Das
Bridgestone Invitational ist doch wie ein Pokallieferdienst für den Tiger. Woods
hat Golf-Geschichte geschrieben. Und weil es eben Tiger Woods ist, tut er das
mal nicht eben einfach so, sondern auf die Tiger-Art. Er vernichtet die
Konkurrenz ganz wie in den guten alten Zeiten. Schon am Donnerstag hatte er
sich in der Spitzengruppe eingefunden, am Freitag nahm Tiger mit einer 61 den
South Course im Firestone Country Club auseinander. Er lochte nahezu jeden
Putt, es war fast schon unheimlich. Selbst als er auf der 18 nach einem
zwischen die Bäume verzogenen Abschlag den zweiten Ball neben die
Zuschauertribüne legte, rettete er mit einem Zauberschlag und einem Monsterputt
aus dem Vorgrün das Par. Jeder sterbliche Golfpro hätte auf diesem Loch ein
Doppelbogey notiert, nicht dieser Woods in Galaform. Mit acht Schlägen
Vorsprung ging er ins Wochenende, schon Freitag Abend war klar, dass die
anderen 72 Spieler um den zweiten Platz spielen. Der zur Zeit superstarke
Henrik Stenson, der seine dritte Top-3-Platzierung in Serie einspielte und
mittlerweile auf Platz 11 im OWGR zu finden ist und Keegan Bradley gewannen das
„Turnier hinter Woods“. Der Tiger ist damit der erste Spieler der
Golf-Geschichte, der zwei verschiedene Turniere jeweils achtmal gewonnen hat
(Arnold Palmer Invitational, Bridgestone Invitational). Acht Siege bei einem
Turnier hatte zuvor nur der große Sam Snead zwischen 1938 und 1965 bei der
Wyndham Championship geschafft, die zu seiner Zeit noch Greater Greensboro Open
hieß, benannt nach ihrem Austragungsort in North Carolina. Für Woods war es
übrigens der 79. PGA-Tour-Erfolg seiner Karriere (noch drei fehlen zum Rekord von
82, gehalten von Sam Snead) und der 18. Titel bei seinem 42.
World-Golf-Championship-Turnier (in 31 (!) der 42 Turniere erreichte er ein
Top-Ten-Resultat), aber der erste Erfolg, den er gemeinsam mit seinem
vierjährigen Sohn Charlie feierte, der erstmals vor Ort erlebte, wie Daddy
einen neuen Pokal für sein Trophäenhaus (? – ein Zimmer geschweige denn ein
Schrank dürften ja kaum noch ausreichen) überreicht bekam. Mama Elin Nordgren
wurde allerdings nicht gesehen...
Das
Martin Kaymer am Ende geteilter Neunter wurde, ist sehr stark, rechnen durfte
man nach der Auftaktrunde damit aber nicht. Eine 74 (Par 70) hatte Kaymer am
Donnerstag gespielt, nach zwei Birdies auf den ersten vier Löchern folgten
sechs Bogeys und der Sturz auf Rang 62. Die drei anderen Runden konnten sich
aber sehen lassen, er arbeitete sich kontinuierlich nach vorn und mit einer 66
am Sonntag (beste Runde des gesamtes Feldes am Finaltag) einschließlich dreier
Birdies auf den letzten sechs Löchern schob er sich noch in die Top 10. Damit
hat sich Kaymer auch im FedEx-Cup etwas Luft verschafft: er ist jetzt 119. und
liegt zwei Turniere (PGA Championship, Wyndham Championship) vor dem Ende der
Regular Season 38 Punkte vor Nicolas Colsaerts. Der Belgier ist momentan 126.
und wäre damit der erste nicht startberechtigte Spieler beim ersten
Play-Off-Turnier, der Barclays.
Die
Reno-Tahoe-Open, das Alternate-Turnier auf der PGA-Tour und damit 300
FedEx-Cup-Punkte hat Gary Woodland gewonnen. Der Amerikaner war am Ende ähnlich
souverän wie Tiger, Alex Cejka hat leider den Cut verpasst. Auf der
web.com-Tour, also in der 2. Liga ist Cejka momentan 48. der Geldrangliste, ihm
fehlen etwa 47.000 Dollar auf den wichtigen 25. Platz, der ihm die Chance
einräumen würde, um eine PGA-Tour-Karte für 2014 zu spielen. Sieht also eher
schlecht aus.
Nun
ein Blick zur Women’s British Open. Nein, Inbee Park hat es nicht geschafft.
Der Old Course in St. Andrews hat der bei Major-Turnieren 2013 noch unbesiegten
Südkoreanerin den Zahn gezogen. Die Ladies waren den Elementen des schottischen
Wetters, im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen zwei Wochen zuvor, gnadenlos
ausgesetzt. Die dritte Runde musste wegen stürmischen Windes abgesagt werden
und konnte erst Sonntag morgen gespielt werden. Der Wind blies nicht nur Zäune
und Werbebanden um, auch die Bälle blieben vor einem Schlag nicht ruhig liegen.
Mit den Bedingungen am besten zurecht kam die Amerikanerin Stacy Lewis, die am
Ende zwei Schläge Vorsprung auf ihre Verfolgerinnen, zwei Südkoreanerinnen, aufwies.
Für Lewis, die gut 400.000 Dollar Preisgeld kassierte, ist es der zweite
Major-Titel nach ihrem Sieg bei der Kraft-Nabisco-Championship 2011. Inbee Park
wurde am Ende 42. und zeigte sich auf der anschließenden Pressekonferenz
erleichtert, „dass es vorbei ist“. Die Zeit, wegen eines möglichen Grand Slams
im Rampenlicht gestanden zu haben, sei anstrengend gewesen. Solche Probleme
haben die deutschen Proetten nicht, Sandra Gal belegte einen guten 25. Platz,
Carolin Masson war am Cut gescheitert. Letztere hat sich aber trotzdem ins europäische
Solheim-Cup-Team gespielt. Sandra Gal hoffte leider vergebens auf eine
Wildcard. Mehr zum Solheim-Cup, dem weiblichen Pendant zum Ryder Cup, dann in
14 Tagen, wenn das Turnier im Colorado Golf Club steigt.
Nun
aber der Blick ins kommende Wochenende zur PGA Championship: It’s Major-Time!
Ja, es ist schon wieder so weit. Ein Höhepunkt jagt den nächsten. Nur drei
Wochen nach der Open Championship und wenige Tage nach der dritten World Golf
Championship des Jahres treffen sich die besten Golfer des Planeten bei der PGA
Championship zum vierten und letzten Major des Jahres. Nach dem vergangenen
Wochenende kann es eigentlich nur einen Favoriten geben: Tiger Woods! Aber
Woods gewann auch vor dem Masters und der US Open hochkarätig besetzte Turniere
(Arnold Palmer bzw. The Players) und dann befiel ihn am Major-Wochenende wieder
diese unerklärliche Schwäche. All das, was ein oder zwei Wochen zuvor noch wie
von selbst geklappt hatte, funktionierte nicht mehr. Tiger verzog Abschläge,
Tiger puttete schlecht, Tiger machte Leichtsinnsfehler. So geht das nunmehr
seit der US Open 2008. Seit über fünf Jahren wartet Tiger auf seinen 15.
Majortitel. Endet die Warterei am Sonntag? Spielt er in Tigerform oder macht er
einem oder mehreren seiner 155 Konkurrenten wieder einmal die Tür bei einem
Major auf?
Und
schon stellt sich auch die Frage, wer denn warum Tiger bzw. den
Titelverteidiger Rory McIlroy herausfordern darf. Oder anders gesagt: wie setzt
sich das Feld zusammen. Ich hatte das ja schon bei den drei anderen Majors
beschrieben, im Grundsatz ist das nicht viel anders als dort auch. Alle
ehemaligen PGA-Champions, alle Major-Sieger der letzten fünf Jahre oder die 70
Spieler, die in den letzten 12 Monaten auf der PGA Tour das meiste Geld
verdient haben.
Drei
Besonderheiten gibt es aber, die die PGA Championship von den anderen Majors
abgrenzen:
1. Die PGA Championship
hat nichts mit der PGA Tour zu tun. Die PGA Tour ist eine seperate
Organisation für die professionellen Golftouren. Sie spaltete sich 1968
von der PGA ab. Im weitesten Sinne war vielleicht die Abspaltung der
Deutschen Eishockey Liga vom Deutschen Eishockey Bund ein vergleichbarer
Vorgang. Die PGA ist die Vereinigung der us-amerikanischen Golflehrer, die
PGA-Championship also die amerikanische Golflehrer-Meisterschaft. Deshalb
dürfen die zwanzig besten Golflehrer, die in einem seperaten Turnier, der
PGA Professional National Championship, ermittelt wurden, an der PGA
Championship teilnehmen.
2. Qualifikationsturniere,
wie für die US Open oder die Open Championship, gibt es nicht. Mal
abgesehen von den ehemaligen Siegern können also nur Spieler am Turnier
teilnehmen, die in den letzten zwölf Monaten vernünftig Golf gespielt
haben. Die PGA Championship gilt daher als das am besten besetzte der vier
Major-Turniere.
3. Da die
Qualifikationskriterien nicht die Weltrangliste berücksichtigen (sondern
wie oben beschrieben die 70 besten der PGA-Tour-Geldrangliste), wären
viele starke Spieler, die nicht Mitglied der PGA-Tour sind, nicht
teilnahmeberechtigt. Daher räumen sich die Turnierorganisatoren das
großzügigste Einladungsrecht aller Major-Turniere ein. Zur PGA
Championship 2013 erhielten nicht weniger als 40 Spieler, viele von ihnen
Mitglieder der European Tour, eine Einladung. Dazu gehört unter anderem
auch Marcel Siem, der neben Martin Kaymer (der Gewinner der PGA
Championship 2010 ein lebenslanges Startrecht genießt) einer von zwei
deutschen Spielern im Feld ist. Gäbe es die Einladungen nicht, wären, neben
Siem, unter anderem die beiden in diesem Jahr so furios spielenden
Jungstars Matteo Manassero (Weltranglisten-28.) und Hideki Matsuyama
(Weltranglisten-33.) nicht (!) qualifiziert gewesen.
Wie
immer müssen einige Spieler auf ihr Startrecht verzichten, in diesem Jahr ist
Louis Oosthuizen der prominenteste Pro, der fehlt. Der 2013 ohnehin nicht
sonderlich formstarke Südafrikaner laboriert weiter an einer Nackenverletzung.
Hunter Mahan ist nach seiner „Babypause“ dagegen wieder am Start.
Ermittelt
wird der PGA Champion 2013 auf dem East Course des Oak Hill Country Clubs in der
am Südufer des Lake Ontario gelegenen Stadt Rochester. Der Club im
US-Bundesstaat New York wurde von „den Golflehrern“ zum dritten Mal als
Gastgeber für ihr Major ausgewählt. 1980 gewann Jack Nicklaus, 2003 feierte
Shaun Micheel seinen einzigen Tour-Sieg ausgerechnet bei der PGA Championship.
Der Club war außerdem dreimal Austragungsort der US Open (1956, 1968 und 1989).
1995 gewann das europäische Team in Oak Hill den Ryder Cup. Zum damaligen
Zeitpunkt war es für die Europäer erst der zweite Sieg auf amerikanischem
Boden. 2009 rangierte der Par-70-Kurs auf Platz 11 der jährlich von der
amerikanischen Golfbibel „Golf Digest“ veröffentlichten Liste der einhundert
besten Kurse der Staaten. Seit 1901, als die ersten neun Löcher angelegt
wurden, wird in Oak Hill Golf gespielt. In den vergangenen 112 Jahren wurden im
Club alle großen Golf-Meisterschaften des Landes mindestens einmal ausgespielt:
das U.S. Amateur, die U.S. Open, die PGA Championship, die U.S. Senior Open,
die Senior PGA Championship und der Ryder Cup. Diese vollständige
„Turniersammlung“ kann kein einziger weiterer Golfclub in den USA vorweisen.
Und
wer landet bei der PGA nun ganz vorne? Nun, ein Blick zurück in die allerjüngste
Vergangenheit könnte helfen. Denn der Kurs in Oak Hill und der South Course in
Firestone sind sich gar nicht so unähnlich. Hügeliges Gelände, viele Bäume,
wenig Wasser. Dazu laut PGA Tour identische Gräser im Fairway, Grün und Rough.
Also doch Tiger? Trotz Major-Fluch? Das eine gewonne Generalprobe einem
anschließenden Major-Sieg nicht abträglich ist, hat Phil Mickelson in
Schottland gerade erst bewiesen. Und auch Woods weiß, wie es geht. 2007 gewann
er erst das Bridgestone und dann die PGA Championship. Und sonst? Kaymer nach
seinem Zauber-Sonntag? Der formstarke Henrik Stenson? Keegan Bradley, der PGA
Champion von 2011 und momentan auch gut in Schwung? Vielleicht auch Rory
McIlroy, der mit seinem Sieg im letzten Jahr einen schwachen Sommer vergessen ließ
und einen umso stärkeren Herbst einläutete. Das wären meine Namen, von denen
ich einen oben erwarte. Blöd nur, dass man im PGA-Fantasy-Spiel nur vier
Spieler in sein Team wählen kann. Ich werde wohl Rory draußen lassen, er ist
trotz sehr leicht aufsteigender Tendenz in Firestone (Platz 27) in dieser
Saison ein zu großer Unsicherheitsfaktor. Oder doch Stenson? Der wird doch
nicht vier mal in Folge in die Top 3 erreichen... Also doch noch „den“
Geheimtipp finden... Schwierig, aber ich kann mir ja noch bis Mittwoch abend ne
Rübe machen.
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