Heuer beginnt unsere Reise über
den Golfplaneten in Colorado. Beim zarten Geschlecht. Und das haben sich die
Ladies auch mehr als verdient. Denn erstmals gewann das europäische
Solheim-Cup-Team ein Match auf amerikanischem Boden. Beim 18:10-Sieg schrieb das
Team um Caroline Masson, die in den Vierern 2,5 Punkte zum Sieg beisteuerte,
aber ihr Einzel am Sonntag klar verlor, Golfgeschichte. Dank eines
sensationellen 4:0-Sweeps in den Vierern am Samstag nachmittag gingen die
Europäerinnen mit einem 10,5:5,5-Vorsprung in die Einzel am Sonntag. Dennoch
war mit einem Blick nach Medinah, also in die allerjüngste Golfgeschichte,
Vorsicht geboten. Wie schnell sich ein scheinbar aussichtsloser Rückstand in
den Einzeln noch aufholen läßt, zeigten die männlichen Kollegen beim Ryder Cup
vor nicht einmal einem Jahr. Doch die Europäerinnen ließen nichts anbrennen.
Die erste Hälfte der Einzel am Sonntag abend verfolgte ich via Livestream im
Internet. Zwar war zunächst eine Menge Rot auf dem Leaderboard, aber
ausgerechnet die erst 17-jährige Engländerin Charley Hull gab die Richtung vor.
Mit einem 5&4-Sieg demütigte das Küken des europäischen Teams ihre
amerikanische Konkurrentin Paula Creamer, die nicht nur schon einen Major-Titel
vorweisen kann sondern generell zu den größten Stars des amerikanischen
Frauengolf zählt. Als anschließend auch Carlota Ciganda und Caroline Hedwall
ihre Einzel gewinnen konnten, war relativ schnell klar, dass eine Aufholjagd
der frenetisch angefeuerten US-Girls ausbleiben würde und der Weg für die Europäerinnen
zum historischen 18:10-Triumph frei war. Seit dem dieser Modus (vergleichbar
zum Ryder Cup) angewendet wird, stellt dies den höchsten Sieg eines Teams dar.
Interessante Randnotiz: Teil des US-Teams war übrigens eine gewisse Jessica
Korda, Tochter des früheren tschechischen Tennisprofis Petr Korda. Glück für
Jessica, dass Papa Petr und seine Frau zum Zeitpunkt ihrer Geburt schon in den
Staaten wohnten. Wäre Jessica nämlich nicht in den USA geboren, hätte sie trotz
US-Staatsbürgerschaft nicht für das US-Solheim-Team spielen dürfen. Die Regeln,
um ins Solheim-Cup-Team zu kommen sind also genauso streng wie für den
US-Präsidenten. Keine US-Geburtsturkunde, kein Solheim-Cup, kein Weißes Haus.
Korrekter wäre es, zu schreiben, die Regeln sind so streng gewesen, denn ab
2015 ist dann nur noch der US-Pass ausschlaggebend, der Geburtsort ist egal.
Apropos 2015: zu ihrer zweiten Titelvertieidigung in Folge treten die
Europäerinnen dann übrigens in Deutschland an. Der Solheim-Cup 2015 findet im
Golfclub St.Leon-Rot bei Heidelberg statt. Es ist das wichtigste Golf-Ereignis,
was jemals in Deutschland stattfinden wird.
Die Herren schlugen in
Greensboro, North Carolina bei der Wyndham Championship ab. Das Turnier wird
bereits seit den dreißiger Jahren ausgetragen, ist also eines der
tradtionsreichsten auf der PGA-Tour. Seit dem das Turnier in der Woche nach der
PGA Championship und unmittelbar vor Beginn der FedEx-Cup-Playoffs stattfindet,
gönnen sich viele Stars aber eine Auszeit. Interessant ist die Wyndham aber für
die Spieler, die noch um einen der 125 Plätze in den Play-Offs überhaupt oder
um eine bessere Ausgangsposition für selbige spielen. Auch Martin Kaymer war am
Start, als 112. der Rangliste durfte er sich seines Starts beim ersten
Play-Off-Turnier zwar ziemlich sicher sein, ein paar weitere Punkte könnten
jedoch für den weiteren Play-Off-Verlauf nicht schaden. Nach einer Par-70 am
Donnerstag und einer 68 am Freitag stürzte er mit einer 73 am Samstag bis auf Rang 61 ab. Seine
Aufholjagd schien ein Rohrkrepierer zu werden, aber dann kam der Sonntag. Eine
63 zauberte Kaymer auf den Platz im Sedgefield Country Club, acht Birdies bei
nur einem Bogey, mit der er noch den Sprung auf den geteilten 20. Platz bei der
Wyndham und Rang 103 im FedEx-Cup schaffte. Damit hat Kaymer nun eine solide
Ausgangsposition für „The Barclays“ am kommenden Wochenende. Alles andere als solide ist die Lage für andere große Namen des Golfsports: Peter Hanson, Nicolas Colsaerts (beide Ryder-Cup-Spieler 2012), die Major-Sieger Padraig Harrington (2xUS Open, PGA-Ch'ship), David Toms (PGA-Ch'ship), Trevor Immelman (Masters), Vijay Singh (Masters, 2xPGA), Louis Oosthuizen (Open Ch'ship) oder Retief Goosen (2xUS Open) haben den Sprung in die Play-Offs verpasst. Nun aber noch zwei Worte zum Sieger des Turniers, Patrick Reed. Der
Amerikaner gewann das Stechen gegen den unglaublichen Jordan Spieth, der die
Regular Season auf Platz 8 im FedExCup abschließt, nach dem er zu Beginn der
Saison noch nicht einmal eine Tourkarte besaß. Ein absolutes Märchenjahr für
Spieth. Doch auch Patrick Reed muss sich nicht verstecken. Als 22. und damit
letzter Spieler hatte er sich Ende 2012 in der Q-School eine Karte für die
PGA-Tour gesichert (eine Möglichkeit, die es ab diesem Jahr nicht mehr gibt, da
werden in der Q-School nur noch Karten für die web.com-Tour vergeben), im
Stechen verzog er seinen Abschlag so weit nach rechts in die Bäume, dass die
Platzrichter ihn zunächst „Out of Bounds“ gaben. Das korrigierten sie freilich,
dennoch lag der Ball mitten im Unterholz. Jordan Spieth überlegte sicher schon,
wie er den 950.000 $-Preisgeldscheck investiert, als Reed seinen 150-Schlag aus
der Wildnis zwei Meter neben die Fahne platzierte. Irre! Der Putt fiel auch und
so freute sich Reed, dessen Tasche übrigens von seiner Ehefrau Justine getragen
wird, über seinen ersten Toursieg, das Preisgeld, 500 FedEx-Punkte und eine
zweijährige Spielberechtigung auf der Tour. Nicht schlecht für einen, der Ende
2012 nach zwei von sechs Q-School-Runden 100 Plätze von der Tourkarte entfernt
lag.
Nun der Blick zu den Play-Offs.
Diese bestehen aus vier Turnieren:
The Barclays (Top 125 im FedEx-Cup
sind spielberechtigt)
Deutsche Bank Championship (Top
100 im FedEx-Cup sind spielberechtigt)
BMW Championship (Top 70 im
FedEx-Cup sind spielberechtigt)
The Tour Championship (Top 30 im
FedEx-Cup sind spielberechtigt)
Nach jeder Woche wird der Strich
also etwas höher gezogen, es scheiden zahlreiche Spieler aus. Da es aber jetzt
statt 500 gleich 2500 Punkte für einen Sieg gibt, können auch Spieler, die
bisher eine eher diskrete Saison gespielt haben, viele Plätze gut machen. Jeder
der 125 für die Play-Offs qualifizierten Spieler hat durch die gegenüber der
regulären Saison verfünffachte Punktzahl eine realistische Chance, das
Saisonfinale in Atlanta zu erreichen. Das sorgt einerseits für Spannung und
zeigt, wie sehr für die Amerikaner, egal in welcher Sportart, Play-Offs zu
einer Saison gehören. Andererseits ist der Sieger des FedExCups selten der
wirklich beste Spieler der Saison, viel mehr wird der beste Spieler des
Spätsommers gekürt, was durch den Punktereset vor der Tour Championship
nochmals verstärkt wird. Dazu dann aber vor der Tour Championship mehr. Der
Play-Off-Modus stellt also die sportliche Wertigkeit des FedExCups als
Jahreswertung etwas in Frage, der Blick auf die Geldrangliste gibt da eine
ehrlichere Antwort. Das in dieser Geldrangliste der Sieger aber oft schon vor
der Tour Championship feststeht, ist für den Amerikaner an sich langweilig und
die Verantwortlichen der PGA Tour schlicht geschäftsschädigend.
Wichtig ist die Play-Off-Serie
übrigens auch für die Weltrangliste, da mit wenigen Ausnahmen (z. B. Manassero,
Marsuyama) alle Topspieler der Erde Mitglied der PGA Tour sind. Entsprechend
stark sind die Teilnehmerfelder, ein Sieg dürfte locker 70 Punkte für
Weltrangliste bringen, was die Turniere auf ein Level mit den World Golf
Championships hebt.
In dieser Woche steigt also „The
Barclays“, das Nachfolgeturnier der legendären Westchester Classic. Das Turnier
wird auf verschiedenen Plätzen immer im Großraum New York ausgetragen. Dieses
Jahr ist der Liberty National Golf Club in New Jersey der Gastgeber. Der Platz
entstand nach der Jahrtausendwende auf einer ehemaligen Müllkippe direkt am
Hudson River. Während des Spiels bieten sich immer wieder grandiose Ausblicke
auf die Skyline New Yorks am gegenüberliegenden Hudson-Ufer, Annäherungsschläge
kann man an der Freiheitsstatue ausrichten. Das schützte den an sich
phänomenalen Platz jedoch nicht vor heftiger Kritik der Profis, die ihn,
nachdem 2009 erstmals das Barclays hier ausgetragen wurde, als unfair bezeichneten
und auf das heftigste kritisierten. Die Spielbahnen waren den Profis zu lang, die
Fairways angesichts zahlreicher Bunker und Wasserhindernisse zu eng. Hinzu
kommt der vom Hudson in aller Regel heftig wehende Wind. Im Ergebnis war der
Platz auch statistisch der schwierigste des Jahres 2009, nur 55% aller Grüns
wurden „in regulation“ getroffen, lag man abseits des Fairways verringerte sich
die Quote auf knapp 35 %. Das Prädikat „Unfair“ wollten die Verantwortlichen
nicht auf sich sitzen lassen und bauten den Platz an vielen Stellen um. Fünf
Spielbahnen wurden verkürzt, einige Grüns etwas ebener gestaltet und die
Fairways erweitert, um die Folgen des starken Windes etwas abzumildern. Mit
diesen Veränderungen und der spektakulären Kulisse im Hintergrund dürfen wir
uns auf eine grandiose Barclays freuen.
Von den 125 qualifizierten
Spielern nehmen 123 in New Jersey teil. Es besteht nämlich keinesfalls eine
Teilnahmepflicht für die Profis an den Play-Off-Turnieren, die möglichen
Folgen, insb. das Abrutschen in der Rangliste, müssen die Spieler aber selber
verantworten. Abgesagt haben Zach Johnson, der das Wochenende als Trauzeuge bei
der Hochzeit seines Bruders verbringt und Steve Stricker, der seine
Teilzeit-Strategie also auch in den Play-Offs fortsetzt. Als 18. bzw. 20. im
FedExCup-Ranking sind beide aber nicht gefährdet, die nächste Runde, die
Deutsche Bank Championship, zu verpassen. Einige (vielleicht am Ende
entscheidende) Plätze dürften sie im Kampf um die Qualifikation für die Tour
Championship aber verlieren. An die Tour Championship denkt Martin Kaymer
sicher noch nicht, als momentan 103. des FedExCups muss er auf dem Liberty
National erstmals versuchen, in der Rangliste mindestens drei Spieler zu
überholen, am besten natürlich noch ein paar mehr um sich für die folgenden
Turniere eine gute Ausgangsposition zu verschaffen. Möglich ist das, wenn er in
seinem klar erkennbaren Aufwärtstrend jetzt zum Feinschliff ansetzt.
Insbesondere wäre es wichtig, nicht, wie bei der PGA Championship und der
Wyndham zuletzt passiert, wieder eine Runde total in den Sand zu setzen. Den
Ausreißer nach unten abstellen, die Ausreißer nach oben möglichst beibehalten,
dann steht einer Topplatzierung auch bei diesem Weltklassefeld nichts im Weg.
Und wir dürften uns kommende Woche auf die Deutsche Bank Championship mit
Martin Kaymer freuen.
Vollkommen im Schatten agiert die
European Tour im Spätsommer. Immerhin findet diese Woche mit der Johnnie Walker
Championship im schottischen Gleneagles mal wieder ein reguläres Turnier statt.
Bei Gleneagles müsste es gleich klingeln, denn im kommenden Jahr wird dort der
Ryder Cup ausgetragen. Fast alle Top-Spieler der European Tour, die nicht auch
Mitglied der PGA Tour sind, schlagen in Schottland ab. Die bekanntesten Namen
sind Paul Lawrie, Francesco Molinari und Thomas Björn. Fehlen werden unter
anderem Marcel Siem und Matteo Manassero. Die deutschen Farben werden von Max
Kieffer und Moritz Lampert vertreten.
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