07.10.2009

Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2010

Die WM-Qualifikation nähert sich dem Ende, in Europa, Nord- sowie Südamerika steht der letzte Doppel-Spieltag in den Gruppen auf dem Programm. In Afrika könnten am vorletzten Spieltag weitere Entscheidungen fallen, zwischen dem Asien-Fünften Bahrain und Ozeanien-Sieger Neuseeland steigt das Relegations-Hinspiel. Es könnten sich also eine ganze Menge Mannschaften bereits am Wochenende, spätestens aber am kommenden Mittwoch ihre WM-Tickets sichern. Da wird es Zeit, einen Blick in die Gruppen zu werfen. Beginnen wir in Europa.

Ein spektakulärer Dreikampf tobt in Gruppe 1. Und das Schlüsselspiel steigt am Samstag in Kopenhagen beim Derby zwischen Dänemark und Schweden. Ein schwedischer Sieg würde das fast sichere Aus für Portugal bedeuten. Denn am kommenden Mittwoch können Dänemark (gegen Ungarn) und Schweden (gegen Albanien) in vermeintlich leichten Heimspielen jeweils auf drei sichere Punkte spekulieren. Die Portugiesen, denen dann auch die sechs fest eingeplanten Heimpunkte gegen Ungarn und Malta nichts mehr helfen würden, müssen also den Dänen die Daumen drücken. Meine Gefühle sind zwiespältig, einerseits wäre es angesichts unseres WM-Urlaubs in Portugal schade, wenn die Portugiesen nicht dabei wären, andererseits wäre es für mich ein innerer Vorbeimarsch, wenn mein Spezialfreund Cristiano Ronaldo bei der WM zugucken müsste. Übrigens sind natürlich auch die mit Portugal punktgleichen Ungarn noch nicht endgültig draußen, allerdings ist den Magyaren doch zuletzt etwas die Luft ausgegangen und an zwei Auswärtssiege glaube ich nicht. Tipp: Der Ausgang des skandinavischen Nachbarschaftsduells, von dem so vieles abhängt, ist unheimlich schwer vorherzusagen. Ich tippe auf ein Unentschieden und den absoluten Showdown am kommenden Mittwoch, wo dann sogar die Tordifferenz entscheiden dürfte.

Spannend ist auch die Gruppe 2 mit dem Duell der deutschen Trainer Hitzfeld und Rehagel. Die Schweizer haben die beste Ausgangsposition und werden am Samstag in Luxemburg alles daran setzen, die 1:2-Schmach aus dem Hinspiel vergessen zu machen. Griechenland steht gegen die zuletzt stark aufgekommenen Letten vor einem echten Endspiel. Fahren die Hellenen den erwarteten Sieg ein, dürfte angesichts des Mittwoch-Heimspiels gegen Luxemburg zumindest der zweite Platz sicher sein. Israel verfügt nur noch über theoretische Chancen, muss auf einen Patzer der Schweizer in Luxemburg und auf ein Unentschieden zwischen Griechenland und Lettland hoffen. Tipp: Die Schweiz wird als Gruppensieger zur Weltmeisterschaft fahren.

In Gruppe 3 ist die Slowakei so gut wie durch, im Heimspiel gegen den Zweiten Slowenien genügt bereits ein Unentschieden. Im Nachbarschaftsduell der Enttäuschten zwischen Tschechien und Polen geht es um die Wahrung der aller-allerletzten Chance. Ich hoffe ja traditionell noch auf die Nordiren, die dürften es allerdings schwer haben, da sie am Samstag spielfrei sind und zuschauen müssen, wie die Konkurrenz punktet. Die Tschechen haben in ihren beiden Heimspielen gegen Polen und Nordirland eine realistische Chance auf sechs Punkte, daher mein Tipp: Die Slowakei sichert sich als Gruppensieger die erstmalige WM-Teilnahme, die Tschechen springen noch auf Platz 2.

In Gruppe 4 ist die Lage eindeutig. Alles blickt nach Moskau, wo unsere Jungs gegen die Russen wenigstens einen Punkt benötigen um am kommenden Mittwoch gegen Finnland aus eigener Kraft alles klar machen zu können. Gewinnen wir sogar, sind wir Gruppensieger und die Russen Zweiter. Gewinnen die Russen, können sie am Mittwoch aus eigener Kraft in Aserbaidschan das WM-Ticket buchen. Tipp: Ich glaube nicht, dass wir in Russland verlieren.

Die Gruppe 5 wurde von Europameister Spanien dominiert, die bereits sicher für die WM qualifiziert sind. Dahinter streiten sich Bosnien-Herzegowina und die Türkei um den zweiten Platz. Die Bosnier müssen am Samstag „nur“ in Estland gewinnen, dann ist alles klar. Stolpert das Team aber in Tallin, können sich die Türken wieder berechtigte Hoffnungen machen, denn Bosnien muss am letzten Spieltag gegen die verlustpunktfreien Spanier antreten. Tipp: Bosnien wird Gruppenzweiter.

Ähnlich ist die Ausgangslage in Gruppe 6. Die Engländer sind qualifiziert und mit Kroatien und der Ukraine streiten sich zwei Teams um Platz 2. Das alles entscheidende Spiel findet in Kiew statt und es stellt sich die Frage, wie motiviert die bereits qualifizierten Engländer gegen die Ukraine antreten werden. Verlieren die Three Lions nämlich, springt die Ukraine auf Platz 2 und dürfte angesichts ihres letzten Gegners am Mittwoch (Andorra) auch dort bleiben. Und da die Kroaten England 2008 in Wembley die EM-Teilnahme ruinierten, hätten die Insulaner sicher nichts dagegen, wenn die Kroaten 2010 zuschauen müssten. Gegen diese Theorie spricht aus meiner Sicht allerdings die Person Fabio Capello. Der Startrainer dürfte an solche Spielereien sicherlich keinen Gedanken verschwenden und wird der Ukraine die Punkte nicht auf dem Silbertablett servieren. Tipp: Schwierig. Auch ein nicht hundertprozentig motiviertes England erscheint mir momentan stark genug, um in der Ukraine wenigstens einen Punkt mitzunehmen und den Osteuropäern so die Chancen auf die WM fast sicher zu rauben.

Ganz Frankreich zittert vor den Färöer Inseln. Les Bleus spielen in Gruppe 7 wirklich eine furchtbare Qualifikation, eigentlich spielen sie schon seit einigen Jahren nur noch Fußball zum Abgewöhnen. Dennoch: mit einem Sieg über die Schafsinseln hätten die Franzosen den zweiten Platz sicher. Sollte es eine Sensation geben, hätte Österreich (ein Heimsieg gegen Litauen vorausgesetzt) am Mittwoch in Paris die Chance, in einem echten Endspiel die Franzosen noch zu verdrängen. Vor allen anderen steht noch Serbien, die zu Hause gegen Rumänien (Samstag) oder in Litauen (Mittwoch) noch einen Sieg brauchen, um direkt zur WM zu fahren. Tipp: Serbien wird Erster, die Franzosen Zweiter.

Finale auch in Gruppe 8, so spannend ist es allerdings nicht mehr. Italien muss in Irland antreten, kann sich aber angesichts von vier Punkten Vorsprung und einem Heimspiel gegen Zypern am Mittwoch in der Hinterhand sogar eine Niederlage erlauben. Eine solche würde zwangsläufig einen irischen Sieg bedeuten, der wiederum den Iren gegenüber Bulgarien endgültig den zweiten Platz sichern würde. Tipp: Italien Gruppensieger, Irland Zweiter.

In Gruppe 9 sind die Spiele bereits beendet, die Niederländer haben sich die WM-Fahrkarte gesichert. Norwegen muss aber zittern, denn es ist durchaus möglich, dass die Norweger der schlechteste Gruppenzweite werden und somit vorzeitig ausscheiden.

Wandern wir weiter nach Südamerika. Brasilien und Paraguay sind bereits sicher, Chile so gut wie qualifiziert. Um den vierten und fünften Platz tobt aber ein wilder Kampf, in den überraschend auch Argentinien verwickelt ist. Vielleicht es das große Glück des zweimaligen Weltmeisters, dass Trainer Diego Maradonna mal wieder zu fett ist und sich deswegen in Italien einer Kur unterzieht. Daher hält Altmeister Carlos Bilardo nun die Zügel in der Hand. Argentinien hat den Vorteil am Samstag ein vermeintlich leichtes Heimspiel gegen den Tabellenletzten Peru zu haben. Mit drei Punkten könnten die Gauchos die Konkurrenz gehörig unter Druck setzen. Die unmittelbar vor und hinter den momentan fünftplatzierten Argentiniern liegenden Ecuador und Uruguay treffen in Quito direkt aufeinander. Die ebenfalls noch im Rennen befindlichen Venezuela und Kolumbien müssen schwere Auswärtsaufgaben in Brasilien bzw. Paraguay lösen. Ich erwarte, dass diese beiden Teams am Samstag aus dem Rennen ausscheiden. Und dann könnte es am Mittwoch in Montevideo zu einem Showdown zwischen den Erzrivalen Uruguay und Argentinien kommen. Was für ein gigantischer Gedanke. Tipp: Argentinien löst das Ticket für die WM auf jeden Fall, zur Not als Gruppenfünfter über die Relegationsspiele im November.

In diesen Relegationsspielen würden die Argentinier auf den Vierten aus Nord- und Mittelamerika treffen. Die Lage hier ist noch ultraspannend, mit Ausnahme von Trinidad & Tobago, die weg sind, können die fünf anderen Mannschaften alle noch ausscheiden oder sich qualifizieren. Die Amerikaner haben die beste Ausgangsposition, aber auch das vermeintlich schwerste Programm. Mexiko und Costa Rica haben gegen den Letzten Trinidad dagegen gute Chancen, wenigstens einen Dreier einzufahren. Tipp: Die Amis und Mexiko werden sich qualifizieren, Honduras und Costa Rica streiten sich um den letzten direkten Platz, der Verlierer geht in die Relegation. El Salvador sehe ich draußen, sie müssten am Samstag in Mexiko gewinnen, um ihre Chancen zu wahren. Das erscheint unrealistisch.

In Afrika steht am Samstag der vorletzte Spieltag auf dem Programm. Interessant ist insbesondere die Situation in Gruppe 2, wo sich die beiden Schwergewichte Tunesien und Nigeria ein Fernduell liefern. Da beide am Wochenende ein Heimspiel haben, dürfte die Entscheidung in den November vertagt werden. In Gruppe 3 müssen die überraschend starken Algerier im Heimspiel gegen Ruanda unbedingt einen Dreier landen um dann mit einem Polster in das potentielle Endspiel in Ägypten zu gehen. Um die Chance auf das Endspiel zu wahren, müssen die Jungs vom Nil, die in der WM-Qualifikation traditionell mal wieder erstaunliche Probleme haben, zunächst die schwere Aufgabe in Sambia lösen. In den Gruppen 4 und 5 ist es dagegen spannungsarm, Ghana ist sicher qualifiziert und der dominierenden Elfenbeinküste fehlt noch ein Punkt aus den abschließenden zwei Spielen. Enger ist dagegen die Lage in Gruppe 1, wo alle Mannschaften noch Chancen haben. Ein sicherer Tipp erscheint mir nicht möglich, Kamerun hat aber sicher die beste Ausgangsposition.

Abschließend noch ein Blick nach Bahrain, wo die Wüstensöhne zum zweiten Mal in Folge die Chance haben, sich über eine interkontinentale Relegation für eine Weltmeisterschaft zu qualifizieren. 2006 scheiterten sie an Trinidad & Tobago, nun wartet Neuseeland. Ich würde es den Jungs aus Ozeanien gönnen, ich schätze Bahrain als fünftbeste Mannschaft Asiens allerdings stärker ein. Tipp: Bahrain verschafft sich eine gute Ausgangsposition, um sich im November in Wellington erstmals das Weltmeisterschafts-Ticket zu sichern.

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