21.10.2013

11 aus 22 - die letzten Tickets nach Brasilien



So, jetzt wo auch die europäischen Play-Off-Spiele für die Weltmeisterschaft feststehen, erlaube ich mir mal einen Wunschzettel zu schreiben. Elf der 32 Tickets werden Mitte November noch vergeben und ich hab da ein paar ganz konkrete Vorstellungen, wen ich gerne noch im Flieger nach Brasilien sehen möchte.

PORTUGAL vs. SCHWEDEN

Mmmh, einerseits ist das natürlich als DER Gipfel DER europäischen Fußball-Exzentriker (Cristiano Ronaldo vs. Zlatan Ibrahimovic) ein feines Duell, andererseits hätte ich persönlich beide Teams sehr gerne in Brasilien gesehen. Nun drücke ich natürlich „unserem“ WM-Gastgeber Portugal die Daumen. Wenn ich die persönliche Brille abnehme, sehe ich aber rein sportlich eher die Skandinavier im Vorteil. Die Schweden haben in der Qualifikation den wesentlich besseren Eindruck hinterlassen, die Portugiesen hatten in einer relativ schwachen Gruppe lange zu tun, bis sie Israel abgeschüttelt hatten. Andererseits sind CR7 & Co. wahre Play-Off-Spezialisten, zur WM 2010 und zur EURO 2012 saßen sie in den Ausscheidungsspielen jeweils erfolgreich gegen Bosnien-Herzegowina nach.

Das Herz sagt Portugal, der Verstand Schweden.

UKRAINE vs. FRANKREICH

Beide Teams baden im direkten Duell nun das Lospech aus, dass ihnen jeweils happige Qualifikationsgruppen beschert hatte. Die Ukraine kam hinter England ins Ziel, ließ aber die starken Montenegriner sowie Polen hinter sich. Die Franzosen scheiterten am Dauerchampion Spanien, wurden aber in Gruppe I ganz locker Zweiter.

Sowohl das Herz wie auch der Verstand sagen „Allez les bleus“.

GRIECHENLAND vs. RUMÄNIEN

Oh mein Gott, die vielleicht fürchterlichste Play-Off-Begegnung, die man überhaupt hätte auslösen können. Die destruktiven Fußball-Handwerker aus Griechenland, deren Spielweise ist so attraktiv wie ihr Heimatland pleite. Dennoch verstehen sie es immer wieder, sich (auch dank nicht enden wollendem Losglück) zu den großen Turnieren zu rumpeln. Dort überraschen sie dann in so regelmäßigen Abständen (zuletzt bei der Euro 2012, als sie das Viertelfinale erreichten), dass sie bei den Auslosungen immer wieder in Topf 1 landen (und zum nächsten Turnier dürfen). Nun haben sie mit den Rumänen (mal wieder) das leichteste der vier möglichen Lose bekommen. Die Kicker vom Balkan waren in der Holland-Gruppe hinter den Oranjes am Ende der Einäugige unter den Blinden (Türkei, Ungarn), was sie sportlich bei einer WM verloren haben, vermag ich nicht zu sagen.

Das Herz sagt hier Spielabbruch, der Verstand tippt auf ein 0:0 im Hinspiel und ein 1:0 für Griechenland im Rückspiel.

ISLAND vs. KROATIEN

Das wäre für mich, als Liebhaber des nordischen und körperbetonten Fußballs ein absoluter Traum, wenn sich die Isländer qualifizieren könnten. Die Männer aus dem ewigen Winter wären das einwohnerärmste Land, was sich jemals für eine WM qualifiziert hat. Klar hat ihnen auch die schwache Gruppe mit den schärfsten Konkurrenten Norwegen, Slowenien und Albanien in die Karten gespielt, aber mittlerweile kicken eine ganze Reihe Isländer in den starken europäischen Ligen und eine Qualifikation Islands wäre nicht überraschender als die anderer Länder in der Vergangenheit (Slowenien, Slowakei).

Mein Herz sagt Island, der Verstand ist bei diesem Spiel ausgeschaltet.

NEUSEELAND vs. MEXIKO

Das Neuseeland die Ozeanien-Gruppe gewinnt, war zu erwarten. Das es aber nicht mehr selbstverständlich ist, zeigt die Teilnahme Tahitis am Confederations-Cup im zurückliegenden Sommer. Nach der Auslosung der Qualifikation hatten sich die All-Whites sicherlich die Hände gerieben, als ihnen das Los den Vierten der Nordamerika-Gruppe bescherte. USA, Mexiko und Costa Rica qualifizieren sich direkt, den Rest können selbst wir schlagen dachten sich die Kiwis und staunten, als dann die Mexikaner plötzlich nur Vierter in der CONCACAF-Gruppe wurden. Und selbst diesen vierten Platz ergurkten sich die Mittelamerikaner ausschließlich mit Glück und gänzlich ohne Verstand. Nur weil Panama im entscheidenden Spiel der Qualifikation einen Elfmeter verschoss und in der 92. und 93. Minute von den Amerikanern noch zwei Tore eingeschenkt bekam (FUCK YOU, JÜRGEN!), dürfen die Mexikaner überhaupt nach Neuseeland reisen. Diese Formkrise stimmt mich optimistisch, dass wir hier ein sehr enges Play-Off-Duell sehen werden. Sowohl mein Herz als auch mein Verstand tun sich schwer. Natürlich liebe ich den Gedanken, Neuseeland erneut bei einer WM zu sehen. Aber eine Endrunde ohne Mexiko.

Sagen wir es mal so: mein Herz schlägt für Neuseeland, der Verstand sieht Mexiko zur WM fahren.

URUGUAY vs. JORDANIEN

Hatte ich oben von den Play-Off-Spezialisten aus Portugal geschrieben? Was ist dann aber Uruguay? Die Schotten Südamerikas, immerhin WM-Vierter in Südafrika und amtierender Südamerika-Meister, spielen zum vierten Mal in Folge in der interkontinentalen Play-Off-Runde um ein WM-Ticket. 2002 setzten sie sich gegen Australien durch, 2006 scheiterten sie am gleichen Gegner. 2010 gewannen sie gegen Costa Rica, nun messen sie sich mit einem asiatischen Vertreter. Das der Jordanien heißt, ist fast schon sensationell. Gar kein Wort wurde bisher erfunden, das den Zustand beschreiben würde, sollten sich die Araber durchsetzen.

Herz und Verstand sehen Uruguay hier glasklar im Vorteil.

ELFENBEINKÜSTE vs. SENEGAL (Hinspiel 3:1)

Bei den fünf afrikanischen Play-Off-Duellen wurden die Hinspiele bereits ausgetragen. Beim Duell zwischen den Ivoreren und Senegal spricht nach dem Hinspiel vieles für Didier Drogba & Co. Aber Vorsicht, das Auswärtstor könnte für Senegal, den WM-Viertelfinalisten von 2002 noch Gold wert sein.

Mein Kopf sieht die Elfenbeinküste vorn, mein Herz schlägt eher für Senegal.

ÄTHIOPIEN vs. NIGERIA (Hinspiel 1:2)

Durch den Auswärtssieg in Äthiopien hat Nigeria schon eine Vorentscheidung geschafft. Es ist ein bißchen ein Duell der Gegensätze. Äthiopien war in den Fünfziger und Sechziger Jahren, also in der Zeit, in der der African Cup of Nations erfunden wurde, eine Großmacht auf dem schwarzen Kontinent. Nigeria ist seit den Neunziger Jahren eine der führenden Fußballnationen Afrikas. Nach einem kleinen Knick, der die Super Eagles zwei WM-Teilnahmen kostete (2006, 2010) haben sie sich mit ihrem Sieg beim Afrika-Cup im Januar wieder zurückgemeldet.

Das Herz hofft weiter auf eine Überraschung, der Verstand tippt Nigeria nach Brasilien.

TUNESIEN vs. KAMERUN (Hinspiel 0:0)

Tunesien war eigentlich schon draußen, nachdem sie sich gegen die Kap Verden blamierten. Doch weil der krasse Außenseiter (übrigens nicht das erste Mal in der laufenden Quali) einen nicht spielberchtigten Akteur einsetzte, kam Tunesien am grünen Tisch in die Play-Off-Runde. Auch die unzähmbaren Löwen, die von Volker Finke trainiert werden, profitierten bei ihrem Gruppensieg von Schusseligkeiten des Gegners bei dessen Kaderzusammenstellung. Kurz gesagt also ist Tunesien gegen Kamerun so eine Art „Lucky-Looser-Duell“. Ich würde es den Tunesiern mal wieder gönnen, die 2010 pausieren mussten.

Das Herz sagt Tunesien, der Kopf tendiert angesichts des Heimvorteils im Rückspiel zu Kamerun.

GHANA vs. ÄGYPTEN (Hinspiel 6:1)

Was für ein Drama. Ägypten ist die führende Fußballmacht auf dem afrikanischen Kontinent. Dreimal in Serie gewannen die Pharaonen 2006, 2008 und 2010 die Afrikameisterschaft. Aber sobald es um WM-Qualifikationsspiele geht, befällt die Ägypter eine unerklärbare Lähmung. Seit 1990 haben sie nicht mehr an einer Weltmeisterschaft teilgenommen, immer wieder gerieten sie auf dem Weg zur WM-Endrunde hochfavorisiert ins Stolpern. Nun schien alles anders zu sein, auf dem Weg nach Brasilien walzte sich Ägypten mit sechs Siegen in sechs Spielen durch seine Vorrundengruppe. Doch dann kamen die Black Stars und den vom Amerikaner Bob Bradley trainierten Ägyptern wurde schwarz vor Augen. 1:6. Wieder mal scheint Ägypten auf dem Weg zur Weltmeisterschaft zu scheitern.

Der Kopf schließt sich nach diesem Hinspielergebnis dem Herz an. Ghana fährt nach Brasilien.

BURKINA FASO vs. ALGERIEN (Hinspiel 3:2)

Auch wenn Algerien 2010 in Südafrika dabei war, ist dieses Duell vielleicht das exotischste der fünf afrikanischen Play-Off-Begegnungen. Burkina Faso war noch nie bei einer WM dabei, weswegen ich sie bevorzugen würde. Sportlich ist das sehr schwer zu beurteilen, das Hinspielergebnis lässt viele Fragen offen.

Burkina Faso im Herzen, Algerien im Kopf.

07.10.2013

Frohes neues Jahr!



Auch wenn es im Oktober etwas merkwürdig klingt: am kommenden Wochenende beginnt die PGA-Tour ihre neue Saison, das Rennen um den FedEx-Cup 2014. Wenn am Donnerstag 156 Spieler im CordeValle Golf Club in San Martin im Großraum San Francisco bei der Frys.com Open abschlagen, ist die große Reform des PGA-Tour-Kalenders abgeschlossen. Diese war notwendig geworden, weil die Saison in Amerika nach dem Ende der Tour Championship praktisch tot war und die Sponsoren der Turniere im Herbst murrten. Denn dort spielte bisher nur die zweite und dritte Reihe der Profis in der sogenannten „Fall Series“ darum, noch unter die Top 125 zu rutschen und sich so eine Tourkarte für das kommende Jahr zu sichern. Die Stars erholten sich von der langen Saison oder jetteten nach Europa und Asien, um dort den ein oder anderen Antritts- oder Preisgeld-Dollar zu kassieren. Nun ist alles anders. Zumindest theoretisch. Tiger, Phil & Co. werden auch weiterhin nicht in Scharen zur Frys.com Open, der Shriners Hospitals for Children Open, der McGladrey Classic oder der OHL Classic at Mayakoba reisen, die Tatsache dass es aber nun ab sofort auch bei den genannten Turnieren sowie bei dem PGA-Tour-Stop in Malaysia (CIMB Classic) und dem HSBC Champions in China (was ja immerhin ein World Golf Championship-Turnier ist) volle Punkte für den FedEx-Cup (und für den Sieger eine Einladung zum Masters) gibt, steigert den Wert des bzw. die Aufmerksamkeit für das Turnier. Das freut wiederum die Sponsoren und wenn die Kohle geordnet fließt, freut sich zu guter Letzt auch PGA-Tour-Boss Tom Finchem. Namhafteste Spieler bei der Frys.com sind die neue japanische Sensation Hideki Matsuyama, der Masters-Zweite Angel Cabrera und der Australier Marc Leishman, die alle drei am vergangenen Wochenende Teil des internationalen Teams bei der Presidents Cup waren. Dazu probieren sich gleich 39 der 50 Spieler, die den Aufstieg von der web.com- auf die PGA Tour geschafft haben.

Auf der European Tour schlagen die Profis am kommenden Wochenende beim Portugal Masters das letzte Mal in diesem Jahr auf dem der Tour namensgebenden Kontinent ab. Auch im Oceânico Victoria Golf Club fehlen absolute Top-Stars, neben den beiden Deutschen Martin Kaymer und Marcel Siem hat sich aber mit Matteo Manassero, Jamie Donaldson, Miguel Angel Jiménez, Thomas Björn, Francesco Molinari und David Lynn fast die komplette European Tour-Prominenz (also die Spieler, die ausschließlich auf der European Tour spielen) angesagt. Auch Max Kieffer hat den Sprung ins Feld geschafft, Moritz Lampert leider nicht.

Die am vergangenen Wochenende ausgetragenen Team-Wettbewerbe entschieden jeweils die Favoriten für sich. Die US-Amerikaner verteidigten ihren Titel beim Presidents Cup gegen die Internationals sicher, die klare Führung nach den Vierern schmolz zwar am Sonntag bei den Einzeln etwas zusammen, ein zweites Medinah drohte den Amerikanern aber zu keinem Zeitpunkt. Sollen die US-Boys ihren Triumph mal schön auskosten, nächstes Jahr in Gleneagles gibt’s dann hoffentlich wieder sehr lange US-Gesichter am Sonntag Abend. Parallel gewannen in Paris die Kontinental-Europäer die Seve Trophy gegen Großbritannien & Irland mit 15:13. Es ist der erste Sieg für die Jungs vom Festland seit 2000, die aber gegen das von zahlreichen Absagen gebeutelte britisch-irische Team trotz der langen Niederlagenserie diesmal favorisiert waren. Im kommenden Jahr dürfen wir uns dann endlich wieder an der Mutter aller Team-Wettkämpfe, dem Ryder Cup, erfreuen. In regelmäßigen Abständen werde ich über den Stand der Dinge in der Qualifikation berichten. Stand heute wären folgende neun Spieler für das europäische Team qualifiziert: David Howell (ENG), Joost Luiten (NED), Grégory Bourdy (FRA), Thomas Björn (DEN) über die European Points List sowie Henrik Stenson (SWE), Julien Quesne (FRA), Sergio Garcia (SPA), Daan Huizing (NED) und Luke Donald (ENG) über die World Points List. Die Namen zeigen, dass das Rennen gerade erst begonnen hat, die Liste also noch wenig aussagekräftig ist. Dennoch sollte man einen guten Start nicht unterschätzen, so profitierte beispielsweise Martin Kaymer von seinem Sieg beim HSBC Champions im November 2011 bei der Qualifikation für das Ryder Cup Team 2012. Im Jahr 2012 sammelte er nämlich so wenige Punkte, dass sein in China erworbenes Punktepolster half, ihn grad noch so ins Team zu hieven. Und was dann passierte, haben wir ja alle noch in bester Erinnerung. Der „neue Kaymer“ könnte Henrik Stenson werden, der in den FedEx-Cup-Play-Offs schon jetzt so viele Punkte gesammelt hat, dass ihm einer der fünf Startplätze, die über die World Points List vergeben werden, wohl nur noch zu nehmen ist, wenn er 2014 Cuts in Serie verpasst.

So, das war ein recht weiter Ausblick ins kommende Jahr, freuen wir uns nun erstmal auf den Rest von 2013, der mit der neuen Finals Series auf der European Tour, auf der das BMW Masters, das HSBC Champions (beide in China), die neue Turkish Airlines Open (bei der Tiger Woods starten wird) und die Dubai World Championship zusammengefasst sind oder dem World Cup of Golf in Australien (bei dem Martin Kaymer für Deutschland spielen wird) noch einige Höhepunkte bereithält.

02.10.2013

Neureiche beim FedExCup und der Ryder Cup für Arme



Mit meinem Rückblick auf das aktuelle Golfgeschehen habe ich (schon wieder) ein paar Tage gewartet. Diesmal, damit Henrik Stenson in Ruhe sein Geld zählen kann. Der Schwede knackte nämlich vorletzten Sonntag im East Lake Golf Club den Jackpot. Mit einer Souveränität, dass man von einem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg sprechen darf, gewann er die Tour-Championship und kassierte für den Turniersieg 1,44 Millionen Dollar. Und weil er vor dem Beginn des letzten Turniers der Saison 2013 unter den Top Five im FedEx-Cup-Gesamtstand lag, war der Sieg gleichbedeutend mit dem Gewinn des FedEx-Cups, was weitere zehn Millionen Dollar auf das Konto von Stenson spülte. Und selten war ein FedEx-Cup-Sieg so verdient wie in diesem Jahr. Okay, Tiger hat fünf Turniere gewonnen, Scott gewann das Masters und ein Play-Off-Turnier, Snedeker hatte einen brillianten Saisonstart. Aber was Henrik Stenson dieses Jahr leistete, war schlicht und ergreifend beeindruckend. Im Sommer fuhr er innerhalb von vier Wochen bei drei absoluten Top-Turnieren zwei zweite Plätze (Open Championship, WGC-Bridgestone Invitational) und den dritten Platz bei der PGA Championship ein. Als alle schon vom „Runner-Up-Trauma“ sprachen folgte bei der Deutsche Bank Championship dann endlich der lange verdiente und dank der fünffachen Punkte in den Play-Offs auch sehr gut getimte Sieg. Stenson schob sich in die Top Five der Gesamtwertung und der Rest der Geschichte ist oben beschrieben. Naja, vielleicht noch nicht ganz. Denn Stenson gönnt man den Berg Dollars noch aus einem anderen Grund. Vor ein paar Jahren hatte der Schwede einen nicht unbeträchtlichen, siebenstelligen Geldbetrag verloren, weil er bei Immobiliengeschäften einem Betrüger auf den Leim gegangen war.

Da bereits nächste Woche mit der frys.com-Open in Kalifornien die neue Saison (erstmals schon im Herbst) und damit das Rennen um den FedEx-Cup 2014 beginnt, bleibt für die Profis kaum Zeit zum durchatmen. Zumal sich die Top 12 aus den Staaten und der weiten Welt (ohne Europa) kommendes Wochenende auch noch zum Presidents Cup in Ohio treffen. Dazu gleich mehr, vorher noch fix eine ganz kurze Saisonbilanz zur PGA Tour 2013. Zu den Gewinnern des Jahres zählt natürlich (auch ohne Major-Sieg) Tiger Woods. Er gewann fünf hochkarätige Turniere (2xWGC, die Players, Arnold Palmer und in Torrey Pines) und kehrte an die Spitze der Weltrangliste zurück. Bockstark auch Brandt Snedeker, der im Frühjahr in Pebble Beach gewann und weitere Top-Platzierungen einfuhr, bevor er von einer Verletzung gestoppt wurde, dann aber im Sommer bei den Canadien Open triumphierte. Auch Phil Mickelson muss genannt werden. Lefty gewann gleich zu Beginn des Jahres in Phoenix, war der tragische Held der US Open, als er dort zum sechsten (!) Mal Zweiter wurde, nur um im Juli zum König von Schottland gekrönt zu werden. Erst siegte er bei der Scottish Open (auf der European Tour) und sieben Tage später feierte er bei der Open Championship seinen fünften Major-Titel. Apropos Majors: Mit Ausnahme von Phil Mickelson gab es nur erstmalige Major-Sieger. Adam Scott (Masters), Justin Rose (US Open) und Jason Dufner (PGA Championship) verewigten sich im Golf-Olymp. Und dann wäre da noch einer zu nennen, den im Januar kein Mensch kannte. Jordan Spieth. Über den neuen Wunderknaben hatte ich nach seinem Sieg bei der John Deere Classic schon ein paar Worte geschrieben. Ein Wahnsinns-Jahr für den 20-jährigen. Im Januar ohne Tour-Karte dastehend, erhielt er ein paar Sponsoreneinladungen zu Turnieren, erspielte dabei soviel Geld für eine temporäre Mitgliedschaft, nutzte diese zu seinem Turniersieg, hatte plötzlich die zweijährige, volle PGA-Tour-Mitgliedschaft sicher und spielte sich auch noch bis zur Tour Championship durch die Play-Offs. In Atlanta wurde er geteilter Zweiter und stand am Ende in der Gesamtwertung des FedEx-Cups auf Rang Sieben. Was für ein Märchen. Leider nur eine Horrorgeschichte, und damit sind wir bei den Verlierern des Jahres, war 2013 für Rory McIlroy. Hatte er in 2012 noch dominiert (Honda Classic, PGA Championship, zwei Play-Off-Turniere gewonnen, Money-Leader der PGA und European Tour) bekam der Nordire dieses Jahr kein Bein auf den Boden. Tiefpunkt war sicher seine Aufgabe bei der Honda Classic im März, als er in der 2. Runde, hoffnungslos hintenliegend, seine Schläger eintütete und vom Platz verschwand. Doch auch danach wurde es nicht wesentlich besser, ein zweiter Platz bei der Texas Open machte Hoffnung auf Besserung, die aber leider nicht eintrat. Er wurde 25. beim Masters, 41. bei der US Open und verpasste in Europa bei der Open, der Irish Open und in Wentworth jeweils den Cut. Mit einer desolaten BMW Championship verspielte er die letzte (ohnehin nur sehr theoretische) Chance auf die Tour Championship. Rory gönnt sich nun eine mehrwöchige Pause und versucht beim Asian Swing der European Tour ab Mitte Oktober wieder sein Glück. Die Gründe sind schwer zu auszumachen. Zunächst wurde viel auf seine neue Ausrüstung (Nike) geschoben, dann sahen ihn einige Experten (wegen seiner Beziehung zu Tennisprofi Caroline Wozniacki) zu oft in den Klatschblättern anstatt auf dem Golfplatz. Für McIlory muss es in 2014 darum gehen, seine Karriere wieder in die richtige Richtung zu lenken. Vielleicht sollte er dafür das ein oder andere Turnier mehr spielen, anstatt mehrwöchige Pausen zwischen seine Auftritte zu legen. Ebenfalls nicht zufrieden dürften Spieler wie Bubba Watson, Rickie Fowler, Martin Kaymer oder Nicolas Colsaerts sein, die die Tour Championship mehr oder weniger deutlich verpassten. Schwach auch das Jahr vom Südafrikaner Louis Oosthuizen, der aber auch mit einigem Verletzungspech zu kämpfen hatte.

Die European Tour beendet ihre Saison erst mit der Dubai World Championship Mitte November. Bis dahin stehen noch einige tolle Turniere auf dem Plan. Am letzten Wochenende fand die renomierte Alfred Dunhill Links Championship, die als ProAm in St. Andrews, Kingsbarns und Carnoustie, also drei äußerst feinen Linksplätzen in Schottland ausgetragen wird, statt. Beim Sieg des Engländers David Howell wurde Martin Kaymer geteilter Siebenter. Vor der Schlussrunde war er noch Zweiter, doch die 71 am Sonntag war leider zu wenig. Einige Europäer, die auf der PGA Tour engagiert sind, schwänzten das Turnier leider, darunter mit Rose, Westwood, Donald, Poulter, McIlroy und McDowell die komplette britische Elite. Dafür sind die Südafrikaner um Els, Schwartzel, Oosthuizen und Titelverteidiger Brenden Grace vollzählig vertreten. Dennoch reichte es nur zu einem OWGR-Wert von 36. Enttäuschend für ein Turnier, wo es früher ob des attraktiveren Starterfeldes immer 50 und mehr Punkte zu verdienen gab. Aber, und das habe ich dieses Jahr ja schon öfter geschrieben, die European Tour durchlebt schwere Zeiten. Dennoch wurde in Schottland für European Tour-Verhältnisse ein üppiges Preisgeld ausgeschüttet. Daher war das Turnier für Spieler wichtig, die noch ein paar Euros brauchen, um unter die Top 60 der europäischen Geldrangliste (Race tor Dubai) zu kommen. Denn nur die besten 60 dürfen dann im November an der Dubai World Championship, dem Finalturnier, teilnehmen. Max Kieffer konnte die Chance leider nicht nutzen, er verpasste den Cut. In der Woche zuvor hatte er als geteilter 14. der Open d’Italia ein paar Euros verdient, dennoch dürfte er es schwer haben, als momentan 77. im Race to Dubai noch den notwendigen Sprung zu schaffen, da er für die der Dubai World Championship vorgeschalteten Final Series (wo es richtig Kohle zu verdienen gibt), kaum einen Startplatz ergattern dürfte.

In Amerika waren die Blicke am letzten Wochenende nach Ponte Vedra Beach im Norden Floridas gerichtet. In unmittelbarer Nähe zum TPC Sawgrass, wo im Mai alljährlich die berühmte Players Championship ausgetragen wird, fand das Finalturnier der web.com-Tour statt. Es ging um 25 Karten für die kommende PGA-Tour-Saison. Marcel Siem lag vor dem Turnier noch im Rennen, aber nach zwei verpassten Cuts und einem durchschnittlichen Top25-Ergebnis war es bereits vorher klar, dass er richtig einen raushauen muss (Top 7), um endlich die begehrte Eintrittskarte zur PGA Tour zu erhalten. Leider verpasste Marcel den Cut und kündigte auf seiner Facebook-Seite schwer enttäuscht die vorübergehende Rückkehr nach Europa an. Im Race to Dubai hat er durch seinen langen Amerika-Aufenthalt einiges an Boden gutzumachen, die Final Series und die Dubai World Championship wird er aber locker schaffen. Mit einigen guten Platzierungen könnte er sich unter die Top 50 der Welt zurückspielen. Und das ist ja sehr wichtig, denn wer am 31.12. dort ist, darf automatisch am Masters teilnehmen.

Zum Abschluss noch ein Blick ins kommende Wochenende. Wie oben schon angedeutet, findet in Muirfield Village in Columbus (Ohio) der Presidents Cup statt. Spötter nennen ihn auch Ryder Cup für Arme. Das US-Team trifft auf die besten internationalen Spieler (ohne Europa). Das Event wurde auf Initiative der PGA Tour gegründet und 1994 erstmals ausgetragen, in diesem Jahr findet also die zehnte Ausgabe statt. Von den bisherigen neun Turnieren gewannen die US-Golfer sieben, einmal (1998) siegten die Internationals, 2003 wurde der Sieg geteilt, weil Ernie Els und Tiger Woods so lange um den Sieg stochen, bis es zu dunkel wurde und sich die Kapitäne auf ein Remis einigten. Das Format ist das gleiche wie im Ryder Cup. Freitags und Samstags gibt es jeweils zwei Vierer, Sonntag werden die abschließenden Einzel gespielt.

Auch in diesem Jahr ist das US-Team der haushohe Favorit (und zumindest im Presidents Cup werden sie dieser Rolle auch meistens gerecht), der schlechteste Spieler ist Weltranglisten-28. Kapitän Fred Couples schickt Tiger Woods, Brandt Snedeker, Phil Mickelson, Matt Kuchar, Jason Dufner, Keegan Bradley, Steve Stricker, Bill Haas, Hunter Mahan, Zach Johnson (alle über die Punkteliste sportlich qualifiziert), Webb Simpson und Rookie-Sensation Jordan Spieth (beide Captain’s Pick) ins Rennen. Insbesondere die Nominierung von Spieth ist umstritten. Zwar spielte der eine unfaßbare Saison (siehe oben), mit Jim Furyk (der allerdings beim Ryder Cup 2012 ziemlich versagt hatte) oder Dustin Johnson mussten dafür aber etablierte, und diese Saison ebenfalls formstarke Spieler zu Hause bleiben. Ein nicht unerheblicher Grund für Couples Entscheidung dürfte aber auch gewesen sein, dass Spieth beim (weniger prestigeträchtigen) Presidents Cup Erfahrungen sammeln kann, die sich zukünftig beim Ryder Cup positiv auswirken könnten. Und Spieth’s zweiter Platz bei der Tour Championship war wohl Beweis genug, dass Couples alles richtig gemacht hat.

Die Internationals werden von Captain Nick Price aus Simbabwe angeführt. Neben den zehn über die Weltrangliste qualifizierten Spielern Adam Scott, Jason Day (beide Australien), Charl Schwartzel, Ernie Els, Louis Oosthuizen, Branden Grace, Richard Sterne (alle Südafrika), Hideki Matsuyama (Japan), Graham DeLaet (Kanada) und Angel Cabrera (Argentinien) nominierte Price seinen Landsmann Brendon de Jonge und den Australier Marc Leishman als Captain’s Picks. Gleich acht Spieler sind in der Weltrangliste hinter dem schlechtesten Amerikaner qualifiziert. Mit Scott, Day und Matsuyama, die eine wirklich starke Saison gespielt haben und den in den FedExCup-Play-Offs bärenstarken DeLaet und de Jonge sind auch die Internationals zu beachten. Dennoch sollte die Klasse der Amerikaner ausreichen, um den Cup zu verteidigen. Nächstes Jahr in Gleneagles gibt’s dann wieder auf die Mütze... ;-)

Der große Seve Ballesteros, der ja ein leidenschaftlicher Anhänger dieser Team-Wettbewerbe war, erfand im Jahr 2000 die Seve Trophy. Die europäischen Golfer, die während des Presidents Cups (flapsig gesagt) nix zu tun haben, sollten sich in einem innerkontinentalen Wettbewerb messen. Und so ließ Seve die besten Kontinentaleuropäer gegen die Top-Spieler von den britischen Inseln antreten. Bei den bisherigen sieben Ausgaben siegten sechs Mal die Insulaner, nur die allererste Austragung 2000 gewannen die Jungs vom Festland. An diesem Wochenende findet das Turnier zum insgesamt achten Mal statt, zum dritten Mal in Folge auf dem Golf de Saint-Nom-la-Bretèche bei Paris. Leider, und damit sind wir (schon) wieder bei der Krise der European Tour, haben mit Justin Rose, Rory McIlroy, Graeme McDowell, Luke Donald, Lee Westwood und Ian Poulter (für die Briten&Iren) sowie Henrik Stenson und Sergio Garcia (für die Kontinentaleuropäer) alle europäischen Top-30-Spieler (also die acht besten Profis Europas) vollständig abgesagt. Auch die ebenfalls qualifizierten Martin Laird, Jonas Blixt und Martin Kaymer verzichten auf einen Start. Das hat zur Folge, dass im besonders von Absagen betroffenen britisch-irischen Team gleich fünf Spieler mitwirken, die nicht in den Top-100 der Weltrangliste zu finden sind. Außer Paul Lawrie spielen die wenigen verbliebenen Stars alle für das kontinentaleuropäische Team, dass sich mit Matteo Manassero, Miguel Ángel Jiménez, Francesco Molinari, Nicolas Colsaerts oder dem formstarken Joost Luiten berechtigte Hoffnungen machen darf, den Pokal mal wieder aufs Festland zu holen.