Mit meinem Rückblick auf das aktuelle Golfgeschehen habe ich
(schon wieder) ein paar Tage gewartet. Diesmal, damit Henrik Stenson in Ruhe
sein Geld zählen kann. Der Schwede knackte nämlich vorletzten Sonntag im East
Lake Golf Club den Jackpot. Mit einer Souveränität, dass man von einem
ungefährdeten Start-Ziel-Sieg sprechen darf, gewann er die Tour-Championship
und kassierte für den Turniersieg 1,44 Millionen Dollar. Und weil er vor dem
Beginn des letzten Turniers der Saison 2013 unter den Top Five im
FedEx-Cup-Gesamtstand lag, war der Sieg gleichbedeutend mit dem Gewinn des
FedEx-Cups, was weitere zehn Millionen Dollar auf das Konto von Stenson spülte.
Und selten war ein FedEx-Cup-Sieg so verdient wie in diesem Jahr. Okay, Tiger
hat fünf Turniere gewonnen, Scott gewann das Masters und ein Play-Off-Turnier,
Snedeker hatte einen brillianten Saisonstart. Aber was Henrik Stenson dieses
Jahr leistete, war schlicht und ergreifend beeindruckend. Im Sommer fuhr er
innerhalb von vier Wochen bei drei absoluten Top-Turnieren zwei zweite Plätze (Open
Championship, WGC-Bridgestone Invitational) und den dritten Platz bei der PGA
Championship ein. Als alle schon vom „Runner-Up-Trauma“ sprachen folgte bei der
Deutsche Bank Championship dann endlich der lange verdiente und dank der fünffachen
Punkte in den Play-Offs auch sehr gut getimte Sieg. Stenson schob sich in die
Top Five der Gesamtwertung und der Rest der Geschichte ist oben beschrieben.
Naja, vielleicht noch nicht ganz. Denn Stenson gönnt man den Berg Dollars noch
aus einem anderen Grund. Vor ein paar Jahren hatte der Schwede einen nicht
unbeträchtlichen, siebenstelligen Geldbetrag verloren, weil er bei
Immobiliengeschäften einem Betrüger auf den Leim gegangen war.
Da bereits nächste Woche mit der frys.com-Open in
Kalifornien die neue Saison (erstmals schon im Herbst) und damit das Rennen um
den FedEx-Cup 2014 beginnt, bleibt für die Profis kaum Zeit zum durchatmen.
Zumal sich die Top 12 aus den Staaten und der weiten Welt (ohne Europa) kommendes
Wochenende auch noch zum Presidents Cup in Ohio treffen. Dazu gleich mehr, vorher
noch fix eine ganz kurze Saisonbilanz zur PGA Tour 2013. Zu den Gewinnern des
Jahres zählt natürlich (auch ohne Major-Sieg) Tiger Woods. Er gewann fünf
hochkarätige Turniere (2xWGC, die Players, Arnold Palmer und in Torrey Pines)
und kehrte an die Spitze der Weltrangliste zurück. Bockstark auch Brandt
Snedeker, der im Frühjahr in Pebble Beach gewann und weitere Top-Platzierungen
einfuhr, bevor er von einer Verletzung gestoppt wurde, dann aber im Sommer bei
den Canadien Open triumphierte. Auch Phil Mickelson muss genannt werden. Lefty
gewann gleich zu Beginn des Jahres in Phoenix, war der tragische Held der US
Open, als er dort zum sechsten (!) Mal Zweiter wurde, nur um im Juli zum König
von Schottland gekrönt zu werden. Erst siegte er bei der Scottish Open (auf der
European Tour) und sieben Tage später feierte er bei der Open Championship
seinen fünften Major-Titel. Apropos Majors: Mit Ausnahme von Phil Mickelson gab
es nur erstmalige Major-Sieger. Adam Scott (Masters), Justin Rose (US Open) und
Jason Dufner (PGA Championship) verewigten sich im Golf-Olymp. Und dann wäre da
noch einer zu nennen, den im Januar kein Mensch kannte. Jordan Spieth. Über den
neuen Wunderknaben hatte ich nach seinem Sieg bei der John Deere Classic schon
ein paar Worte geschrieben. Ein Wahnsinns-Jahr für den 20-jährigen. Im Januar
ohne Tour-Karte dastehend, erhielt er ein paar Sponsoreneinladungen zu
Turnieren, erspielte dabei soviel Geld für eine temporäre Mitgliedschaft,
nutzte diese zu seinem Turniersieg, hatte plötzlich die zweijährige, volle
PGA-Tour-Mitgliedschaft sicher und spielte sich auch noch bis zur Tour
Championship durch die Play-Offs. In Atlanta wurde er geteilter Zweiter und
stand am Ende in der Gesamtwertung des FedEx-Cups auf Rang Sieben. Was für ein
Märchen. Leider nur eine Horrorgeschichte, und damit sind wir bei den
Verlierern des Jahres, war 2013 für Rory McIlroy. Hatte er in 2012 noch
dominiert (Honda Classic, PGA Championship, zwei Play-Off-Turniere gewonnen,
Money-Leader der PGA und European Tour) bekam der Nordire dieses Jahr kein Bein
auf den Boden. Tiefpunkt war sicher seine Aufgabe bei der Honda Classic im
März, als er in der 2. Runde, hoffnungslos hintenliegend, seine Schläger
eintütete und vom Platz verschwand. Doch auch danach wurde es nicht wesentlich
besser, ein zweiter Platz bei der Texas Open machte Hoffnung auf Besserung, die
aber leider nicht eintrat. Er wurde 25. beim Masters, 41. bei der US Open und
verpasste in Europa bei der Open, der Irish Open und in Wentworth jeweils den
Cut. Mit einer desolaten BMW Championship verspielte er die letzte (ohnehin nur
sehr theoretische) Chance auf die Tour Championship. Rory gönnt sich nun eine
mehrwöchige Pause und versucht beim Asian Swing der European Tour ab Mitte
Oktober wieder sein Glück. Die Gründe sind schwer zu auszumachen. Zunächst
wurde viel auf seine neue Ausrüstung (Nike) geschoben, dann sahen ihn einige
Experten (wegen seiner Beziehung zu Tennisprofi Caroline Wozniacki) zu oft in
den Klatschblättern anstatt auf dem Golfplatz. Für McIlory muss es in 2014
darum gehen, seine Karriere wieder in die richtige Richtung zu lenken. Vielleicht
sollte er dafür das ein oder andere Turnier mehr spielen, anstatt mehrwöchige
Pausen zwischen seine Auftritte zu legen. Ebenfalls nicht zufrieden dürften
Spieler wie Bubba Watson, Rickie Fowler, Martin Kaymer oder Nicolas Colsaerts
sein, die die Tour Championship mehr oder weniger deutlich verpassten. Schwach
auch das Jahr vom Südafrikaner Louis Oosthuizen, der aber auch mit einigem
Verletzungspech zu kämpfen hatte.
Die European Tour beendet ihre Saison erst mit der Dubai
World Championship Mitte November. Bis dahin stehen noch einige tolle Turniere
auf dem Plan. Am letzten Wochenende fand die renomierte Alfred Dunhill Links
Championship, die als ProAm in St. Andrews, Kingsbarns und Carnoustie, also
drei äußerst feinen Linksplätzen in Schottland ausgetragen wird, statt. Beim
Sieg des Engländers David Howell wurde Martin Kaymer geteilter Siebenter. Vor der
Schlussrunde war er noch Zweiter, doch die 71 am Sonntag war leider zu wenig. Einige
Europäer, die auf der PGA Tour engagiert sind, schwänzten das Turnier leider,
darunter mit Rose, Westwood, Donald, Poulter, McIlroy und McDowell die
komplette britische Elite. Dafür sind die Südafrikaner um Els, Schwartzel,
Oosthuizen und Titelverteidiger Brenden Grace vollzählig vertreten. Dennoch
reichte es nur zu einem OWGR-Wert von 36. Enttäuschend für ein Turnier, wo es
früher ob des attraktiveren Starterfeldes immer 50 und mehr Punkte zu verdienen
gab. Aber, und das habe ich dieses Jahr ja schon öfter geschrieben, die
European Tour durchlebt schwere Zeiten. Dennoch wurde in Schottland für
European Tour-Verhältnisse ein üppiges Preisgeld ausgeschüttet. Daher war das
Turnier für Spieler wichtig, die noch ein paar Euros brauchen, um unter die Top
60 der europäischen Geldrangliste (Race tor Dubai) zu kommen. Denn nur die
besten 60 dürfen dann im November an der Dubai World Championship, dem
Finalturnier, teilnehmen. Max Kieffer konnte die Chance leider nicht nutzen, er
verpasste den Cut. In der Woche zuvor hatte er als geteilter 14. der Open d’Italia
ein paar Euros verdient, dennoch dürfte er es schwer haben, als momentan 77. im
Race to Dubai noch den notwendigen Sprung zu schaffen, da er für die der Dubai
World Championship vorgeschalteten Final Series (wo es richtig Kohle zu
verdienen gibt), kaum einen Startplatz ergattern dürfte.
In Amerika waren die Blicke am letzten Wochenende nach Ponte
Vedra Beach im Norden Floridas gerichtet. In unmittelbarer Nähe zum TPC
Sawgrass, wo im Mai alljährlich die berühmte Players Championship ausgetragen
wird, fand das Finalturnier der web.com-Tour statt. Es ging um 25 Karten für
die kommende PGA-Tour-Saison. Marcel Siem lag vor dem Turnier noch im Rennen, aber
nach zwei verpassten Cuts und einem durchschnittlichen Top25-Ergebnis war es
bereits vorher klar, dass er richtig einen raushauen muss (Top 7), um endlich
die begehrte Eintrittskarte zur PGA Tour zu erhalten. Leider verpasste Marcel
den Cut und kündigte auf seiner Facebook-Seite schwer enttäuscht die
vorübergehende Rückkehr nach Europa an. Im Race to Dubai hat er durch seinen
langen Amerika-Aufenthalt einiges an Boden gutzumachen, die Final Series und
die Dubai World Championship wird er aber locker schaffen. Mit einigen guten
Platzierungen könnte er sich unter die Top 50 der Welt zurückspielen. Und das
ist ja sehr wichtig, denn wer am 31.12. dort ist, darf automatisch am Masters
teilnehmen.
Zum Abschluss noch ein Blick ins kommende Wochenende. Wie oben
schon angedeutet, findet in Muirfield Village in Columbus (Ohio) der Presidents
Cup statt. Spötter nennen ihn auch Ryder Cup für Arme. Das US-Team trifft auf
die besten internationalen Spieler (ohne Europa). Das Event wurde auf
Initiative der PGA Tour gegründet und 1994 erstmals ausgetragen, in diesem Jahr
findet also die zehnte Ausgabe statt. Von den bisherigen neun Turnieren
gewannen die US-Golfer sieben, einmal (1998) siegten die Internationals, 2003
wurde der Sieg geteilt, weil Ernie Els und Tiger Woods so lange um den Sieg
stochen, bis es zu dunkel wurde und sich die Kapitäne auf ein Remis einigten. Das
Format ist das gleiche wie im Ryder Cup. Freitags und Samstags gibt es jeweils
zwei Vierer, Sonntag werden die abschließenden Einzel gespielt.
Auch in diesem Jahr ist das US-Team der haushohe Favorit (und
zumindest im Presidents Cup werden sie dieser Rolle auch meistens gerecht), der
schlechteste Spieler ist Weltranglisten-28. Kapitän Fred Couples schickt Tiger
Woods, Brandt Snedeker, Phil Mickelson, Matt Kuchar, Jason Dufner, Keegan
Bradley, Steve Stricker, Bill Haas, Hunter Mahan, Zach Johnson (alle über die
Punkteliste sportlich qualifiziert), Webb Simpson und Rookie-Sensation Jordan
Spieth (beide Captain’s Pick) ins Rennen. Insbesondere die Nominierung von
Spieth ist umstritten. Zwar spielte der eine unfaßbare Saison (siehe oben), mit
Jim Furyk (der allerdings beim Ryder Cup 2012 ziemlich versagt hatte) oder
Dustin Johnson mussten dafür aber etablierte, und diese Saison ebenfalls
formstarke Spieler zu Hause bleiben. Ein nicht unerheblicher Grund für Couples Entscheidung
dürfte aber auch gewesen sein, dass Spieth beim (weniger prestigeträchtigen) Presidents
Cup Erfahrungen sammeln kann, die sich zukünftig beim Ryder Cup positiv
auswirken könnten. Und Spieth’s zweiter Platz bei der Tour Championship war
wohl Beweis genug, dass Couples alles richtig gemacht hat.
Die Internationals werden von Captain Nick Price aus Simbabwe
angeführt. Neben den zehn über die Weltrangliste qualifizierten Spielern Adam
Scott, Jason Day (beide Australien), Charl Schwartzel, Ernie Els, Louis
Oosthuizen, Branden Grace, Richard Sterne (alle Südafrika), Hideki Matsuyama
(Japan), Graham DeLaet (Kanada) und Angel Cabrera (Argentinien) nominierte
Price seinen Landsmann Brendon de Jonge und den Australier Marc Leishman als
Captain’s Picks. Gleich acht Spieler sind in der Weltrangliste hinter dem
schlechtesten Amerikaner qualifiziert. Mit Scott, Day und Matsuyama, die eine wirklich
starke Saison gespielt haben und den in den FedExCup-Play-Offs bärenstarken
DeLaet und de Jonge sind auch die Internationals zu beachten. Dennoch sollte
die Klasse der Amerikaner ausreichen, um den Cup zu verteidigen. Nächstes Jahr
in Gleneagles gibt’s dann wieder auf die Mütze... ;-)
Der große Seve Ballesteros, der ja ein leidenschaftlicher
Anhänger dieser Team-Wettbewerbe war, erfand im Jahr 2000 die Seve Trophy. Die
europäischen Golfer, die während des Presidents Cups (flapsig gesagt) nix zu
tun haben, sollten sich in einem innerkontinentalen Wettbewerb messen. Und so
ließ Seve die besten Kontinentaleuropäer gegen die Top-Spieler von den
britischen Inseln antreten. Bei den bisherigen sieben Ausgaben siegten sechs
Mal die Insulaner, nur die allererste Austragung 2000 gewannen die Jungs vom
Festland. An diesem Wochenende findet das Turnier zum insgesamt achten Mal statt,
zum dritten Mal in Folge auf dem Golf de Saint-Nom-la-Bretèche bei Paris.
Leider, und damit sind wir (schon) wieder bei der Krise der European Tour,
haben mit Justin Rose, Rory McIlroy, Graeme McDowell, Luke Donald, Lee Westwood
und Ian Poulter (für die Briten&Iren) sowie Henrik Stenson und Sergio
Garcia (für die Kontinentaleuropäer) alle europäischen Top-30-Spieler (also die
acht besten Profis Europas) vollständig abgesagt. Auch die ebenfalls
qualifizierten Martin Laird, Jonas Blixt und Martin Kaymer verzichten auf einen
Start. Das hat zur Folge, dass im besonders von Absagen betroffenen
britisch-irischen Team gleich fünf Spieler mitwirken, die nicht in den Top-100
der Weltrangliste zu finden sind. Außer Paul Lawrie spielen die wenigen
verbliebenen Stars alle für das kontinentaleuropäische Team, dass sich mit Matteo
Manassero, Miguel Ángel Jiménez, Francesco Molinari, Nicolas Colsaerts oder dem
formstarken Joost Luiten berechtigte Hoffnungen machen darf, den Pokal mal wieder
aufs Festland zu holen.
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