Ab Donnerstag blickt die gesamte
Golfwelt wieder in ein kleines Nest in Georgia: Augusta! Wrestler Hulk Hogan
erblickte hier das Licht der Welt. Oder Schauspieler Laurence Fishburne. Auch
US-Notenbankchef Ben Bernanke. Aber mal ehrlich, ist Augusta deshalb so
bekannt? Nein. Die Stadt, die keine 200.000 Einwohner hat, ist einer dieser
Orte auf der Welt, die man mit einer Sache in Verbindung bringt. Und die man
nur genau deswegen kennt. Oder hättet ihr schon einmal was von Waterloo gehört,
wäre dort nicht das Ende Napoleons eingeleitet worden? Wäre Hoffenheim etwa
irgendwem ein Begriff, gäbe es da nicht
dieses unsägliche Hoppsche Fußballprojekt? Tja, und Augusta steht eben für
Golf. Für DAS Golf-Turnier des Jahres. Für das Masters. Im Augusta National
Golf Club ist Wasser blauer, der Sand weißer, sind die Grüns schneller, blühen
die Blumen prächtiger. Und es sind diese Superlative, diese Verrücktheiten, die
ich in meiner Vorschau im vergangenen Jahr vorgestellt hatte, die dieses erste
Major des Jahres so besonders machen. Die einen Sieg so begehrt machen. Obwohl
es „nur“ um eine (zugegebenermaßen maßgeschneiderte) grüne Jacke geht und das
Major weder das älteste (das ist die Open Championship) noch das schwerste (US
Open) und auch nicht das am besten besetzte (PGA Championship) ist. Bei der
letztgenannten PGA trat im vergangenen Jahr fast die komplette Top 100 der
Weltrangliste an. In Augusta muss am kommenden Wochenende bereits die Nummer 48
zuschauen. Die PGA ist also besser, breiter besetzt. Das Masters ist, sagen wir
mal, exklusiver. Kein Teilnehmerfeld ist kleiner, für kein Major ist die
Qualifikation so schwer. Und das musste eben auch die Nummer 48 der
Weltrangliste erfahren. Und das ist leider Marcel Siem. Warum hat es der
Deutsche nicht ins Feld geschafft? Wie kommen die Profis an ihr Ticket nach
Augusta? Das soll Thema meiner diesjährigen Masters-Vorschau sein.
106 Spieler haben sich für das
Turnier qualifiziert. Der erste Spieler schaffte die Qualifikation für das
diesjährige Masters bereits vor 57 Jahren, der 106. und letzte vor knapp 48
Stunden. Viele Wege führen nach Augusta, ein genauer Blick auf die zwanzig
Möglichkeiten lohnt sich also.
Möglichkeit bzw. Kategorie 1: ehemalige Sieger
Egal ob Bubba Watson, der 2012 gewonnen hat oder die beiden 90-jährigen US-Amerikaner Jack Burke Jr. und Doug Ford, die 1956 (genau, das ist der seit 57 Jahren qualifizierte) bzw. 1957 gewannen, jeder der das Masters einmal gewonnen hat, erhält ein lebenslanges Startrecht. 31 ehemalige Masters-Sieger sind noch am Leben, 19, darunter auch Bernhard Langer, werden kommende Woche von ihrem Teilnahmerecht gebrauch machen und aufteen. Zwölf Spieler verzichten auf einen Start, neben den beiden o. g. „90ern“ auch Legenden wie Arnold Palmer, Jack Nicklaus, Gary Player oder der Engländer Nick Faldo, obwohl letztgenannter erst 55 ist.
Kategorien 2, 3 und 4: Sieger
der anderen Major-Turniere 2008 – 2012
Wer in den vergangenen fünf
Jahren eines der drei anderen Major-Turniere gewonnen hat, ist beim Masters
dabei. Hierzu zählt unter anderem auch der zweite deutsche Teilnehmer, Martin
Kaymer, der als PGA Champion 2010 noch bis einschließlich 2015 sein Masters
Ticket sicher hat. Kaymer wäre aber auch über die Kategorien 18 und 19 (siehe
unten) qualifiziert gewesen. Neben Kaymer haben sich elf weitere Spieler über
diese Kategorien ihre Teilnahme gesichert. Den Amerikanern Lucas Glover und
Stewart Cink, die 2009 die US Open bzw. die Open Championship gewannen, rettet
ausschließlich diese Kategorie die Masters-Teilnahme, da sie zwischenzeitlich
in der Weltrangliste nur noch auf Plätzen jenseits der 200 zu finden sind.
Kategorie 5: Sieger der Players
Championship 2010 – 2012
Die „Players Championship“ wird
in den USA als „fünftes Major“ bezeichnet. Jedes Jahr im Mai treffen sich die
besten Golfer der Welt im TPC Sawgrass in der Nähe von Jacksonville im Norden
Flordias. Es ist nach den Majors das bedeutendste reguläre Turnier auf der PGA
Tour. Deshalb räumen die Masters-Organisatoren den letzten drei Turniersiegern
ein Startrecht in Augusta ein. Hierdurch ist unter anderem Tim Clark ins
Masters-Feld gerutscht. Der Südafrikaner wäre über keine andere Kategorie
qualifiziert gewesen.
Kategorien 6, 7, 8, 9 und 10:
Amateure!
Die Gewinner der bedeutensten
Amateurturniere erhalten ebenfalls eine Einladung nach Augusta. Diese dürfen
sie aber nur annehmen, wenn sie am Masters-Wochenende auch noch Amateure sind.
Manch ein Spieler, der ein Amateurturnier gewann, wechselte anschließend ins
Profilager und verwirkte somit sein Spielrecht. Insbesondere die Kategorie 8
sorgte in diesem Jahr für mächtiges Staunen in der Golfwelt. Denn hier knackte ein
gewisser Guan Tianlang mit seinem Sieg bei der
Asia-Pacific-Amateur-Championship im November 2012 den Jackpot. Guan Tianlang
ist Chinese. Aber, und jetzt kommt’s, er ist erst zarte 14 Jahre. Und steht
möglicherweise für einen neuen Trend. Denn in China boomt der Golfsport. Plätze
schießen wie Pilze aus dem Boden und mit der China Open, dem HSBC Champions und
dem BMW Masters gibt es mittlerweile drei Turniere auf der European Tour. Und
unter 1,3 Milliarden Chinesen findet man leichter auch den ein oder anderen
talentierten Golfspieler. Falls es noch eines weiteren Beweises bedarf: für die
oben erwähnte China Open hat sich sogar ein Zwölf(!)jähriger qualifiziert. Sein
Name: Ye Wo-Cheng. Sein Kommentar nach der geschafften Quali (und bitte dran
denken, er ist zwölf!!!): „Davon habe ich schon als Junge geträumt!“
Neben Guan Tianlang haben sich
hier fünf weitere Amateure für das Turnier qualifiziert, da sich bei der „U.S.
Amateur“ neben dem Sieger auch der Turnierzweite qualifiziert.
Einige Profis (Charlie Beljan, Matt Every) haben diese Woche die Teilnahme so vieler Amateure kritisiert. Allerdings ist die Zahl der qualifizierten Amateure vergleichbar mit denen bei den anderen Majors. Die Zahl der Profis ist dagegen spürbar geringer, weswegen einige Spieler nicht eingeladen werden, die sicherlich höhere Siegchancen hätten als die sechs Amateure. Ein Umstand, den die Pro's bemängeln.
Kategorien 11, 12, 13, 14, 15,
16 und 17: Jahresrückblick
Diese sechs Kategorien habe ich
als „Jahresrückblick“ zusammengefasst, denn hier würdigen die
Masters-Organisatoren besondere Leistungen der letzten zwölf Monate. Top 16
beim Masters 2012? Top 8 bei der US Open 2012? Top 4 bei der Open oder der PGA
–Championship 2012? Top 30 in der PGA-Tour-Geldrangliste 2012? Teilnehmer an
der Tour Championship 2012? Gewinner eines PGA-Tour-Turniers zwischen dem
Masters 2012 und dem Masters 2013? Wer „nur“ eine dieser Fragen mit „Ja“ beantworten
kann, findet in seinem Briefkasten eine Masters-Einladung. Mit dem Schotten
Martin Laird, der am Sonntag die Valero Texas Open gewann, sicherte sich hier
der letzte der 106 qualifizierten Spieler seine Eintrittskarte.
Kategorien 18 und 19: die Weltrangliste
An zwei
Stichtagen wird ein Strich in der Weltrangliste gezogen. Zum Jahresende 2012
und am 31.03.2013, also zehn Tage vor Turnierbeginn. Wer sich an einem der
beiden Stichtage unter den Top 50 der offiziellen Weltrangliste befindet, ist
in Augusta dabei. Und das führte zum großen Drama um Marcel Siem. Denn am
31.03.2013 sprang Marcel Siem dank seinens Sieges in Marokko auf den 51.
Platz – ihm fehlten nur schlappe 0,04 Punkte zum 50., Russel Henley.
Henley schob sich mit einer guten
Schlussrunde bei der Houston Open noch auf den geteilten 45. Platz vor und
heimste so genug Punkte ein, um in der Weltrangliste unter den besten fünfzig
Profis der Welt zu bleiben. Was die Sache für Siem noch bitterer macht: Henley
hätte ohne Folgen aus den Top 50 herausrutschen können. Als Sieger der Sony
Open auf Hawaii im Januar war er über Kategorie 16 ohnehin für das Masters
qualifiziert.
Dank seines zehnten Platzes bei der
Valero Texas Open schob sich Siem nun auf Rang 48 und damit unter die Top 50.
Leider eine Woche zu spät. Nur ein Sieg hätte Marcel geholfen. Aber den holte
sich eben Martin Laird (siehe oben).
Kategorie 20: Internationale
Einladungen
Was so nett umschrieben ist, ist nichts anderes als ein
Rettungsanker für Golfer, die sich sportlich nicht qualifiziert haben, die die
Organisatoren aber gerne bei ihrem Turnier dabei haben würden. Manchmal ist so
eine Einladung eine Verneigung vor einem verdienten Golfer. In diesem Jahr
zeigt es vor allem den Geschäftssinn der Veranstalter. Golf ist eben bei aller
Liebe zur Tradition auch in Augusta Business. Und so sprach der Augusta
National Golf Club zwei Einladungen nach Asien, dem boomenden Golf-Markt, aus.
An den Thailänder Thaworn Wiratchant (OWGR: 83)
sowie an Ryo Ishikawa. Der 21-jährige ist so etwas wie die japanische Ausgabe
von Rickie Fowler, in seiner Heimat ein absoluter Star (10 Siege auf der Japan
Golf Tour) der, und das zeigt auch sein Weltranglistenplatz (114), allerdings auf
der PGA Tour, auf die er mangels regulärer Tourkarte regelmäßige Sponsoreneinladungen
erhält, nicht so richtig zündet. Bei ihm denke ich immer an die russische
Tennisspielerin Anna Kournikova, die ja auch nicht durch ihre sportlichen
Erfolge an ihre Millionenverträge geraten ist. Selbstverständlich hat Ishikawa,
wie auch Wiratchant, die Einladung akzeptiert, vielleicht gelingt ihm ja
ausgerechnet auf den heiligen Grüns von Augusta der Durchbruch. Nicht jeder handelt
aber so wie die beiden Asiaten in diesem Jahr. Ernie Els zum Beispiel. Genau
der Ernie Els! Der Südafrikaner war für das Masters 2012 nicht qualifiziert.
Nicht über die Weltrangliste, nicht durch einen Turniersieg, auch wenn es kaum
vorstellbar ist, Els war sportlich einfach nicht qualifiziert. Der Augusta
National Golf Club wollte dem zu diesem Zeitpunkt dreifachen Major-Sieger helfen,
Kategorie 20, Einladung. Aber Ernie sagte „No!“. Wenn ich es sportlich nicht
geschafft habe, mich zu qualifizieren, habe ich es nicht verdient. Rrrrums!
Sprach es und gewann einige Monate später die Open Championship. Nun ist er
zumindest bis 2017 über Kategorie 3 qualifiziert. Sportlich!
Auf diese Weise baut sich also
das Feld der 106 qualifizierten Spieler zusammen. 93 von ihnen werden (Stand
heute) am Donnerstag auch an den Start gehen. Neben den zwölf Ex-Champions aus
Kategorie 1, die verzichten, hat auch der Nordire Darren Clarke (als Sieger der
Open Championship 2011 qualifiziert) verletzungsbedingt abgesagt.
Fast die Hälfte der Teilnehmer, 44 von 93, stellen die USA.
Zweitstärkste Nation ist Südafrika, dass die stolze Zahl von acht Golfern nach
Augusta entsendet. Auf Rang drei folgt England mit fünf Spielern. Insgesamt
sind 21 verschiedene Nationen repräsentiert, darunter elf europäische. Der alte
Kontinent schickt insgesamt 28 Spieler nach Augusta, viele von ihnen spielen
aber, teilweise seit vielen Jahren, (auch) auf der PGA Tour. Der Schotte Martin
Laird beispielsweise ist nicht einmal Mitglied der European Tour, spielt
ausschließlich in den USA, genoss fast seine gesamte Ausbildung zum Profi in
den Staaten.
Die englischsprachige Wikipedia zeigt hier auf, wer sich über
welche Kategorie(n) für das Masters qualifiziert hat. Dort sind auch die Seiten
zu fast allen Spielern verlinkt, auf der eine Fülle an Informationen gebündelt
sind.
Handy- und Liegeverbot? Reporter mit Hausverbot? Und warum
hat der Platzdesigner nie ein Turnier auf „seinem“ Platz erlebt? 18 nette Fakten
zum Masters gibt es von golf.de.
Grandios ist das E-Magazin vom Linksgolfer. Auf dessen Seite
war es in den vergangenen Wochen verdächtig ruhig, mit dem Magazin liefert er
nun den Grund.
Sehr ausführlich, incl. eines netten Lexikons, berichtet auch
die Golfpost über das Masters.
Ein Frage & Antwort-Spiel bringt der Golf Channel. So
wird zum Beispiel geklärt, ob es wahrscheinlicher ist, dass einer aus dem Trio Tiger,
Phil, Rory gewinnt oder einer der anderen 90 Golfer.
So und wer sich den Text bis jetzt angetan hat, soll belohnt werden. Mit einem Link zu CBS Golf (dem in den Staaten übertragenden Sender), wo jeder Spieler kurz kommentiert wird. Teilweise auch recht witzig, gell Sergio?! :-)
So und wer sich den Text bis jetzt angetan hat, soll belohnt werden. Mit einem Link zu CBS Golf (dem in den Staaten übertragenden Sender), wo jeder Spieler kurz kommentiert wird. Teilweise auch recht witzig, gell Sergio?! :-)
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