30.05.2013

Matteo, Boo & Bernhard



Schon wieder ist der golffreie Teil der Woche rum, das Nordea Masters in Schweden läuft schon, am frühen Nachmittag deutscher Zeit beginnt das Memorial Tournament. Es wird also wieder höchste Zeit, ein paar Worte über das weltweite Golfgeschehen zu verlieren.

Vergangenes Wochenende hatte sich die europäische Golfelite in Wentworth versammelt. BMW PGA Championship – das Flagship-Event der European Tour stand auf dem Kalender. Leider spielte der Wettergott zunächst gar nicht mit. Ob das die Ausrede für Rory, G-Mac, Doppeltitelverteidiger Luke Donald oder Matchplay-Gott Ian Poulter war? Sie alle scheiterten nämlich am Cut. Bei einstelligen Temperaturen auf dem West Course erfroren. Macht es sich da bemerkbar, dass alle fast nur noch in den Staaten spielen und leben und nicht mehr wissen, wie sich Temperaturen unter 20 Grad anfühlen? Die zwei deutschen Hoffnungen, Martin Kaymer und Marcel Siem schafften es dagegen ins Wochenende, kamen aber über die Plätze um die 50 nicht hinaus. Martin hatte sich an nur drei Löchern (2 x Triple-Bogey, einmal Doppel-Bogey) das Turnier ruiniert, sonst unterstrich er seinen Aufwärtstrend. Und für Marcel Siem reichte die Platzierung, um sich unter den Top 60 der Weltrangliste zu halten. Damit ist Marcel für das zweite Major des Jahres, die US Open Mitte Juni qualifiziert. Glückwunsch! Der dritte Deutsche in Wentworth, Max Kieffer verpasste den Cut, doch für den aufstrebenden Rookie war die Teilnahme in seiner ersten Saison schon ein Erfolg. Noch drei Jahre jünger als Kieffer ist Matteo Manassero. Der Italiener gewann in Wentworth als jüngster Spieler aller Zeiten die BMW PGA Championship, übernahm die Führung im Race to Dubai vor G-Mac und hat im zarten Alter von 20 Jahren nun schon vier Profisiege auf dem Konto. Wie stark das ist, zeigt sich, wenn man sich mal Tiger Woods’ Ergebnisse anschaut, als er so alt war. Tiger hatte mit 20 gerade mal eine Handvoll Profiturniere gespielt und war um jeden Cut froh, den er damals schaffte.

In den Staaten stand die Crown Plaza Invitational auf dem Spielplan. Fan-Liebling Boo Weekley feierte nach fünf Jahren Pause mal wieder einen Sieg auf der Tour, kletterte auf Rang 55 in der Welt (im Frühjar 2012 war er bis auf Platz 606 abgerutscht) und sicherte sich so ebenfalls seinen Startplatz bei den US Open. Deutsche Spieler waren in Texas nicht am Start.

Bei den Senioren spielt Bernhard Langer weiter groß auf. Bei der Senior PGA Championship, dem ersten Senioren-Major des Jahres, spielte Bernhard von Freitag bis Sonntag drei 67er-Runden in Folge. Damit hätte er den Titel eingefahren, hätte es nicht den Donnerstag gegeben. Denn im Gegensatz zu den regulären Turnieren auf der Champions Tour, die über drei Runden gehen, werden bei den Senioren-Majors vier Runden gespielt. Und am Donnerstag notierte der Anhausener eine 79, die ihn sofort aussichtslos zurückwarf. Der Titel ging an den Japaner mit dem unvergesslichen Namen Kohki Idoki, der das Kunststück fertigbrachte, bei seinem allerersten Start in den USA gleich zu gewinnen.

In dieser Woche steht das Memorial Tournament im Mittelpunkt des Interesses. Golf-Legende Jack Nicklaus, mit 18 Major-Titeln der erfolgreichste Spieler bei den vier großen Turnieren, hat in seinem Club erneut ein Weltklasse-Feld versammelt. 41 der Top-50 der Weltrangliste schlagen in Columbus, Ohio ab, darunter auch Tiger (der Titelverteidiger ist) und Rory. Deutsche Spieler sind nicht am Start, Kaymer und Siem greifen erst bei den US Open wieder ins Geschehen ein. Auf der European Tour läuft, wie eingangs bereits erwähnt, seit heute das Nordea Masters in Schweden. Prominenteste Starter sind Matteo Manassero und die Ryder-Cup-Spieler Francesco Molinari, Paul Lawrie und Peter Hanson, der als 23. der in der Weltrangliste am höchsten platzierte Spieler des Feldes ist. Max Kieffer und Moritz Lampert vertreten die deutschen Farben.

22.05.2013

Kaymer lebt - die European Tour liegt auf der Intensivstation


Bis auf Martin Kaymer’s fünften Platz bei der Byron Nelson in Dallas gab es am vergangenen Wochenende nur wenig positives vom deutschen Profigolf zu berichten. Doch bleiben wir zunächst bei Martin’s bestem Ergebnis, seit er PGA-Tour-Mitglied ist. Klammert man den geteilten neunten Platz bei seinem Achtelfinal-Aus bei der Accenture Match Play im Februar mal aus, war er im Zählspiel bisher nie besser als geteilter 35. (Masters). Ein deutliches Lebenszeichen also bei einem allerdings für PGA-Tour-Verhältnisse nur durchschnittlich besetzten Turnier (OWGR: 40). Besonders war das Turnier aus deutscher Sicht aber dennoch, weil Kaymer und Marcel Siem vor der Schlussrunde geteilte 10. warten und am Sonntag zusammen auf die Runde gingen. Während sich Kaymer bei sehr schwierigen (stürmischen) Verhältnissen aber mit einer der wenigen Unter-Par-Runden am Sonntag weiter verbessern konnte, schoss Marcel auf dem Par-70-Platz wegen zweier später Doppel-Bogeys eine 75 und fiel noch ins Mittelfeld zurück. Schade für ihn, da er ja als Nicht-PGA-Tour-Mitglied auf Einladungen für Turnierstarts in den Staaten angewiesen ist. Es sei denn, er wird mindestens Zehnter, dann ist er beim nächsten regulären Turnier automatisch startberechtigt. Abhaken, weiter machen, die nächsten Einladungen dürften kommen. Gewonnen hat die Byron Nelson Championship Sang-Moon Bae, der sich mit Keegan Bradley am Sonntag ein spannendes, aber keinesfalls hochklassiges Duell lieferte. Beide kämpften sich mehr über den Platz, verzogen die Abschläge serienweise in die Bäume, am Ende fing sich der junge Koreaner wieder und fuhr seinen ersten Sieg in Amerika ein.

Auf der web.com-Tour, der „zweiten Liga“ in Amerika starteten Alex Cejka (den ich in der Vorwoche fälschlicherweise als Starter bei der Byron Nelson genannt hatte) und Stephan Jäger beim BMW Charity Pro-Am in South Carolina. Beim Sieg des Amerikaners Mark Anderson wurde Jäger guter Elfter, Cejka spielte als 69. keine Rolle.

Max Glauert und Moritz Lampert schlugen bei der Madeira Islands Open auf der European Tour ab. Bei dem Turnier, auf welchem überwiegend die dritte Garde der European-Tour-Spieler plus die besten Challenge Tour-Spieler spielen, verpassten beide den Cut. Ärgerlich war das insbesondere für Glauert, der mit seiner 69 am Donnerstag in der Spitzengruppe lag, am Freitag aber eine 83 folgen ließ. Es gewann der Amerikaner Peter Uihlein, der im Gegensatz zu vielen seiner jungen Landsleute nicht den Weg über die web.com-Tour geht sondern sich über die European Tour für höhere Aufgaben, sprich die PGA-Tour empfehlen möchte.

Hauptsächlich richteten sich die Blicke auf der European Tour aber nach Bulgarien, wo die Volvo World Match Play Championship auf dem spektakulären Platz „Thracian Cliffs Golf & Beach Resort“ ausgespielt wurde. Beim ersten Gastspiel der European Tour in Osteuropa kamen auch einige Stars an die Schwarzmeerküste, der OWGR-Wert von 32 zeigt aber, wie sehr das Ansehen auch dieses Turniers, was einst alle großen Stars anlockte, gelitten hat. Am Ende sicherte sich mit Graeme McDowell zwar einer der großen Namen den Turniersieg, dennoch reiht sich auch die einst große World Match Play Championship nahtlos in die Reihe schlingernder Turniere auf der European Tour ein. Sehr schade!

Die Krise der European Tour zeigt sich auch ab morgen in Wentworth. Zwar ist das komplette europäische Ryder-Cup-Team 2012 am Start, mit Louis Oosthuizen, Charl Schwartzel (beide Südafrika) und Masters-Vize Angel Cabrera (Argentinien) reisen drei absolute Top-Spieler, die derzeit allesamt in den Top 10 des Race to Dubai liegen, gar nicht erst nach Wentworth sondern starten lieber gleichzeitig auf der PGA-Tour beim Crown Plaza Invitational. Selbst der Schwede Henrik Stenson zieht das Turnier in Texas dem Flaghip-Event der European Tour vor. Dennoch bleibt das Turnier im legendären Wentworth-Club, abgesehen von der Open Championship natürlich, das Feinste, was dem Golffan im Laufe des Jahres auf dem alten Kontinent serviert wird. Mit Martin Kaymer, Marcel Siem und Maximilian Kieffer, der von den Organisatoren eine Einladung erhielt, sind auch die drei deutschen Top-Golfer am Start. Bereits angesprochen habe ich das Crown Plaza Invitational, das Turnier der Woche auf der PGA Tour. Neben den oben genannten Internationals sind mit Titelverteidiger Zach Johnson, Matt Kuchar, Hunter Mahan, Rickie Fowler, Jim Furyk oder Jason Dufner auch namhafte US-Golfer am Start. Insgesamt schlagen 18 der Top 50 der Weltrangliste in Texas ab – nur zwei weniger als bei DEM Edel-Event der European Tour. Auch das ist irgendwie bezeichnend.

13.05.2013

Woods, Woods, Woods, Woods



So, nach einer Woche Pause mal wieder ein paar Worte zur Lage auf dem Golfplaneten. Viel hat sich eigentlich nicht getan: Tiger gewinnt einfach weiter, Kaymers Putter bleibt eiskalt und Brett Rumford wird nur vom Turnierplan der European Tour gestoppt. Halt, eins war doch noch: am Männertag begann auch die Zipfelmützen-Golfsaison 2013. Es machte gleich wieder so viel Spaß, dass am kommenden Sonntag, dann in doppelter Stärke, gleich weiter trainiert wird. Und verlernt haben wir über den viel zu langen Winter nichts. Christian ließ sich von Schlägern für Rechtshänder ebenso wenig stoppen wie Björn von einer mißglückten ersten Serie am Bunker. Mit ein paar kleinen Optimierungen (Blick zum Ball, Durchschwingen, kontrolliertes Schlagen statt purem Draufhauen) gelangen einige gute Schläge. Nun aber der Blick zu den Profis.

Auf der PGA Tour reiste die gesamte Weltelite zum heimlichen fünften Major-Turnier, der Players Championship auf dem TPC Sawgrass in der Nähe von Jacksonville, Florida. Und natürlich gewann Tiger! Siebenter Start 2013, vierter Sieg 2013. Zwar zerlegte Woods das Feld nicht in alle Einzelteile, aber bis auf einen kurzen Moment gestern auf der 14, als er seinen Abschlag im Wasser versenkte, wirkte er sehr souverän. Sergio Garcia hielt bis zur 17, dem berühmten Insel-Grün mit, versenkte aber zwei Abschläge im Wasser und notierte ein Vierfach-Bogey. Adios! So hatte nur der junge Rookie David Lingmerth am Schlussloch die Chance, den Meister in ein Stechen zu zwingen. Doch der Schwede verschob den langen Putt und Tiger durfte sich gemeinsam mit Freundin Lindsey Vonn über den dicksten Preisgeldscheck des Jahres freuen: 1,71 Millionen Dollar. Selbstverständlich baute Woods damit auch seine Führung im FedExCup und der Weltrangliste aus. Martin Kaymer kam zwar im Gegensatz zu McDowell, Rose, Mickelson oder Poulter ins Wochenende, eine 76 am Samstag zerstörte aber alle Hoffnungen auf eine Top25-Platzierung. Am Ende stand der geteilte 43. Platz und die Tatsache, dass er bis zu den Grüns durchaus gutes Golf spielt, auf selbigen aber mit seinem eiskalten Putter überhaupt nicht in die Gänge kommt. Marcel Siem hatte die Qualifikation ja knapp verpasst, spielt aber am kommenden Wochenende wie Kaymer und der Münchner Alex Cejka auch die HP Byron Nelson Championship in Texas. Bekannteste Namen im Feld sind neben Titelverteidiger Jason Dufner, Keegan Bradley, Padraig Harrington, Matt Kuchar und die Südafrikaner Louis Oosthuizen und Charl Schwartzel.

In der Vorwoche schrieb Derek Ernst übrigens so eine typisch amerikanische Geschichte. In einem Mietwagen war er auf dem Weg zu einem kleinen Turnier, als ihn ein Anruf der Organisatoren der Wells Fargo Championship erreichte. Weil die Grüns dort in einem miserablen Zustand waren, hatten einige Stars ihren Start abgesagt. Ernst, als Rookie bisher mit einer Ausnahme immer am Cut gescheitert, brachte den Mietwagen zurück zur Leihstation (er wollte die Strafe vermeiden, wenn er die Karre an einer anderen Station zurückgibt), mietete sich ein neues Auto und rollte nach Charlotte zur Wells Fargo. Dort gewann er mal eben das Turnier incl. Millionen-Dollar-Scheck und zweijähriger Spielberechtigung für die PGA-Tour und kündigte an, zur Players mit dem Flugzeug zu reisen. Auf dem TPC Sawgrass verpasste er dann den Cut. Angesichts der Tatsache, dass er noch eine Woche zuvor von einem Start bei der Players nicht mal zu Träumen gewagt hatte, konnte er das sicher verschmerzen. Im Gegensatz zu Kaymer, der bei der Wells Fargo nach zwischenzeitlicher Führung den Cut verpasst hatte und seine Serie schwacher Auftritte in den Staaten fortsetzte.

Auf der European Tour gelang Brett Rumford ein seltenes Kunststück. Eine Woche nach der Ballantines Championship gewann der Australier auch die Volvo China Open. Der weitere Ausbau seiner Serie wurde von der European Tour verhindert, der es nicht gelungen war, am Wochenende einen Veranstalter zu finden, der ein Turnier zeitgleich zur Players organisiert.

Doch nun kommen auf der European Tour zwei spannende Wochen. Zunächst steht die Volvo World Match Play Championship an, die in diesem Jahr auf einem spektakulären Steilküstenplatz in Bulgarien ausgetragen wird. Zwar ist das Event nicht mehr ganz so stark besetzt wie zu früheren Zeiten, mit Titelverteidiger Nicolas Colsaerts, Graeme McDowell, Matchplay-Gott Ian Poulter, Francesco Molinari und Peter Hanson sind aber gleich fünf Ryder-Cup-Helden aus Medinah am Start. Dazu wagt der Schwede Carl Pettersson einen seiner ganz seltenen Abstecher nach Europa, die USA wird von Bo van Pelt vertreten. Deutsche Spieler sind nicht im 24-köpfigen Starterfeld. Nächste Woche folgt dann die BMW PGA Championship im legendären Wentworth Club. Dann ist das gesamte europäische Ryder-Cup-Team am Start, doch dazu nächste Woche genauso mehr wie zum Geschehen bei den Damen. Also, ab Donnerstag die European Tour erstmals zu Gast in Bulgarien und drei Deutsche, die in Texas abschlagen.