs in der Stadt, der Protest verpuffte. Der öffentliche Druck (auch die Werbepartner des ANGC waren Zielscheibe der tobenden Weiblichkeit) führte aber tatsächlich zum Rückzug zahlreicher Sponsoren des Masters, was widerrum zur Folge hatte, dass die TV-Übertragungen 2003 und 2004 ohne Werbeunterbrechungen liefen. An der Einladungspraxis hat sich bis heute allerdings nichts geändert.

Der Sieger des Masters erhält neben einem dicken Preisgeld das berühmte Grüne Sakko (Green Jacket). Zur Siegerehrung erhält der Gewinner das Sakko eines Mitgliedes des ANGC, anschließend wird er vermessen und erhält ein maßgeschneidertes. Das darf er dann ein Jahr behalten, anschließend wird es im Clubhaus verwahrt und steht dem Eigentümer bei seinen Besuchen im Club jederzeit zur Verfügung. Auch mehrfache Sieger bekommen also keine Platzprobleme im Kleiderschrank. Außerdem erhält der Sieger ein lebenslanges Spielrecht beim Masters-Turnier. So dürfte theoretisch auch Doug Ford, der Sieger des Jahres 1957, am Donnerstag antreten. Ford, der zur Zeit älteste noch lebende Masters-Gewinner, wird im August 90 Jahre alt und wird von seinem Recht wohl keinen Gebrauch machen. Im Gegensatz dazu wird Bernhard Langer, dessen Triumph 1985 der erste Sieg eines Deutschen in Augusta (und bei einem Major-Turnier überhaupt) war und den er 1993 wiederholte, auch 2012 spielen. Langer, der Mitte 50 ist, schaffte zuletzt 2005 den Cut, 2011 hatte erstmals seit 1983, verletzungsbedingt, gar nicht am Masters teilgenommen. Neben Langer tritt mit Martin Kaymer ein zweiter Deutscher an. Sein Ziel dürfte es sein, den Cut zu schaffen. Das ist ihm bei seinen vier bisherigen Auftritten in Augusta nicht geglückt. Während Kaymer bei den drei anderen Majors schon jeweils mindestens eine Top Ten-Platzierung erreicht hat, ist er mit dem Platz in Augusta noch nicht warm geworden. Das könnte auch daran liegen, dass der Platz genauso schwer wie schön ist. Zuletzt schaffte Zach Johnson (USA), als dritter Spieler der Masters-Geschichte, 2007 das Kunststück, das Turnier zu gewinnen, obwohl er nach vier Runden einen Schlag über Par lag.

Nun noch ein wenig Zahlensalat. Rekordsieger des Masters ist Jack Nicklaus, der zwischen 1963 und 1986 sechs grüne Sakkos gewann. Bei seinem Sieg 1986 war er mit 46 Jahren und 82 Tagen auch der älteste Masters-Sieger aller Zeiten. Der jüngste Champion war mit 21 Jahren und 104 Tagen 1997 Tiger Woods. Überhaupt legte Tiger 1997 einen geschichtsträchtigen Auftritt hin. Neben seinem Altersrekord gewann er nämlich auch mit dem besten Ergebnis der Turniergeschichte (- 18) und hatte den größten Vorsprung auf den Zweitplatzierten (12 Schläge). Der jüngste Teilnehmer aller Zeiten ist der Italiener Matteo Manassero, der 2010 im zarten Alter von 16 Jahren und 356 Tagen nicht nur teilnahm sondern auch den Cut schaffte. Der Südafrikaner Gary Player ist mit 52 Teilnahmen der Rekordhalter in dieser Kategorie. Player war 1961 auch der erste Nicht-Amerikaner der das Turnier gewann. Er beendete damit eine Serie von 24 Siegen für die US-Boys. Bis zum ersten Triumph eines Europäers dauerte es nochmal fast 20 Jahre länger, erst 1980, bei der 44. Ausgabe des Turniers holte Spaniens Golf-Legende, der im letzten Jahr leider viel zu früh verstorbene Seve Ballesteros, den Titel erstmals auf den alten Kontinent. Der letzte europäische Sieg liegt mittlerweile auch schon wieder 13 Jahre zurück: 1999 gewann der Spanier José María Olazábal. Insgesamt 16 Spieler haben das Turnier mehr als einmal gewonnen, darunter sind nur Fünf-Nichtamerikaner.

Werfen wir zum Schluss noch einen Blick auf die Insel: die Engländer, eine DER Golf-Nationen unseres Planeten, haben nicht nur bei Fußball-Turniere eine bemerkenswerte Dauer-Krise. Seit 16 Jahren, also seit 1996, als Nick Faldo in Augusta das Masters gewann, haben die Golfer aus dem Drei-Löwen-Staat kein einziges Major-Turnier mehr gewonnen. Sie haben unbegreifliche 63mal in Serie erfolglos versucht, einen Masters-Titel nach England zu holen. Umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass die Engländer mit Lee Westwood, Ian Poulter, Luke Donald, Justin Rose oder Paul Casey (um nur die allerwichtigsten zu nennen) aktuell über eine europaweit einzigartige Dichte an absoluten Weltklasse-Golfern verfügen. Einen Major-Titel konnte aber bisher keiner dieser Spieler in seiner Karriere gewinnen. Die Engländer also in der Major-Krise. Und ob sich das ausgerechnet in Augusta ändern wird, ist fraglich. Schließlich ist Nick Faldo der einzige Engländer, der bisher das Masters gewinnen konnte.

Mit Material vom Kicker, Wikipedia, dem tollen Blog von Adrian Grosser, der FAZ und der Welt

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen