19.12.2013

WM-Kader 2014 - Die Offensive

Heute möchte ich meinen persönlichen WM-Kader endlich vervollständigen. Beginnen wir im defensiven Mittelfeld. Auf der sogenannten Doppel-Sechs war lange Zeit von einem Überangebot an Top-Spielern zu lesen. Und dann kam auch noch Pep Guardiola und ließ Phillip Lahm bei den Bayern auf der Sechs spielen. In der Nationalmannschaft erschien das angesichts des vermeintlichen Überangebots zunächst undenkbar, doch mittlerweile beschäftigt sich auch Löw angesichts der Verletzungsmisere mit der Frage, wo er Lahm in Brasilien aufstellen wird. Denn aktuell sind mit Bastian Schweinsteiger, Ilkay Gündogan, Sami Khedira und Sven Bender alle meine vier Nominierungen für die WM verletzt. Während die beiden Dortmunder bereits zu Beginn der Rückrunde wieder zurückerwartet werden, ist die Situation insbesondere bei Sami Khedira komplizierter. Er wird mit seinem Kreuzbandriss wohl bis mindestens April ausfallen, ob er bis zum Juni für die extremen Klimabedingungen in Brasilien wieder vollständig fit ist, ist mehr als fraglich. Dennoch lasse ich Khedira bis auf weiteres im WM-Kader, der Mann verkörpert absolute Weltklasse und bildet mit Bastian Schweinsteiger ein kongeniales Duo. Apropos Schweinsteiger. Der Bayern-Kapitän ist zur Zeit mal wieder verletzt. Mal wieder nicht schwer, aber mal wieder geht Zeit ins Land und so langsam macht mir die Verletzungsanfälligkeit Sorgen. Dennoch ist Schweinsteiger ebenso wie Khedira absolut gesetzt. Mit Gündogan und Sven Bender hat der Bundestrainer hervorragende Optionen, dazu kommen die auch auf der Sechs einsetzbaren Lars Bender und Phillip Lahm. Wenn wir unser defensives Mittelfeld verletzungsfrei und fit in Brasilien an den Start kriegen, ist die Qualität in Spitze und Breite beeindruckend.

In der offensiven Mittelfeldreihe stehen in meinem Kader sechs Tickets zur Verfügung. Das klingt zunächst viel. Allerdings fallen mir mit Kroos, Özil, Reus, Schürrle, Müller, Götze, Sam, Podolski, Draxler und Holtby spontan und ohne groß nachdenken zu müssen zehn Spieler ein, die für diese sechs Tickets in Frage kommen. Spielen wir also „sechs aus zehn“. Absolut gesetzt in meinem WM-Kader sind Kroos, Schürrle, Müller und Reus. Damit bleiben nur noch zwei Tickets übrig und ich habe (absolut bewusst und das werde ich auch gleich begründen) noch nicht einmal Götze und Özil, die gemeinsam für knapp 90 Millionen vor der Saison die Vereine gewechselt haben, im Kader. Warum tue ich mich bei den beiden so schwer? Sie verkörpern beide fraglos sportlich (!) absolute Weltklasse. Rein sportlich betrachtet gehören sie also ohne wenn und aber in den Kader. Aber, um es einfach auszudrücken, ich habe, wenn ich sie spielen sehe, nie das Gefühl, mit den beiden Jungs einen Krieg gewinnen zu können. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein Mesut Özil gegen Brasilien im Maracana gegen 90 000 Zuschauer und bei fürchterlichen klimatischen Bedingungen für uns das Spiel gewinnen kann. Wenn ein Spiel läuft, wenn Räume da sind, dann ist Özil wahnsinnig gut. Dann spielt er Traumpässe, setzt seine Mitspieler in Szene, spielt sich in einen Rausch. Wenn es aber darum geht, die Mannschaft an einem schweren Tag zu führen, ein Spiel herumzureißen, sich in ein Spiel reinzukämpfen, sich gegen einen Gegner die nötigen Räume ersteinmal zu erarbeiten, dann ist Özil von Weltklasse weit entfernt. Oder, um es anders zu sagen: Özil geht mit der Mannschaft unter. Man sieht ihn an solchen Tagen nicht. Wie viele große Titel hat Özil gewonnen? Er ist einmal spanischer Meister geworden. Aber sonst? Champions League? In den großen Spielen gegen Bayern oder Manchester United, bei denen Real ausschied, war er nicht zu sehen. Nationalmannschaft? EM-Halbfinale gegen Italien? Alle Welt erinnert sich an die Muskeln von Balotelli. Aber an Özil? Erst am Sonntag beim Spitzenspiel in England war von Özil bei der Arsenal-Niederlage gegen Manchester City nichts zu sehen. Und das er sich nach dem Spiel verpissen wollte, anstatt sich in der Fankurve zu bedanken, sagt einiges über seinen Charakter. Ich hatte gehofft, dass er sich in England, was diese Defizite angeht, weiterentwickelt. Leider war die Zeit dafür wohl bisher zu kurz. Kommen wir zu Mario Götze. Ich bin zwar kein BVB-Fan, aber sein Wechsel zu den Bayern sagt für mich viel über ihn aus. Seine Vorstellung im Nike-Shirt dann den Rest. Ein großer Spieler hätte versucht, die Champions League mit Dortmund zu gewinnen. Ein Triumph in der Königsklasse in schwarz-gelb hätte ihn unsterblich gemacht. Bei Bayern ist er einer unter vielen, gewinnt von der Ersatzbank aus die Titel. Götze hat sich für den bequemen Weg entschieden. Genauso sehe ich ihn auch in der Nationalmannschaft. Ähnlich wie bei Özil geht mir das körperliche in seinem Spiel vollkommen ab. Wunderbar zu beobachten war dies zuletzt im Testspiel gegen Italien, als er sich von seinen italienischen Gegenspielern ohne große Gegenwehr abkochen ließ. Nach soviel Kritik erstaunt vielleicht meine Entscheidung, Götze und Özil dennoch zu nominieren. Man darf aber nicht vergessen, dass beide Spieler einfach eine wahnsinnige Qualität besitzen, an der ich für meinen WM-Kader einfach nicht vorbeikomme. Und bitte nicht vergessen: die von mir geäußerte Kritik war sicherlich „Jammern auf hohem Niveau“, aber wenn die beiden Spieler den nächsten Schritt gehen wollen, müssen sie an diesen Punkt arbeiten. Auch wenn ich das unter Berücksichtigung meiner Vorstellung von Fußball vielleicht zu kritisch sehe. Im Ergebnis müssten also Sam, Podolski, Draxler und Holtby zu Hause bleiben. Eigentlich ein absoluter Wahnsinn.

Wie würde Christian jetzt sagen: „Eigentlich“ impliziert immer das Gegenteil. Denn, auch nach einer Diskussion letztens mit ihm, bin ich doch noch etwas unschlüssig, ob ich mit Miroslav Klose, Mario Gomez und Max Kruse wirklich drei Stürmer mit nach Brasilien nehme, oder einen der drei Plätze noch einen der zu Hause gebliebenen Mittelfeld-Asse gebe. Oder lasse ich Sven Bender zu Hause? Mmmh… Schwierig. Während vor einem knappen Jahrzehnt Christian Ziege plötzlich auf seine alten Tage nochmal im EM-Kader von Rudi Völler für Portugal stand, muss dessen Nach-Nachfolger heute überlegen, welche der genannten, gestandenen Champions-League-Spieler, er zu Hause läßt. Und einen „neuen Odonkor“ habe ich da auch noch nicht berücksichtigt. Spieler wie Timo Werner vom VfB Stuttgart oder Kevin Volland aus Hoffenheim gehören in diese Kategorie. Aber zurück zum Sturm. Auch da blickte Jogi lange besorgt in die Krankenhäuser Italiens, denn Klose (der sich aber am Wochenende mit einem Doppelpack grandios wieder zurückgemeldet hat) und Gomez (fällt noch bis Januar aus) lagen bzw. liegen jeweils mehrere Wochen flach. Eine Lücke in die Max Kruse gestoßen ist, der bei seinen Länderspielauftritten als zentraler Stürmer durchaus zu gefallen wusste. Der Gladbacher präsentierte sich auf der Neun wesentlich stärker als ein Mario Götze. Das Experiment der „falschen Neun“ halte ich für grandios gescheitert. Ich mag diese Art Fußball nicht, dieses System nicht und mit Götze habe ich ja auch so meine Problemchen. Deutschland braucht einen starken zentralen Stürmer. Und weil eben „nur“ EIN Platz in der Startelf frei ist und wir mit Thomas Müller eine bärenstarke Alternative für die Neun haben, würde ich nun doch nur zwei zentrale Stürmer mitnehmen: Miroslav Klose (den ich dank seiner unermüdlichen Arbeit und seines Torinstinkts gottgleich verehre) und Max Kruse. Sollte Mario Gomez nicht eine formidable Rückrunde in Florenz spielen, wäre er bei mir nicht dabei. Statt ihm würde ich dann doch noch Julian Draxler ODER Lewis Holtby nominieren. Holtby kam nach einem schwierigen ersten Jahr unter Vilas-Boas in Tottenham zuletzt vermehrt zu Startelfeinsätzen und wusste dabei durchaus mit Toren und Vorlagen zu überzeugen. Draxler ist unumstrittener Stammspieler bei Schalke 04, wo er, wie aus meiner Sicht der ganze Klub, unter Jens Keller und seiner Abschiebung auf die linke Seite leidet. Draxler ist auf der Zehn stärker, Boateng würde ich auf die Sechs oder Acht stellen. Aber das ist Schalke und das würde zu weit führen. Stand heute würde ich Julian Draxler den Vorzug geben.

Alles in allem sieht mein WM-Kader damit so aus:


Manuel
Neuer
Roman 
Weidenfeller
Marc-Andre
ter Stegen
Marcell
Jansen
Phillip
Lahm
Mats
Hummels
Per
Mertesecker
Jerome
Boateng
Benedikt
Höwedes
Lars
Bender
Sami
Khedira
Bastian Schweinsteiger
Ilkay
Gündogan
Sven
Bender
Toni
Kroos
Mesut
Özil
Marco
Reus
André
Schürrle
Thomas
Müller
Mario
Götze
Miroslav
Klose
Max
Kruse
Julian
Draxler

  



07.12.2013

Thank you, Geoff!



So, wenn selbst Noch-Vizekanzler Philipp Rösler seinen Senf zur Auslosung gibt (er sieht ein Finale Deutschland vs. Italien), dann will ich auch mal ein paar Sätze zu dem schreiben, was sich da vorhin im Neun-Millionen-Dollar-Zelt der Fifa abgespielt hat. Wie immer ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder die Einhaltung der guten Sitten. Also, auf geht’s.

Gruppe A (Brasilien, Kroatien, Mexiko, Kamerun)

Die Brasilianer dürften nach der Auslosung wohl eher besorgt in Richtung Achtelfinale schauen, wo Spanien, Holland und Chile warten. Eine tiefgründige Analyse der Vorrundengruppe erscheint mir nicht nötig: Kroatien bekam die WM nach einer durchwachsenen Qualifikation, in der man deutlich an Belgien scheiterte, mit dem Island-Los quasi auf dem Silbertablett serviert. Mexiko war eigentlich schon gescheitert (FUCK YOU, JÜRGEN!). Und Kamerun? Dort gibt Samuel Eto’o mehr oder weniger im täglichen Wechsel seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bzw. sein Comeback bekannt. Ansonsten halte ich vom afrikanischen Fußball (abgesehen von Ghana vielleicht) nicht viel. Was ich so vom Afrika-Cup oder der afrikanischen WM-Qualifikation gesehen habe, war eher zum fürchten. Volker Finke dürfte seinen Strandkorb noch nicht fertig aufgebaut haben, da sind die unzähmbaren Löwen schon wieder nach Hause geflogen. Falls der unfähige Verband ein paar Flugtickets bestellt hat. Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn die Fifa ihre Lostöpfe nach sportlichen und geografischen Kriterien einteilt, dann mach ich das bei meiner Entscheidung in Gruppe A auch: Brasilien wird die Gruppe im Schongang gewinnen, Kamerun scheidet todsicher aus. Soweit die sportlichen Gründe. Zwischen Kroatien und Mexiko wird’s eng. Hier nehme ich aus geografischen Gründen Mexiko, europäische Mannschaften sehen bei Weltmeisterschaften in Amerika immer schlecht aus.

1. Brasilien, 2. Mexiko, 3. Kroatien, 4. Kamerun

Gruppe B (Spanien, Niederlande, Chile, Australien)

Gab’s das schon mal? Das letzte WM-Finale ist das Eröffnungsspiel für die beiden Kontrahenten bei der nächsten WM. Mein lieber Schwan, was für eine geile Gruppe. Denn zu den beiden europäischen Schwergewichten gesellt sich auch noch Chile, die, angeführt von Arturo Vidal, eine bockstarke Qualifikation gespielt haben. Wär doch herrlich, wenn die Südamerikaner einen der beiden Titelaspiranten nach Hause schicken könnten. Und ich weiß nicht mal, wen ich mir lieber wünschen sollte. Die Spanier, die nun langsam mal genug Titel gewonnen haben oder die Holländer, denen man ja aus alter Gewohnheit nicht mal den Dreck am Wohnwagen gönnt. Tippe ich nun also riskant oder konservativ? Bevor ich mich entscheide noch fix ein Wort zu Australien. Die können einem nur leid tun, für die Socceroos dürfte es in dieser Gruppe keine Punkte in den Beutel geben. Zurück an die Tabellenspitze… Ob die Spanier noch heiß sind, fragt man sich ja mittlerweile vor jedem Turnier und schaut dann beschämt zu Boden, wenn sie am Ende wieder den Cup bekommen. Bei den Holländern kann ich mir nur schwer vorstellen, dass sie nach der grottigen EM nochmal so tief ins Klo greifen. Daher…

1. Spanien, 2. Niederlande, 3. Chile, 4. Australien


Gruppe C (Kolumbien, Griechenland, Elfenbeinküste, Japan)

Oh, das ist eine geile Gruppe. Ja, wirklich! Gab es jemals eine ausgeglichenere WM-Vorrundengruppe? Vielleicht zu Kaisers Zeiten, als es dieses ganze Lostopf-Gedöns noch gar nicht gab. Als es noch nicht mal eine WM gab. Hier in Gruppe C hat die Augenhöhe ihre Heimat. Kolumbien ist nach 16 langen Jahren (endlich) mal wieder dabei und stellt mit Radamel Falcao, Jackson Martinez und James Rodriguez einen sagenhaften Sturm. Das Augenhöhe aber nicht Einheitsbrei heißt, zeigt Griechenland, das mit seiner Betonabwehr einen krassen Gegenentwurf zu den Kolumbianern darstellt. Aber Vorsicht: mit Kostas Mitroglu haben die Hellenen plötzlich auch einen starken Sturmführer. Die Elfenbeinküste um ihren Überstar Didier Drogba dürfte sich wie im falschen Film vorgekommen sein. Endlich mal keine Todesgruppe, keine Holländer, Argentinier, Portugiesen oder Brasilianer als Gruppengegner wie bei den beiden vorangegangenen Endrunden. Für die goldene Generation der Ivorer ist es wohl die letzte Chance, bei einer WM mal was zu reißen. Und die Qualität der Japaner zeigt sich allein schon darin, dass der Kader nicht mehr aus 23 J-League-Profis besteht sondern die Kicker aus dem Land der aufgehenden Sonne mittlerweile massenhaft fernab der Heimat in den europäischen Top-Ligen spielen. Wer setzt sich also durch? Die technisch beschlagenen Offensivkünstler aus Kolumbien und der Elfenbeinküste, die unterkühlten Defensivstrategen aus Griechenland oder die aufstrebenden Japaner, die längst nicht mehr nur ein gutes Kollektiv bilden, sondern auch Stars haben (Kagawa, Honda), die aus diesem herausragen.

1. Griechenland, 2. Japan, 3. Kolumbien, 4. Elfenbeinküste

Gruppe D (Uruguay, Costa Rica, England, Italien)

Hat sich die Fifa ihre Wunsch-WM vielleicht doch gebastelt? Das ist ja schon wieder so eine geile Gruppe! Drei Ex-Weltmeister und die Riesenchance, dass England nach der Vorrunde nach Hause fährt. Herrlich! Und bei der Auslosung zeigte sich mal wieder, dass es im Leben doch noch Gerechtigkeit gibt. Denn es war ausgerechnet Geoff Hurst, der Schütze des legendären Wembley-Tores höchtselbst, der seine Nation in diese irre Gruppe loste. Und weil der gute Geoff sich direkt nach der Auslosung die Frage stellte, ob man ihn überhaupt wieder einreisen lässt, möchte ich einen Vorteil nennen, den diese Gruppe für England hat: Sie werden nicht im Elfmeterschießen ausscheiden. Das gibt’s nämlich in der Vorrunde noch nicht! So, genug die drei Löwen gemobbt. Ein paar seriöse Worte zur Gruppe: Italien ist die klare Nummer 1. Dahinter sehe ich Uruguay, auch wenn die in der Qualifikation nicht durchweg überzeugt haben. Aber auch vor ihrem vierten Platz 2010 mussten sie in die Relegation. Und wer einen Sturm mit Luis Suarez und Edinson Cavani hat und von der Bank Diego Forlan bringen kann, braucht sich vor England nun wirklich keine Sorgen machen. Denn wie dünn das Niveau der Insulaner mittlerweile ist, zeigte sich außer in der reichlich holprigen Qualifikation insbesondere im letzten Testspiel Mitte November gegen unsere B-Elf. Und Costa Rica? Nun, ein unangenehmer Spielverderber, dem ich durchaus zutraue, zumindest England und Uruguay in Bedrängnis zu bringen.

1. Italien, 2. Uruguay, 3. England, 4. Costa Rica

Gruppe E (Schweiz, Ecuador, Frankreich, Honduras)

So, kleiner Hänger bei den Gruppen. Die ist jetzt nicht so der Knüller. Bei Franzosen weiß ich nicht so recht, was ich von denen halten soll. Sehen wir in Brasilien zahlreiche Einzelkönner, deren Ego zu groß für einen WM-Kader ist? Oder die Franzosen aus dem Ukraine-Rückspiel, die dieses in Massen vorhandene Talent (Ribery, Benzema, Nasri, Lloris und und und) ins Team einbringen? Je nachdem, wie diese Fragen beantwortet werden, ist für „les bleus“ alles drin. Vom souveränen Gruppensieg bis zum Aus in der Vorrunde. Die Schweiz rutschte sicher auch dank der einfachen Qualifikationsgruppe bis in den Topf 1 vor, dennoch macht die Kombination aus guten Spielern (Inler, Dzemaili, Behrami, Xhaka, Shaqiri – ja die spielen wirklich alle für die Schweiz!) und Trainerlegende Ottmar Hitzfeld die Eidgenossen zu einem beachtenswerten WM-Teilnehmer. Und bei den letzten Endrunden konnten die Schweizer immer überzeugen: 2006 schieden sie ohne Gegentor aus, 2010 schlugen sie den späteren Weltmeister Spanien. Einerseits wirft man Ecuador immer vor, in der Qualifikation nur von der Höhenlage ihres Nationalstadions zu profitieren, andererseits hat das Team bei seinen bisherigen beiden Teilnahmen 2002 und 2006 jeweils die Vorrunde überstanden. Und auch hier ist das für die Mannschaft um ManU-Star Valencia möglich, ich halte es aber eher für unwahrscheinlich. Honduras füllt die Gruppe auf. Unangenehmer Außenseiter. Nicht weniger, aber keinesfalls mehr.

1. Frankreich, 2. Schweiz, 3. Ecuador, 4. Honduras


Gruppe F (Argentinien, Bosnien-Herzegowina, Iran, Nigeria)

Für mich die langweiligste und uninteressanteste Gruppe. Die Argentinier werden ganz sicher das Achtelfinale erreichen und bräuchten sich dafür nicht einmal umziehen. Was ich vom afrikanischen Fußball halte, habe ich in Gruppe A geschrieben. Die von unzähligen Experten nach Nigerias Olympiasieg 1996 vorhergesagte Weiterentwicklung des afrikanischen Fußballs hat nicht stattgefunden, dank unfähiger Funktionäre und chaotischer Verbände stehen sich die Afrikaner weiterhin selbst im Weg. Der Vorsprung, den die Kicker im Juniorenalter insbesondere gegenüber den Europäern haben, ist schnell aufgebraucht. Und weil die Konkurrenz so schwach ist, könnte WM-Neuling Bosnien-Herzegowina sogar das Achtelfinale erreichen. Und das ist schon verrückt, denn auch wenn ganz Europa von den Bosniern schwärmt, halte ich sie für gnadenlos überschätzt: Wen außer Dzeko und Pjanic haben sie? Misimovic spielt sicher nicht umsonst in China, Ibisevic ist ein solider Stürmer, die Defensivspieler kicken durchweg nicht bei Spitzenvereinen.

1. Argentinien, 2. Bosnien-Herzegowina, 3. Nigeria, 4. Iran

Gruppe G (Deutschland, Portugal, Ghana, USA)

Das Motto der Gruppe „Ein Wiedersehen mit alten Freunden“ könnte glatt auch für eine neue Volksmusiksendung im mdr stehen. Gegen Portugal spielen wir im neuen Jahrtausend bei gefühlt jedem Turnier (EM 2000, WM 2006, EM 2008, EM 2012) und seit die Trümmertruppe von Erich Ribbeck 2000 in Rotterdam von einer portugiesischen B-Elf auseinandergenommen wurde, hören wir nicht auf, uns dafür zu revanchieren. Cristiano Ronaldo wusste wohl schon, warum er gegen jeden Gegner spielen wollte, nicht aber gegen uns. Die Leistung der Mannschaft steht und fällt mit CR 7, das haben auch die Play-Offs gegen Schweden deutlich gemacht. Ist der schöne Cristiano nicht in Top-Form ist Portugal nur Durchschnitt. Daher fürchte ich auch, dass Ronaldo & Co. zeitgleich mit uns Ende Juni 2014 in Portugal eintreffen werden. Denn mit Ghana und den USA gibt es gleich zwei Gegner, die den Portugiesen mehr als nur gefährlich werden können. Die Amerikaner haben mit zunehmender Dauer eine starke Qualifikation gespielt und allein die Tatsache das Jürgen Klinsmann die US-Boys trainiert, macht die Angelegenheit speziell. Ghana (schon 2010 unser Gruppengegner) ließ auch ohne den jetzt aber zurückgekehrten Kevin-Prince Boateng (ihr wisst schon, gute alte Freunde usw.) nie Zweifel am Brasilien-Ticket aufkommen und überrannte die zuvor ungeschlagenen Ägypter in den afrikanischen Play-Offs. Hinzu kommt, dass der ghanaische Verband, ähnlich wie das ganze Land selbst, den Ruf genießt, einer der besser organisierteren des Kontinents zu sein. So vertrat Ghana ganz Afrika schon 2006 und 2010 jeweils alleine in der K.O.-Runde. Und 2010, nachdem Ghana die Amis im Achtelfinale bezwungen hatte, verhinderte nur die Hand von Louis Suarez den ghanaischen Einzug ins WM-Halbfinale. Deutschland wird diese Gruppe gewinnen, da habe ich keinen Zweifel. Die Qualität unserer Mannschaft ist groß genug, die echten Prüfungen, ob wir wirklich eine Weiterentwicklung (insbesondere, was die Mentalität angeht) gemacht haben, kommen in den späteren Runden. Hinter uns gibt es ein brutal enges Hauen und Stechen, welches Ghana knapp für sich entscheiden wird.

1. Deutschland, 2. Ghana, 3. Portugal, 4. USA

Gruppe H (Belgien, Algerien, Russland, Südkorea)

Auf den ersten Blick eine unspektakuläre Gruppe. Favorit sind für mich die Belgier, die eine aufregende Generation von Fußballern (Hazard, Lukaku, Fellaini, Witsel, de Bruyne, Courtois, Defour, Chadli und und und) in Brasilien an den Start bringen. Vom Talent her sind unsere Nachbarn sicher unter den Top 5 dieser Weltmeisterschaft, vielleicht kommt das Turnier aber noch etwas zu früh für die jungen Belgier, 2018 könnte ihre große Stunde schlagen. Apropos 2018… Der nächste WM-Gastgeber Russland spielt auch in Gruppe H und hat angesichts der alles andere als überragenden Konkurrenz sicherlich berechtigte Chancen, ins Achtelfinale einzuziehen. Die Russen haben sich souverän qualifiziert, allerdings schieden sie in der Vergangenheit oft auch ebenso schnell in der Vorrunde aus. Bestes Beispiel war die zurückliegende EM, als sie im ersten Gruppenspiel die Tschechen überrannten, dann aber, von sich selbst berauscht, zweimal verloren und von den Tschechen überholt wurden. Die russische Mentalität gefällt mir nicht, ob Star-Trainer Fabio Capello daran etwas ändern kann, wage ich zu bezweifeln. Aber der Italiener ist sicher ein Pluspunkt für die Russen. Südkorea scheint mir eher über das Kollektiv zu kommen, sie kämpfen immer bis zum letzten Tropfen Sprit, einen Faktor den ich sehr schätze und der mich dazu verleitet, sie über die Russen zu sortieren. Algerien ist für mich nicht mehr als ein WM-Tourist: drei Spiele und dann geht’s wieder ab nach Hause, daran ändert auch die vermeintlich leichte Gruppe nichts.

1. Belgien, 2. Südkorea, 3. Russland, 4. Algerien

Nimmt man meine Tipps als Grundlage, geht’s in der Endrunde so weiter:

Achtelfinale

Brasilien – Niederlande
Griechenland – Uruguay
Frankreich – Bosnien-Herzegowina
Deutschland – Südkorea
Spanien – Mexiko
Italien – Japan
Argentinien – Schweiz
Belgien – Ghana

Viertelfinale

Brasilien – Uruguay
Frankreich – Deutschland
Spanien – Italien
Argentinien – Ghana

Halbfinale

Brasilien – Deutschland
Spanien – Argentinien

So, weiter will ich mich erstmal nicht aus dem Fenster lehnen. Ich weiß, ein paar Stunden nach der Auslosung und ein halbes Jahr vor der WM bis ins Halbfinale getippt, da hängt er (um im Bild zu bleiben) eh nur noch mit dem kleinen Finger am Fensterbrett, aber für heute soll es genug sein. Auf eine schöne Weltmeisterschaft!

04.12.2013

NFL Week 13 - Neues von der Straße in die Meadowlands



In der NFL haben alle Teams am vergangenen Wochenende ihr zwölftes Saisonspiel absolviert, das dritte Quarter der Regular Season ist sozusagen vorbei. Oder, um es anders auszudrücken: die Teams nähern sich unaufhaltsam der Red Zone der Saison. Nachdem sich die Atlanta Falcons bereits in der vergangenen Woche vom „Postseason-Spielfeld“ verabschiedet haben warfen in der NFC mit den Washington Redskins und den Tampa Bay Buccaneers zwei weitere Teams das Play-Off-Handtuch, sie sind offiziell „out of contention“. Und noch eine Entscheidung dürfte in der NFC gefallen sein: die Seattle Seahawks (11-1) schlugen die New Orleans Saints (9-3) in der mit Spannung erwarteten Monday Night sehr deutlich. Damit dürfte Seattle der Homefield Advantage in den NFC-Play-Offs nicht mehr zu nehmen sein, für die Play-Offs an sich sind die Seahawks nun als erstes Team sicher qualifiziert. Dagegen müssen die Saints aufpassen, gegen die jetzt seit acht Spielen ungeschlagenen Carolina Panthers (9-3) nicht auch noch den Titel in der NFC South (und damit das Freilos für das Wild-Card-Wochenende) zu verlieren. Zarte Hoffnungen auf den Divisions-Titel, den sich die 49ers (8-4) in der NFC West noch gemacht haben könnten, sind mit dem Seahawks-Sieg gestern Nacht wohl endgültig gestorben. Dennoch war es ein gutes Wochenende für San Francisco. Während man selbst die St. Louis Rams sicher besiegte, patzte die Konkurrenz (Arizona, Green Bay, Chicago) um die Wild Card Plätze gleich reihenweise. Insbesondere die Heimniederlage der Cardinals gegen Philadelphia dürfte ganz nach dem Geschmack der 49ers gewesen sein, die nun nicht ganz so viel Druck vor dem mit Spannung erwarteten Gipfeltreffen mit den Seattle Seahawks haben. In der NFC North sind die Detroit Lions (7-5) der große Gewinner des Wochenendes: sie überrannten die ohne A-Rod weiterhin hilflosen Green Bay Packers (5-6-1) und durften sich zudem noch über die Niederlage der Chicago Bears (6-6) freuen. Im Osten entwickelt sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Dallas Cowboys (7-5) und den Philadelphia Eagles (7-5). Sollte San Francisco gegen Seattle patzen, ist auch eine von mir in der letzten Woche noch ausgeschlossene Wild Card in der NFC East nicht unmöglich.

Die Play-Offs in der NFC sehen nach Week 12 genauso aus wie in der Vorwoche:

Wild-Card-Spiele: Detroit vs. San Francisco, Dallas vs. Carolina
Seattle und New Orleans wären beide direkt für die Divisional Play-Offs qualifiziert.

In der AFC sind weiterhin alle 15 Teams theoretisch (!) im Rennen um die Play-Offs, selbst die Houston Texans (2-10) haben nach zehn Niederlagen am Stück offenbar noch nicht aufgegeben. Deutlich wurde dies am Wochenende, als sie den New England Patriots einen großen Fight lieferten und sich nur knapp geschlagen geben mussten. Legt man die Theorie beiseite, dürften aber Houston und Jacksonville (3-9, aber zuletzt zwei Siege) ebenso wenig in die Play-Offs kommen wie Oakland, Cleveland und Buffalo, die am Wochenende alle verloren und mit jeweils 4-8 zwei Siege Rückstand auf die Wild-Card-Plätze haben. Im Mittelpunkt der AFC stand am Wochenende das Re-Match zwischen den Chiefs und den Broncos. Die Chiefs begannen wie die Feuerwehr, führten schnell 21:7, brachten dann aber nur noch wenig zu Stande und wurden von der Broncos-Offense überrollt. Damit dürfte Denver (10-2) der AFC West-Titel und das Bye in der Wild Card nicht mehr zu nehmen sein, die Chiefs, die nach 9-0-Start nun dreimal in Serie verloren haben, sollten einen solchen Wild-Card-Platz aber sicher haben. Neben den Broncos und den Patriots haben auch die Colts (8-4) und die Bengals (8-4) durch Siege ihre Führungen in den Divisionen gefestigt, Indianapolis hat den einzig ernsthaften Verfolger Tennessee (5-7) nun um drei Spiele distanziert und könnte am kommenden Wochenende den Divisionstitel unter Dach und Fach bringen. Im Rennen um die zweite Wild Card hinter den Chiefs haben sich Titelverteidiger Baltimore (6-6) und Miami (6-6) durch wichtige Siege gegen die direkte Konkurrenz aus Pittsburgh (5-7) bzw. von den New York Jets (5-7) in die Pole Position gebracht.

Wild-Card-Spiele: Indianapolis vs. Baltimore, Cincinnati vs. Kansas City
Denver und New England wären beide direkt für die Divisional Play-Offs qualifiziert.

Am kommenden Sonntag gibt’s drei für das Play-Off-Rennen elementar wichtige Spiele live zu sehen: ab 19 Uhr empfangen die Eagles die Lions, anschließend gastiert Seattle in San Francisco bevor es im Mercedes Benz Superdome zwischen den Saints und den Panthers zu einer Art Endspiel um die Krone der NFC South kommt. Der Verlierer bekommt, einen 49ers-Sieg gegen Seattle vorausgesetzt, den heißen Atem San Franciscos um die erste Wild Card zu spüren. Die könnte wichtig sein, wenn man zumindest noch in den Divisional Play Offs ein Auswärtsspiel in Seattle vermeiden möchte.

03.12.2013

Lostöpfe. Skandal? Normal!

Schmiergelder in Millionenhöhe, greise Funktionäre mit (vorsichtig ausgedrückt) befremdlichen Lebensläufen oder eine in die Wüste vergebene Fußball-Weltmeisterschaft 2022... die Fifa steht (in der Regel zu Recht) regelmäßig im Kreuzfeuer der medialen und öffentlichen Kritik. Und weil es eben momentan "schick" ist, den Fußball-Weltverband zu kritisieren, wird alles ohne Hintergrundwissen skandalisiert, was in Zürich-Hottingen entschieden wird. Ein Paradebeispiel lieferte heute morgen die Bild, die mal wieder ein ganz großes Stück Gossenjournalismus ablieferte. Traurig nur, dass von mir durchaus geschätzte Portale wie spox.com auf der Skandalwelle der Bild mitsurften und diesen Schund kritiklos abschrieben.

Was ist passiert? Die Bild schockierte ihre Leser heute morgen mit der Schlagzeile, dass sich die Fifa "ihre Wunsch-WM bastelt". Hintergrund ist die von der Bild vermutete und mittlerweile vom Weltverband bestätigte Einteilung der Lostöpfe für die Auslosung der Endrundengruppen am Nikolaustag um 17:00 Uhr. Die Bild stellte fest, dass es bei der Verteilung der Mannschaften auf die Töpfe "PLÖTZLICH nicht mehr um Zahlen, sondern um merkwürdige geografische und sportliche Faktoren" geht. Doch der von der Fifa festgelegte und von der Bild so heftig kritisierte Mix aus sportlichen und geografischen Kriterien wurde vom Weltverband bei allen Endrundenauslosungen angewendet, die ich verfolgt habe. Und das tue ich nun bereits seit der WM in den USA 1994, also seit 24 Jahren. Das Prozedere ist daher also keinesfalls eine Überraschung, wie der Bild-Artikel heute morgen dem gemeinen Leser zu vermitteln versuchte. Im Gegenteil, es hat sich seit vielen Jahren bewährt. Ich möchte daher nun einige Worte verlieren, warum welche Mannschaften in diesem oder jenem Pott gelandet sind und aufzeigen, dass der Fifa die Einteilung der Lostöpfe unter Berücksichtigung ihrer seit Jahren angewandten Kriterien (insbesondere demjenigen, dass keine zwei Mannschaften vom gleichen Kontinent - Ausnahme Europa - in der gleichen Vorrundengruppe spielen sollen) durchaus gelungen ist. Und selbst wenn man darüber noch streiten kann, ein plötzlicher Skandal, wie ihn die Bild-Zeitung sieht, ist die Einteilung wirklich nicht.

Neben dem traditionell gesetzten Gastgeber (hier also Brasilien) teilte die Fifa auf Grundlage der Oktober-Weltrangliste die dort sieben punktbesten Nationen in den Topf 1 ein. Das sind Spanien, Deutschland, Argentinien, Kolumbien, Uruguay, Belgien und die Schweiz. Der Topf 1 wurde also rein nach sportlichen Kriterien aufgestellt. Viele waren ja erstaunt, dass Kolumbien oder die Schweiz statt der vermeintlich großen Namen Niederlande, Italien, Frankreich oder England als Gruppenköpfe gesetzt sind, aber die Weltrangliste lügt nun mal nicht und wenn sich beispielsweise an die Vorstellung der Three Lions gegen uns vor kurzem erinnert, wird England in Topf sicherlich nicht vermissen.

Es blieben also 24 Teams übrig, die auf drei Töpfe zu verteilen waren. Oberstes Prinzip der Fifa ist es, dass Mannschaften vom gleichen Kontinent nicht in der gleichen Gruppe spielen sollen. Eine Ausnahme stellt hier Europa dar, da unser Kontinent mit 13 Teams mehr Vertreter schickt, als es Gruppen gibt. Es ist einfach unattraktiv, wenn sich in einer Gruppe drei afrikanische, in einer anderen drei asiatische Mannschaften tummeln. Die WM lebt ja auch von der Vielfalt der Spiele, dass man also nicht wieder auf die Mannschaften trifft, gegen die man auch in der WM-Qualifikation oder bei der kontinentalen Meisterschaft antritt. Wegen dieses Prinzips wendet die Fifa nicht ausschließlich die Weltrangliste für die Einteilung der Töpfe an. Sie tut dies hauptsächlich beim Topf 1, um die vermeintlich stärksten Teams zu trennen. Für die Töpfe 2 bis 4 spielt die Herkunft der Teams eine Rolle. Und so wurden für die Auslosung am Freitag die afrikanischen und südamerikanischen Teams in Topf 2, die nordamerikanischen und asiatischen Teams in Topf 3 und die europäischen Teams in Topf 4 eingeteilt. In Topf 4 befinden sich also sogar neun Teams, ich möchte es aber jetzt nicht unnötig kompliziert machen. Das "übrige" neunte Team wird in den Topf 2 wandern und diesen vervollständigen. Das sollte reichen.

Wenn wir uns die Töpfe genauer anschauen, wird klar, dass die Fifa mit dieser Einteilung ganz gut fährt. Nehmen wir als Beispiel den dritten Topf. Sieht man, wenn man es mit Klinsi gut meint, mal von den US-Amerikanern ab, befinden sich hier mit Costa Rica, Honduras, Australien, dem Iran, Japan, Südkorea und Mexiko (die eine ganz schwache Qualifikation gespielt haben) Teams, die sich absolut auf Augenhöhe befinden. Zwar wurde der Topf nach geografischen Kriterien zusammengesetellt, aus meiner Sicht passt das aber auch sportlich. Gleiches gilt für den Topf 2, wo sich Algerien, Nigeria, die Elfenbeinküste, Ghana, Kamerun, Chile und Ecuador aus meiner Sicht ebenfalls gut ergänzen. Nicht nur geografisch, auch sportlich! Im europäischen Topf gibt es sicherlich einige Unterschiede zwischen Mitfavoriten wie den Niederländern und Außenseitern wie Bosnien-Herzegowina, aber einerseits hätten die Niederländer ja auch so ordentlich Fußball spielen können, dass sie unter den Top 8 der Weltrangliste gelandet wären und andererseits lebt doch eine Auslosung und die Endrunde selbst auch von der ein oder anderen viel beschworenen Hammergruppe. 

Hätte die Fifa unter Berücksichtigung des oben beschriebenen Prinzips (ein Team pro Kontinent je Gruppe) die Töpfe ausschließlich auf Grundlage der Weltrangliste eingeteilt, hätte es ähnlich wie bei den Auslosungen zur Champions League eines Computers bedurft, der dann während der Auslosung ständig die für das jeweils gezogene Team noch möglichen Gruppen ermittelt. Und auch dieses System wird ja von vielen als intransparent und umständlich kritisiert. Fazit: es gibt sicher immer eine andere, wahrscheinlich auch eine noch bessere Lösung. Wenn man aber den Computer vollkommen raushalten will, ist das seit Jahren bewährte und nun wieder angewandte Verfahren zur Einteilung der Lostöpfe sicherlich der beste Kompromiss. GANZ SICHER IST ES ABER KEIN SKANDAL! Und eins sollte nicht vergessen werden: Wer Weltmeister werden will, muss ohnehin jeden schlagen!

Und nach so Theorie kommen wir nun zur Praxis. Was ist für Deutschland möglich? Todesgruppe? Urlaub während der Vorrunde?

Die schwerste Gruppe:

Deutschland
Chile ODER Elfenbeinküste
USA
Italien ODER Niederlande

Die leichteste Gruppe:

Deutschland
Algerien
Honduras
Bosnien-Herzegowina ODER England ;-)

Für den Gastgeber wäre tatsächlich diese Gruppe möglich:

Brasilien
Italien
Niederlande
USA

Das hätte doch wirklich was! :-)

Und damit niemand sagen kann, bei den Zipfelmützen würde er nicht rundrum informiert anbei noch das offizielle Ergebnis der soeben unter Anwendung der offiziellen FIFA-Kriterien erfolgten Auslosung:




26.11.2013

Super Bowl XLVIII - Road to East Rutherford, NJ



12. Spieltage sind absolviert, jedes Team hat elf Matches bestritten, die Tabelle ist wieder gerade, die Bye-Weeks sind vorbei: die NFL-Saison 2013 biegt auf die Zielgerade ein. Fünf Spieltage stehen bis Silvester noch auf dem Programm und momentan träumt, insbesondere in der AFC, noch fast jedes Team von den Play-Offs im Januar.

Sechs Play-Off-Plätze stehen in der jeder Conference bereit, in der AFC scheinen fünf vergeben. An die Divisions-Sieger New England (East/8-3), Indianapolis (South/7-4), Cincinnati (North/7-4) und den West-Champion (Denver oder Kansas City/je 9-2). Das fünfte Team wird der West-Zweite sein. Eine Vorentscheidung könnte am kommenden Wochenende fallen, wenn die Chiefs die Broncos im Arrowhead Stadium empfangen. Das Rennen um den sechsten Play-Off-Platz ist dagegen völlig offen und glich in den letzten Wochen eher einem Schneckenrennen. Zwischen dem momentan Sechsten, den Tennessee Titans (5-6) und dem AFC-13., den Buffalo Bills (4-7) liegt nur ein lumpiger Sieg, so dass sich zur Zeit nicht weniger als neun (!) Mannschaften um diese eine Wild Card balgen. Von diesen neun Teams haben die Pittsburgh Steelers (5-6) aktuell den besten Lauf, sie haben drei Spiele in Folge gewonnen. Vorbei ist die Saison in der AFC wohl lediglich für die Jacksonville Jaguars und die Houston Texans, die jeweils bei 2-9 stehen und für den Januar schon ein paar Abschlagzeiten in den örtlichen Golfclubs buchen können.

AFC-Play-Offs nach Week 12:

Wild-Card-Spiele: Indianapolis vs. Tennessee, Cincinnati vs. Kansas City
Denver und New England wären beide direkt für die Divisional Play-Offs qualifiziert.

In der NFC ist die Situation etwas differenzierter. Mit Seattle (West/10-1) und New Orleans (South/9-2) stehen zwei Play-Off-Teilnehmer so gut wie sicher fest. Während aber Seattle den Divisions-Sieg kaum noch aus der Hand geben dürfte, müssen sich die Saints im Süden der Carolina Panthers (8-3) erwehren, die nach einem 1-3-Start jetzt siebenmal in Folge gewonnen haben. Und angesichts der Bilanzen der West-Teams von San Francisco und Arizona (je 7-4) ist für Carolina noch nicht einmal die Wild Card sicher. Wegen der starken Serien von Carolina und Arizona sowie der trotz einiger Schwächen ordentlichen 7-4-Bilanz der 49ers ist es schwer vorstellbar, dass Wild Cards in den Osten und Norden der NFC gehen. Zu schwach, zu unkonstant präsentierte sich die Konkurrenz dort in den letzten Wochen. Bezeichnend dafür die Situation in der NFC North, die die Detroit Lions (6-5) trotz zweier Niederlagen in Serie weiterhin anführen, weil auch Chicago (6-5) und Green Bay (5-5-1) im gleichen Zeitraum nichts gewonnen haben. Die NFC East wurde lange gar von Teams mit einer negativen Bilanz angeführt, jetzt liegen die Cowboys immerhin mit einer positiven 6-5-Bilanz an der Spitze vor den Eagles (ebenfalls 6-5). Die Giants, die 0-6 gestartet und dann vier Siege in Folge eingefahren hatten, können die Saison nach der Niederlage im direkten Duell gegen Dallas wohl abhaken. Mit jetzt schon sieben Niederlagen ist gegen Arizona, Carolina oder San Francisco eine Wild Card utopisch. Ebenso werden wohl die St. Louis Rams (5-6), die in der bärenstarken AFC West trotz gar nicht so schlechter Bilanz keine Chance haben dürften, die Washington Redskins, die Tampa Bay Buccaneers und die Minnesota Vikings im Januar überall sein, nicht aber auf dem Football-Feld. Und die vor der Saison hochgehandelten Atlanta Falcons sind das erste der 32 Teams, was seit dieser Woche den hässlichen Stempel „eliminated from playoff-contention“ aufgedrückt bekommen hat.

NFC-Play-Offs nach Week 12:

Wild-Card-Spiele: Detroit vs. San Francisco, Dallas vs. Carolina
Seattle und New Orleans wären beide direkt für die Divisional Play-Offs qualifiziert.

20.11.2013

WM-Kader 2014 - Die Defensive



Erst im Mai 2014, also in einem halben Jahr muss Bundestrainer Joachim Löw seinen WM-Kader nominieren. Doch bis dahin steht ihm nur noch ein (!) Testspiel (Ende März gegen Chile) zur Verfügung, um seine Kandidaten noch einmal höchstpersönlich unter die Lupe zu nehmen. Vertrackte Situation! Zumal Rummenigge & Co. sicherlich dieser eine Termin schon zuviel sein dürfte. Ich höre schon die Klagen, wenn Jogi dann Ende März zum Länderspiel ruft und die Bayern eine Woche später im Champions League-Viertelfinale gefordert sind. Wie viele Millionen anderer Bundestrainer habe natürlich auch ich meine Meinung zum WM-Kader, die ich hier in zwei Teilen vorstellen möchte. Heute liegt der Schwerpunkt auf der Defensive.

Für die Außenverteidigerpositionen nominiere ich ein Trio: natürlich Phillip Lahm sowie Marcell Jansen und (Achtung!) Lars Bender. Der Leverkusener hat bei mir seit der Euro 2012 einen Stein im Brett. Ich erinnere mich gerne an sein Vorrunden-Spiel gegen Dänemark, bei dem er seine defensiv gute Leistung noch mit dem Siegtor veredelte. Bender ist zwar grundsätzlich im zentralen Mittelfeld zu Hause, die Position rechts hinten kann er aber fast ohne Qualitätsverlust spielen. Und da (abgesehen von Lahm) alle Kandidaten für hinten rechts keine Spezialisten für diese Position sind (Boateng, Höwedes, Westermann) erscheint mir die Nominierung von Lars Bender äußerst naheliegend. Für die linke Seite habe ich Marcell Jansen nominiert. Der Hamburger hat mir in den letzten Länderspielen ausgesprochen gut gefallen. Er steht zwar nicht im Verdacht Weltklasse zu sein, bietet aber den besten Kompromiss zwischen defensiver Stabilität und seinen, als gelernter Offensivspieler, Fähigkeiten im Spiel nach vorn. Hinzu kommt Phillip Lahm, der, je nach dem ob Bender rechts oder Jansen links in der Startformation steht, die jeweils andere Seite besetzt. Sollten Jansen und Bender zusammen starten, könnte Lahm sogar im defensiven Mittelfeld agieren. Angesichts unserer momentanen Verletztenmisere dort, ein weiterer, nicht zu verachtender Fakt.

Für die Innenverteidigung habe ich vier Spieler in den Kader berufen: Per Mertesacker, Mats Hummels, Jerome Boateng und Benedikt Höwedes. Die beiden letztgenannten können auch auf den Außenverteidigerpositionen, speziell rechts, eingesetzt werden. Dies erweitert die Flexibilität in der Defensive, für die Heiko Westermann für mich keine Alternative darstellt. Meine etwas spartanisch besetzten Außenverteidigerpositionen haben zur Folge, dass die Linksfüße Marcel Schmelzer und Dennis Aogo nicht im WM-Kader stehen. Speziell Schmelzer ist dabei sicherlich ein Härtefall, der aber angesichts der hohen Qualität der zur Verfügung stehenden Spieler und der Tatsache, dass eben nur 23 Spieler nach Brasilien reisen dürfen, nicht ausbleibt. Von den Innenverteidigern fehlt Holger Badstuber, der sich vor der WM in Südafrika unter Louis van Gaal so in den Vordergrund gespielt hatte, für den das Turnier in Brasilien auf Grund seiner unfaßbaren Verletzungsgeschichte wohl zu früh kommt.

Vervollständigt wird die Defensive von unseren Torhütern. Manuel Neuer ist die unumstrittene Nummer 1, nicht nur bei Löw, auch bei mir. Dahinter habe ich zwei Gruppen gebildet und aus jeder Gruppe einen Torwart nominiert. Aus dem Pool der Erfahrenen (Weidenfeller, Adler) entscheide ich mich für Roman Weidenfeller. Er hat in den letzten Jahren mit Borussia Dortmund auf allerhöchstem internationalen Niveau gespielt und mehr als nur überzeugt, Adler war dagegen „nur“ in der Bundesliga aktiv. Aus der Gruppe der jungen Torhüter (ter Stegen, Zieler, Leno) erhält der Mönchengladbacher das Flugticket nach Brasilien. Zieler hat zuletzt nicht mehr durchgängig überzeugen können, Leno war noch nie im Kader der A-Nationalmannschaft. Neuer, Weidenfeller und ter Stegen sind aus meiner Sicht die optimale Mischung aus zwei erfahrenen, national und international gestählten Torhütern, denen ein junger Mann zum Sammeln dieser Erfahrungen an die Seite gestellt wird.

Demmächst werfe ich dann einen Blick ins Mittelfeld und den Angriff. Und auch da finden sich einige Namen, die für Juni/Juli 2014 Urlaub buchen können, heute aber vielleicht noch fest von einer Dienstreise nach Brasilien ausgehen.

Ich freue mich auf lebendige Diskussionen! :-)

21.10.2013

11 aus 22 - die letzten Tickets nach Brasilien



So, jetzt wo auch die europäischen Play-Off-Spiele für die Weltmeisterschaft feststehen, erlaube ich mir mal einen Wunschzettel zu schreiben. Elf der 32 Tickets werden Mitte November noch vergeben und ich hab da ein paar ganz konkrete Vorstellungen, wen ich gerne noch im Flieger nach Brasilien sehen möchte.

PORTUGAL vs. SCHWEDEN

Mmmh, einerseits ist das natürlich als DER Gipfel DER europäischen Fußball-Exzentriker (Cristiano Ronaldo vs. Zlatan Ibrahimovic) ein feines Duell, andererseits hätte ich persönlich beide Teams sehr gerne in Brasilien gesehen. Nun drücke ich natürlich „unserem“ WM-Gastgeber Portugal die Daumen. Wenn ich die persönliche Brille abnehme, sehe ich aber rein sportlich eher die Skandinavier im Vorteil. Die Schweden haben in der Qualifikation den wesentlich besseren Eindruck hinterlassen, die Portugiesen hatten in einer relativ schwachen Gruppe lange zu tun, bis sie Israel abgeschüttelt hatten. Andererseits sind CR7 & Co. wahre Play-Off-Spezialisten, zur WM 2010 und zur EURO 2012 saßen sie in den Ausscheidungsspielen jeweils erfolgreich gegen Bosnien-Herzegowina nach.

Das Herz sagt Portugal, der Verstand Schweden.

UKRAINE vs. FRANKREICH

Beide Teams baden im direkten Duell nun das Lospech aus, dass ihnen jeweils happige Qualifikationsgruppen beschert hatte. Die Ukraine kam hinter England ins Ziel, ließ aber die starken Montenegriner sowie Polen hinter sich. Die Franzosen scheiterten am Dauerchampion Spanien, wurden aber in Gruppe I ganz locker Zweiter.

Sowohl das Herz wie auch der Verstand sagen „Allez les bleus“.

GRIECHENLAND vs. RUMÄNIEN

Oh mein Gott, die vielleicht fürchterlichste Play-Off-Begegnung, die man überhaupt hätte auslösen können. Die destruktiven Fußball-Handwerker aus Griechenland, deren Spielweise ist so attraktiv wie ihr Heimatland pleite. Dennoch verstehen sie es immer wieder, sich (auch dank nicht enden wollendem Losglück) zu den großen Turnieren zu rumpeln. Dort überraschen sie dann in so regelmäßigen Abständen (zuletzt bei der Euro 2012, als sie das Viertelfinale erreichten), dass sie bei den Auslosungen immer wieder in Topf 1 landen (und zum nächsten Turnier dürfen). Nun haben sie mit den Rumänen (mal wieder) das leichteste der vier möglichen Lose bekommen. Die Kicker vom Balkan waren in der Holland-Gruppe hinter den Oranjes am Ende der Einäugige unter den Blinden (Türkei, Ungarn), was sie sportlich bei einer WM verloren haben, vermag ich nicht zu sagen.

Das Herz sagt hier Spielabbruch, der Verstand tippt auf ein 0:0 im Hinspiel und ein 1:0 für Griechenland im Rückspiel.

ISLAND vs. KROATIEN

Das wäre für mich, als Liebhaber des nordischen und körperbetonten Fußballs ein absoluter Traum, wenn sich die Isländer qualifizieren könnten. Die Männer aus dem ewigen Winter wären das einwohnerärmste Land, was sich jemals für eine WM qualifiziert hat. Klar hat ihnen auch die schwache Gruppe mit den schärfsten Konkurrenten Norwegen, Slowenien und Albanien in die Karten gespielt, aber mittlerweile kicken eine ganze Reihe Isländer in den starken europäischen Ligen und eine Qualifikation Islands wäre nicht überraschender als die anderer Länder in der Vergangenheit (Slowenien, Slowakei).

Mein Herz sagt Island, der Verstand ist bei diesem Spiel ausgeschaltet.

NEUSEELAND vs. MEXIKO

Das Neuseeland die Ozeanien-Gruppe gewinnt, war zu erwarten. Das es aber nicht mehr selbstverständlich ist, zeigt die Teilnahme Tahitis am Confederations-Cup im zurückliegenden Sommer. Nach der Auslosung der Qualifikation hatten sich die All-Whites sicherlich die Hände gerieben, als ihnen das Los den Vierten der Nordamerika-Gruppe bescherte. USA, Mexiko und Costa Rica qualifizieren sich direkt, den Rest können selbst wir schlagen dachten sich die Kiwis und staunten, als dann die Mexikaner plötzlich nur Vierter in der CONCACAF-Gruppe wurden. Und selbst diesen vierten Platz ergurkten sich die Mittelamerikaner ausschließlich mit Glück und gänzlich ohne Verstand. Nur weil Panama im entscheidenden Spiel der Qualifikation einen Elfmeter verschoss und in der 92. und 93. Minute von den Amerikanern noch zwei Tore eingeschenkt bekam (FUCK YOU, JÜRGEN!), dürfen die Mexikaner überhaupt nach Neuseeland reisen. Diese Formkrise stimmt mich optimistisch, dass wir hier ein sehr enges Play-Off-Duell sehen werden. Sowohl mein Herz als auch mein Verstand tun sich schwer. Natürlich liebe ich den Gedanken, Neuseeland erneut bei einer WM zu sehen. Aber eine Endrunde ohne Mexiko.

Sagen wir es mal so: mein Herz schlägt für Neuseeland, der Verstand sieht Mexiko zur WM fahren.

URUGUAY vs. JORDANIEN

Hatte ich oben von den Play-Off-Spezialisten aus Portugal geschrieben? Was ist dann aber Uruguay? Die Schotten Südamerikas, immerhin WM-Vierter in Südafrika und amtierender Südamerika-Meister, spielen zum vierten Mal in Folge in der interkontinentalen Play-Off-Runde um ein WM-Ticket. 2002 setzten sie sich gegen Australien durch, 2006 scheiterten sie am gleichen Gegner. 2010 gewannen sie gegen Costa Rica, nun messen sie sich mit einem asiatischen Vertreter. Das der Jordanien heißt, ist fast schon sensationell. Gar kein Wort wurde bisher erfunden, das den Zustand beschreiben würde, sollten sich die Araber durchsetzen.

Herz und Verstand sehen Uruguay hier glasklar im Vorteil.

ELFENBEINKÜSTE vs. SENEGAL (Hinspiel 3:1)

Bei den fünf afrikanischen Play-Off-Duellen wurden die Hinspiele bereits ausgetragen. Beim Duell zwischen den Ivoreren und Senegal spricht nach dem Hinspiel vieles für Didier Drogba & Co. Aber Vorsicht, das Auswärtstor könnte für Senegal, den WM-Viertelfinalisten von 2002 noch Gold wert sein.

Mein Kopf sieht die Elfenbeinküste vorn, mein Herz schlägt eher für Senegal.

ÄTHIOPIEN vs. NIGERIA (Hinspiel 1:2)

Durch den Auswärtssieg in Äthiopien hat Nigeria schon eine Vorentscheidung geschafft. Es ist ein bißchen ein Duell der Gegensätze. Äthiopien war in den Fünfziger und Sechziger Jahren, also in der Zeit, in der der African Cup of Nations erfunden wurde, eine Großmacht auf dem schwarzen Kontinent. Nigeria ist seit den Neunziger Jahren eine der führenden Fußballnationen Afrikas. Nach einem kleinen Knick, der die Super Eagles zwei WM-Teilnahmen kostete (2006, 2010) haben sie sich mit ihrem Sieg beim Afrika-Cup im Januar wieder zurückgemeldet.

Das Herz hofft weiter auf eine Überraschung, der Verstand tippt Nigeria nach Brasilien.

TUNESIEN vs. KAMERUN (Hinspiel 0:0)

Tunesien war eigentlich schon draußen, nachdem sie sich gegen die Kap Verden blamierten. Doch weil der krasse Außenseiter (übrigens nicht das erste Mal in der laufenden Quali) einen nicht spielberchtigten Akteur einsetzte, kam Tunesien am grünen Tisch in die Play-Off-Runde. Auch die unzähmbaren Löwen, die von Volker Finke trainiert werden, profitierten bei ihrem Gruppensieg von Schusseligkeiten des Gegners bei dessen Kaderzusammenstellung. Kurz gesagt also ist Tunesien gegen Kamerun so eine Art „Lucky-Looser-Duell“. Ich würde es den Tunesiern mal wieder gönnen, die 2010 pausieren mussten.

Das Herz sagt Tunesien, der Kopf tendiert angesichts des Heimvorteils im Rückspiel zu Kamerun.

GHANA vs. ÄGYPTEN (Hinspiel 6:1)

Was für ein Drama. Ägypten ist die führende Fußballmacht auf dem afrikanischen Kontinent. Dreimal in Serie gewannen die Pharaonen 2006, 2008 und 2010 die Afrikameisterschaft. Aber sobald es um WM-Qualifikationsspiele geht, befällt die Ägypter eine unerklärbare Lähmung. Seit 1990 haben sie nicht mehr an einer Weltmeisterschaft teilgenommen, immer wieder gerieten sie auf dem Weg zur WM-Endrunde hochfavorisiert ins Stolpern. Nun schien alles anders zu sein, auf dem Weg nach Brasilien walzte sich Ägypten mit sechs Siegen in sechs Spielen durch seine Vorrundengruppe. Doch dann kamen die Black Stars und den vom Amerikaner Bob Bradley trainierten Ägyptern wurde schwarz vor Augen. 1:6. Wieder mal scheint Ägypten auf dem Weg zur Weltmeisterschaft zu scheitern.

Der Kopf schließt sich nach diesem Hinspielergebnis dem Herz an. Ghana fährt nach Brasilien.

BURKINA FASO vs. ALGERIEN (Hinspiel 3:2)

Auch wenn Algerien 2010 in Südafrika dabei war, ist dieses Duell vielleicht das exotischste der fünf afrikanischen Play-Off-Begegnungen. Burkina Faso war noch nie bei einer WM dabei, weswegen ich sie bevorzugen würde. Sportlich ist das sehr schwer zu beurteilen, das Hinspielergebnis lässt viele Fragen offen.

Burkina Faso im Herzen, Algerien im Kopf.

07.10.2013

Frohes neues Jahr!



Auch wenn es im Oktober etwas merkwürdig klingt: am kommenden Wochenende beginnt die PGA-Tour ihre neue Saison, das Rennen um den FedEx-Cup 2014. Wenn am Donnerstag 156 Spieler im CordeValle Golf Club in San Martin im Großraum San Francisco bei der Frys.com Open abschlagen, ist die große Reform des PGA-Tour-Kalenders abgeschlossen. Diese war notwendig geworden, weil die Saison in Amerika nach dem Ende der Tour Championship praktisch tot war und die Sponsoren der Turniere im Herbst murrten. Denn dort spielte bisher nur die zweite und dritte Reihe der Profis in der sogenannten „Fall Series“ darum, noch unter die Top 125 zu rutschen und sich so eine Tourkarte für das kommende Jahr zu sichern. Die Stars erholten sich von der langen Saison oder jetteten nach Europa und Asien, um dort den ein oder anderen Antritts- oder Preisgeld-Dollar zu kassieren. Nun ist alles anders. Zumindest theoretisch. Tiger, Phil & Co. werden auch weiterhin nicht in Scharen zur Frys.com Open, der Shriners Hospitals for Children Open, der McGladrey Classic oder der OHL Classic at Mayakoba reisen, die Tatsache dass es aber nun ab sofort auch bei den genannten Turnieren sowie bei dem PGA-Tour-Stop in Malaysia (CIMB Classic) und dem HSBC Champions in China (was ja immerhin ein World Golf Championship-Turnier ist) volle Punkte für den FedEx-Cup (und für den Sieger eine Einladung zum Masters) gibt, steigert den Wert des bzw. die Aufmerksamkeit für das Turnier. Das freut wiederum die Sponsoren und wenn die Kohle geordnet fließt, freut sich zu guter Letzt auch PGA-Tour-Boss Tom Finchem. Namhafteste Spieler bei der Frys.com sind die neue japanische Sensation Hideki Matsuyama, der Masters-Zweite Angel Cabrera und der Australier Marc Leishman, die alle drei am vergangenen Wochenende Teil des internationalen Teams bei der Presidents Cup waren. Dazu probieren sich gleich 39 der 50 Spieler, die den Aufstieg von der web.com- auf die PGA Tour geschafft haben.

Auf der European Tour schlagen die Profis am kommenden Wochenende beim Portugal Masters das letzte Mal in diesem Jahr auf dem der Tour namensgebenden Kontinent ab. Auch im Oceânico Victoria Golf Club fehlen absolute Top-Stars, neben den beiden Deutschen Martin Kaymer und Marcel Siem hat sich aber mit Matteo Manassero, Jamie Donaldson, Miguel Angel Jiménez, Thomas Björn, Francesco Molinari und David Lynn fast die komplette European Tour-Prominenz (also die Spieler, die ausschließlich auf der European Tour spielen) angesagt. Auch Max Kieffer hat den Sprung ins Feld geschafft, Moritz Lampert leider nicht.

Die am vergangenen Wochenende ausgetragenen Team-Wettbewerbe entschieden jeweils die Favoriten für sich. Die US-Amerikaner verteidigten ihren Titel beim Presidents Cup gegen die Internationals sicher, die klare Führung nach den Vierern schmolz zwar am Sonntag bei den Einzeln etwas zusammen, ein zweites Medinah drohte den Amerikanern aber zu keinem Zeitpunkt. Sollen die US-Boys ihren Triumph mal schön auskosten, nächstes Jahr in Gleneagles gibt’s dann hoffentlich wieder sehr lange US-Gesichter am Sonntag Abend. Parallel gewannen in Paris die Kontinental-Europäer die Seve Trophy gegen Großbritannien & Irland mit 15:13. Es ist der erste Sieg für die Jungs vom Festland seit 2000, die aber gegen das von zahlreichen Absagen gebeutelte britisch-irische Team trotz der langen Niederlagenserie diesmal favorisiert waren. Im kommenden Jahr dürfen wir uns dann endlich wieder an der Mutter aller Team-Wettkämpfe, dem Ryder Cup, erfreuen. In regelmäßigen Abständen werde ich über den Stand der Dinge in der Qualifikation berichten. Stand heute wären folgende neun Spieler für das europäische Team qualifiziert: David Howell (ENG), Joost Luiten (NED), Grégory Bourdy (FRA), Thomas Björn (DEN) über die European Points List sowie Henrik Stenson (SWE), Julien Quesne (FRA), Sergio Garcia (SPA), Daan Huizing (NED) und Luke Donald (ENG) über die World Points List. Die Namen zeigen, dass das Rennen gerade erst begonnen hat, die Liste also noch wenig aussagekräftig ist. Dennoch sollte man einen guten Start nicht unterschätzen, so profitierte beispielsweise Martin Kaymer von seinem Sieg beim HSBC Champions im November 2011 bei der Qualifikation für das Ryder Cup Team 2012. Im Jahr 2012 sammelte er nämlich so wenige Punkte, dass sein in China erworbenes Punktepolster half, ihn grad noch so ins Team zu hieven. Und was dann passierte, haben wir ja alle noch in bester Erinnerung. Der „neue Kaymer“ könnte Henrik Stenson werden, der in den FedEx-Cup-Play-Offs schon jetzt so viele Punkte gesammelt hat, dass ihm einer der fünf Startplätze, die über die World Points List vergeben werden, wohl nur noch zu nehmen ist, wenn er 2014 Cuts in Serie verpasst.

So, das war ein recht weiter Ausblick ins kommende Jahr, freuen wir uns nun erstmal auf den Rest von 2013, der mit der neuen Finals Series auf der European Tour, auf der das BMW Masters, das HSBC Champions (beide in China), die neue Turkish Airlines Open (bei der Tiger Woods starten wird) und die Dubai World Championship zusammengefasst sind oder dem World Cup of Golf in Australien (bei dem Martin Kaymer für Deutschland spielen wird) noch einige Höhepunkte bereithält.

02.10.2013

Neureiche beim FedExCup und der Ryder Cup für Arme



Mit meinem Rückblick auf das aktuelle Golfgeschehen habe ich (schon wieder) ein paar Tage gewartet. Diesmal, damit Henrik Stenson in Ruhe sein Geld zählen kann. Der Schwede knackte nämlich vorletzten Sonntag im East Lake Golf Club den Jackpot. Mit einer Souveränität, dass man von einem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg sprechen darf, gewann er die Tour-Championship und kassierte für den Turniersieg 1,44 Millionen Dollar. Und weil er vor dem Beginn des letzten Turniers der Saison 2013 unter den Top Five im FedEx-Cup-Gesamtstand lag, war der Sieg gleichbedeutend mit dem Gewinn des FedEx-Cups, was weitere zehn Millionen Dollar auf das Konto von Stenson spülte. Und selten war ein FedEx-Cup-Sieg so verdient wie in diesem Jahr. Okay, Tiger hat fünf Turniere gewonnen, Scott gewann das Masters und ein Play-Off-Turnier, Snedeker hatte einen brillianten Saisonstart. Aber was Henrik Stenson dieses Jahr leistete, war schlicht und ergreifend beeindruckend. Im Sommer fuhr er innerhalb von vier Wochen bei drei absoluten Top-Turnieren zwei zweite Plätze (Open Championship, WGC-Bridgestone Invitational) und den dritten Platz bei der PGA Championship ein. Als alle schon vom „Runner-Up-Trauma“ sprachen folgte bei der Deutsche Bank Championship dann endlich der lange verdiente und dank der fünffachen Punkte in den Play-Offs auch sehr gut getimte Sieg. Stenson schob sich in die Top Five der Gesamtwertung und der Rest der Geschichte ist oben beschrieben. Naja, vielleicht noch nicht ganz. Denn Stenson gönnt man den Berg Dollars noch aus einem anderen Grund. Vor ein paar Jahren hatte der Schwede einen nicht unbeträchtlichen, siebenstelligen Geldbetrag verloren, weil er bei Immobiliengeschäften einem Betrüger auf den Leim gegangen war.

Da bereits nächste Woche mit der frys.com-Open in Kalifornien die neue Saison (erstmals schon im Herbst) und damit das Rennen um den FedEx-Cup 2014 beginnt, bleibt für die Profis kaum Zeit zum durchatmen. Zumal sich die Top 12 aus den Staaten und der weiten Welt (ohne Europa) kommendes Wochenende auch noch zum Presidents Cup in Ohio treffen. Dazu gleich mehr, vorher noch fix eine ganz kurze Saisonbilanz zur PGA Tour 2013. Zu den Gewinnern des Jahres zählt natürlich (auch ohne Major-Sieg) Tiger Woods. Er gewann fünf hochkarätige Turniere (2xWGC, die Players, Arnold Palmer und in Torrey Pines) und kehrte an die Spitze der Weltrangliste zurück. Bockstark auch Brandt Snedeker, der im Frühjahr in Pebble Beach gewann und weitere Top-Platzierungen einfuhr, bevor er von einer Verletzung gestoppt wurde, dann aber im Sommer bei den Canadien Open triumphierte. Auch Phil Mickelson muss genannt werden. Lefty gewann gleich zu Beginn des Jahres in Phoenix, war der tragische Held der US Open, als er dort zum sechsten (!) Mal Zweiter wurde, nur um im Juli zum König von Schottland gekrönt zu werden. Erst siegte er bei der Scottish Open (auf der European Tour) und sieben Tage später feierte er bei der Open Championship seinen fünften Major-Titel. Apropos Majors: Mit Ausnahme von Phil Mickelson gab es nur erstmalige Major-Sieger. Adam Scott (Masters), Justin Rose (US Open) und Jason Dufner (PGA Championship) verewigten sich im Golf-Olymp. Und dann wäre da noch einer zu nennen, den im Januar kein Mensch kannte. Jordan Spieth. Über den neuen Wunderknaben hatte ich nach seinem Sieg bei der John Deere Classic schon ein paar Worte geschrieben. Ein Wahnsinns-Jahr für den 20-jährigen. Im Januar ohne Tour-Karte dastehend, erhielt er ein paar Sponsoreneinladungen zu Turnieren, erspielte dabei soviel Geld für eine temporäre Mitgliedschaft, nutzte diese zu seinem Turniersieg, hatte plötzlich die zweijährige, volle PGA-Tour-Mitgliedschaft sicher und spielte sich auch noch bis zur Tour Championship durch die Play-Offs. In Atlanta wurde er geteilter Zweiter und stand am Ende in der Gesamtwertung des FedEx-Cups auf Rang Sieben. Was für ein Märchen. Leider nur eine Horrorgeschichte, und damit sind wir bei den Verlierern des Jahres, war 2013 für Rory McIlroy. Hatte er in 2012 noch dominiert (Honda Classic, PGA Championship, zwei Play-Off-Turniere gewonnen, Money-Leader der PGA und European Tour) bekam der Nordire dieses Jahr kein Bein auf den Boden. Tiefpunkt war sicher seine Aufgabe bei der Honda Classic im März, als er in der 2. Runde, hoffnungslos hintenliegend, seine Schläger eintütete und vom Platz verschwand. Doch auch danach wurde es nicht wesentlich besser, ein zweiter Platz bei der Texas Open machte Hoffnung auf Besserung, die aber leider nicht eintrat. Er wurde 25. beim Masters, 41. bei der US Open und verpasste in Europa bei der Open, der Irish Open und in Wentworth jeweils den Cut. Mit einer desolaten BMW Championship verspielte er die letzte (ohnehin nur sehr theoretische) Chance auf die Tour Championship. Rory gönnt sich nun eine mehrwöchige Pause und versucht beim Asian Swing der European Tour ab Mitte Oktober wieder sein Glück. Die Gründe sind schwer zu auszumachen. Zunächst wurde viel auf seine neue Ausrüstung (Nike) geschoben, dann sahen ihn einige Experten (wegen seiner Beziehung zu Tennisprofi Caroline Wozniacki) zu oft in den Klatschblättern anstatt auf dem Golfplatz. Für McIlory muss es in 2014 darum gehen, seine Karriere wieder in die richtige Richtung zu lenken. Vielleicht sollte er dafür das ein oder andere Turnier mehr spielen, anstatt mehrwöchige Pausen zwischen seine Auftritte zu legen. Ebenfalls nicht zufrieden dürften Spieler wie Bubba Watson, Rickie Fowler, Martin Kaymer oder Nicolas Colsaerts sein, die die Tour Championship mehr oder weniger deutlich verpassten. Schwach auch das Jahr vom Südafrikaner Louis Oosthuizen, der aber auch mit einigem Verletzungspech zu kämpfen hatte.

Die European Tour beendet ihre Saison erst mit der Dubai World Championship Mitte November. Bis dahin stehen noch einige tolle Turniere auf dem Plan. Am letzten Wochenende fand die renomierte Alfred Dunhill Links Championship, die als ProAm in St. Andrews, Kingsbarns und Carnoustie, also drei äußerst feinen Linksplätzen in Schottland ausgetragen wird, statt. Beim Sieg des Engländers David Howell wurde Martin Kaymer geteilter Siebenter. Vor der Schlussrunde war er noch Zweiter, doch die 71 am Sonntag war leider zu wenig. Einige Europäer, die auf der PGA Tour engagiert sind, schwänzten das Turnier leider, darunter mit Rose, Westwood, Donald, Poulter, McIlroy und McDowell die komplette britische Elite. Dafür sind die Südafrikaner um Els, Schwartzel, Oosthuizen und Titelverteidiger Brenden Grace vollzählig vertreten. Dennoch reichte es nur zu einem OWGR-Wert von 36. Enttäuschend für ein Turnier, wo es früher ob des attraktiveren Starterfeldes immer 50 und mehr Punkte zu verdienen gab. Aber, und das habe ich dieses Jahr ja schon öfter geschrieben, die European Tour durchlebt schwere Zeiten. Dennoch wurde in Schottland für European Tour-Verhältnisse ein üppiges Preisgeld ausgeschüttet. Daher war das Turnier für Spieler wichtig, die noch ein paar Euros brauchen, um unter die Top 60 der europäischen Geldrangliste (Race tor Dubai) zu kommen. Denn nur die besten 60 dürfen dann im November an der Dubai World Championship, dem Finalturnier, teilnehmen. Max Kieffer konnte die Chance leider nicht nutzen, er verpasste den Cut. In der Woche zuvor hatte er als geteilter 14. der Open d’Italia ein paar Euros verdient, dennoch dürfte er es schwer haben, als momentan 77. im Race to Dubai noch den notwendigen Sprung zu schaffen, da er für die der Dubai World Championship vorgeschalteten Final Series (wo es richtig Kohle zu verdienen gibt), kaum einen Startplatz ergattern dürfte.

In Amerika waren die Blicke am letzten Wochenende nach Ponte Vedra Beach im Norden Floridas gerichtet. In unmittelbarer Nähe zum TPC Sawgrass, wo im Mai alljährlich die berühmte Players Championship ausgetragen wird, fand das Finalturnier der web.com-Tour statt. Es ging um 25 Karten für die kommende PGA-Tour-Saison. Marcel Siem lag vor dem Turnier noch im Rennen, aber nach zwei verpassten Cuts und einem durchschnittlichen Top25-Ergebnis war es bereits vorher klar, dass er richtig einen raushauen muss (Top 7), um endlich die begehrte Eintrittskarte zur PGA Tour zu erhalten. Leider verpasste Marcel den Cut und kündigte auf seiner Facebook-Seite schwer enttäuscht die vorübergehende Rückkehr nach Europa an. Im Race to Dubai hat er durch seinen langen Amerika-Aufenthalt einiges an Boden gutzumachen, die Final Series und die Dubai World Championship wird er aber locker schaffen. Mit einigen guten Platzierungen könnte er sich unter die Top 50 der Welt zurückspielen. Und das ist ja sehr wichtig, denn wer am 31.12. dort ist, darf automatisch am Masters teilnehmen.

Zum Abschluss noch ein Blick ins kommende Wochenende. Wie oben schon angedeutet, findet in Muirfield Village in Columbus (Ohio) der Presidents Cup statt. Spötter nennen ihn auch Ryder Cup für Arme. Das US-Team trifft auf die besten internationalen Spieler (ohne Europa). Das Event wurde auf Initiative der PGA Tour gegründet und 1994 erstmals ausgetragen, in diesem Jahr findet also die zehnte Ausgabe statt. Von den bisherigen neun Turnieren gewannen die US-Golfer sieben, einmal (1998) siegten die Internationals, 2003 wurde der Sieg geteilt, weil Ernie Els und Tiger Woods so lange um den Sieg stochen, bis es zu dunkel wurde und sich die Kapitäne auf ein Remis einigten. Das Format ist das gleiche wie im Ryder Cup. Freitags und Samstags gibt es jeweils zwei Vierer, Sonntag werden die abschließenden Einzel gespielt.

Auch in diesem Jahr ist das US-Team der haushohe Favorit (und zumindest im Presidents Cup werden sie dieser Rolle auch meistens gerecht), der schlechteste Spieler ist Weltranglisten-28. Kapitän Fred Couples schickt Tiger Woods, Brandt Snedeker, Phil Mickelson, Matt Kuchar, Jason Dufner, Keegan Bradley, Steve Stricker, Bill Haas, Hunter Mahan, Zach Johnson (alle über die Punkteliste sportlich qualifiziert), Webb Simpson und Rookie-Sensation Jordan Spieth (beide Captain’s Pick) ins Rennen. Insbesondere die Nominierung von Spieth ist umstritten. Zwar spielte der eine unfaßbare Saison (siehe oben), mit Jim Furyk (der allerdings beim Ryder Cup 2012 ziemlich versagt hatte) oder Dustin Johnson mussten dafür aber etablierte, und diese Saison ebenfalls formstarke Spieler zu Hause bleiben. Ein nicht unerheblicher Grund für Couples Entscheidung dürfte aber auch gewesen sein, dass Spieth beim (weniger prestigeträchtigen) Presidents Cup Erfahrungen sammeln kann, die sich zukünftig beim Ryder Cup positiv auswirken könnten. Und Spieth’s zweiter Platz bei der Tour Championship war wohl Beweis genug, dass Couples alles richtig gemacht hat.

Die Internationals werden von Captain Nick Price aus Simbabwe angeführt. Neben den zehn über die Weltrangliste qualifizierten Spielern Adam Scott, Jason Day (beide Australien), Charl Schwartzel, Ernie Els, Louis Oosthuizen, Branden Grace, Richard Sterne (alle Südafrika), Hideki Matsuyama (Japan), Graham DeLaet (Kanada) und Angel Cabrera (Argentinien) nominierte Price seinen Landsmann Brendon de Jonge und den Australier Marc Leishman als Captain’s Picks. Gleich acht Spieler sind in der Weltrangliste hinter dem schlechtesten Amerikaner qualifiziert. Mit Scott, Day und Matsuyama, die eine wirklich starke Saison gespielt haben und den in den FedExCup-Play-Offs bärenstarken DeLaet und de Jonge sind auch die Internationals zu beachten. Dennoch sollte die Klasse der Amerikaner ausreichen, um den Cup zu verteidigen. Nächstes Jahr in Gleneagles gibt’s dann wieder auf die Mütze... ;-)

Der große Seve Ballesteros, der ja ein leidenschaftlicher Anhänger dieser Team-Wettbewerbe war, erfand im Jahr 2000 die Seve Trophy. Die europäischen Golfer, die während des Presidents Cups (flapsig gesagt) nix zu tun haben, sollten sich in einem innerkontinentalen Wettbewerb messen. Und so ließ Seve die besten Kontinentaleuropäer gegen die Top-Spieler von den britischen Inseln antreten. Bei den bisherigen sieben Ausgaben siegten sechs Mal die Insulaner, nur die allererste Austragung 2000 gewannen die Jungs vom Festland. An diesem Wochenende findet das Turnier zum insgesamt achten Mal statt, zum dritten Mal in Folge auf dem Golf de Saint-Nom-la-Bretèche bei Paris. Leider, und damit sind wir (schon) wieder bei der Krise der European Tour, haben mit Justin Rose, Rory McIlroy, Graeme McDowell, Luke Donald, Lee Westwood und Ian Poulter (für die Briten&Iren) sowie Henrik Stenson und Sergio Garcia (für die Kontinentaleuropäer) alle europäischen Top-30-Spieler (also die acht besten Profis Europas) vollständig abgesagt. Auch die ebenfalls qualifizierten Martin Laird, Jonas Blixt und Martin Kaymer verzichten auf einen Start. Das hat zur Folge, dass im besonders von Absagen betroffenen britisch-irischen Team gleich fünf Spieler mitwirken, die nicht in den Top-100 der Weltrangliste zu finden sind. Außer Paul Lawrie spielen die wenigen verbliebenen Stars alle für das kontinentaleuropäische Team, dass sich mit Matteo Manassero, Miguel Ángel Jiménez, Francesco Molinari, Nicolas Colsaerts oder dem formstarken Joost Luiten berechtigte Hoffnungen machen darf, den Pokal mal wieder aufs Festland zu holen.