15.02.2010

Tagebuch Vancouver 2010 (# 3)

Ich musste schmunzeln, als Chrischi mich vorhin in seiner SMS als „Couch-Olympionik“ grüßte. Tja, so bin ich halt… ;-) Aber mal ehrlich, wäre das eine olympische Disziplin, wäre ich eine ganz sichere Medaillenbank.

Obwohl ich morgen früh (oder richtigerweise nachher bzw. gleich) auf Arbeit muss, habe ich auch heute wieder bis 1:52 Uhr ausgehalten. Denn grad eben gewann Felix Loch im Rodeln die erste Goldmedaille der Männer. Gleich dahinter platzierte sich der Thüringer David Möller auf dem Silberrang. Für den großen Armin Zöggeler blieb „nur“ Bronze. Die beiden Deutschen waren dem Rest der Konkurrenz haushoch überlegen. Die sehr guten Starter Loch und Möller nutzten den Vorteil der verkürzten Bahn (die Läufe begannen wegen des Todessturzes vom Freitag am Frauenstart) gnadenlos aus.

Jetzt, quasi auf dem Weg ins Bett, überlege ich, wann mein Tag heut eigentlich begann. Um halb zwölf mittags, als ich aufstand um zu frühstücken? Mmmmh, eigentlich wollten Claudia und ich anschließend einen Valentinstags-Nachmittag verbringen, großer Spaziergang und schick Essen gehen. Naja, aus den fünf Minuten faulenzen nach dem Frühstück wurde dann eine weitere Drei-Stunden-Schlaf-Session, die mir natürlich gut tat, aber den Valentinsausflug etwas verkürzte. Die Runde durch den Steigerwald, den ich schon lange nicht mehr so tief verschneit erlebt habe, und das Essen im Waldkasino (Pizza 24 ohne Thunfisch – die beste der Welt!!!) waren aber dennoch spitze.

Ab sechs regierte dann wieder Olympia. Erstmal lief es ziemlich enttäuschend, die Kombinierer sprangen hinterher und lagen vor dem Langlauf praktisch aussichtslos zurück. Besonderes Pech hatten die Biathleten. Nach den ersten zehn Startnummern begann es so heftig zu schneien, dass Michael Greis & Co. wie alle anderen Favoriten auch ohne Chance waren. Ein Franzose (Startnummer 6) gewann Gold vor der Startnummer 10 (Emil Hegle Svendsen) und der Nummer 4 (Jakov Fak). Insbesondere der Kroate hatte wohl er damit gerechnet, beim Schießen ein Wildschwein zu erlegen als hier Bronze zu gewinnen. Gibt es überhaupt Wildschweine in Kanada? Besonders ärgerlich ist es, dass der Sprint als Basis für das Verfolgungsrennen dient und die weit zurückliegenden Deutschen damit praktisch doppelt bestraft wurden.

Doch dann war die Zeit des Ärgerns vorbei. Die Thüringer legten los. Okay, Christoph Stephan war bereits bester der deutschen Biathlon-Männer geworden, aber sein 19. Platz ging im Schneegestöber etwas unter. Ich meine, die Thüringer legten dann so richtig los. Stephanie Beckert aus Erfurt gewann bei ihrem ersten Olympia-Start überhaupt im Eisschnelllauf Silber über 3000 m. Ein wirklich mitreißendes Rennen, dass der von mir insbesondere beim Fußball überhaupt nicht geschätzte Wolf-Dieter Poschmann im ZDF super spannend und mit vielen Fakten (die Projektion der Rundenzeiten war klasse!) herüber brachte. Traurig war, dass die zweite Erfurterin, Daniela Anschütz-Thoms die Bronzemedaille um drei Hundertstel Sekunden verpasste und somit weiter auf ihre erste olympische Einzelmedaille warten muss. Jo, und dann kamen die Rodler. Und da können wir Thüringer uns eigentlich beide Medaillen an die Fahne heften, denn nicht nur David Möller, auch Felix Loch ist eigentlich Thüringer. Auch wenn man es nicht mehr hört, aber der Felix ist gebürtiger Sonneberger und zog mit seinen Eltern (sein Vater ist der heutige Bundestrainer Norbert Loch) im Alter von zwei Jahren 1991 nach Berchtesgaden. Also, zwei silberne und eine halbe goldene Medaille für Thüringen. Genial!

Leider muss ich nun in die Kiste, da mein Arbeitgeber in vier Stunden schon nach mir ruft. Da aber mit Robin Szolkowy ein Teil unseres Eislauf-Traumpaares in Erfurt aufgewachsen ist, kann ja heute eigentlich gar nix mehr schief gehen.

Gute Nacht!

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