Nach meinem frühkindlichen Trauma
während der Eröffnungsfeier der Winterspiele 1988 in Calgary, habe ich seit
1992 mit der für mich gewohnten und für Außenstehende schwer nachvollziehbaren
Intensität sämtliche Olympische Spiele verfolgt. Doch ausgerechnet jetzt, wo
ich in London 2012 mein olympischen Dutzend vollmache, schwächel ich etwas.
Wenn am Sonntag das olympische Feuer in der britischen Hauptstadt erlischt,
werde ich wohl, was olympische TV-Stunden angeht, einen neuen Minusrekord
aufstellen. Oder anders gesagt: ich bin auch nicht besser als die deutschen
Schwimmer oder Schützen.
Und meine angestrebte mediale
Aufholjagd wird am kommenden Wochenende zusätzlich erschwert: denn bei der PGA
Championship trifft sich in South Carolina die gesamte Golf-Weltelite zum
vierten und letzten Major-Turnier des Jahres. Grandios!
Ermittelt wird der PGA-Champion
2012 auf dem Ocean Course des Kiawah Island Golf Resort. Das Resort wurde 1974
eröffnet, der Ocean Course im Jahre 1991. Der von Pete Dye designete Kurs wurde
extra für den Ryder Cup 1991 angelegt und ist heute einer der schönsten
Golfplätze der Welt. Vor kurzem lief eine Reportage über Golfplätze in South
Carolina und ich war von der Schönheit der Plätze dort im allgemeinen und von
Kiawah Island im speziellen schwer beeindruckt. Der Platz ist kein typisch amerikanischer
Parkland-Course, sondern erinnert eher an einen europäischen Links-Kurs. Er
liegt direkt an der Atlantik-Küste, der Wind kann ungehindert über die
Spielbahnen fegen und die Bälle aus den Fairways hinaus ins Rough oder das
Sumpfgras wehen. Der Platz, auf dem die PGA Championship zum allerersten Mal
ausgetragen wird, dürfte also für spektakuläre und traumhaft schöne Bilder
sorgen. Gleichzeitig eröffnet er mit seinem Links-Charakter für die europäischen
Spieler gute Möglichkeiten.
Und gerade die Europäer hätten es
bitter nötig. Nicht nur das die US-Amerikaner 77 der 92 seit 1916 ausgetragenen
Turniere gewannen, von den 15 nicht-amerikanischen Siegern kamen nur vier aus
Europa. Bemerkenswert: die ersten beiden PGA-Titel sicherte sich der Engländer
Jim Barnes 1916 und 1919 (1917 und 1918 fand das Turnier wegen des 1.
Weltkriegs nicht statt), erst 1920 begannen die Amerikaner ihre unglaubliche
Erfolgsgeschichte. Nach Barnes dauerte es dann schlappe 89 (!) Jahre bis mit
dem Iren Padraig Harrington 2008 der nächste Europäer die PGA Championship
gewann. Und 2010 folgte mit Martin Kaymer der erste deutsche (und
kontinentaleuropäische) Turniersieger. Und der Sieg 2010 kann trotz Kaymers
Formkrise durchaus als gutes Omen betrachtet werden: 2010 in Whistling Straits
gab es ebenfalls viel Sand, viel Wasser, viel Wind… sprich einen Links-Kurs,
der übrigens ebenfalls von Pete Dye entworfen wurde. Und seinen Caddie von
damals hat Kaymer vor kurzem ja auch wieder unter Vertrag genommen.
Rekordsieger des Turniers sind –
natürlich – zwei US-Amerikaner, die Golf-Legenden Walter Hagen und Jack
Nicklaus, die zwischen 1921 und 1927 bzw. 1963 und 1980 jeweils fünf Siege
einfahren konnten. Sollte Tiger Woods in South Carolina siegen, würde er mit
dann ebenfalls fünf PGA-Titeln zu den beiden aufschließen.
Wie eingangs schon beschrieben,
ist die gesamte Weltelite des Golfsports in Kiawah Island am Start, darunter
mit Martin Kaymer und Marcel Siem zwei Deutsche. Und auch Webb Simpson, der US
Open-Champion und derzeitige Weltranglisten-Fünfte mischt nach seiner
„Babypause“ bei der Open Championship wieder mit. Freuen wir uns also zwischen
Synchronschwimmen, Leichtathletik und Taekwondo auf fantastisches Golf auf
einem traumhaften Platz.
PS: Ein ganz persönliches Fazit
zu den eingangs erwähnten Spielen in London gibt’s nächste Woche.
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