18.07.2012

Das ABC zur Open Championship


Morgen beginnt die Open Championship, das älteste Golfturnier der Welt. Es ist das dritte Major-Turnier das Jahres und DAS Wochenende für alle europäischen Golfanhänger. Ich habe mal ein ABC zur Open zusammengestellt, ohne dabei einen Anspruch auf Vollständigkeit zu haben. Viel Spaß!

Arnaud Massy

1907 trug sich mit dem Franzosen erstmals ein Nicht-Brite in die Siegerliste der Open Championship ein. Er beendete die 47-jährige Serie der Spieler aus England, Schottland und von den Kanalinseln. Bis zum Sieg des unvergessenen Spaniers Seve Ballesteros 1979 blieb er für sage und schreibe 72 Jahre auch der einzige Kontinentaleuropäer, der die Open gewinnen konnte. Übrigens: nach Ballesteros (der sich 1984 und 1988 zwei weitere Open-Titel sicherte) gewann auch nie wieder ein anderer Kontinentaleuropäer. Also, auf geht’s ihr Kaymers, Siems, Molinaris…

Britisches Pfund

…gibt es (mittlerweile) reichlich zu verdienen bei der Open Championship. Wie im letzten Jahr erhält der Sieger 900.000 £, umgerechnet etwa 1,15 Millionen Euro. Insgesamt sind die Open 2012 mit 5 Millionen Pfund (6,37 Millionen Euro) dotiert. Das Preisgeld hat in den letzten Jahren mächtig angezogen, noch 1991 bekam der Sieger, der Australier Ian Baker-Finch, „nur“ 90.000 £, also gerade mal ein Zehntel von dem was es dieses Jahr zu verdienen gibt. Blickt man noch weiter zurück, muss man über die Preisgelder fast schmunzeln. Bei den ersten vier Ausgaben gab es überhaupt nichts zu verdienen, 1864 strich Old Tom Morris für seinen Sieg dann sagenhafte 6 (in Worten: sechs) Pfund ein. 1876 wurde der Betrag auf 10 Pfund erhöht, ab 1927 gab es mit 100 Pfund erstmals einen dreistelligen Betrag, 1955 erhielt der Champion 1.000 Pfund und erst 1977 in Turnberry wurde es fünfstellig (10.000 Pfund). Über das erste sechsstellige Preisgeld freute sich Greg Norman 1993 (100.000 Pfund).

Claret Jug

Seit 1873 erhält der Sieger der Open Championship „The Golf Champion Trophy“, umgangssprachlich „Claret Jug“ genannt. Der vor 1873 an den Sieger überreichte Championship Belt war nach seinem dritten Sieg in Folge in den Besitz von Young Tom Morris übergegangen.


Deutsche Teilnehmer

Zwei Deutsche haben sich für die Open Championship 2012 qualifiziert (siehe auch „Q“). Martin Kaymer und Marcel Siem. Während Kaymer’s Teilnahme nie in Frage stand, konnte sich Marcel Siem erst letzte Woche über Kriterium 11, als Sieger der Open de France qualifizieren. Kaymer schaffte es gleich über drei Kategorien (Top 50 der Welt, Top 30 im Race to Dubai, PGA-Championship-Gewinner 2010) ins Open-Feld.

Für Kaymer ist es der fünfte Auftritt bei der Open, er hat bisher immer den Cut geschafft, 2010, einen Monat vor seinem Sieg bei der PGA-Championship, schaffte er als geteilter Siebter sein bisher bestes Open-Ergebnis, letztes Jahre wurde er geteilter Zwölfter.

Marcel Siem geht zum zweiten Mal bei der Open an den Abschlag. 2010, als er erstmals überhaupt an einem Major-Turnier teilnahm, belegte er einen respektablen 27. Platz.

Einen deutschen Sieger hat es bei der Open Championship noch nie gegeben (siehe auch „A“ – Kontinentaleuropäer), Bernhard Langer war viermal sehr nahe dran, 1981 und 1984 wurde er Zweiter, 1985 und 1986 jeweils Dritter.


Erster Majorsieg

Im April 1986 gewann Jack Nicklaus beim Masters in Augusta seinen 18. Major-Titel. Absoluter Rekord. Im Juni 2008 gewann Tiger Woods die US Open – sein 14. Major-Titel. Doch auch die beiden erfolgreichsten Spieler bei den vier Major-Turnieren hatten einmal ihr „erstes Mal“: Nicklaus 1962 bei den US Open, Tiger Woods 1997 beim Masters. Schaut man sich die Siegerliste der Majors an, fällt auf, dass die letzten neun Gewinner der Major-Turniere alle ihr „erstes Mal“ gefeiert haben. Angefangen hat die Serie beim Nordiren Graeme McDowell (US Open 2010) und endete (vorläufig) bei Webb Simpson (US Open 2012). Seit über zwei Jahren hat also kein Spieler mehr ein Major gewonnen, der schon einen (oder mehrere) Major-Titel sein eigen nennt. Geht diese Serie weiter, gucken Top-Stars wie Tiger Woods, Rory McIlroy oder Phil Mickelson aber auch Martin Kaymer in die Röhre. Immerhin macht die Serie andererseits Superstars wie Lee Westwood oder Luke Donald Hoffnung, die seit Jahren in der absoluten Golf-Weltspitze mitspielen, aber auch genauso lange ihrem ersten Major-Titel hinterherlaufen.

Übrigens: seit es vier Major-Turniere gibt (1934) gab es eine solch lange Serie mit „First Champions“ noch nie.

Favoriten

Favoriten zu benennen ist schwer, sehr schwer. Im Gegensatz zum Tennis, wo man zur Zeit fast sicher davon ausgehen kann, dass Federer, Nadal oder Djokovic die Grand-Slam-Titel unter sich aus machen, gibt es für die anstehenden Open mehrere Dutzend Spieler, denen man realistische Siegchancen einräumen muss. Das Leistungsdichte im Golf ist so unglaublich hoch, dass selbst Spieler die weit jenseits der Top 50 liegen nicht außer Acht gelassen werden dürfen.

Bei den Amerikanern muss man zudem immer überlegen, wie sie mit den europäischen Bedingungen, insbesondere dem Klima, zu Recht kommen. Viele der US-Profis reisen auf der PGA-Tour fast die ganze Saison der Sonne und den Temperaturen um die 30 Grad nach. Auf der Insel müssen Woods & Co. froh sein, wenn am Wochenende die 20-Grad-Marke geknackt wird.

Die üblichen Verdächtigen sind natürlich wieder im Favoritenkreis vertreten, vielleicht schaffen es Westwood und Donald ja zu Hause, ihren Major-Fluch zu besiegen. Ich glaube zum Masters hatte ich ein paar Worte zur englischen Major-Durststrecke geschrieben. Rory McIlroy spielt zur Zeit eher diskret, auch Martin Kaymer ist nicht sonderlich in Form. Aber schon oft mussten wir bei Major-Turnieren erleben, dass Vorleistungen nicht sonderlich zählen. Ich hoffe, dass die Claret Jug in Europa bleibt. Die Amerikaner haben die drei letzten Majors gewonnen (Keegan Bradley, Bubba Watson, Webb Simpson), der Open-Titel ist der letzte, der sich noch in europäischer Hand befindet (siehe „T“).

Bei den US-Boys spielt Tiger Woods eine ziemlich starke Saison, er hat schon drei Titel eingefahren, aber ausgerechnet bei den beiden bisherigen Majors 2012 ziemlich mies gespielt. In einem Interview adelte Tiger die Open als sein Lieblings-Major, er liebt die vielen Faktoren (Wind, Wetter, Links-Platz), die den Ausgang so unvorhersehbar machen. Und wenn Tiger schon nicht weiß, wer gewinnt, wie soll ich das dann tun.


Golfplätze

Die Open Championship wird zur Zeit auf neun verschiedenen Kursen ausgetragen, fünf befinden sich in Schottland und vier in England. Auf fünf weiteren Kursen wurde die Open in der Vergangenheit ausgetragen, mittlerweile befinden sich diese aus unterschiedlichen Gründen aber nicht mehr in der Rotation. Zu diesen fünf Kursen zählt auch der Royal Portrush Golf Club in Nordirland. Auf ihm fand 1951 die einzige Open Championship außerhalb von England oder Schottland statt. Vor wenigen Wochen wurden auf dem Platz die Irish Open ausgetragen.

Padraig Harrington

Harrington ist der einzige Ire, der die Open bisher gewinnen konnte. In den Jahren 2007 und 2008 feierte er einen Doppelsieg. Besonders bemerkenswert an seinem ersten Erfolg 2007 war und ist, dass er damit eine acht Jahre andauernde Durststrecke europäischer Golfer bei Major-Turnieren beendete. Der letzte Golfer vom alten Kontinent, der vor Harrington ein Major gewonnen hatte, war der Schotte Paul Lawrie 1999, ebenfalls bei der Open. In den acht Jahren zwischen Lawrie und Harrington waren die Major-Titel in die USA, nach Kanada, Südafrika, Australien und auf die Fidschi-Inseln gegangen.

John Ball

30 Jahre dauerte es, bis 1890 John Ball, seines Zeichens Engländer, als erster Nicht-Schotte die Open Championship gewinnen konnte. Zuvor waren die Bravehearts 29mal in Folge ungeschlagen geblieben.

Willie ParK Senior

Okay, beim „K“ hab ich ein bißchen schummeln müssen, aber einerseits wollte ich den ersten Sieger der Open unbedingt noch unterbringen und zum anderen habe ich nichts anderes gefunden, was man unter diesem schönen Buchstaben vorstellen kann.

Also, Willie Sr. gewann die allerersten Open 1860 zwei Schläge vor Old Tom Morris (siehe „M“). 1863, 1866 und 1875 sicherte sich der Schotte drei weitere Open-Titel und gehört mit insgesamt vier Siegen zu den Top Ten der ewigen Open-Rangliste. Sein Bruder Mungo gewann übrigens die Open 1874, sein Sohn Willie Jr. die Ausgaben 1887 und 1889. Alles Fakten, die die Aufnahme von Willie Park Sr. in mein Open-Alphabet doch mehr als rechtfertigen, oder?

Links

Links sind eine besondere Art von Golfplätzen, die sich auf sogenanntem Linksland, der Dünenlandschaft, die das Meer mit dem fruchtbaren Ackerland verbindet, befindet. Die Open Championship werden traditionell auf einem Links-Platz (siehe „G“) ausgetragen.

Auf Links-Plätzen findet man so gut wie keine Bäume, sondern meist nur kargen Bewuchs, maximal Sträucher. Nässe kann Links-Plätzen nur wenig anhaben, die kargen Sandböden drainieren das Wasser sehr gut, so dass auch bei schlechtem Wetter, wo sich auf normalen Plätzen mit Lehmböden oft Matsch bildet, gut gespielt werden kann. Charakteristisch für Links-Plätze ist ihre Naturbelassenheit, Unregelmäßigkeiten und Wellen werden im Gelände meist belassen, das Zielgebiet ist zwischen den Dünen oft schwer bis gar nicht einsehbar.

Wesentlich beeinflusst wird das Spiel auf Links-Plätzen von starken und wechselnden Winden, die durch den harten Sandboden schnellen Fairways, die Bälle schnell verspringen lassen und gefährliche Sandbunker, die auf Linksplätzen als sog. Topfbunker oft sehr tief sind.


Morris

Kein anderer Name spielt eine größere Rolle in der Open Geschichte als Morris – es ist DER Name des Turniers. Die Gründe liegen auf der Hand: Old Tom Morris designte den Prestwick Golf Club (siehe „P“), er gewann viermal das Turnier und ist seit 1867, als er im Alter von 46 Jahren und 99 Tagen die Open gewann, der älteste Sieger aller Zeiten. Nur ein Jahr später, 1868, gewann sein Sohn Young Tom Morris im Alter von 17 Jahren und 181 Tagen als bis heute jüngster Champion aller Zeiten das Turnier. Er ließ 1869, 1870 und 1872 drei weitere Titel folgen und ist bis heute der einzige Golfer, der die Open viermal in Folge gewinnen konnte (1871 fanden keine Open statt). Young Tom hätte seine Serie vermutlich noch fortgesetzt, wäre er nicht am Heiligabend 1875 im Alter von nur 24 Jahren verstorben. Nur wenige Wochen zuvor waren seine Frau und ihr neugeborenes Baby gestorben, ein Verlust den Young Tom nicht verkraften konnte.

Name

Viele Golfturniere wechseln aus finanziellen Gründen ihre Namen. Ein Titelsponsor zahlt einen satten Betrag und verlangt als Gegenleistung, das Turnier nach ihm bzw. der entsprechenden Firma zu benennen. Das hat teilweise kuriose Folgen. Beispiele gefällig? So finden die „Zurich Classics“ mitnichten in der Schweizer Finanzmetropole statt sondern in New Orleans, werden aber vom gleichnamigen Versicherungskonzern gesponsert. Den Rekord für den längsten Namen auf der PGA-Tour hält die Justin Timberlake Shriners Hospitals for Children Open, früher einfach bekannt als Las Vegas Invitational.

Bei der Open Championship ist es viel einfacher. Eigentlich. Denn in Amerika ist das Turnier unter den Namen „British Open“ wesentlich bekannter. Selbst in den Einblendungen der TV-Rechte-Inhaber wird das Turnier mit dem eigentlich falschen Namen bezeichnet. Ausgerechnet die Amerikaner, bei denen manche Turniere also wie oben festgestellt mehr als alberne Bezeichnungen haben, hängen der Open ihre Herkunft an.

Als das Turnier im 19. Jahrhundert gegründet wurde, war der geographische Zusatz nicht nötig, denn außerhalb Großbritanniens waren Golfturniere dieser Größe weitgehend unbekannt, so dass die Briten für sich in Anspruch nahmen, DIE Open Championship auszutragen. Das „Open“ bezieht sich übrigens nicht auf die Öffnung des Turniers für nicht britische Spieler, sondern darauf dass die Open offen für Profis und Amateure sind.

Old Course

Auf dem Old Course im schottischen St. Andrews fand 1873 zum ersten Mal eine Open Championship nicht im Prestwick Golf Club (siehe „P“) statt. Das sogenannte „Home of Golf“, wo vermutlich bereits im 15. Jahrhundert Golf gespielt wurde, ist mit mittlerweile 28 Austragungen der Rekordausrichter der Open, seit 1990 finden die Open alle fünf Jahre auf dem wohl berühmtesten Platz der Welt an der schottischen Nordseeküste statt, das nächste Mal also im Jahr 2015.

Prestwick Golf Club

Der Klub befindet sich südlich von Glasgow und war der Austragungsort der ersten Open Championship im Jahre 1860. Insgesamt fand das Turnier dort 24-mal statt, zuletzt 1925. Heute ist der Kurs nicht mehr in der Rotation der Austragungsorte. Für die heute üblichen großen Zuschauermassen ist er auf Grund seines engen Layouts nicht mehr geeignet, einige Löcher liegen sogar jenseits einer Bahnstrecke.

Qualifikation

Es gibt mehr als dreißig verschiedene Kriterien, um sich für die Open zu qualifizieren. Ehemalige Open-Sieger, alle Major-Sieger der letzten fünf Jahre, jeweils die Top 30 der letztjährigen PGA- und European Tour, die Top 50 der Weltrangliste – aber auch amtierende Senioren- und Amateurchampions, Gewinner der Geldranglisten kleinerer Touren sowie nationale wie internationale Qualifikanten.

Knapp 160 Golfer sind alljährlich für die Open qualifiziert, ein erlesenes Feld und viele der Topstars der nordamerikanischen PGA-Tour kommen nur einmal im Jahr nach Europa: für die Open. Ansonsten meiden sie den alten Kontinent, das Wetter in den Staaten ist besser, das Preisgeld ist höher, Heimat und Familien sind näher. Wenn also Europa nicht gerade Gastgeber für den Ryder Cup, ist die Open oft die einzige Möglichkeit des Jahres, Tiger Woods & Co. mal „um die Ecke“ spielen zu sehen.

Royal Lytham & St Annes Golf Club

Seit 1926 einer der Kurse auf dem die Open Championship ausgetragen wird. In diesem Jahr zum elften Mal Gastgeber des Turniers. Die letzten beiden Ausgaben 1996 und 2001 gewannen jeweils Amerikaner. Der Kurs liegt im Nordwesten Englands südlich von Blackpool in der Grafschaft Lancashire. Es ist ein sogenannter „True Links Course“, liegt allerdings nicht direkt an der Küste der Irischen See, sondern ist durch einige Häuser, Straßen und eine Bahnlinie von dieser getrennt. Dennoch spielt der von der See wehende Wind eine Rolle auf dem Platz.

Für die Open 2012 ist der Par-70-Platz mit 7.086 Yards (6.479 Meter) vermessen. Neben den elf Open Championships fanden auch schon viermal die Women’s British Open in Lytham&St Annes statt, zuletzt 2009.

Schottland

Bis 1920, also während der ersten 60 Jahre, stellte Schottland 39 mal den Sieger, in den folgenden 91 Jahren kamen nur noch zwei weitere Titel dazu: 1985 sorgte Sandy Lyle für den vielumjubelten ersten schottischen Open Sieg nach 65 Jahren, 1999 gewann Paul Lawrie. Insgesamt gewannen 22 schottische Golfer 41 mal die Open. Seit Stewart Cink’s Erfolg 2009 müssen sich die Schotten den Status als Rekordsieger sogar mit den US-Amerikanern teilen.

Und noch etwas fällt auf: unter den 19 Spielern, die die Open mindestens dreimal gewinnen konnten, befinden sich sechs Schotten. Doch gleich fünf von ihnen haben ihre Turniersiege im 19. Jahrhundert eingefahren, nur James Braid gewann seine fünf Titel zwischen 1901 und 1910, also im 20. Jahrhundert.

Etwas dürfen die Schotten aber für sich beanspruchen: sie sind das Herz der Open Championship, die Erfinder und, vorausgesetzt es bleibt bei der derzeitigen Rotation der Turniere, werden sie wohl für immer die Rekordausrichter des Turniers bleiben.

Titelverteidiger

Es gab und gibt Niemanden in der Welt des (Golf-)Sports der dem 43-Jährigen Darren Clarke seinen Triumph bei der Open Championship 2011 nicht gegönnt hat. Clarke ist seit 20 Jahren im Profizirkus unterwegs, feierte fast zwei Dutzend Turniersiege, darunter zwei bei der World Golf Championship, belegte mehrere Top-10-Plätze bei den Major-Turnieren und nahm 54mal Anlauf, um einen Major-Titel zu gewinnen. Bis es dann im letzten Jahr klappte… Und alle freuten sich für den sympathischen Nordiren, dessen Ehefrau Heather 2006 mit 39 Jahren an Brustkrebs gestorben war. Die Szenen, als Clarke mit dem europäischen Team nur wenige Wochen später in Dublin den Ryder Cup gewann (wobei er zum Sieg drei Punkte beisteuerte), und er anschließend sowohl in den Armen seiner europäischen Teamkollegen wie auch in denen seiner amerikanischen Rivalen lag, werden unvergessen bleiben.

Unverschlüsselt

Unverschlüsselt gibt es von der Open Championship im deutschen Fernsehen leider gar nichts zu sehen. Sollten Kaymer oder Siem das Turnier nicht gewinnen, wird es bei den großen Sendern wohl nicht eine einzige Erwähnung finden. Für den Schlusstag gibt’s aber wie immer den Spox-Live-Ticker, der ist absolut grandios und fast so gut wie die über 40 Stunden Live-Übertragung bei sky. Neben dem Ticker bietet Spox auch sonst eine sehr gute Berichterstattung über die Open, die schreiben zu meinem Buchstaben „F“ sicherlich ne ganze Menge mehr… ;-) Und die Spox-Par-10 sind der einzige Grund, sich zu wünschen, dass die Open schon vorbei sind. Zu empfehlen ist auch das offizielle Portal des DGV oder der Linksgolfer, ein sehr netter Golf-Blog. Abschließend noch der Hinweis auf die offizielle Seite des Turniers, wo man auch das 164 Seiten starke offizielle Magazine online lesen oder als pdf downloaden kann.
             
Harry Vardon

Der Spieler von der Kanalinsel Jersey ist mit seinen sechs Siegen (1896, 1898, 1899, 1903, 1911, 1914) der Rekordsieger der Open. Vier Spieler gewannen das Turnier je fünfmal, zuletzt gelang dem Amerikaner Tom Watson 1983 der Sprung in diesen exklusiven Klub (siehe „W“).

Tom Watson

Tom Watson ist mit fünf Titeln (1975, 1977, 1980, 1982 und 1983) der erfolgreichste US-Amerikaner der Open-Geschichte. Im Jahre 2009 hätte Watson um ein Haar eines der größten Kapitel der Golf-Geschichte geschrieben, als er im zarten Alter von 60 Jahren erst im Stechen gegen seinen Landsmann Stewart Cink seinen sechsten Open-Titel verpasste. Er hätte nicht nur zu Rekordsieger Harry Vardon aufgeschlossen, er hätte auch den Altersrekord von Old Tom Morris (siehe „M“) um über 14 Jahre gebrochen. Und Achtung, Watson, im letzten Jahr 22., schlägt auch 2012 wieder ab. Der erfolgreichste, noch regelmäßig auf PGA und/oder European Tour aktive Golfer, ist übrigens Tiger Woods mit drei Siegen (2000, 2005, 2006).

FedEX-Cup

Gut für mich, dass der US-Paketriese seit 2007 Namensgeber der Jahreswertung der PGA Tour ist. Sonst sind Buchstaben wie das „X“ in solchen ABC-Spielchen immer schwierige Geschichten. Sollte der Sieger der Open ein Mitglied der PGA-Tour sein, würde er für den Sieg 600 Punkte in der FedEx-Cup-Wertung einstreichen. Das sind 100 mehr als bei einem regulären PGA-Turnier und immerhin noch 50 mehr, als der Sieger eines WGC-Turniers erhält. Wer also noch Punkte im FedEx-Cup benötigt, sollte dieses Wochenende besonders gut spielen. Das gilt übrigens auch für die Mitglieder der European Tour. Denn das Preisgeld (siehe „B“) gehört in Europa zu den höchsten des Jahres, streicht man die rund 1,1 Millionen ein, ist ein satter Sprung im Race to Dubai möglich.

BabY

Webb Simpson wird demnächst Papa. Schön für ihn, schlecht für die Open Championship. Denn der Amerikaner, laut Weltrangliste der momentan fünftbeste Golfer dieses Planeten, der sich erst im Juni bei den US Open seinen ersten Major-Titel gesichert hatte, möchte seine hochschwangere Frau nicht alleine lassen und hat deshalb auf die Reise über den großen Teich verzichtet. Aus ähnlichen Gründen hat auch der Australier Jason Day, Nr. 21 der Weltrangliste abgesagt. Sein Baby ist allerdings schon auf der Welt.

Zimbabwe

Im Gegensatz zu Deutschland hat es auch das Reich des Diktators Robert Mugabe schon in die Siegerliste der Open Championship geschafft. Nick Price, der ins seiner Karriere insgesamt drei Major-Titel gewonnen hat, triumphierte 1994 in Turnberry bei der Open. Price, der in Südafrika als Sohn britischer Eltern geboren wurde, wuchs zu Kolonialzeiten in Rhodesien, wie Zimbabwe vor der Unabhänigkeit von Großbritannien hieß, auf und wurde nach seinem Schulabschluss in Zimbabwe nur noch selten gesehen.

12.07.2012

Der heiße Juli auf der European Tour

Heute in einer Woche blickt die gesamte Golfwelt nach Europa… selbst in Amerika ruht dann der Zirkus, untrügliches Zeichen dafür, dass „The Open Championship“ ausgespielt werden. Das älteste Golfturnier der Welt, der erste Sieger wurde bereits im Jahre 1860 – also vor 152 (!) Jahren - ermittelt, ist das einzige Major-Turnier welches außerhalb der USA ausgetragen wird. Die Open, die eigentlich nur in Nordamerika (fälschlicherweise) als „British Open“ bezeichnet werden, werden im jährlichen Wechsel auf verschiedenen Links-Plätzen in England und Schottland ausgetragen. Derzeit befinden sich neun Plätze in der Rotation, 2011 und 2012 finden zum ersten Mal in der langen Geschichte des Turniers zwei Open hintereinander in England statt, in diesem Jahr im Royal Lytham & St. Annes Golf Club südlich von Blackpool in der Grafschaft Lancashire. Titelverteidiger ist der Nordire Darren Clarke. Ich hoffe, in der kommenden Woche noch etwas ausführlicher auf ein paar Geschichten und Anekdoten zur Open Championship eingehen zu können.

Die Open sind der Höhepunkt der European Tour, die Wochen vor der Open im Juli sind mit der Open de France und den Scottish Open, zwei der besten regulären Turniere in Europa die heißesten Wochen im Golfkalender auf dem alten Kontinent. Und auch ein Deutscher mischt in diesem Jahr kräftig mit. Doch es ist nicht Martin Kaymer, der zwar einige passable Top-20-Ergebnisse bei den großen Turnieren des Jahres abgeliefert hat, aber eigentlich schon seit Saisonbeginn seiner Form hinterhergolft. Erschwerend kommt hinzu, dass Kaymers Formkurve seit den US Open im Juni noch weiter nach unten zeigt. Beim (alles andere als überragend besetzten) Heimturnier in Köln verpasste Kaymer den Cut, in Frankreich wurde er 70. und damit Letzter der für das Wochenende qualifizierten Spieler. Weil Kaymer, der in der Weltrangliste folgerichtig auf Platz 14 durchgereicht wurde, langsam aber stetig auch in der europäischen Ryder-Cup-Rangliste abrutscht (z. Zt. ist er aber noch sicher qualifiziert), hat er sogar kurzfristig für die Scottish Open gemeldet.

Im Mittelpunkt des deutschen Interesses dürfte im hohen Norden Schottlands aber Marcel Siem stehen. Siem ist der oben angesprochene, dieses Jahr kräftig auf der European Tour mitmischende Deutsche. Höhepunkt seiner starken ersten Jahreshälfte war sein Erfolg letztes Wochenende bei der Open de France. Siem, der wie Kaymer aus dem Rheinland stammt, musste über acht Jahre auf seinen zweiten European-Tour-Titel warten. Durch den Erfolg in Paris, wo 2018 der Ryder Cup ausgetragen wird, qualifizierte er sich nicht nur für die Open Championship, vielmehr schoss er in der Weltrangliste von 120 auf 58. Ein sehr bedeutender Schritt, denn nun ist Siem automatisch für alle Turniere der World Golf Championship sowie für die PGA Championship, das vierte Major-Turnier des Jahres im August, qualifiziert. Bei diesen hochdotierten Turnieren kann er weitere Punkte sammeln und in der Weltrangliste weiter klettern. Der Sprung unter die Top 50 würde schon reichen, um automatisch für alle vier Majors qualifiziert zu sein, also auch für das Masters in Augusta.

Einen ähnlich bedeutenden Status auf der European Tour wie die von Siem gewonnene Open de France haben auch die Scottish Open, welche heute Morgen begonnen haben. Neben vielen europäischen Top-Golfern haben auch einige Stars gemeldet, die sonst ausschließlich in Nordamerika spielen. An der Spitze der „Gäste“ steht sicherlich Phil Mickelson der außer zur Open Championship Europa sonst scheut wie der Teufel das Weihwasser. Weil sich aber auch Phil, ähnlich wie Kaymer in einer kleinen Formkrise befindet, will er vor der Open versuchen, sich durch ein starkes Ergebnis Selbstvertrauen zu holen. Zudem kann er sich in Schottland auch an die europäischen Besonderheiten gewöhnen. Insbesondere der hiesige Sommer ist für die von der Sonne verwöhnten amerikanischen Topstars alljährlich eine heftige Umstellung. Es ist einfach ein Unterschied bei 30 Grad und Sonne in den Staaten zu golfen oder auf der Insel bei Wind, Regen und 15 Grad am Abschlag zu stehen. Viele andere US-Stars verzichten trotzdem auf ein Vorbereitungsturnier in Europa, Tiger Woods & Co. bereiten sich traditionell in Irland trainierend auf europäisches Links-Golf vor.

Eine Woche vor der Open Championship lohnt also ein Blick nach Castle Stuart bei Inverness nicht nur wegen der traumhaften Landschaft zwischen Highlands, Schlössern und Moray Firth, einem Meeresarm der Nordsee. Neben Kaymer, Siem und Mickelson spielen neben vielen weiteren europäischen Elite-Golfern auch der Weltranglistenerste Luke Donald oder der Masters-Zweite Louis Oosthuizen in der traumhaften Landschaft zwischen den Highlands und der Nordseeküste.