Das war doch mal ein feiner Auftakt in die
FedEx-Cup-Playoffs, von dem ich allerdings angesichts der großen Eröffnung der
Bar 99 nur eingeschränkt berichten kann. Als ich Sonntag gegen zehn ins Bett
bin, lagen mehr als ein halbes Dutzend Spieler innerhalb von zwei Schlägen, mit
Tiger, Phil, Justin Rose oder dem späteren Sieger Adam Scott zahlreiche große
Namen. Der Australier schoss mit den 2.500 gewonnen Punkten auf Platz 2 im
FedExCup, Tiger konnte seine Führung dank seines geteilten zweiten Platzes
verteidigen. Große Sprünge im Ranking machten auch Graham DeLaet (von 34 auf 7)
oder Gary Woodland (von 60 auf 10). Ebenfalls einen Sprung machte Martin
Kaymer. Der Rheinländer verspielte am Samstag (teilweise auch mit viel Pech,
als beispielsweise ein Ball von einem Entfernungsmesspunkt unglück abprallte
und ins Wasser flog) zwar seine nach der zweiten Runde starke Ausgangsposition,
der geteilte 50. Platz reichte aber, um im FedEx-Cup von 103 auf 90 zu springen
und am kommenden Wochenende an der Deutsche Bank Championship in Boston
teilnehmen zu können. Neben Kaymer schafften vier weitere Spieler den Sprung
von außerhalb der Top 100 über den Strich, einer scheiterte spektakulär. Aaron
Baddeley spielte am Finalsonntag drei Bogeys in Folge und verfehlte
dadurch als 101. die Top 100 denkbar knapp. Passt aber irgendwie zu seiner
Saison, der Australier hat in diesem Jahr bereits 14 Cuts verpasst, darunter
zehn in Folge (!) von Ende April bis Mitte Juli.
Der Play-Off-Zirkus macht nun mit
noch 100 Spielern an Bord halt in Boston. Die Deutsche Bank Championship steht
auf dem Programm. Wie immer beginnt das Turnier erst am Freitag und endet
traditionell am Montag, dem Labor Day, einem in den Staaten landesweiten
Feiertag. Viel Arbeit also für die Profis am Tag der Arbeit. Das Turnier
unterscheidet sich übrigens nicht nur wegen der Finalrunde am Montag von den
anderen beiden Play-Off-Turnieren. Während das Barclays aus der legendären
Westchester Classic hervorgegangen ist und die in 14 Tagen stattfindende BMW
Championship die große Tradition der Western Open fortsetzt, wurde die Deutsche
Bank Championship erst im Jahre 2003 aus der Taufe gehoben, findet also zum
elften Mal statt. Immer auf dem gleichen Platz übrigens, dem von Arnold Palmer
designten, von Gil Hanse überarbeiteten und erst 2003 mit Turnierbeginn
eröffneten Par-72-Platz. Während die Barclays (im Großraum New York) und die
BMW Championship (im mittleren Westen) auf verschiedenen Plätzen ausgetragen
werden, hat die Deutsche Bank Championship also eine feste Heimat in Norton,
Massachussetts, 25 km südlich von Downtown Boston. Als Titelverteidiger geht
Rory McIlroy an den Start, der das Turnier vor Jahresfrist als erster Europäer
gewinnen konnte. Martin Kaymer muss nach Hochrechnungen von pgatour.com
mindestens 24. werden, um im FedEx-Cup sicher unter die ersten 70 Spielern zu
klettern, die dann auch bei der BMW Championship abschlagen dürfen. Sagen wir
also einfach: Platz 20 oder Saisonende! Neben Kaymer sind mit Ryder-Cup-Gott Ian
Poulter (77.) oder Ernie Els (91.) weitere Top-Spieler vom Saisonaus bedroht.
Kaymer hat übrigens via Facebook bekanntgegeben, dass er, unabhängig wie weit
er in den Play-Offs noch kommt, Ende September bei der Alfred Dunhill Links
Championship abschlagen wird. Das Turnier, welches als Pro-Am unter anderem auch
in St. Andrews ausgetragen wird, ist nach der Open Championship und der BMW PGA
Championship das drittgrößte Event in Europa.
Bevor wir das Kapitel
Fed-Ex-Cup-Play-Offs schließen, noch ein Wort zum dort sehr gut im Rennen
liegenden Phil Mickelson (3.). Wenn ihr ein Schnäppchen machen wollt, schaut
Euch hier mal Phil’s Bude in Rancho Santa Fe (bei San Diego) an. Das Anwesen
wird für knapp sieben Millionen Dollar angeboten. Angesichts der Tatsache, dass
es vor wenigen Monaten noch fünf Millionen Dollar teurer sein sollte und das
Putting-Grün weiterhin inklusive ist, muss man fast sagen, es wird
verschleudert.
Bleiben wir noch einen Moment in
den USA, denn dort wird auch Marcel Siem in den kommenden Wochen abschlagen.
Siem, der ja über keine PGA-Tour-Karte verfügt, hat sich entschieden, die
web.com-Tour-Finals zu spielen. Er kämpft ab Donnerstag bei vier Turnieren auf
der neuen Finalserie der zweiten Liga mit rund 130 anderen Spielern um eine Karte
für kommende PGA-Tour-Saison. Das Feld der 130 Spieler setzt sich zusammen aus
den 75 besten Spielern der web.com-Tour 2013, den im FedEx-Cup zwischen Platz
126 und 200 platzierten Spielern und einigen Nicht-Mitgliedern der PGA-Tour,
die aber bei einigen Turnieren, die sie über Sponsoreneinladungen spielen
durften, so viele Punkte erspielt haben, die sie es unter die Top 200 im FedEx-Cup
geschafft hätten, wenn sie eine PGA-Tour-Karte gehabt hätten. Zu diesen Spielern
zählt eben auch Marcel Siem. Wie ihr seht, ist es gar nicht so leicht, den
Modus zu erklären, aber ich versuche es mal weiter. Einige Spieler, die
zwischen 126 und 200 im FedEx-Cup lagen, sind über andere Kategorien (z. B.
Turniersiege) für die kommende PGA-Tour-Saison qualifiziert, so dass sie nicht
an den web.com-Tour-Finals teilnehmen müssen. Das betrifft z. B. den
Südafrikaner Louis Oosthuizen. Wirft man alles zusammen, kommt man am Ende auf
rund 130 Spieler. Von diesen 130 Spielern haben 25 aber ihre PGA-Tour-Karte fürs
kommende Jahr bereits sicher, nämlich die Top 25 der web.com-Tour-Geldrangliste
2013. Diese 25 Spieler nehmen an den web.com-Tour-Finals nur teil, um sich in
der separaten Geldrangliste der web.com-Tour-Finals weit nach oben zu spielen,
damit sie im kommenden Jahr bessere Chancen haben, auch an den größeren
Turnieren der PGA-Tour teilzunehmen. 130 abzüglich 25 macht 105. So viele
Spieler kämpfen um 25 weitere PGA-Tour-Karten für 2014. Marcel Siem muss also bei
den vier Turnieren der web.com-Tour-Finals in der Geldrangliste gut 80 dieser
105 Spieler hinter sich lassen, um die von ihm so begehrte PGA-Tour-Karte zu
erwerben. Die Chancen stehen auf dem Papier sehr gut, mir ist beim überfliegen
der Startliste für die web.com-Tour-Finals kein Spieler aufgefallen, der in der
Weltrangliste höher platziert ist als er. Vereinfacht gesagt: Siem ist
theoretisch der beste Spieler der web.com-Tour-Finals. Drücken wir ihm also alle
Daumen für die praktische Umsetzung!
Nach so viel Theorie nun zurück
auf en Golfplatz: Eine Woche nach dem Solheim-Cup schlugen die Damen bei den
Canadian Women’s Open ab. Und schon wieder wurde Geschichte geschrieben. Lydia
Ko, Neuseeländerin mit südkoreanischen Wurzeln, ist zarte 16 Jahre jung und
verteidigte ihren vor einem Jahr (als mit 15 Jahren und 4 Monaten jüngste
Siegerin aller Zeiten) gewonnenen Titel mal eben mit fünf Schlägen Vorsprung.
Lydia ist übrigens noch Amateurin, musste also, wie schon im Vorjahr, auf die
Aushändigung des Preisgeldschecks (300.000 Dollar) verzichten. Wann Ko Profi
wird ist weiterhin offen, das entgangene Preisgeld „kümmere sie nicht“, wie sie
gegenüber Journalisten gebetsmühlenartig wiederholte. Im Rolex-Ranking, der
Frauen-Weltrangliste ist Ko übrigens auch schon Siebente. Apropos Sieben:
Caroline Masson wurde in Edmonton geteilte Siebente und qualifizierte sich
dadurch für das Final-Turnier der LPGA-Tour im November in Florida. Sandra Gal
belegte den geteilten 29. Rang.
Die European Tour hat ihren
Turnierkalender bis Ende März 2014 bekanntgegeben. Zwei Neuerungen fallen auf:
die Nedbank Golf Challenge (05.-08.12.), bisher ein reines Einladungsturnier
für lediglich zwölf Spieler, wird Teil der European Tour. Die zukünftig 30
Spieler, die sich über diverse Kriterien nun auch auf sportlichem Wege qualifizieren
können, spielen um 6,5 Millionen Dollar Preisgeld, was das Turnier, welches im
Gary Player Country Club im südafrikanischen Sun City ausgetragen wird, sofort
zu einem der lukrativsten Stops der European Tour macht. Am Start wird auch
Martin Kaymer sein, der seinen Platz als Champion des Vorjahres sicher hat.
Während ich die Aufnahme der Nedbank in den Turnierkalender absolut positiv
sehe, halte ich vom zweiten neuen Event, dem EurAsia Cup nicht sonderlich viel.
Das Turnier ist ein Lochspielwettbewerb zwischen zehn asiatischen und zehn
europäischen Spielern, dass bei seiner Premiere Ende März in Malaysia
ausgetragen wird. Insbesondere das europäische Team wird wohl kaum mit den
besten Leuten auflaufen, McIlroy, Rose & Co. dürften zwischen dem Florida Swing
(u. a. Honda Classic, Cadillac Championship, Arnold Palmer Invitational) und
dem Masters kaum ans andere Ende der Welt fliegen, um Europa in einem
zweitklassigen Teamwettbewerb zu vertreten. Der European Tour wird es egal
sein, mit dem Turnier in Malaysia sowie den für Sommer 2014 angekündigten neuen
Turnieren in Dänemark und der Tschechischen Republik kann sie ihren in diesem
Jahr sehr ausgedünnten Turnierkalender quantitativ etwas füllen. Die Nedbank
sorgt dazu für etwas Qualität und dicke Schecks, auch wenn die breite Masse der
European-Tour-Pros in einem mit 30 Spielern immer noch sehr kleinen Starterfeld
keine Chance auf einen Startplatz haben wird.
Nach einem so ausführlichen Blick
in die Zukunft noch ein Wort zum vergangenen Wochenende. Der Engländer Tommy
Fleetwood feierte bei der Johnnie Walker Championship at Gleneagles seine
ersten European-Tour-Sieg. Die beiden deutschen Starter Max Kieffer und Moritz
Lampert verpassten den Cut. Beide Spieler sind auch in dieser Woche wieder am
Start, diesmal etwas weiter südlich bei der Wales Open, die erneut auf dem superschönen
Twenty Ten Course ausgetragen wird, dem Ort, an dem Europa 2010 den Ryder Cup
gewann. Apropos Ryder Cup: mit der Wales Open startet auch die europäische Qualifikation
für den Ryer Cup 2014. Es qualifizieren sich die vier besten Spieler der
European Points List (jeder Euro Preisgeld, der bei einem Turnier der European
Tour gewonnen wird, gibt einen Punkt) und die fünf besten Spieler der World
Points List (alle Weltranglistenpunkte, die ein Mitglied der European Tour zwischen
diesem Wochenende und dem 31.08.2014 erspielt, werden zusammengerechnet). Mit
der Unterteilung in European und World Points List, wird der Tatsache Rechnung
getragen, dass zahlreiche europäische Topspieler hauptsächlich auf der PGA Tour
spielen. Nach Abschluss des Qualifikationsprozesses vergibt Ryder-Cup-Kapitän
Paul McGinley dann noch drei Wild Cards, so dass am Ende wie immer zwölf
Spieler für Europa den Kampf der Kontinente aufnehmen werden. Ich werde in den
kommenden Monaten in unregelmäßigen Abständen immer wieder auf den Stand im
Kampf um den Ryder Cup eingehen, in den ersten Wochen sicherlich noch nicht so
viel, da der Stand zunächst nur wenig aussagekräftig ist. Die Amerikaner haben
ihren Qualifikationsprozess übrigens schon im April 2013 gestartet, denn die
Ergebnisse der vier Major-Turniere dieses Jahres fließen bereits in den Kampf
um die Tickets ein. Die USA haben nur eine Points List, da alle Stars auf der
PGA Tour spielen. Am Ende qualifizieren sich bei den Amerikanern die besten
neun Spieler der Points List. Hinzu kommen drei Picks von Kapitän Tom Watson.
Zum Abschluss noch einen
Glückwunsch an Bernhard Langer zum heutigen 56. Geburtstag. Selbst beschenkt
hat er sich am Wochenende leider nicht. Auf der Champions Tour belegte er bei
der Boeing Classic beim Sieg des Amerikaners John Riegger den geteilten vierten
Platz.
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