27.08.2013

Allerlei gegenwärtiges, zukünftiges und theoretisches... plus Sommerschlussverkauf!



Das war doch mal ein feiner Auftakt in die FedEx-Cup-Playoffs, von dem ich allerdings angesichts der großen Eröffnung der Bar 99 nur eingeschränkt berichten kann. Als ich Sonntag gegen zehn ins Bett bin, lagen mehr als ein halbes Dutzend Spieler innerhalb von zwei Schlägen, mit Tiger, Phil, Justin Rose oder dem späteren Sieger Adam Scott zahlreiche große Namen. Der Australier schoss mit den 2.500 gewonnen Punkten auf Platz 2 im FedExCup, Tiger konnte seine Führung dank seines geteilten zweiten Platzes verteidigen. Große Sprünge im Ranking machten auch Graham DeLaet (von 34 auf 7) oder Gary Woodland (von 60 auf 10). Ebenfalls einen Sprung machte Martin Kaymer. Der Rheinländer verspielte am Samstag (teilweise auch mit viel Pech, als beispielsweise ein Ball von einem Entfernungsmesspunkt unglück abprallte und ins Wasser flog) zwar seine nach der zweiten Runde starke Ausgangsposition, der geteilte 50. Platz reichte aber, um im FedEx-Cup von 103 auf 90 zu springen und am kommenden Wochenende an der Deutsche Bank Championship in Boston teilnehmen zu können. Neben Kaymer schafften vier weitere Spieler den Sprung von außerhalb der Top 100 über den Strich, einer scheiterte spektakulär. Aaron Baddeley spielte am Finalsonntag drei Bogeys in Folge und verfehlte dadurch als 101. die Top 100 denkbar knapp. Passt aber irgendwie zu seiner Saison, der Australier hat in diesem Jahr bereits 14 Cuts verpasst, darunter zehn in Folge (!) von Ende April bis Mitte Juli.

Der Play-Off-Zirkus macht nun mit noch 100 Spielern an Bord halt in Boston. Die Deutsche Bank Championship steht auf dem Programm. Wie immer beginnt das Turnier erst am Freitag und endet traditionell am Montag, dem Labor Day, einem in den Staaten landesweiten Feiertag. Viel Arbeit also für die Profis am Tag der Arbeit. Das Turnier unterscheidet sich übrigens nicht nur wegen der Finalrunde am Montag von den anderen beiden Play-Off-Turnieren. Während das Barclays aus der legendären Westchester Classic hervorgegangen ist und die in 14 Tagen stattfindende BMW Championship die große Tradition der Western Open fortsetzt, wurde die Deutsche Bank Championship erst im Jahre 2003 aus der Taufe gehoben, findet also zum elften Mal statt. Immer auf dem gleichen Platz übrigens, dem von Arnold Palmer designten, von Gil Hanse überarbeiteten und erst 2003 mit Turnierbeginn eröffneten Par-72-Platz. Während die Barclays (im Großraum New York) und die BMW Championship (im mittleren Westen) auf verschiedenen Plätzen ausgetragen werden, hat die Deutsche Bank Championship also eine feste Heimat in Norton, Massachussetts, 25 km südlich von Downtown Boston. Als Titelverteidiger geht Rory McIlroy an den Start, der das Turnier vor Jahresfrist als erster Europäer gewinnen konnte. Martin Kaymer muss nach Hochrechnungen von pgatour.com mindestens 24. werden, um im FedEx-Cup sicher unter die ersten 70 Spielern zu klettern, die dann auch bei der BMW Championship abschlagen dürfen. Sagen wir also einfach: Platz 20 oder Saisonende! Neben Kaymer sind mit Ryder-Cup-Gott Ian Poulter (77.) oder Ernie Els (91.) weitere Top-Spieler vom Saisonaus bedroht. Kaymer hat übrigens via Facebook bekanntgegeben, dass er, unabhängig wie weit er in den Play-Offs noch kommt, Ende September bei der Alfred Dunhill Links Championship abschlagen wird. Das Turnier, welches als Pro-Am unter anderem auch in St. Andrews ausgetragen wird, ist nach der Open Championship und der BMW PGA Championship das drittgrößte Event in Europa.

Bevor wir das Kapitel Fed-Ex-Cup-Play-Offs schließen, noch ein Wort zum dort sehr gut im Rennen liegenden Phil Mickelson (3.). Wenn ihr ein Schnäppchen machen wollt, schaut Euch hier mal Phil’s Bude in Rancho Santa Fe (bei San Diego) an. Das Anwesen wird für knapp sieben Millionen Dollar angeboten. Angesichts der Tatsache, dass es vor wenigen Monaten noch fünf Millionen Dollar teurer sein sollte und das Putting-Grün weiterhin inklusive ist, muss man fast sagen, es wird verschleudert.

Bleiben wir noch einen Moment in den USA, denn dort wird auch Marcel Siem in den kommenden Wochen abschlagen. Siem, der ja über keine PGA-Tour-Karte verfügt, hat sich entschieden, die web.com-Tour-Finals zu spielen. Er kämpft ab Donnerstag bei vier Turnieren auf der neuen Finalserie der zweiten Liga mit rund 130 anderen Spielern um eine Karte für kommende PGA-Tour-Saison. Das Feld der 130 Spieler setzt sich zusammen aus den 75 besten Spielern der web.com-Tour 2013, den im FedEx-Cup zwischen Platz 126 und 200 platzierten Spielern und einigen Nicht-Mitgliedern der PGA-Tour, die aber bei einigen Turnieren, die sie über Sponsoreneinladungen spielen durften, so viele Punkte erspielt haben, die sie es unter die Top 200 im FedEx-Cup geschafft hätten, wenn sie eine PGA-Tour-Karte gehabt hätten. Zu diesen Spielern zählt eben auch Marcel Siem. Wie ihr seht, ist es gar nicht so leicht, den Modus zu erklären, aber ich versuche es mal weiter. Einige Spieler, die zwischen 126 und 200 im FedEx-Cup lagen, sind über andere Kategorien (z. B. Turniersiege) für die kommende PGA-Tour-Saison qualifiziert, so dass sie nicht an den web.com-Tour-Finals teilnehmen müssen. Das betrifft z. B. den Südafrikaner Louis Oosthuizen. Wirft man alles zusammen, kommt man am Ende auf rund 130 Spieler. Von diesen 130 Spielern haben 25 aber ihre PGA-Tour-Karte fürs kommende Jahr bereits sicher, nämlich die Top 25 der web.com-Tour-Geldrangliste 2013. Diese 25 Spieler nehmen an den web.com-Tour-Finals nur teil, um sich in der separaten Geldrangliste der web.com-Tour-Finals weit nach oben zu spielen, damit sie im kommenden Jahr bessere Chancen haben, auch an den größeren Turnieren der PGA-Tour teilzunehmen. 130 abzüglich 25 macht 105. So viele Spieler kämpfen um 25 weitere PGA-Tour-Karten für 2014. Marcel Siem muss also bei den vier Turnieren der web.com-Tour-Finals in der Geldrangliste gut 80 dieser 105 Spieler hinter sich lassen, um die von ihm so begehrte PGA-Tour-Karte zu erwerben. Die Chancen stehen auf dem Papier sehr gut, mir ist beim überfliegen der Startliste für die web.com-Tour-Finals kein Spieler aufgefallen, der in der Weltrangliste höher platziert ist als er. Vereinfacht gesagt: Siem ist theoretisch der beste Spieler der web.com-Tour-Finals. Drücken wir ihm also alle Daumen für die praktische Umsetzung!

Nach so viel Theorie nun zurück auf en Golfplatz: Eine Woche nach dem Solheim-Cup schlugen die Damen bei den Canadian Women’s Open ab. Und schon wieder wurde Geschichte geschrieben. Lydia Ko, Neuseeländerin mit südkoreanischen Wurzeln, ist zarte 16 Jahre jung und verteidigte ihren vor einem Jahr (als mit 15 Jahren und 4 Monaten jüngste Siegerin aller Zeiten) gewonnenen Titel mal eben mit fünf Schlägen Vorsprung. Lydia ist übrigens noch Amateurin, musste also, wie schon im Vorjahr, auf die Aushändigung des Preisgeldschecks (300.000 Dollar) verzichten. Wann Ko Profi wird ist weiterhin offen, das entgangene Preisgeld „kümmere sie nicht“, wie sie gegenüber Journalisten gebetsmühlenartig wiederholte. Im Rolex-Ranking, der Frauen-Weltrangliste ist Ko übrigens auch schon Siebente. Apropos Sieben: Caroline Masson wurde in Edmonton geteilte Siebente und qualifizierte sich dadurch für das Final-Turnier der LPGA-Tour im November in Florida. Sandra Gal belegte den geteilten 29. Rang.

Die European Tour hat ihren Turnierkalender bis Ende März 2014 bekanntgegeben. Zwei Neuerungen fallen auf: die Nedbank Golf Challenge (05.-08.12.), bisher ein reines Einladungsturnier für lediglich zwölf Spieler, wird Teil der European Tour. Die zukünftig 30 Spieler, die sich über diverse Kriterien nun auch auf sportlichem Wege qualifizieren können, spielen um 6,5 Millionen Dollar Preisgeld, was das Turnier, welches im Gary Player Country Club im südafrikanischen Sun City ausgetragen wird, sofort zu einem der lukrativsten Stops der European Tour macht. Am Start wird auch Martin Kaymer sein, der seinen Platz als Champion des Vorjahres sicher hat. Während ich die Aufnahme der Nedbank in den Turnierkalender absolut positiv sehe, halte ich vom zweiten neuen Event, dem EurAsia Cup nicht sonderlich viel. Das Turnier ist ein Lochspielwettbewerb zwischen zehn asiatischen und zehn europäischen Spielern, dass bei seiner Premiere Ende März in Malaysia ausgetragen wird. Insbesondere das europäische Team wird wohl kaum mit den besten Leuten auflaufen, McIlroy, Rose & Co. dürften zwischen dem Florida Swing (u. a. Honda Classic, Cadillac Championship, Arnold Palmer Invitational) und dem Masters kaum ans andere Ende der Welt fliegen, um Europa in einem zweitklassigen Teamwettbewerb zu vertreten. Der European Tour wird es egal sein, mit dem Turnier in Malaysia sowie den für Sommer 2014 angekündigten neuen Turnieren in Dänemark und der Tschechischen Republik kann sie ihren in diesem Jahr sehr ausgedünnten Turnierkalender quantitativ etwas füllen. Die Nedbank sorgt dazu für etwas Qualität und dicke Schecks, auch wenn die breite Masse der European-Tour-Pros in einem mit 30 Spielern immer noch sehr kleinen Starterfeld keine Chance auf einen Startplatz haben wird.

Nach einem so ausführlichen Blick in die Zukunft noch ein Wort zum vergangenen Wochenende. Der Engländer Tommy Fleetwood feierte bei der Johnnie Walker Championship at Gleneagles seine ersten European-Tour-Sieg. Die beiden deutschen Starter Max Kieffer und Moritz Lampert verpassten den Cut. Beide Spieler sind auch in dieser Woche wieder am Start, diesmal etwas weiter südlich bei der Wales Open, die erneut auf dem superschönen Twenty Ten Course ausgetragen wird, dem Ort, an dem Europa 2010 den Ryder Cup gewann. Apropos Ryder Cup: mit der Wales Open startet auch die europäische Qualifikation für den Ryer Cup 2014. Es qualifizieren sich die vier besten Spieler der European Points List (jeder Euro Preisgeld, der bei einem Turnier der European Tour gewonnen wird, gibt einen Punkt) und die fünf besten Spieler der World Points List (alle Weltranglistenpunkte, die ein Mitglied der European Tour zwischen diesem Wochenende und dem 31.08.2014 erspielt, werden zusammengerechnet). Mit der Unterteilung in European und World Points List, wird der Tatsache Rechnung getragen, dass zahlreiche europäische Topspieler hauptsächlich auf der PGA Tour spielen. Nach Abschluss des Qualifikationsprozesses vergibt Ryder-Cup-Kapitän Paul McGinley dann noch drei Wild Cards, so dass am Ende wie immer zwölf Spieler für Europa den Kampf der Kontinente aufnehmen werden. Ich werde in den kommenden Monaten in unregelmäßigen Abständen immer wieder auf den Stand im Kampf um den Ryder Cup eingehen, in den ersten Wochen sicherlich noch nicht so viel, da der Stand zunächst nur wenig aussagekräftig ist. Die Amerikaner haben ihren Qualifikationsprozess übrigens schon im April 2013 gestartet, denn die Ergebnisse der vier Major-Turniere dieses Jahres fließen bereits in den Kampf um die Tickets ein. Die USA haben nur eine Points List, da alle Stars auf der PGA Tour spielen. Am Ende qualifizieren sich bei den Amerikanern die besten neun Spieler der Points List. Hinzu kommen drei Picks von Kapitän Tom Watson.

Zum Abschluss noch einen Glückwunsch an Bernhard Langer zum heutigen 56. Geburtstag. Selbst beschenkt hat er sich am Wochenende leider nicht. Auf der Champions Tour belegte er bei der Boeing Classic beim Sieg des Amerikaners John Riegger den geteilten vierten Platz.

20.08.2013

Starke Frauen: Charley, Justine & Lady Liberty


Heuer beginnt unsere Reise über den Golfplaneten in Colorado. Beim zarten Geschlecht. Und das haben sich die Ladies auch mehr als verdient. Denn erstmals gewann das europäische Solheim-Cup-Team ein Match auf amerikanischem Boden. Beim 18:10-Sieg schrieb das Team um Caroline Masson, die in den Vierern 2,5 Punkte zum Sieg beisteuerte, aber ihr Einzel am Sonntag klar verlor, Golfgeschichte. Dank eines sensationellen 4:0-Sweeps in den Vierern am Samstag nachmittag gingen die Europäerinnen mit einem 10,5:5,5-Vorsprung in die Einzel am Sonntag. Dennoch war mit einem Blick nach Medinah, also in die allerjüngste Golfgeschichte, Vorsicht geboten. Wie schnell sich ein scheinbar aussichtsloser Rückstand in den Einzeln noch aufholen läßt, zeigten die männlichen Kollegen beim Ryder Cup vor nicht einmal einem Jahr. Doch die Europäerinnen ließen nichts anbrennen. Die erste Hälfte der Einzel am Sonntag abend verfolgte ich via Livestream im Internet. Zwar war zunächst eine Menge Rot auf dem Leaderboard, aber ausgerechnet die erst 17-jährige Engländerin Charley Hull gab die Richtung vor. Mit einem 5&4-Sieg demütigte das Küken des europäischen Teams ihre amerikanische Konkurrentin Paula Creamer, die nicht nur schon einen Major-Titel vorweisen kann sondern generell zu den größten Stars des amerikanischen Frauengolf zählt. Als anschließend auch Carlota Ciganda und Caroline Hedwall ihre Einzel gewinnen konnten, war relativ schnell klar, dass eine Aufholjagd der frenetisch angefeuerten US-Girls ausbleiben würde und der Weg für die Europäerinnen zum historischen 18:10-Triumph frei war. Seit dem dieser Modus (vergleichbar zum Ryder Cup) angewendet wird, stellt dies den höchsten Sieg eines Teams dar. Interessante Randnotiz: Teil des US-Teams war übrigens eine gewisse Jessica Korda, Tochter des früheren tschechischen Tennisprofis Petr Korda. Glück für Jessica, dass Papa Petr und seine Frau zum Zeitpunkt ihrer Geburt schon in den Staaten wohnten. Wäre Jessica nämlich nicht in den USA geboren, hätte sie trotz US-Staatsbürgerschaft nicht für das US-Solheim-Team spielen dürfen. Die Regeln, um ins Solheim-Cup-Team zu kommen sind also genauso streng wie für den US-Präsidenten. Keine US-Geburtsturkunde, kein Solheim-Cup, kein Weißes Haus. Korrekter wäre es, zu schreiben, die Regeln sind so streng gewesen, denn ab 2015 ist dann nur noch der US-Pass ausschlaggebend, der Geburtsort ist egal. Apropos 2015: zu ihrer zweiten Titelvertieidigung in Folge treten die Europäerinnen dann übrigens in Deutschland an. Der Solheim-Cup 2015 findet im Golfclub St.Leon-Rot bei Heidelberg statt. Es ist das wichtigste Golf-Ereignis, was jemals in Deutschland stattfinden wird.

Die Herren schlugen in Greensboro, North Carolina bei der Wyndham Championship ab. Das Turnier wird bereits seit den dreißiger Jahren ausgetragen, ist also eines der tradtionsreichsten auf der PGA-Tour. Seit dem das Turnier in der Woche nach der PGA Championship und unmittelbar vor Beginn der FedEx-Cup-Playoffs stattfindet, gönnen sich viele Stars aber eine Auszeit. Interessant ist die Wyndham aber für die Spieler, die noch um einen der 125 Plätze in den Play-Offs überhaupt oder um eine bessere Ausgangsposition für selbige spielen. Auch Martin Kaymer war am Start, als 112. der Rangliste durfte er sich seines Starts beim ersten Play-Off-Turnier zwar ziemlich sicher sein, ein paar weitere Punkte könnten jedoch für den weiteren Play-Off-Verlauf nicht schaden. Nach einer Par-70 am Donnerstag und einer 68 am Freitag stürzte er mit einer 73 am Samstag bis auf Rang 61 ab. Seine Aufholjagd schien ein Rohrkrepierer zu werden, aber dann kam der Sonntag. Eine 63 zauberte Kaymer auf den Platz im Sedgefield Country Club, acht Birdies bei nur einem Bogey, mit der er noch den Sprung auf den geteilten 20. Platz bei der Wyndham und Rang 103 im FedEx-Cup schaffte. Damit hat Kaymer nun eine solide Ausgangsposition für „The Barclays“ am kommenden Wochenende. Alles andere als solide ist die Lage für andere große Namen des Golfsports: Peter Hanson, Nicolas Colsaerts (beide Ryder-Cup-Spieler 2012), die Major-Sieger Padraig Harrington (2xUS Open, PGA-Ch'ship), David Toms (PGA-Ch'ship), Trevor Immelman (Masters), Vijay Singh (Masters, 2xPGA), Louis Oosthuizen (Open Ch'ship) oder Retief Goosen (2xUS Open) haben den Sprung in die Play-Offs verpasst. Nun aber noch zwei Worte zum Sieger des Turniers, Patrick Reed. Der Amerikaner gewann das Stechen gegen den unglaublichen Jordan Spieth, der die Regular Season auf Platz 8 im FedExCup abschließt, nach dem er zu Beginn der Saison noch nicht einmal eine Tourkarte besaß. Ein absolutes Märchenjahr für Spieth. Doch auch Patrick Reed muss sich nicht verstecken. Als 22. und damit letzter Spieler hatte er sich Ende 2012 in der Q-School eine Karte für die PGA-Tour gesichert (eine Möglichkeit, die es ab diesem Jahr nicht mehr gibt, da werden in der Q-School nur noch Karten für die web.com-Tour vergeben), im Stechen verzog er seinen Abschlag so weit nach rechts in die Bäume, dass die Platzrichter ihn zunächst „Out of Bounds“ gaben. Das korrigierten sie freilich, dennoch lag der Ball mitten im Unterholz. Jordan Spieth überlegte sicher schon, wie er den 950.000 $-Preisgeldscheck investiert, als Reed seinen 150-Schlag aus der Wildnis zwei Meter neben die Fahne platzierte. Irre! Der Putt fiel auch und so freute sich Reed, dessen Tasche übrigens von seiner Ehefrau Justine getragen wird, über seinen ersten Toursieg, das Preisgeld, 500 FedEx-Punkte und eine zweijährige Spielberechtigung auf der Tour. Nicht schlecht für einen, der Ende 2012 nach zwei von sechs Q-School-Runden 100 Plätze von der Tourkarte entfernt lag.

Nun der Blick zu den Play-Offs. Diese bestehen aus vier Turnieren:

The Barclays (Top 125 im FedEx-Cup sind spielberechtigt)
Deutsche Bank Championship (Top 100 im FedEx-Cup sind spielberechtigt)
BMW Championship (Top 70 im FedEx-Cup sind spielberechtigt)
The Tour Championship (Top 30 im FedEx-Cup sind spielberechtigt)

Nach jeder Woche wird der Strich also etwas höher gezogen, es scheiden zahlreiche Spieler aus. Da es aber jetzt statt 500 gleich 2500 Punkte für einen Sieg gibt, können auch Spieler, die bisher eine eher diskrete Saison gespielt haben, viele Plätze gut machen. Jeder der 125 für die Play-Offs qualifizierten Spieler hat durch die gegenüber der regulären Saison verfünffachte Punktzahl eine realistische Chance, das Saisonfinale in Atlanta zu erreichen. Das sorgt einerseits für Spannung und zeigt, wie sehr für die Amerikaner, egal in welcher Sportart, Play-Offs zu einer Saison gehören. Andererseits ist der Sieger des FedExCups selten der wirklich beste Spieler der Saison, viel mehr wird der beste Spieler des Spätsommers gekürt, was durch den Punktereset vor der Tour Championship nochmals verstärkt wird. Dazu dann aber vor der Tour Championship mehr. Der Play-Off-Modus stellt also die sportliche Wertigkeit des FedExCups als Jahreswertung etwas in Frage, der Blick auf die Geldrangliste gibt da eine ehrlichere Antwort. Das in dieser Geldrangliste der Sieger aber oft schon vor der Tour Championship feststeht, ist für den Amerikaner an sich langweilig und die Verantwortlichen der PGA Tour schlicht geschäftsschädigend.

Wichtig ist die Play-Off-Serie übrigens auch für die Weltrangliste, da mit wenigen Ausnahmen (z. B. Manassero, Marsuyama) alle Topspieler der Erde Mitglied der PGA Tour sind. Entsprechend stark sind die Teilnehmerfelder, ein Sieg dürfte locker 70 Punkte für Weltrangliste bringen, was die Turniere auf ein Level mit den World Golf Championships hebt.

In dieser Woche steigt also „The Barclays“, das Nachfolgeturnier der legendären Westchester Classic. Das Turnier wird auf verschiedenen Plätzen immer im Großraum New York ausgetragen. Dieses Jahr ist der Liberty National Golf Club in New Jersey der Gastgeber. Der Platz entstand nach der Jahrtausendwende auf einer ehemaligen Müllkippe direkt am Hudson River. Während des Spiels bieten sich immer wieder grandiose Ausblicke auf die Skyline New Yorks am gegenüberliegenden Hudson-Ufer, Annäherungsschläge kann man an der Freiheitsstatue ausrichten. Das schützte den an sich phänomenalen Platz jedoch nicht vor heftiger Kritik der Profis, die ihn, nachdem 2009 erstmals das Barclays hier ausgetragen wurde, als unfair bezeichneten und auf das heftigste kritisierten. Die Spielbahnen waren den Profis zu lang, die Fairways angesichts zahlreicher Bunker und Wasserhindernisse zu eng. Hinzu kommt der vom Hudson in aller Regel heftig wehende Wind. Im Ergebnis war der Platz auch statistisch der schwierigste des Jahres 2009, nur 55% aller Grüns wurden „in regulation“ getroffen, lag man abseits des Fairways verringerte sich die Quote auf knapp 35 %. Das Prädikat „Unfair“ wollten die Verantwortlichen nicht auf sich sitzen lassen und bauten den Platz an vielen Stellen um. Fünf Spielbahnen wurden verkürzt, einige Grüns etwas ebener gestaltet und die Fairways erweitert, um die Folgen des starken Windes etwas abzumildern. Mit diesen Veränderungen und der spektakulären Kulisse im Hintergrund dürfen wir uns auf eine grandiose Barclays freuen.

Von den 125 qualifizierten Spielern nehmen 123 in New Jersey teil. Es besteht nämlich keinesfalls eine Teilnahmepflicht für die Profis an den Play-Off-Turnieren, die möglichen Folgen, insb. das Abrutschen in der Rangliste, müssen die Spieler aber selber verantworten. Abgesagt haben Zach Johnson, der das Wochenende als Trauzeuge bei der Hochzeit seines Bruders verbringt und Steve Stricker, der seine Teilzeit-Strategie also auch in den Play-Offs fortsetzt. Als 18. bzw. 20. im FedExCup-Ranking sind beide aber nicht gefährdet, die nächste Runde, die Deutsche Bank Championship, zu verpassen. Einige (vielleicht am Ende entscheidende) Plätze dürften sie im Kampf um die Qualifikation für die Tour Championship aber verlieren. An die Tour Championship denkt Martin Kaymer sicher noch nicht, als momentan 103. des FedExCups muss er auf dem Liberty National erstmals versuchen, in der Rangliste mindestens drei Spieler zu überholen, am besten natürlich noch ein paar mehr um sich für die folgenden Turniere eine gute Ausgangsposition zu verschaffen. Möglich ist das, wenn er in seinem klar erkennbaren Aufwärtstrend jetzt zum Feinschliff ansetzt. Insbesondere wäre es wichtig, nicht, wie bei der PGA Championship und der Wyndham zuletzt passiert, wieder eine Runde total in den Sand zu setzen. Den Ausreißer nach unten abstellen, die Ausreißer nach oben möglichst beibehalten, dann steht einer Topplatzierung auch bei diesem Weltklassefeld nichts im Weg. Und wir dürften uns kommende Woche auf die Deutsche Bank Championship mit Martin Kaymer freuen.

Vollkommen im Schatten agiert die European Tour im Spätsommer. Immerhin findet diese Woche mit der Johnnie Walker Championship im schottischen Gleneagles mal wieder ein reguläres Turnier statt. Bei Gleneagles müsste es gleich klingeln, denn im kommenden Jahr wird dort der Ryder Cup ausgetragen. Fast alle Top-Spieler der European Tour, die nicht auch Mitglied der PGA Tour sind, schlagen in Schottland ab. Die bekanntesten Namen sind Paul Lawrie, Francesco Molinari und Thomas Björn. Fehlen werden unter anderem Marcel Siem und Matteo Manassero. Die deutschen Farben werden von Max Kieffer und Moritz Lampert vertreten.

12.08.2013

Die PGA Championship ist "gedufnert"

Update 20:30: Bevor ihr meinen Mist lest, klickt hier und genießt das Spox-Par-10, die beste Ausgabe im Jahr 2013!!!


Adam Scott, Justin Rose, Phil Mickelson und… JASON DUFNER!

So heißen sie, die vier Major-Champions 2013. Als letzter verewigte sich gestern abend Jason Dufner mit seinem Triumph bei der PGA Championship in den Geschichtsbüchern des Golfjahres 2013. Der 36-jährige feierte im Oak Hill Country Club den zweiten Major-Sieg seiner Karriere. Seinen zweiten? Okay, der erste im Frühjahr 2012 gelang ihm nicht auf dem Golfplatz, sondern an dem Tag als er mit seiner Freundin Amanda eine der heißesten Spielerfrauen der PGA Tour vor den Traualtar schleifte. Nicht schlecht für einen (auf dem Golfplatz) emotionslosen Langweiler mit Hundefrisur und Bauchansatz. Spätestens auf den Back Nine war die spannendste Frage nur noch, wie Dufner seinen Triumph wohl „feiern“ wird. Nachdem er den Putt zum Sieg verwandelt hatte, gönnte sich „The Duf“ für seine Verhältnisse einen wahren Gefühlsausbruch. ;-) Die Fans feierten ihn, seine Frau sprintete strahlend in die Arme ihres Mannes, selbst Keegan Bradley, der Dufner vor zwei Jahren auf den letzten Löchern noch abgefangen, freute sich für seinen Landsmann. Nur Jason war eben Jason. Aber genau das macht ihn eben auch irgendwie so sympathisch, Er hatte ja im Vorfeld schon bekundet, dass er eben weniger Emotionen zeige, sie besser verstecken könne, "aber ähnlich wie andere Menschen fühle".

An dieser Stelle sei nochmal an die nette Szene im Frühjahr erinnert, die sich zu einem Internetphänomen entwickelt hatte. Ein Foto, auf dem er mit ausgestreckten Beinen teilnahmslos, eben Dufner-like, in einer Schulklasse sitzt, wurde via Soziale Netzwerke zum Kult. Zahlreiche seiner Kollegen stellten Dufners Sitzhaltung nach und verbreiteten die Bilder unter dem Überbegriff „Dufnering“ via Facebook und Twitter. Dufner hatte das übrigens niemandem übelgenommen. Er habe dadurch viele Fans gewonnen, da sich die Leute mit ihm identifiziert haben, meinte Dufner damals.

Auch sonst war das Turnier ein würdiger Abschluss für das Major-Jahr 2013. Henrik Stenson wurde Dritter und setzte seine fast unheimliche Serie von Top-3-Platzierungen bei wichtigen Turnieren fort. Rory McIlroy zeigte als Achter aufsteigende Form. Martin Kaymer spielte drei Runden hervorragendes Golf (68/68/69), legte u. a. ein 160 m-Eagle auf, verzockte aber mit einer 78 am Samstag ein besseres Ergebnis. Irre war seine Scorekarte vom Sonntag, auf der mit einem Eagle, fünf Birdies (davon drei auf den ersten vier Löchern), einem Bogey, einem Doppel-Bogey und einem Triple-Bogey so ziemlich alles notiert war, was man im Golf so spielen kann. Neben Kaymer schossen sich auch einige andere Stars am windigen Samstag aus dem Turnier, Open-Champion Phil Mickelson wurde Drittletzter, Justin Rose rutschte nach einer 77 ins Mittelfeld. Tiger war diesmal nie in der Nähe der Spitze, mit einem Doppel-Bogey auf der 18 am Donnerstag verabschiedete er sich schon früh ins Mittelfeld und tauchte aus diesem für den Rest des Turniers nicht mehr auf. Marcel Siem und der Österreicher Bernd Wiesberger waren am Cut gescheitert.

Wie geht es weiter? Siem und Wiesberger, die beide nicht Mitglied der PGA-Tour sind, kehren nach Europa zurück und wollen mit einigen guten Ergebnissen in der Herbstphase der European Tour die Top 50 der Weltrangliste angreifen. Denn schon am 31.12. wird ja erstmals der Strich fürs Masters 2014 gezogen.

Martin Kaymer bleibt dagegen in den Staaten und konzentriert sich auf die FedEx-Cup-Playoffs. Mit seinem 33. Platz in Oak Hill verbesserte er sich auf Rang 112 im FedEx-Cup. Obwohl die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass er noch aus den Top 125 herausfällt, tritt er am kommenden Wochenende bei der Wyndham Championship in North Carolina an. Die dort zu sammelnden Punkte helfen ihm auch, um sich für die weiteren Playoff-Turniere noch etwas besser in Stellung zu bringen. Titelverteidiger bei der Wyndham ist der Spanier Sergio Garcia, weitere bekannte Namen am Abschlag sind . Die meisten Stars gönnen sich vor den Playoffs aber noch eine Pause und verzichten auf das Turnier. Ganz im Gegensatz zu vielen Spielern, die sich noch für die Playoffs qualifizieren müssen. Bis auf zwei Ausnahmen haben alle Spieler, die in der FedEx-Cup-Rangliste zwischen Platz 86 und 149 liegen, im Sedgefield Country Club gemeldet. Auch viele bekannte Spieler bangen um die Playoffs, darunter die Ryder-Cup-Spieler Peter Hanson (zur Zeit 126.) und Nicolas Colsaerts (127.) sowie Padraig Harrington (129.), Vijay Singh (141.), Trevor Immelman (148.) oder Louis Oosthuizen (153.). Der letztgenannte Südafrikaner war letztes Jahr noch Masters-Zweiter und Anfang 2013 Weltranglisten-Vierter.

Auf der European Tour wird diese Woche nicht gespielt. Auch die LPGA-Tour pausiert, denn einige der besten Damen des Golf-Planeten treffen sich in Colorado zum Solheim-Cup, dem weiblichen Gegenstück zum Ryder-Cup. Der Cup ist nach dem aus Norwegen stammenden Unternehmer Karsten Solheim benannt, der den Wettbewerb 1990 ins Leben rief. Solheim, der 2000 88-jährig verstarb, und seine Firma stehen unter anderem hinter der sehr bekannten Marke „Ping“.

Bei den bisherigen zwölf Auflagen gab es acht amerikanische und vier europäische Erfolge.  Die Europäerinnen sind auch Titelverteidigerinnen, denn vor zwei Jahren besiegten sie ihre amerikanischen Konkurentinnen im Killeen Castle Golf Resort in Irland mit 15:13. Dieses Jahr spricht aber die Statistik gegen einen europäischen Erfolg, denn „unsere Ladies“ könnten noch nie in Amerika gewinnen, alle vier Titel wurden auf europäischen Golfplätzen errungen.

Das Format ist exakt das Gleiche wie bei den Jungs. 28 Punkte sind zu vergeben, gespielt werden je acht Foursomes und Fourballs sowie zwölf Einzel. Sowohl die USA wie auch Europa nominieren zwölf Spielerinnen. Bei den Amerikanerinnen qualifizierten sich neun Spielerinnen über LPGA Tour, drei weitere wurden via Wild Card von Kapitänin Meg Mallon eingeladen. In Europa war die Qualifikation dreigeteilt. Vier Spielerinnen qualifizierten sich über die Rangliste der Ladies European Tour (darunter mit Rookie Caroline Masson auch eine deutsche Spielerin), vier über die Ergebnisse auf der LPGA-Tour und vier weitere erhielten von Kapitänin Liselotte Neumann, einer Schwedin, eine Wild Card.

Ich habe eingangs übrigens ganz bewusst geschrieben, dass sich „nur“ einige der besten Spielerinnen der Welt treffen. Denn die im Damengolfsport so dominant auftretenden Asiatinnen (ich sage nur Inbee Park!) fehlen natürlich in Gänze. Aus dem Rolex-Ranking, der Damen-Weltrangliste, werden beispielsweise nur drei aus der Top Ten in Colorado abschlagen, der Rest sind Asiatinnen und Australierinnen. Mit der erst 17-jährigen Engländerin Charley Hull nimmt sogar die Weltranglisten-147. für Europa am Solheim Cup teil. Ähnliches wäre bei den Männern undenkbar.

Zum Schluss noch ein Ausblick ins Jahr 2015. Das lohnt sich, auch wenn der Solheim Cup 2013 noch gar nicht gespielt ist, denn in zwei Jahren findet die nächste Auflage des Tuniers im Golfclub St. Leon-Rot in der Nähe von Heidelberg, und damit erstmals in Deutschland, statt.

Schließen möchte ich für heute mit einer weiteren guten Nachricht vom Damengolf. Ann-Kathrin Lindner krönte ihre Rookie-Saison auf der Ladies European Tour am Wochenende mit ihrem Sieg beim Pilsen Golf Masters in der gleichnamigen, sehr bekannten tschechischen Biermetropole.

05.08.2013

Tiger triumphiert, Park scheitert, die PGA Championship wartet



Das Bridgestone Invitational ist doch wie ein Pokallieferdienst für den Tiger. Woods hat Golf-Geschichte geschrieben. Und weil es eben Tiger Woods ist, tut er das mal nicht eben einfach so, sondern auf die Tiger-Art. Er vernichtet die Konkurrenz ganz wie in den guten alten Zeiten. Schon am Donnerstag hatte er sich in der Spitzengruppe eingefunden, am Freitag nahm Tiger mit einer 61 den South Course im Firestone Country Club auseinander. Er lochte nahezu jeden Putt, es war fast schon unheimlich. Selbst als er auf der 18 nach einem zwischen die Bäume verzogenen Abschlag den zweiten Ball neben die Zuschauertribüne legte, rettete er mit einem Zauberschlag und einem Monsterputt aus dem Vorgrün das Par. Jeder sterbliche Golfpro hätte auf diesem Loch ein Doppelbogey notiert, nicht dieser Woods in Galaform. Mit acht Schlägen Vorsprung ging er ins Wochenende, schon Freitag Abend war klar, dass die anderen 72 Spieler um den zweiten Platz spielen. Der zur Zeit superstarke Henrik Stenson, der seine dritte Top-3-Platzierung in Serie einspielte und mittlerweile auf Platz 11 im OWGR zu finden ist und Keegan Bradley gewannen das „Turnier hinter Woods“. Der Tiger ist damit der erste Spieler der Golf-Geschichte, der zwei verschiedene Turniere jeweils achtmal gewonnen hat (Arnold Palmer Invitational, Bridgestone Invitational). Acht Siege bei einem Turnier hatte zuvor nur der große Sam Snead zwischen 1938 und 1965 bei der Wyndham Championship geschafft, die zu seiner Zeit noch Greater Greensboro Open hieß, benannt nach ihrem Austragungsort in North Carolina. Für Woods war es übrigens der 79. PGA-Tour-Erfolg seiner Karriere (noch drei fehlen zum Rekord von 82, gehalten von Sam Snead) und der 18. Titel bei seinem 42. World-Golf-Championship-Turnier (in 31 (!) der 42 Turniere erreichte er ein Top-Ten-Resultat), aber der erste Erfolg, den er gemeinsam mit seinem vierjährigen Sohn Charlie feierte, der erstmals vor Ort erlebte, wie Daddy einen neuen Pokal für sein Trophäenhaus (? – ein Zimmer geschweige denn ein Schrank dürften ja kaum noch ausreichen) überreicht bekam. Mama Elin Nordgren wurde allerdings nicht gesehen...

Das Martin Kaymer am Ende geteilter Neunter wurde, ist sehr stark, rechnen durfte man nach der Auftaktrunde damit aber nicht. Eine 74 (Par 70) hatte Kaymer am Donnerstag gespielt, nach zwei Birdies auf den ersten vier Löchern folgten sechs Bogeys und der Sturz auf Rang 62. Die drei anderen Runden konnten sich aber sehen lassen, er arbeitete sich kontinuierlich nach vorn und mit einer 66 am Sonntag (beste Runde des gesamtes Feldes am Finaltag) einschließlich dreier Birdies auf den letzten sechs Löchern schob er sich noch in die Top 10. Damit hat sich Kaymer auch im FedEx-Cup etwas Luft verschafft: er ist jetzt 119. und liegt zwei Turniere (PGA Championship, Wyndham Championship) vor dem Ende der Regular Season 38 Punkte vor Nicolas Colsaerts. Der Belgier ist momentan 126. und wäre damit der erste nicht startberechtigte Spieler beim ersten Play-Off-Turnier, der Barclays.

Die Reno-Tahoe-Open, das Alternate-Turnier auf der PGA-Tour und damit 300 FedEx-Cup-Punkte hat Gary Woodland gewonnen. Der Amerikaner war am Ende ähnlich souverän wie Tiger, Alex Cejka hat leider den Cut verpasst. Auf der web.com-Tour, also in der 2. Liga ist Cejka momentan 48. der Geldrangliste, ihm fehlen etwa 47.000 Dollar auf den wichtigen 25. Platz, der ihm die Chance einräumen würde, um eine PGA-Tour-Karte für 2014 zu spielen. Sieht also eher schlecht aus.

Nun ein Blick zur Women’s British Open. Nein, Inbee Park hat es nicht geschafft. Der Old Course in St. Andrews hat der bei Major-Turnieren 2013 noch unbesiegten Südkoreanerin den Zahn gezogen. Die Ladies waren den Elementen des schottischen Wetters, im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen zwei Wochen zuvor, gnadenlos ausgesetzt. Die dritte Runde musste wegen stürmischen Windes abgesagt werden und konnte erst Sonntag morgen gespielt werden. Der Wind blies nicht nur Zäune und Werbebanden um, auch die Bälle blieben vor einem Schlag nicht ruhig liegen. Mit den Bedingungen am besten zurecht kam die Amerikanerin Stacy Lewis, die am Ende zwei Schläge Vorsprung auf ihre Verfolgerinnen, zwei Südkoreanerinnen, aufwies. Für Lewis, die gut 400.000 Dollar Preisgeld kassierte, ist es der zweite Major-Titel nach ihrem Sieg bei der Kraft-Nabisco-Championship 2011. Inbee Park wurde am Ende 42. und zeigte sich auf der anschließenden Pressekonferenz erleichtert, „dass es vorbei ist“. Die Zeit, wegen eines möglichen Grand Slams im Rampenlicht gestanden zu haben, sei anstrengend gewesen. Solche Probleme haben die deutschen Proetten nicht, Sandra Gal belegte einen guten 25. Platz, Carolin Masson war am Cut gescheitert. Letztere hat sich aber trotzdem ins europäische Solheim-Cup-Team gespielt. Sandra Gal hoffte leider vergebens auf eine Wildcard. Mehr zum Solheim-Cup, dem weiblichen Pendant zum Ryder Cup, dann in 14 Tagen, wenn das Turnier im Colorado Golf Club steigt.

Nun aber der Blick ins kommende Wochenende zur PGA Championship: It’s Major-Time! Ja, es ist schon wieder so weit. Ein Höhepunkt jagt den nächsten. Nur drei Wochen nach der Open Championship und wenige Tage nach der dritten World Golf Championship des Jahres treffen sich die besten Golfer des Planeten bei der PGA Championship zum vierten und letzten Major des Jahres. Nach dem vergangenen Wochenende kann es eigentlich nur einen Favoriten geben: Tiger Woods! Aber Woods gewann auch vor dem Masters und der US Open hochkarätig besetzte Turniere (Arnold Palmer bzw. The Players) und dann befiel ihn am Major-Wochenende wieder diese unerklärliche Schwäche. All das, was ein oder zwei Wochen zuvor noch wie von selbst geklappt hatte, funktionierte nicht mehr. Tiger verzog Abschläge, Tiger puttete schlecht, Tiger machte Leichtsinnsfehler. So geht das nunmehr seit der US Open 2008. Seit über fünf Jahren wartet Tiger auf seinen 15. Majortitel. Endet die Warterei am Sonntag? Spielt er in Tigerform oder macht er einem oder mehreren seiner 155 Konkurrenten wieder einmal die Tür bei einem Major auf?

Und schon stellt sich auch die Frage, wer denn warum Tiger bzw. den Titelverteidiger Rory McIlroy herausfordern darf. Oder anders gesagt: wie setzt sich das Feld zusammen. Ich hatte das ja schon bei den drei anderen Majors beschrieben, im Grundsatz ist das nicht viel anders als dort auch. Alle ehemaligen PGA-Champions, alle Major-Sieger der letzten fünf Jahre oder die 70 Spieler, die in den letzten 12 Monaten auf der PGA Tour das meiste Geld verdient haben.

Drei Besonderheiten gibt es aber, die die PGA Championship von den anderen Majors abgrenzen:

1. Die PGA Championship hat nichts mit der PGA Tour zu tun. Die PGA Tour ist eine seperate Organisation für die professionellen Golftouren. Sie spaltete sich 1968 von der PGA ab. Im weitesten Sinne war vielleicht die Abspaltung der Deutschen Eishockey Liga vom Deutschen Eishockey Bund ein vergleichbarer Vorgang. Die PGA ist die Vereinigung der us-amerikanischen Golflehrer, die PGA-Championship also die amerikanische Golflehrer-Meisterschaft. Deshalb dürfen die zwanzig besten Golflehrer, die in einem seperaten Turnier, der PGA Professional National Championship, ermittelt wurden, an der PGA Championship teilnehmen.

2. Qualifikationsturniere, wie für die US Open oder die Open Championship, gibt es nicht. Mal abgesehen von den ehemaligen Siegern können also nur Spieler am Turnier teilnehmen, die in den letzten zwölf Monaten vernünftig Golf gespielt haben. Die PGA Championship gilt daher als das am besten besetzte der vier Major-Turniere.

3. Da die Qualifikationskriterien nicht die Weltrangliste berücksichtigen (sondern wie oben beschrieben die 70 besten der PGA-Tour-Geldrangliste), wären viele starke Spieler, die nicht Mitglied der PGA-Tour sind, nicht teilnahmeberechtigt. Daher räumen sich die Turnierorganisatoren das großzügigste Einladungsrecht aller Major-Turniere ein. Zur PGA Championship 2013 erhielten nicht weniger als 40 Spieler, viele von ihnen Mitglieder der European Tour, eine Einladung. Dazu gehört unter anderem auch Marcel Siem, der neben Martin Kaymer (der Gewinner der PGA Championship 2010 ein lebenslanges Startrecht genießt) einer von zwei deutschen Spielern im Feld ist. Gäbe es die Einladungen nicht, wären, neben Siem, unter anderem die beiden in diesem Jahr so furios spielenden Jungstars Matteo Manassero (Weltranglisten-28.) und Hideki Matsuyama (Weltranglisten-33.) nicht (!) qualifiziert gewesen.

Wie immer müssen einige Spieler auf ihr Startrecht verzichten, in diesem Jahr ist Louis Oosthuizen der prominenteste Pro, der fehlt. Der 2013 ohnehin nicht sonderlich formstarke Südafrikaner laboriert weiter an einer Nackenverletzung. Hunter Mahan ist nach seiner „Babypause“ dagegen wieder am Start.

Ermittelt wird der PGA Champion 2013 auf dem East Course des Oak Hill Country Clubs in der am Südufer des Lake Ontario gelegenen Stadt Rochester. Der Club im US-Bundesstaat New York wurde von „den Golflehrern“ zum dritten Mal als Gastgeber für ihr Major ausgewählt. 1980 gewann Jack Nicklaus, 2003 feierte Shaun Micheel seinen einzigen Tour-Sieg ausgerechnet bei der PGA Championship. Der Club war außerdem dreimal Austragungsort der US Open (1956, 1968 und 1989). 1995 gewann das europäische Team in Oak Hill den Ryder Cup. Zum damaligen Zeitpunkt war es für die Europäer erst der zweite Sieg auf amerikanischem Boden. 2009 rangierte der Par-70-Kurs auf Platz 11 der jährlich von der amerikanischen Golfbibel „Golf Digest“ veröffentlichten Liste der einhundert besten Kurse der Staaten. Seit 1901, als die ersten neun Löcher angelegt wurden, wird in Oak Hill Golf gespielt. In den vergangenen 112 Jahren wurden im Club alle großen Golf-Meisterschaften des Landes mindestens einmal ausgespielt: das U.S. Amateur, die U.S. Open, die PGA Championship, die U.S. Senior Open, die Senior PGA Championship und der Ryder Cup. Diese vollständige „Turniersammlung“ kann kein einziger weiterer Golfclub in den USA vorweisen.

Und wer landet bei der PGA nun ganz vorne? Nun, ein Blick zurück in die allerjüngste Vergangenheit könnte helfen. Denn der Kurs in Oak Hill und der South Course in Firestone sind sich gar nicht so unähnlich. Hügeliges Gelände, viele Bäume, wenig Wasser. Dazu laut PGA Tour identische Gräser im Fairway, Grün und Rough. Also doch Tiger? Trotz Major-Fluch? Das eine gewonne Generalprobe einem anschließenden Major-Sieg nicht abträglich ist, hat Phil Mickelson in Schottland gerade erst bewiesen. Und auch Woods weiß, wie es geht. 2007 gewann er erst das Bridgestone und dann die PGA Championship. Und sonst? Kaymer nach seinem Zauber-Sonntag? Der formstarke Henrik Stenson? Keegan Bradley, der PGA Champion von 2011 und momentan auch gut in Schwung? Vielleicht auch Rory McIlroy, der mit seinem Sieg im letzten Jahr einen schwachen Sommer vergessen ließ und einen umso stärkeren Herbst einläutete. Das wären meine Namen, von denen ich einen oben erwarte. Blöd nur, dass man im PGA-Fantasy-Spiel nur vier Spieler in sein Team wählen kann. Ich werde wohl Rory draußen lassen, er ist trotz sehr leicht aufsteigender Tendenz in Firestone (Platz 27) in dieser Saison ein zu großer Unsicherheitsfaktor. Oder doch Stenson? Der wird doch nicht vier mal in Folge in die Top 3 erreichen... Also doch noch „den“ Geheimtipp finden... Schwierig, aber ich kann mir ja noch bis Mittwoch abend ne Rübe machen.

01.08.2013

Das One-Million-Dollar-Baby


Das Masters hat das exklusivste Feld im Profi-Golf. Nicht falsch diese Aussage, meist schaffen weniger als einhundert Spieler die Qualifikation. Und natürlich hat das Masters als eines der vier Major-Turniere und als einziges der Big Four, das immer auf dem gleichen Platz ausgetragen wird, ein herausragendes Renomee. Aber wer ein Turnier sucht, für das die Qualifikation noch ein bißchen schwieriger ist, wo das Feld noch ein bißchen kleiner ist, der wird dieses Wochenende fündig. Das dritte von vier World-Golf-Championship-Turnieren steht auf dem Spielplan: das Bridgestone Invitational. Nur 73 Spieler werden heute in Akron, Ohio an den Start gehen, die sich in vier verschiedenen Kategorien qualifiziert haben. Ein Ticket ergattert haben alle Spieler der Ryder Cup-Teams 2012, die Top 50 der Weltranglisten der vergangenen zwei Wochen, die Sieger aller Turniere der letzten 52 Wochen, die ein Field Rating von 115 aufweisen (das zu erklären, würde den Rahmen sprengen, in der Regel schaffen fast alle Turniere der PGA-Tour sowie diverse European-Tour-Turniere diesen Wert) sowie die Sieger von fünf ausgewählten Turnieren anderer Profi-Golf-Touren. Major-Sieger aus vergangenen Zeiten, frühere Sieger des Bridgestone Invitational, Spieler, die sich durch eine Qualifikation ins Feld spielen konnten oder Amateure – all dies gibt es beim Bridgestone Invitational nicht. Insgesamt schafften 77 Spieler die Qualifikation über eine oder mehrere Kategorien, vier haben also verzichtet. Louis Oosthuizen fehlt verletzt, Hunter Mahan wurde vergangenes Wochenende Vater (dazu beim Rückblick später noch ein Wort), Senkrechtstarter Jordan Spieth sowie Peter Senior spielen ebenfalls nicht. Leider fehlt auch Marcel Siem, der über keine Kategorie ein Ticket buchen konnte. Sein Sieg bei der Trophee Hassan II im Frühjahr reichte nicht, da das oben angesprochene Field Rating dieses Turniers unter 115 lag. Und in der Weltrangliste ist er, wie schon seit Wochen, um Platz 60 gelistet. Deshalb vertritt Martin Kaymer die deutschen Farben alleine im Firestone Country Club. Der Name des Clubs hat übrigens wirklich was mit den Autoreifen zu tun, denn Gummi-Magnat Harvey Firestone stellte den Platz 1929 seinen Angestellten zur Verfügung. Heute gehört der South Course zu den angesehensten Plätzen auf der PGA Tour.

Rekordsieger des Turniers ist (natürlich) Tiger Woods. Dennoch sind die sieben Siege bei elf Austragungen zwischen 1999 und 2009 eine unfaßbare Marke, die er bei keinem anderen Turnier erreicht hat. Zwischen 1999 und 2001 sowie 2005 bis 2007 gelangen ihm sogar zwei Dreifach-Erfolge in Serie, eine Leistung die bei keinem anderen Turnier von keinem anderen Spieler der Welt geschafft wurde. In den Jahren von Woods Seriensiegen war das Bridgestone Invitational so vorhersehbar wie eine Volkskammer-Wahl in der DDR. Titelverteidiger ist Keegan Bradley. Tiger wartet mittlerweile seit 2009 auf einen Erfolg. Golf.de sah in der ungewohnten Abwechslung in der Siegerliste aber nur Vorteile, als dort im Vorbericht festgestellt wurde, dass es gut ist, dass das Turnier „mehr als ein Pokal-Lieferdienst für Tiger Woods“ ist.

Dass Hunter Mahan letztes Wochenende zum ersten Mal Vater wurde, hatte ich bereits erwähnt. Dass er, als seine Frau Alarm schlug, in Führung liegend (!!!) die Canadien Open abbrach (!), möchte ich aber nochmal extra bemerken. Das zeigt, dass Hunter’s Qualitäten als Vater und Ehemann jenen als Golfspieler in nichts nachstehen, aber eben auch, wie angenehm dass Golf-Profi-Leben ist. Mal schnell von der Arbeit abhauen und auf eine Million Dollar Lohn verzichten, kann sich nicht jeder erlauben bzw. leisten. Den Preisgeldscheck in Kanada sicherte sich übrigens Brandt Snedeker, der nach Pebble Beach seinen zweiten Erfolg in 2013 feierte.

Nicht ganz so erfreulich wie für Hunter Mahan oder Brandt Snedeker verlief das vergangene Wochenende für die deutschen Golfprofis. Bernhard Langer verlor, nach dem er lange Zeit deutlich in Führung gelegen hatte, die Senior Open Championship und damit seinen vierten Senioren-Major-Titel noch im Stechen an Mark Wiebe. Marcel Siem, der über eine Sponsoreneinladung bei der RBC Canadien Open startete, erklärte via Facebook sogar, nicht mehr besser spielen zu können und kündigte an, seinen Putter in die ewigen Jagdgründe zu befördern. Am Ende sprang für Marcel ein geteilter 14. Platz in Ontario heraus. Leider fehlen damit vier Plätze für die automatische Qualifikation zur Reno-Tahoe-Open in Nevada, die in dieser Woche parallel zum Bridgestone Invitational ausgetragen wird und bei der der Sieger, wie bei jedem PGA-Turnier mit Alternate-Status 300 FedExCup-Punkte erhält. Da aber, wie oben beschrieben, das Feld bei der Bridgestone sehr limitiert ist, sind in Nevadas Bergen einige sehr bekannte Namen am Start, darunter der dreifache irische Major-Sieger Padraig Harrington sowie die ehemaligen Masters-Sieger Mike Weir (CAN) und Trevor Immelman (RSA). Gespielt wird übrigens (einmalig auf der PGA-Tour) im modifizierten Stableford-System, das heißt es gibt Punkte für die Ergebnisse, z. B. drei für ein Eagle, zwei für ein Birdie oder minus eins für ein Bogey.

Zum Schluss noch ein Hinweis auf die Damen. Und bitte Anschnallen. Ich sage nur Inbee Park. Drei Major-Titel hat die Südkoreanerin in diesem Jahr schon gewonnen. Nun geht’s auf den Old Course nach St. Andrews. Bei der Women’s British Open wird Park’s Links-Können auf Herz und Nieren getestet. Sandra Gal und Carolin Masson sind ebenfalls am Start. Können sie ihre Form vom vergangenen Wochenende, als sie beim Ladies European Masters in England, einem Turnier der Ladies European Tour, die Plätze drei und vier belegten, konservieren, steht guten Major-Resultaten nichts im Weg.

Die Golf-Weltelite mit Martin Kaymer in Ohio, die Damen mit Gal und Masson im Home of Golf, Alex Cejka in Nevada, Bernhard Langer beim Berenberg-Masters in Köln (wofür er sogar auf die Titelverteidigung bei der 3M-Championship auf der Champions Tour verzichtet) sowie mit Bernd Ritthammer, Nicolas Meitinger, Daniel Wünsche und Moritz Lampert (der vergangenes Wochenende auf der European Tour in Russland am Cut scheiterte – es gewann der Nordire Michael Hoey) vier Deutsche in Finnland auf der Challenge Tour – viel Golf am kommenden Wochenende, auch aus deutscher Sicht. Nur Marcel Siem bereitet sich (gezwungenermaßen) schon auf das vierte und letzte Major des Jahres, die PGA Championship, vor.