Auch wenn es im Oktober etwas merkwürdig klingt: am
kommenden Wochenende beginnt die PGA-Tour ihre neue Saison, das Rennen um den
FedEx-Cup 2014. Wenn am Donnerstag 156 Spieler im CordeValle Golf Club in San
Martin im Großraum San Francisco bei der Frys.com Open abschlagen, ist die
große Reform des PGA-Tour-Kalenders abgeschlossen. Diese war notwendig
geworden, weil die Saison in Amerika nach dem Ende der Tour Championship
praktisch tot war und die Sponsoren der Turniere im Herbst murrten. Denn dort
spielte bisher nur die zweite und dritte Reihe der Profis in der sogenannten
„Fall Series“ darum, noch unter die Top 125 zu rutschen und sich so eine
Tourkarte für das kommende Jahr zu sichern. Die Stars erholten sich von der
langen Saison oder jetteten nach Europa und Asien, um dort den ein oder anderen
Antritts- oder Preisgeld-Dollar zu kassieren. Nun ist alles anders. Zumindest
theoretisch. Tiger, Phil & Co. werden auch weiterhin nicht in Scharen zur
Frys.com Open, der Shriners Hospitals for Children Open, der McGladrey Classic
oder der OHL Classic at Mayakoba reisen, die Tatsache dass es aber nun ab
sofort auch bei den genannten Turnieren sowie bei dem PGA-Tour-Stop in Malaysia
(CIMB Classic) und dem HSBC Champions in China (was ja immerhin ein World Golf
Championship-Turnier ist) volle Punkte für den FedEx-Cup (und für den Sieger
eine Einladung zum Masters) gibt, steigert den Wert des bzw. die Aufmerksamkeit
für das Turnier. Das freut wiederum die Sponsoren und wenn die Kohle geordnet
fließt, freut sich zu guter Letzt auch PGA-Tour-Boss Tom Finchem. Namhafteste
Spieler bei der Frys.com sind die neue japanische Sensation Hideki Matsuyama,
der Masters-Zweite Angel Cabrera und der Australier Marc Leishman, die alle
drei am vergangenen Wochenende Teil des internationalen Teams bei der
Presidents Cup waren. Dazu probieren sich gleich 39 der 50 Spieler, die den
Aufstieg von der web.com- auf die PGA Tour geschafft haben.
Auf der European Tour schlagen die Profis am kommenden
Wochenende beim Portugal Masters das letzte Mal in diesem Jahr auf dem der Tour
namensgebenden Kontinent ab. Auch im Oceânico Victoria Golf Club fehlen
absolute Top-Stars, neben den beiden Deutschen Martin Kaymer und Marcel Siem
hat sich aber mit Matteo Manassero, Jamie Donaldson, Miguel Angel Jiménez,
Thomas Björn, Francesco Molinari und David Lynn fast die komplette European
Tour-Prominenz (also die Spieler, die ausschließlich auf der European Tour
spielen) angesagt. Auch Max Kieffer hat den Sprung ins Feld geschafft, Moritz
Lampert leider nicht.
Die am vergangenen Wochenende ausgetragenen Team-Wettbewerbe
entschieden jeweils die Favoriten für sich. Die US-Amerikaner verteidigten
ihren Titel beim Presidents Cup gegen die Internationals sicher, die klare
Führung nach den Vierern schmolz zwar am Sonntag bei den Einzeln etwas
zusammen, ein zweites Medinah drohte den Amerikanern aber zu keinem Zeitpunkt.
Sollen die US-Boys ihren Triumph mal schön auskosten, nächstes Jahr in
Gleneagles gibt’s dann hoffentlich wieder sehr lange US-Gesichter am Sonntag Abend.
Parallel gewannen in Paris die Kontinental-Europäer die Seve Trophy gegen Großbritannien
& Irland mit 15:13. Es ist der erste Sieg für die Jungs vom Festland seit
2000, die aber gegen das von zahlreichen Absagen gebeutelte britisch-irische
Team trotz der langen Niederlagenserie diesmal favorisiert waren. Im kommenden
Jahr dürfen wir uns dann endlich wieder an der Mutter aller Team-Wettkämpfe,
dem Ryder Cup, erfreuen. In regelmäßigen Abständen werde ich über den Stand der
Dinge in der Qualifikation berichten. Stand heute wären folgende neun Spieler für
das europäische Team qualifiziert: David Howell (ENG), Joost Luiten (NED), Grégory
Bourdy (FRA), Thomas Björn (DEN) über die European Points List sowie Henrik
Stenson (SWE), Julien Quesne (FRA), Sergio Garcia (SPA), Daan Huizing (NED) und
Luke Donald (ENG) über die World Points List. Die Namen zeigen, dass das Rennen
gerade erst begonnen hat, die Liste also noch wenig aussagekräftig ist. Dennoch
sollte man einen guten Start nicht unterschätzen, so profitierte beispielsweise
Martin Kaymer von seinem Sieg beim HSBC Champions im November 2011 bei der
Qualifikation für das Ryder Cup Team 2012. Im Jahr 2012 sammelte er nämlich so
wenige Punkte, dass sein in China erworbenes Punktepolster half, ihn grad noch
so ins Team zu hieven. Und was dann passierte, haben wir ja alle noch in bester
Erinnerung. Der „neue Kaymer“ könnte Henrik Stenson werden, der in den FedEx-Cup-Play-Offs
schon jetzt so viele Punkte gesammelt hat, dass ihm einer der fünf Startplätze,
die über die World Points List vergeben werden, wohl nur noch zu nehmen ist, wenn
er 2014 Cuts in Serie verpasst.
So, das war ein recht weiter Ausblick ins kommende Jahr,
freuen wir uns nun erstmal auf den Rest von 2013, der mit der neuen Finals Series
auf der European Tour, auf der das BMW Masters, das HSBC Champions (beide in
China), die neue Turkish Airlines Open (bei der Tiger Woods starten wird) und
die Dubai World Championship zusammengefasst sind oder dem World Cup of Golf in
Australien (bei dem Martin Kaymer für Deutschland spielen wird) noch einige
Höhepunkte bereithält.
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