Das Masters hat das exklusivste Feld im Profi-Golf. Nicht
falsch diese Aussage, meist schaffen weniger als einhundert Spieler die
Qualifikation. Und natürlich hat das Masters als eines der vier Major-Turniere
und als einziges der Big Four, das immer auf dem gleichen Platz ausgetragen
wird, ein herausragendes Renomee. Aber wer ein Turnier sucht, für das die
Qualifikation noch ein bißchen schwieriger ist, wo das Feld noch ein bißchen
kleiner ist, der wird dieses Wochenende fündig. Das dritte von vier World-Golf-Championship-Turnieren
steht auf dem Spielplan: das Bridgestone Invitational. Nur 73 Spieler werden
heute in Akron, Ohio an den Start gehen, die sich in vier verschiedenen
Kategorien qualifiziert haben. Ein Ticket ergattert haben alle Spieler der
Ryder Cup-Teams 2012, die Top 50 der Weltranglisten der vergangenen zwei
Wochen, die Sieger aller Turniere der letzten 52 Wochen, die ein Field Rating
von 115 aufweisen (das zu erklären, würde den Rahmen sprengen, in der Regel
schaffen fast alle Turniere der PGA-Tour sowie diverse European-Tour-Turniere
diesen Wert) sowie die Sieger von fünf ausgewählten Turnieren anderer
Profi-Golf-Touren. Major-Sieger aus vergangenen Zeiten, frühere Sieger des
Bridgestone Invitational, Spieler, die sich durch eine Qualifikation ins Feld
spielen konnten oder Amateure – all dies gibt es beim Bridgestone Invitational
nicht. Insgesamt schafften 77 Spieler die Qualifikation über eine oder mehrere
Kategorien, vier haben also verzichtet. Louis Oosthuizen fehlt verletzt, Hunter
Mahan wurde vergangenes Wochenende Vater (dazu beim Rückblick später noch ein
Wort), Senkrechtstarter Jordan Spieth sowie Peter Senior spielen ebenfalls
nicht. Leider fehlt auch Marcel Siem, der über keine Kategorie ein Ticket
buchen konnte. Sein Sieg bei der Trophee Hassan II im Frühjahr reichte nicht,
da das oben angesprochene Field Rating dieses Turniers unter 115 lag. Und in
der Weltrangliste ist er, wie schon seit Wochen, um Platz 60 gelistet. Deshalb
vertritt Martin Kaymer die deutschen Farben alleine im Firestone Country Club.
Der Name des Clubs hat übrigens wirklich was mit den Autoreifen zu tun, denn
Gummi-Magnat Harvey Firestone stellte den Platz 1929 seinen Angestellten zur
Verfügung. Heute gehört der South Course zu den angesehensten Plätzen auf der
PGA Tour.
Rekordsieger des Turniers ist (natürlich) Tiger Woods.
Dennoch sind die sieben Siege bei elf Austragungen zwischen 1999 und 2009 eine
unfaßbare Marke, die er bei keinem anderen Turnier erreicht hat. Zwischen 1999
und 2001 sowie 2005 bis 2007 gelangen ihm sogar zwei Dreifach-Erfolge in Serie,
eine Leistung die bei keinem anderen Turnier von keinem anderen Spieler der
Welt geschafft wurde. In den Jahren von Woods Seriensiegen war das Bridgestone
Invitational so vorhersehbar wie eine Volkskammer-Wahl in der DDR. Titelverteidiger ist
Keegan Bradley. Tiger wartet mittlerweile seit 2009 auf einen Erfolg. Golf.de
sah in der ungewohnten Abwechslung in der Siegerliste aber nur Vorteile, als
dort im Vorbericht festgestellt wurde, dass es gut ist, dass das Turnier „mehr
als ein Pokal-Lieferdienst für Tiger Woods“ ist.
Dass Hunter Mahan letztes Wochenende zum ersten Mal Vater
wurde, hatte ich bereits erwähnt. Dass er, als seine Frau Alarm schlug, in
Führung liegend (!!!) die Canadien Open abbrach (!), möchte ich aber nochmal
extra bemerken. Das zeigt, dass Hunter’s Qualitäten als Vater und Ehemann jenen
als Golfspieler in nichts nachstehen, aber eben auch, wie angenehm dass
Golf-Profi-Leben ist. Mal schnell von der Arbeit abhauen und auf eine Million
Dollar Lohn verzichten, kann sich nicht jeder erlauben bzw. leisten. Den
Preisgeldscheck in Kanada sicherte sich übrigens Brandt Snedeker, der nach
Pebble Beach seinen zweiten Erfolg in 2013 feierte.
Nicht ganz so erfreulich wie für Hunter Mahan oder Brandt
Snedeker verlief das vergangene Wochenende für die deutschen Golfprofis.
Bernhard Langer verlor, nach dem er lange Zeit deutlich in Führung gelegen hatte, die Senior Open
Championship und damit seinen vierten Senioren-Major-Titel noch im Stechen an Mark
Wiebe. Marcel Siem, der über eine Sponsoreneinladung bei der RBC Canadien Open
startete, erklärte via Facebook sogar, nicht mehr besser spielen zu können und
kündigte an, seinen Putter in die ewigen Jagdgründe zu befördern. Am Ende
sprang für Marcel ein geteilter 14. Platz in Ontario heraus. Leider fehlen
damit vier Plätze für die automatische Qualifikation zur Reno-Tahoe-Open in
Nevada, die in dieser Woche parallel zum Bridgestone Invitational ausgetragen
wird und bei der der Sieger, wie bei jedem PGA-Turnier mit Alternate-Status 300
FedExCup-Punkte erhält. Da aber, wie oben beschrieben, das Feld bei der
Bridgestone sehr limitiert ist, sind in Nevadas Bergen einige sehr bekannte
Namen am Start, darunter der dreifache irische Major-Sieger Padraig Harrington
sowie die ehemaligen Masters-Sieger Mike Weir (CAN) und Trevor Immelman (RSA).
Gespielt wird übrigens (einmalig auf der PGA-Tour) im modifizierten
Stableford-System, das heißt es gibt Punkte für die Ergebnisse, z. B. drei für
ein Eagle, zwei für ein Birdie oder minus eins für ein Bogey.
Zum Schluss noch ein Hinweis auf die Damen. Und bitte
Anschnallen. Ich sage nur Inbee Park. Drei Major-Titel hat die Südkoreanerin in
diesem Jahr schon gewonnen. Nun geht’s auf den Old Course nach St. Andrews. Bei
der Women’s British Open wird Park’s Links-Können auf Herz und Nieren getestet.
Sandra Gal und Carolin Masson sind ebenfalls am Start. Können sie ihre Form vom
vergangenen Wochenende, als sie beim Ladies European Masters in England, einem
Turnier der Ladies European Tour, die Plätze drei und vier belegten,
konservieren, steht guten Major-Resultaten nichts im Weg.
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