31.03.2014

Mit Olaf wär das nicht passiert, Matt!

Die Masters-Vorschau ist schon in Arbeit, deshalb gibt's den Blick auf den Golfzirkus diese Woche in etwas kürzerer Form.

Bei der Valero Texas Open feierte der Australier Steven Bowditch seinen ersten PGA-Tour-Erfolg. Dem Australier reichte am Sonntag eine 76er-Schlussrunde. Der 30jährige, seit 2011 im Besitz einer Tourkarte, schrieb so unfreiwillig Geschichte: seit 30 Jahren war das die schlechteste Finalrunde eines Siegers eines regulären PGA-Tour-Turniers. Doch seine Verfolger machten es am Sonntag nicht viel besser, bei windigen Bedingungen brauchten fast alle Profis mehr Schläge als der Platzstandard. Dazu gehörte auch unter anderem auch Superstar Matt Kuchar, der sich bei seiner sonntäglichen 75 quer durch Rough, Dickicht und Bunker kämpfte, aber nur selten auf dem Fairway anzutreffen war. Nach unserem erfolgreichen Platzreife-Auftakt am Samstag kann ich ohne Umschweife behaupten, das ich bei der Übertragung den Eindruck hatte, dass Matt vielleicht eine Stunde Training mit Coach Olaf gut getan hätte. Give me Five! ;-) Aber im Ernst: Bowditch, nach Matt Every der zweite Überraschungssieger auf der Tour innerhalb von acht Tagen, freut sich über gut 1,1 Millionen Dollar, 500 FedExCup- und 40 Weltranglistenpunkte sowie die Einladung zum Masters und ein Paar neue Cowboystiefel - das traditionelle Siegerpräsent in San Antonio. 

Dem Masters in zehn Tagen droht nach Tiger Woods, der immer noch mit seiner Bandscheibenwölbung kämpft, der zweite prominente Ausfall: Phil Mickelson musste die Texas Open mit einer Bauchmuskelzerrung in Runde 3 aufgeben. Vor dem Masters legt die Tour kommendes Wochenende bei der Shell Houston Open einen weiteren Stop in Texas ein. Das Turnier findet im Houston Golf Club statt. Klingt neu, ist es aber nicht, der frühere Firestone Country Club wurde vom neuen Eigentümer umbenannt. Das Turnier ist glänzend besetzt, gleich elf der Top-20-Spieler der Welt haben gemeldet, darunter mit Phil Mickelson (dessen Start aber auf Grund seiner Verletzung mehr als fraglich ist), Henrik Stenson, Rory McIlroy, Sergio Garcia und Dustin Johnson gleich fünf Top-10-Spieler. Ebenfalls in Masters-Form wollen sich unter anderem Martin Kaymer, Matteo Manassero, Lee Westwood, Keegan Bradley, Ernie Els, Rickie Fowler, Charl Schwartzel, Webb Simpson, Ian Poulter, Louis Oosthuizen oder Luke Donald bringen. Titelverteidiger ist D.A. Points.

Die web.com-Tour pausiert in dieser Woche, die Louisiana Open am vergangenen Wochenende gewann Kris Blanks. Alex Cejka, der kurzfristig abgesagt hatte, verteidigte seine Führung in der Saisonrangliste. 

Auch bei den Damen gab es aus deutscher Sicht nichts zu berichten, bei der Kia Classic scheiterten Sandra Gal und Caroline Masson am Cut. Die Schwedin Anna Nordqvist feierte ihren zweiten Saisonsieg. Am kommenden Wochenende wartet auf die Proetten der erste Höhepunkt des Jahres: bei der Kraft Nabisco Championship suchen die Ladies ihre erste Major-Siegern 2014. Sandra Gal und Caroline Masson schlagen im Mission Hills Country Club in Rancho Mirage, Kalifornien ebenfalls ab.

Auf der European Tour vergeigten Europas Golfer beim EurAsiaCup eine 5:0-Führung nach dem ersten Tag und mühten sich gegen eine zweitklassige Asienauswahl, die nur drei Spieler aus den Top 100 der Welt im Aufgebot hatten, zu einem 10:10-Unentschieden. In dieser Woche besucht die European Tour bei der neu geschaffenen NH Collection Open im andalusischen Sotogrande erstmals ihren Heimatkontinent. Mit dem kleinen Turnier (600.000,- € Gesamtpreisgeld), dessen Feld sich je zur Hälfte aus Spielern der European und der Challenge Tour zusammensetzt, füllt die European Tour eine Lücke im Kalender. Zudem ist es ein, wenn auch kleiner Hoffnungsschimmer für das nach der Wirtschaftskrise arg gebeutelte spanische Golf. Gab es 2008 sechs spanische Turniere auf der Tour, war im vergangenen Jahr einzig die Open de Espana übrig geblieben. Mit Marcel Siem und Max Kieffer schlagen auch zwei Deutsche in Südspanien ab. Mit Bernd Wiesberger aus Österreich, Spaniens Alejandro Canizares oder Robert Rock aus England sind weitere ebenfalls bekannte Spieler am Start.

Zum Schluss noch der Blick auf die Top 10 der Weltrangliste, ein nettes kleines Feature der offiziellen OWGR-Seite. Martin Kaymer ist übrigens 60.


24.03.2014

Du hast ja keine Ahnung, wie cool das ist!



Am Wochenende beginnt endlich der Zipfelmützen-Platzreifekurs! Was sind dagegen schon die Valero Texas Open oder der erstmals ausgetragene EurAsiaCup auf der European Tour? Richtig, halbgare Veranstaltungen im Schatten DES Topereignisses im Golfclub „Drei Gleichen“ in Mühlberg. Aber gerade unser Platzreifekurs motiviert mich, wieder regelmäßiger über das internationale Golfgeschehen zu berichten. Also, auf geht’s!

Arnold Palmer Invitational (PGA Tour) Adam Scott spielte am Donnerstag eine sagenhafte 62, Adam Scott führte nach der zweiten Runde mit sieben und nach der dritten mit vier Schlägen. Wer wohl das Turnier in Orlando gewonnen hat? Matt Every! Denn Scott brach am Sonntag vollkommen ein, brauchte 75 Schläge und musste Every sowie dessen Landsmann Keegan Bradley passieren lassen. Für Every war es der erste Sieg auf der PGA-Tour. Den durfte er auch noch vor der Haustür feiern, denn der 30-jährige stammt aus Daytona Beach und seine ersten Kontakte zum Golfzirkus erlebte er (natürlich) beim Arnold Palmer Invitational. Every war von seinen Sieg so geplättet, dass er bei der Siegerehrung die Frage von Arnold Palmer (zur Einnerung: Arnie gewann in seiner Karriere sieben Majors und 62 Profiturniere), wie er sich fühle mit „Du hast ja keine Ahnung, wie cool das ist“ beantwortete. 2010 saß er mal kurzfristig im Knast, weil er gemeinsam mit zwei Kumpels von der Polizei wegen Drogenbesitzes festgenommen wurde. Das Dope gehörte (natürlich!) nur den Kumpels, die PGA-Tour sperrte ihn dennoch für 90 Tage. Every ist nun Achter im FedExCup, die Führung verbleibt bei Jimmy Walker. Erfreulich aus europäischer Sicht die starken Auftritte von Henrik Stenson und Francesco Molinari, die sich den fünften Platz teilten. Weniger stark die Performance anderer Stars: Westwood und Rose scheiterten am Cut, Bubba Watson gab nach einer 83 in Runde 1 auf. Tiger Woods erlebt ein bescheidenes Jahr (FedEx-Cup-189.) und ist momentan verletzt. Und in zwei Wochen ist Masters…

Panama Claro Championship (web.com-Tour) Der Mexikaner Carlos Ortiz feierte den ersten Profisieg seiner Karriere, Alex Cejka verteidigt als geteilter Elfter ganz locker seine Führung in der Saisonrangliste „The 25“.

Mississippi Gulf Resort Classic (Champions Tour) Jeff Maggert gewinnt im tiefen Süden, Bernhard Langer gelingt als geteilter Dritter erneut eine Superplatzierung. Keine Frage, dass der Anhausener seine Führung im Charles Schwab Cup, der Saisonrangliste der alten Herren, souverän verteidigen konnte.

JTBC Founders Cup (LPGA Tour) Karrie Webb holt bei der US-Premiere 2014 der LPGA Tour ihren zweiten Saisonsieg. Für die Australierin, die damit auch wieder die Führung im „Race to the CME Globe“ übernimmt, ist es der 41. LPGA-Erfolg ihrer Karriere. Caroline Masson wird geteilte Zwölfte, Sandra Gal geteilte 34. Bemerkenswert: die erst 16-Jährige Neuseeländerin Lydia Ko wurde Zweite, vor der Finalrunde hatte sie sogar noch geführt.

Nun aber zum bevorstehenden Wochenende. Im Schatten des Zipfelmützen-Platzreifekurses versucht die European Tour ihre Lücken im Kalender mit einem neuen Teamevent zu stopfen. Beim EurAsiaCup in Malaysia trifft Europa auf Asien. Der Waliser Jamie Donaldson sprach sogar schon vom Ryder Cup des Ostens, aber mal ganz ehrlich: davon ist die Veranstaltung weit entfernt. Die vier Millionen Dollar Preisgeld haben aber einige gute Namen, speziell im europäischen Team, angelockt, mit Graeme McDowell sogar einen Spieler, der hauptsächlich auf der PGA Tour spielt. Zudem schwingen mit Jamie Donaldson, Victor Dubuisson (FRA), Gonzalo Fernandez-Castano (SPA), Thomas Björn (DEN), Stephen Gallacher (SCO), Joost Luiten (NED), Pablo Larrazabal (SPA), Thorbjörn Olesen (DEN) und dem spielenden Kapitän Miguel Angel Jimenez (SPA) weitere (form-)starke Spieler für Europa den Schläger in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur. Ohne den vom Thailander Thongchai Jaidee angeführten Asiaten zu Nahe treten zu wollen: die Europäer sind auch ohne Top-Leute wie McIlroy, Stenson, Rose, Poulter & Co., die das Event nicht über den großen Teich locken konnte, klarer Favorit. Denn auch bei den Asiaten fehlen mit Matsuyama, Ishikawa, Choi oder Bae zahlreiche Top-Profis. Nur die Thailänder Jaidee und Schwergewicht Kiradech Aphibarnrat sind auf absolutem Topniveau. Prognose: Europa wird das Ding locker gewinnen! Und Ryder Cup-Feeling wird noch weniger aufkommen als beim Presidents Cup. Apropos Presidents Cup: Vielleicht könnte sich das Turnier zukünftig größer entwickeln, wenn man die Europäer gegen den Rest der Welt (ohne die USA) antreten ließe. Ein paar Südafrikaner oder Australier würden den Vergleich sicherlich etwas mehr auf Augenhöhe heben, auch wenn zum einen die Topleute wie Oosthuizen, Schwartzel, Scott oder Day kaum anreisen dürften und zum anderen die asiatischen Hauptsponsoren der Veranstaltung dieses Globalisierung möglicherweise gar nicht wollen.

Die PGA Tour gastiert vor dem Masters noch zweimal in Texas, diese Woche bei der Valero Texas Open in San Antonio. Diese Turnierwoche nutzen viele Stars, um vor dem Masters noch eine Pause einzulegen, „die Valero“ ist daher eher eines der kleineren regulären Turniere auf der Tour. Aber wie immer gilt, von dem, was auf der PGA-Tour „eher klein“ ist, kann die European Tour meist nur träumen. Mit Zach Johnson und Phil Mickelson, der letzte Woche kurzfristig zugesagt hat und zum ersten Mal seit über 20 Jahren bei dem Turnier antritt, spielen gleich zwei Spieler aus den Top 10 der Weltrangliste mit. Hinzu kommen u. a. der FedExCup-Führende Jimmy Walker, der 2012er-Open-Champion Ernie Els als einer von 13 ehemaligen Major-Siegern oder der Senkrechtstarter der letzten Saison, Jordan Spieth. Leider kurzfristig abgesagt hat der Spanier Sergio Garcia. Deutsche Spieler sind nicht am Start, im Vorjahr war Marcel Siem dank einer Sponsoreneinladung am Start und wurde geteilter Zehnter. Titelverteidiger ist der Schotte Martin Laird. Es geht wie immer um 500 FedExCup-Punkte und der Sieger erhält, soweit er noch nicht auf anderem Wege qualifiziert ist, natürlich eine Einladung zum Masters.

Nach den vier Turnieren in Lateinamerika macht die web.com-Tour diese Woche erstmals in den USA Station. Im Le Triomphe Golf & Country Club in Broussard wird die Louisiana Open ausgetragen. Alex Cejka wird versuchen, seine souveräne Führung in der Saisonrangliste auszubauen. Die Damen starten eine Woche vor ihrem ersten Major bei der Kia Classic im kalifornischen Carlsbad. Der Ort im Umland von San Diego ist wie geschaffen für ein Golfturnier, haben hier doch zwei Marktführer der Golfbranche, TaylorMade und Callaway ebenso ihren Sitz wie der Schlägerhersteller Cobra und die Bekleidungsfirma Ashworth. Caroline Masson und Sandra Gal, die das Turnier 2011 gewann, sind am Start.

Mit Material von golfpost.de

18.03.2014

Die gute 12



Nach vielen Monaten des Schweigens motiviert mich der erste feststehende Termin des Platzreifekurses mal wieder ein paar Worte über das aktuelle Golfgeschehen zu schreiben.

Die PGA Tour befindet sich momentan auf dem Florida-Swing. Sonntag Abend sicherte sich der Australier John Senden bei der Valspar Championship in Tampa Bay im zarten Alter von 42 seinen zweiten Tour-Titel. In einer reichlich merkwürdigen Finalrunde zeigte lange kein Spieler, dass er gesteigertes Interesse hat, das Turnier zu gewinnen. Die vor dem Schlusstag führenden Amerikaner Robert Garrigus und Kevin Na produzierten zunächst Bogeys in Serie, die beide schnell zurückfielen ließen. Immerhin konnte sich Slow-Player Na, der am Samstag so langsam spielte, dass er kurz vor einer auf der PGA-Tour unüblichen Bestrafung stand (die letzte hatte es 1995 (!) gegeben), zum Schluss wieder etwas fangen. Er hatte auf der 18 mit einem langen Putt zum Birdie sogar noch die Möglichkeit Senden in ein Stechen zu zwingen, verzog aber deutlich. Senden, der am Sonntag ebenfalls mit Problemen zu kämpfen hatte, drehte ausgerechnet in der sog. Snake Pit, den letzten drei Löchern, auf dem Copperhead Course auf. Das Finish ist statistisch nach dem Quai Hollow Club in Charlotte (wo im Mai immer die Wells Fargo Championship ausgetragen wird) das schwierigste auf der PGA Tour, doch ausgerechnet hier gelangen Senden mit einem eingelochten Chip aus dem Vorgrün auf der 16 und einem Mega-Putt auf der 17 die entscheidenden zwei Birdies. Senden freut sich nun neben einem Eine-Million-Dollar-Scheck und 500 FedEx-Cup-Punkten hauptsächlich über ein Ticket zum Masters in Augusta. Deutsche Spieler waren nicht am Start. Im FedExCup verteidigte Jimmy Walker in Abwesenheit seine Führung, aber das war auch schon vor dem Turnier klar. Denn Walker spielt die Saison seines Lebens. Deshalb möchte ich einen letzte Woche begonnenen, aber nicht zu Ende geschriebenen Artikel über ihn, hier einfügen.

Man stelle sich vor, der 1. FC Nürnberg wird deutscher Fußballmeister. Oder Mainz 05 qualifiziert sich für die Champions League. So oder so ähnlich ist das mit Jimmy Walker und seiner Saison. Jimmy Walker ist das Nürnberg der PGA Tour. Ähnlich wie die Franken oder Rheinhessen in der Bundesliga, war Walker seit 2001 immer irgendwie Mitglied der PGA Tour. Ohne weiter groß aufzufallen. Er spielte fleißig mit, sammelte regelmäßig genug Punkte und Dollars, um Tourmitglied zu bleiben. Aber Erfolge, Siege, Ausreißer nach oben? Fehlanzeige! Doch dann begann die Saison 2013/14. Und Walker siegte beim ersten Turnier der neuen Saison, der Frys.com Open in Kalifornien. Damals, im Herbst 2013, werteten die Experten das ganze noch als Ausrutscher. Und der geschah bei einem Turnier wie der Frys.com, die zu den kleineren der PGA-Tour zählt. Mit entsprechend übersichtlichem Starterfeld. Doch es sollte nicht bei diesem Ausrutscher bleiben. Der 35-jährige Walker fand Gefallen am Gewinnen, holte sich bei der Humana Challenge im Januar und dem Pebble Beach National Pro-Am im Februar zwei weitere Siege. Drei Erfolge innerhalb von acht Turnierstarts, dazu kamen bis heute fünf weitere Top 25-Platzierungen. Walker führt die FedExCup-Saisonwertung seit Wochen und Monaten überlegen an, ist in der Weltrangliste unter die Top 25 geklettert. Ein ewiger Mitläufer ist plötzlich ganz oben angekommen und hat beste Aussichten, im September in Schottland für die USA beim Ryder Cup abzuschlagen. Auch in der US Ryder Cup Points List führt er. Natürlich… Denn Walker ist jetzt ein Gewinner.

Wenn ich über die Valspar Championship spreche, muss ich auch ein Wort zu John Daly schreiben. DER Exzentriker auf der Tour, der dank einer Sponsoreneinladung in Tampa Bay abschlagen durfte, benötigte für seine Freitagsrunde nicht weniger als 90 Schläge. Für uns als blutige Anfänger wäre es sicher ein nettes Ziel, den Platz in Mühlberg mal mit 17 Bogeys und einem Doppel-Bogey zu spielen. Doch Daly verdankt seine Rekord-Runde (noch nie benötigte er in seiner ereignisreichen Karriere mehr Schläge für eine Runde) nicht etwa einer Bogey-Serie, sondern hauptsächlich der oben schon angesprochenen 16. Zunächst drivte er den Abschlag ins Wasser. Anschließend wollte er den Ball aus der Dropzone, die sich im Rough befand, über 250 Meter diret aufs Grün nageln, wobei er zwei weitere Bälle zum tauchen schickte. Nachdem er sich endlich dem Loch halbwegs genähert hatte, benötige er drei Chips um aufs Grün zu gelangen und den Putt zur 12 zu versenken. Kommentar von Daly: „Es war eine gute 12. Ich habe nur einen Putt gebraucht.“

Die European Tour gastierte in Marokko, wo auf dem königlichen Grundstück die Trophee Hassan II ausgetragen wurde. Neben Titelverteidiger Marcel Siem traten mit Max Kieffer, Marcel Schneider und Florian Fritsch traten noch drei weitere Deutsche an. Die beiden letztgenannten hatten sich durch gute Platzierungen auf der Pro Golf Tour, sozusagen eine von vier Touren der dritten Liga in Europa, das Startrecht für dieses Turnier erspielt. Und insbesondere Fritsch wusste zu überzeugen, wurde als geteilter 30. am Ende sogar bester Deutscher. Marcel Siem lag bis zu Beginn der dritten Runde hervorragend im Rennen, ehe er sich am Wochenende mit zwei 75er-Runden das Ergebnis verhagelte und 48. wurde. Doch Siem zeigte auf den ersten beiden Runden, dass er nach seiner Rücken-Operation Ende vergangenen Jahres wieder auf dem aufsteigenden Ast ist, die Konstanz wird auch wieder kommen. Max Kieffer wurde 56., Schneider verpasste den Cut. Den Sieg holte sich ganz souverän der Spanier Alejandro Canizares, der dadurch erstmals seit ewiger Zeit wieder unter die Top 100 der Weltrangliste kletterte. Im Race to Dubai, der europäischen Saisonwertung führt weiterhin der Waliser Jamie Donaldson vor Thomas Björn (Dänemark) und Sergio Garcia aus Spanien. Martin Kaymer ist als bester Deutscher 50.

Apropos Kaymer. Platz 50 im Race to Dubai, 134. im FedExCup, 55. in der Weltrangliste. Der Rheinländer sucht weiterhin nach seiner Form. Bei sechs Starts in diesem Jahr steht ein geteilter 31. Platz in Abu Dhabi als bestes Resultat, beim WGC-MatchPlay in Arizona schied er in der ersten Runde aus, bei den anderen Turnieren fand man ihn jenseits des 50. Platzes, bei der Honda Classic verpasste er sogar den Cut. So schnell ist noch kein ehemaliger Weltranglistenerster abgestürzt und die Performance von Kaymer macht nur wenig Mut auf Änderung. Seit er Anfang 2012 begonnen hat, an seinem Schwung zu basteln, bekommt er kaum noch ein Bein auf den Boden. Der Putt beim Ryder Cup war wohl nur ein kurzes Strohfeuer, schon seine Teilnahme verdankte er nur seinen starken Leistungen aus dem Jahr 2011. Seitdem geht es steil bergab und das Tempo wird rasanter. Nach unten. Klar, Golf ist ein schnelllebiges Geschäft, dass zeigten 2013 mit Rory McIlory (im negativen Sinne, er aber 2014 wieder auf dem Weg zu alter Stärke) und Henrik Stenson (im positiven Sinne) auch andere Profis, aber zur Zeit machen die Auftritte Kaymers nur wenig Hoffnung. Nächste Chance in 14 Tagen bei der Shell Houston Open, die er erstmals spielt. Und dann geht’s ja schon zum Masters.

Dort wird mit Bernhard Langer neben Kaymer auch ein zweiter Deutscher im Feld sein. Der zweifache Masters-Champion besitzt ja ein lebenslanges Spielrecht in Augusta. Und angesichts seiner Ergebnisse auf der Champions Tour wäre es auch ein Wahnsinn, wenn Langer sein Recht nicht wahrnehmen würde. Er spielte 2014 drei Turniere bei den Champions, gewann auf Hawaii, wurde Siebter in Boca Raton und belegte gestern bei der ACE Group Classic in Kalifornien den zweiten Platz. Er führt die Saisonwertung, den Charles Schwab Cup souverän an, zudem wurde er im Januar und Februar als Spieler des Monats ausgezeichnet. Und das Langer mit den jüngeren Spielern noch mithalten kann, zeigte er letztes Jahr in Augusta eindrucksvoll, als er zur Hälfte der Finalrunde eine realistische Siegchance hatte. Betrachtet man sich die Formkurven unserer Spieler, würde ich derzeit eher Geld auf Langer als auf Kaymer in Augusta setzen.

Ein anderer Deutscher, der uns derzeit viel Freude bereitet, ist Alex Cejka. Er spielt nach seinem Abstieg vor zwei Jahren auf der web.com-Tour, sozusagen der zweiten Liga unterhalb der PGA-Tour. Und das tut er 2014 ganz hervorragend. Cejka gewann den Saisonauftakt in Kolumbien und belegte gestern bei der Brasil Champions in Sao Paulo den zweiten Platz. Damit hat er nach drei Turnieren bereits soviel Preisgeld erspielt, dass ihm ein Platz unter den ersten 25 der Saisonrangliste und damit die PGA-Tour-Karte für 2015 nicht mehr zu nehmen ist. Bockstark, Alex!

Am kommenden Wochenende lädt Arnold Palmer auf der PGA Tour in seinen eigenen Club nach Orlando ein. Das Arnold Palmer Invitational ist die letzte Station des Florida Swings und gehört zu den bestbesetzten regulären Turnieren der Saison. Ein paar Namen gefällig? Tiger Woods, Masters-Champ Adam Scott, US-Open-Champ Justin Rose, FedExCup- und Race to Dubai-Champ Henrik Stenson, Zach Johnson, Graeme McDowell, Hunter Mahan, Bubba Watson, Lee Westwood, Brandt Snedeker, Keegan Bradley und und und. Wenn der große Arnold Palmer ruft, kommen die Stars. Allerdings keine Deutschen, Martin Kaymer pausiert erneut und bereitet sich auf das Masters vor. Auf der European Tour gibt’s kein Turnier, dafür schlagen die Frauen auf der LPGA Tour nach ihrem Besuch in Ostasien erstmals in den Staaten ab. Sandra Gal und Caroline Masson gastieren im Wildfire Golf Club in Phoenix zum RR Donnelley LPGA Founders Cup. Die web.com-Tour-Profis sind ebenfalls aktiv, gastieren bei der Panama Claro Championship in Mittelamerika. Alex Cejka ist auch am Start und nutzt sein Momentum hoffentlich für eine weitere Topplatzierung. Bernhard Langer hat ja bereits seit einigen Jahren ein Momentum auf der Champions Tour, er duelliert sich ab Freitag mit anderen junggebliebenen Ü50ern bei der Mississippi Gulf Resort Classic in Biloxi.