19.10.2012

NO CAMINHO PARA O BRASIL


VOR dem Anpfiff des Schweden-Spiels hatte ich mir vorgenommen, zum Jahresende den Stand der WM-Qualifikation zusammenzufassen. Wen werden wir 2014 in der Casa da Eira kicken sehen, wer ist schon raus, wer ist überraschenderweise noch dabei. Nach ner Stunde Spielzeit stieg die Vorfreude, nach 90 Minuten und dem 4:4-Ausgleich war dann erstmal der Ofen aus. Was für eine biblische letzte halbe Stunde. Arrogant, überheblich, selbstverliebt. Genau wie ihr Trainer die Kritik nach der Italien-Niederlage abkanzelte kickte unsere Nationalelf ab der 60. Minute gegen Schweden. Jeder machte im Gefühl des sicheren Sieges einen Schritt weniger. Und als die Schweden, aufgeweckt durch das 1:4 von Ibrahimovic plötzlich mitmachten, kämpften, körperlich dagegenhielten, fielen unsere Mädchen auseinander. Es war keiner da, der den Mund aufmachte. Ein Effenberg wäre spätestens nach dem 2:4 Amok gelaufen, hätte statt einer gelben Karte für Zeitspiel (Neuer, Lahm, Schweinsteiger) eine bekommen, weil er mal einen Schweden umgesenst, ein Zeichen gesetzt hätte. Löw verteidigt ja immer wieder sein Prinzip der flachen Hierarchie, nennt Lahm, Schweinsteiger oder Neuer als Führungsspieler. Aber wo waren sie denn in Berlin? Ein Lahm ist schon bei der Seitenwahl ein Witz, wenn er einem wie Ibrahimovic gegenüber steht. Das sieht dann aus wie B-Jugend gegen richtige Männer. Nur mit Künstlern wie Özil geht es nicht, ein Özil geht in so einem Spiel einfach mit unter. Es braucht keine flache, sondern eine klare Hierarchie. Spieler dafür kann man sich nicht backen, Typen wie Effenberg oder Matthäus hat der deutsche Fußball nicht. Das Problem ist, dass solche Leute auch nicht in Sicht sind, weil es beim aalglatten DFB für solche Jungs schwer ist, diese Spieler gar nicht gefördert werden. Es muss aber nicht sein, dass jeder Defensivspieler jedes Problem spielerisch lösen muss. Ein, zwei Klopper in der Truppe können nicht schaden. Im Gegenteil. Die hätten den Freistoß in der Nachspielzeit an die gegnerische Eckfahne gedroschen anstatt mit drei Rückpässen bei Neuer anzukommen, der den Fehlpass spielt und den Ausgleich einleitet. So genug aufgeregt, wir liegen in Gruppe C ja trotz allem recht ordentlich im Rennen, haben noch drei Spiele gegen die Färöer und Kasachstan plus Heimspiele gegen Österreich und Irland. Die Schweden werden auch nicht alles gewinnen, möglicherweise nehmen sich die drei zuletztgenannten auch gegenseitig ein paar Punkte weg. Deutschland wird sich für die WM qualifizieren, dahinter sehe ich Schweden und Österreich im Duell, die Iren sind furchtbar schlecht. Ein Trauerspiel…

Blicken wir mal in die weiteren Europagruppen. Es qualifizieren sich die neun Gruppensieger direkt für die Weltmeisterschaft. Die acht besten Gruppenzweiten ermitteln in vier Play-Offs vier weitere WM-Teilnehmer. Einer der Gruppenzweiten schaut also sicher in die Röhre, der Gruppensieg ist von enormer Bedeutung.

In Gruppe A streiten sich die Belgier mit ihrer neuen, starken Generation mit den Kroaten um die Gruppe. Ich drücke den Belgiern kräftig die Daumen. Der 3:0-Erfolg in Serbien war ein starkes Statement. Die Kroaten haben den Vorteil, dass sie die Belgier noch zu Hause empfangen und in Brüssel schon ein 1:1 geholt haben. Der Rest der Gruppe nimmt sich gegenseitig die Punkte weg, Serbien verliert in Mazedonien, die Schotten in Wales, ein Schneckenrennen. Ich tippe auf Belgien vor Kroatien.

In Gruppe B brillieren die Italiener zwar nicht, stehen aber nach dem wichtigen Heimsieg gegen Dänemark mit 10 Punkten souverän der Tabellenspitze. Die Skandinavier kriegen Druck aus Osten, Bulgarien und Tschechien liegen auf Platz 2 und 3. Da es in dieser Gruppe bereits zahllose Unentschieden gegeben hat, könnte hier der schlechteste Zweite beheimatet sein. Die Italiener werden sich qualifizieren, dahinter ist zwischen Bulgarien, Tschechien, Dänemark und auch Armenien alles offen.

Die Gruppe D beheimatet mit den Niederländern eines der beiden Teams der Europa-Qualifikation, die noch verlustpunkt frei sind (das andere sind die Russen). Die Holländer haben zwar nur drei Punkte Vorsprung auf Rumänien und Ungarn, allerdings haben die Oranjes genau bei ihren beiden schärfsten Kontrahenten schon Auswärtssiege eingefahren, dazu auch die Türkei geschlagen. Die Holländer haben noch ein paar launige Spiele gegen Estland und Andorra vor der Brust und qualifizieren sich im Schongang für die WM. Zwischen Rumänien und den wieder erstarkten Ungarn werden wohl die direkten Duelle entscheiden, die Türkei muss fast schon auf ein Wunder hoffen.

Sehr knapp geht’s in Gruppe E zu. Die favorisierten Schweizer führen, werden allerdings von Norwegen, Albanien und Island gejagt. Diese Aussage zeigt das Niveau dieser sehr schwachen Gruppe. Da sich die Jäger aber immer wieder Aussetzer leisten (so verlor Norwegen auf Island, die Isländer wiederrum auf Zypern, die Slowenen, die ja auch schon WM-Teilnehmer waren wiederum in Albanien), werden Hitzfelds Eidgenossen wohl nach Brasilien fahren.

In Gruppe F gibt’s eine Dreiklassengesellschaft. Ganz vorn trohnen ungefährdet die Russen. Capello hat seinem Team taktische Disziplin eingeimpft, statt Hurra-Fußball ohne Nachzudenken bevorzugt der italienische Star-Trainer schmucklose 1:0-Siege. Die Tabelle gibt ihm Recht. Apropos Tabelle… Auf die möchten die Portugiesen derzeit wohl lieber gar nicht gucken. Denn nach der Niederlage in Moskau gabs am Dienstag in Porto ein peinliches 1:1 gegen Nordirland. Ronaldo & Co. sind hinter Israel auf Rang drei zurückgefallen. Hätten die Israelis nicht bei Berti Vogts in Aserbaidschan Punkte liegen gelassen… Junge, Junge… Die Russen erscheinen mir stark genug für den Gruppensieg und Portugal wird sich hoffentlich (wie immer) über die Play-Offs qualifizieren.

Die Gruppe G könnte man streichen, niemand würde irgendein Team bei der WM vermissen. Unglücklicherweise geht das nicht und so werden wir eine dieser Truppen in Brasilien sehen. Momentan führt Bosnien-Herzegowina vor dem punktgleichen Griechenland. Die Hellenen haben den Nachteil, dass sie zu Hause gegen Dzeko und Konsorten nicht über ein 0:0 hinaus gekommen sind. Vorteil Bosnien also. Die Vorentscheidung könnte es gleich am nächsten Spieltag im März geben, wenn in Bosnien das Rückspiel steigt. Der Rest wird es schwer haben, die Slowakei, immerhin Achtelfinalist in Südafrika hat schon zu Hause gegen die Griechen verloren und in Litauen Punkte liegen gelassen. Bosnien qualifiziert sich für die WM, die Griechen gehen in die Play-Offs.

England gegen Osteuropa – so ist die Lage in der Gruppe H. Und die Three Lions haben doch so ihre Probleme. Gegen die Ukraine und in Polen gab es nur Unentschieden, dreifach gepunktet wurde bisher nur in Moldawien und gegen San Marino. Und dann sind da noch die Montenegriner, die den Engländern schon bei der letzten EM-Quali mächtig auf den Sack gegangen sind und nach ihrem Sieg in der Ukraine wieder erster Verfolger sind. Sehr spannend, England sollte sich aber am Ende durchsetzen. Und gegen Montenegro will sicher keiner in den Play-Offs spielen.

Das Beste zum Schluss – so könnte man die Gruppe I sehen. Das Los hat Frankreich und Dauer-Titelträger Spanien zusammengeführt. Einer von beiden muss in die Play-Offs. Wenn man sich dann Gruppen wie E oder G anschaut, könnte man heulen. Die erste Runde ging an Frankreich, die beim 1:1 in Madrid einen wertvollen Auswärtspunkt ergatterten. Der Rest der Gruppe ist nur unwichtiges Beiwerk, die beiden Großen machens unter sich aus. Das Rückspiel in Frankreich steigt übrigens schon im März.

In Nord- und Mittelamerika sowie der Karibik (oder im FIFA-Deutsch: CONCACAF) stehen jetzt die sechs Mannschaften fest, die sich in der Endrunde um drei direkte WM-Plätze sowie einen Platz für das Play-Off gegen den Fünften aus Asien streiten. Und auch wenn die von Jürgen Klinsmann trainierten Amis sich nur mit viel Dusel in diese Endrunde retteten und sich Klinsmann in den Staaten heftiger öffentlicher Kritik ausgesetzt sieht, sollten die US-Boys und Mexiko wohl zwei der drei direkten Plätze buchen. Um den dritten direkten Platz streiten sich Costa Rica (drei WM-Teilnahmen, zuletzt 2006), Honduras (zwei, 2010) und Jamaika (eine, 1998) sowie Panama, dass noch über keine WM-Endrunden-Erfahrung verfügt. Im Grunde genommen konnte man das Teilnehmerfeld so erwarten, Guatemala (in den USA) und Kanada (1:8 (!) in Honduras) verspielten am letzten Zwischenrunden-Spieltag ihre Endrunden-Plätze, die vielen kleinen karibischen Insel-Staaten waren mehr oder weniger chancenlos.

In Südamerika war es noch nie so leicht, sich für eine WM zu qualifizieren. Die Brasilianer sind als Gastgeber automatisch dabei, bei vier direkten Plätzen und einem Play-Off-Platz gegen Asien besteht aber für die restlichen neun Teams eine 50%ige-Chance auf die WM-Teilnahme. Das ist mit weitem Abstand die beste Quote. Souveräner Tabellenführer sind die Argentinier, die man nun plötzlich doppelt und dreifach fürchten muss, weil der neue Trainer Sabella es geschafft hat, dass Messi nicht nur in Barcelona sondern auch für sein Heimatland zaubert und trifft. Dahinter liegen das namenlose Kollektiv aus Ecuador und Kolumbien, dass von seiner Tormaschine Falcao lebt. Die beiden haben zwischen sich und den Rest bereits vier Punkte gelegt. Vierter ist momentan Venezuela, dass als einziges südamerikanisches Land noch nie an der WM-Endrunde teilgenommen hat. Im Land von Hugo Chavez, wo Baseball eigentlich die Nummer 1 ist, hofft man nun auf die erste WM-Teilnahme. Auch weil der WM-Vierte Uruguay schwächelt, zuletzt 1:4 beim bisherigen Tabellenletzten Bolivien unterging. Auch Chile (2010 im Achtelfinale) und WM-Dauerbrenner Paraguay (seit 1998 immer dabei) haben Probleme, so dass das Rennen hinter den Top 3 (ARG, ECU, COL) vollkommen offen erscheint.

In Asien sind nur noch zehn der 43 gestarteten Teams im Wettbewerb, in zwei Fünfergruppen werden vier WM-Teilnehmer ermittelt, die beiden Dritten ermitteln in einem Play-Off ein Team, was dann gegen den Südamerika-Fünften ein weiteres Play-Off bestreitet. In den beiden Gruppen ist Halbzeit, jedes Team hat vier seiner acht Spiele bestritten. In Gruppe A ist das Rennen eng, zwischen Tabellenführer Südkorea und dem Letzten Libanon liegen nur drei Punkte, neben diesen beiden haben als auch die dazwischenliegenden Iran, Usbekistan und Katar noch absolut intakte Chancen. Vom Papier her sollten die Koreaner und der Iran das Rennen machen, die Perser haben aber schon im Libanon verloren, die Gruppe scheint also unberechenbar. In der anderen Gruppe können die Japaner die WM-Tickets so gut wie buchen, sie haben fünf Pinkte Vorsprung auf den Zweiten Australien. Die Kicker aus Down Under spielen eine dünne Qualifikation, konnten am Dienstag durch zwei späte Tore im Irak ihren ersten Sieg einfahren. Oman und Jordanien, beide wären WM-Neulinge hängen den Aussies mächtig im Kreuz. Allerdings empfangen die Australier alle ihre Konkurrenten um Platz 2 noch zu Hause, müssen nur in Japan auswärts antreten. Japan und Australien sollten sich also durchsetzen, ob nun Oman, Jordanien oder der Irak Favorit um Play-Off-Platz 3 sind, vermag ich nicht einzuschätzen.

In Afrika gibt es zehn Gruppen, deren Sieger fünf Play-Offs-Spiele bestreiten. Die Sieger dieser K.O.-Spiele fahren dann anch Brasilien. Der Modus ist also recht einfach. Allerdings ist die Lage in Afrika derzeit noch relativ unübersichtlich, weil dort diese Woche erstmal die Qualifikation für die Afrika-Meisterschaft im Januar beendet wurde, die WM-Qualifikation startet erst 2013 so richtig durch. Dennoch wollen wir einen ersten schnellen Blick wagen, einige Tendenzen sind durchaus schon ersichtlich, nachdem jedes Team zwei seiner sechs Spiele bestritten hat. Mit Südafrika, Ghana und Kamerun (dass übrigens Dienstag in der besagten Qualifikation für den Afrika-Cup an den Kap Verdischen Inseln gescheitert ist (!)) sind bekannte Namen in ihren Gruppen bereits ins Hintertreffen geraten. Dafür scheinen die Ägypter, zwischen 2006 und 2010 dreimal in Folge Afrikameister, aber seit 1990 nicht mehr bei einer WM dabei, endlich mal eine gute WM-Qualifikation zu spielen (sechs Punkte aus zwei Spielen). Auch der amtierende Afrikameister Sambia und der mehrmalige WM-Teilnehmer Tunesien haben die Maximalpunktzahl eingefahren, Teams wie die Elfenbeinküste oder Nigeria führen ihre Gruppen an.

Zum Schluss noch ein Blick ans andere Ende der Welt. In Ozeanien sind noch vier Teams im Spielbetrieb, nur noch zwei haben aber Chancen auf das Play-Off-Ticket gegen den Vierten aus Nordamerika. Die Neuseeländer führen nach vier von sechs Spieltagen ihre Gruppe an, empfangen ihren letzten verbliebenen Verfolger Neukaledonien noch zu Hause, sieht also gut aus für die All Whites. Die Salomonen und Tahiti haben auch rechnerisch keine Chance mehr. Irgendwie schade... da Tahiti aber irgendwann mal Neuseeland bei der Kontinentalmeisterschaft geschlagen hat, sehen wir diese Truppe im kommenden Jahr beim Confederations-Cup. Irre...

Soweit ein Blick auf die WM-Qualifikation, die am 22. und 26.03.2013 mit dem nächsten Doppelspieltag fortgesetzt wird.