17.09.2013

Eine Karte, 30 Spieler, 59 Schläge und 10.000.000 Dollar



Die PGA-Tour schob während der Play-Offs eine Woche Pause ein, also gönnte ich mir nach dem langen Bericht zur Deutsche Bank Championship auch mal ein paar Tage Ruhe und melde mich heute, vor der Tour Championship in Atlanta, mit ein paar Worten über den Fortgang der Dinge im Golf wieder zurück.

Die Deutsche Bank Championship in Boston und die BMW Championship am vergangenen Wochenende haben das FedEx-Cup-Ranking „gemacht“. Die 30 Teilnehmer, die ab Donnerstag um 1,4 Millionen Dollar für den Turniersieg und 10 Millionen Dollar für den Gesamtsieg im FedExCup spielen, stehen fest. Als Führender geht Tiger Woods ins Wochenende, neben ihm haben Henrik Stenson (der seinen superstarken Sommer bei der Deutsche Bank Championship endlich mit einem hochverdienten Sieg krönte), Adam Scott, Zach Johnson (der die auf Grund der diese Saison so typischen Wetterkapriolen erst gestern Abend endende BMW Championship gewann) und Matt Kuchar die Chance, sich mit einem Sieg bei der Tour Championship aus eigener Kraft die FedExCup-Gesamtwertung zu sichern. Dieses Privileg haben sich die Top 5 der Jahresrangliste erspielt. Alle anderen 25 Teilnehmer müssen selbst bei einem Turniersieg in East Lake darauf hoffen, dass vor ihnen plazierte Spieler Federn lassen. Neben den fünf genannten haben sich Steve Stricker, Graham DeLaet (CAN), Phil Mickelson, Justin Rose (ENG), Brandt Snedeker, Jim Furyk, Nick Watney, Jordan Spieth, Jason Day (AUS), Hunter Mahan, Keegan Bradley, Gary Woodland, Bill Haas, Kevin Streelman, Jason Dufner, Webb Simpson, Billy Horschel, Char Schwartzel (RSA), Roberto Castro, Sergio Garcia (SPA), Boo Weekley, Brendon de Jonge (ZIM), D.A. Points, Luke Donald (ENG) und Dustin Johnson für Atlanta qualifiziert. Es nehmen also neben 21 Amerikanern nur neun internationale Spieler teil, ein sehr schwacher Wert. Insbesondere die Europäer haben zahllose Verluste zu beklagen. Rory McIlroy, der letztes Jahr noch als Führender nach Atlanta fuhr, fehlt ebenso wie Lee Westwood, Ian Poulter, Graeme McDowell oder Martin Kaymer. Für den Deutschen war auf seiner ersten vollen PGA-Tour-Saison bereits nach der Deutsche Bank Championship Endstation, die 2012er-Ryder-Cup-Helden Peter Hanson und Nicolas Colsaerts hatten die Play-Offs gar nicht erst erreicht. Neben den genannten Europäern haben mit Bubba Watson, Rickie Fowler, Angel Cabrera oder Ernie Els weitere prominente Spieler das Ticket für Atlanta (teilweise deutlich) verpasst.

Wie oben schon angesprochen verhinderten infernalische Regengüsse die planmäßige Beendigung der BMW Championship am Sonntag. Und so gewann Zach Johnson gestern zur Prime Time gegen 21 Uhr deutscher Zeit das Turnier, das als Western Open jahrzehntelang bekannt war und zu den legendärsten Stops auf der PGA Tour zählte und heute, als letzter Play-Off-Stop vor Atlanta, immer noch zählt. So nervig die Regenunterbrechungen 2013 auch waren, diese Montagsfinishs zur besten Sendezeit sind eine feine Sache. Einerseits muss man Sonntags nicht bis in die Puppen wach bleiben und der Sonntag Abend ist mit NFL und Tatort auch ohne Golf gut ausgefüllt. Schade war vorgestern nur, dass Martin Kaymer im Sky-Studio saß, um die Finalrunde mitzukommentieren. Statt über das Live-Geschehen zu berichten, glänzte Martin zu Bildern aus der Konserve mit zahllosen Anekdoten aus dem Profi-Golfzirkus. Natürlich sehen wir Martin am liebsten auf dem Golfplatz, aber die kurzweilige Plauderei mit Irek Myskow schreit förmlich nach einer Wiederholung.

Die European Tour gastierte in den vergangenen Wochen in der Schweiz und den Niederladen. Das Omega European Masters in Crans Montana gewann der Däne Thomas Björn, bei den KLM Open feierte Joost Luiten einen Heimsieg.

In Amerika kämpft Marcel Siem bei den web.com-Tour-Finals momentan um eine Karte für die PGA Tour 2013/14. Nach drei von vier gespielten Turnieren sieht es nicht so gut aus, Marcel hat bei den ersten beiden Veranstaltungen den Cut verpasst, am Wochenende fiel er bei der Nationwide Children’s Hospital Classic in Ohio nach zwei guten Auftaktrunden durch ein schwaches Wochenende noch auf den geteilten 25. Platz zurück. Marcel braucht beim letzten Turnier, der web.com-Tour-Championship in zehn Tagen nun ein Top-Ergebnis für eine PGA-Tour-Karte. Anderenfalls wäre er auch in der kommenden Saison wieder auf Sponsoreneinladungen angewiesen und könnte sein Jahr nicht selbst planen.

Die Damen trafen sich am Wochenende am Südufer des Genfer Sees zur Evian Championship. Das Turnier gehört zum feinsten, was es im europäischen Damen-Golf gibt. Geadelt wird es dieses Jahr durch die LPGA-Tour, die es zum ersten Mal als offizielles Major-Turnier anerkannte. Für Fourore sorgte zunächst Sandra Gal, die nach der ersten Runde in Führung lag. Leider spielte sie am Wochenende nur noch solide und fiel aus den Top Ten. Es gewann die norwegische Altmeisterin Suzann Pettersen.

Zum Schluss nochmal zurück zur BMW Championship. Am Freitag zauberte Jim Furyk eine seltene 59 auf den Platz im Conway Farms Golf Club in Lake Forest bei Chicago. Und sogleich brach in den Staaten eine Riesendiskussion über die Nicht-Nominierung von Furyk für den Presidents Cup los. US-Captain Fred Couples hatte seine beiden Wild Cards nämlich in der Woche zuvor an Longhitter Dustin Johnson und Senkrechtstarter Jordan Spieth vergeben. Furyk war für den Vergleich zwischen den Staaten und dem internationalen Team (ohne die Europäer selbstverständlich, die sich ja im Ryder Cup mit den Amerikanern messen) außen vor. Schon vor der 59 war die Entscheidung kontrovers diskutiert worden, schließlich präsentierte sich Furyk in den vergangenen Wochen in großer Form (so wurde er unter anderem Zweiter bei der PGA Championship) und zählt zu den erfahresten Spielern auf der Tour. Doch Couples hatte wohl bei der Vergabe seiner Captains Picks den letztjährigen Ryder Cup im Hinterkopf, als Furyk eine Wild Card erhalten hatte, dann aber in Medinah vollkommen enttäuschte und keinen einzigen Punkt für die Amerikaner holte. Und Furyk’s Nervenschwäche zeigte sich nun erneut bei „der BMW“. Die 59 reichte nicht, um das Turnier zu gewinnen, wie schon der PGA Championship, als er ebenfalls als Führender in den letzten Tag gegangen war, verspielte er seine Chancen, als es darauf ankam. Und so kann ich die Entscheidung von Couples durchaus verstehen, Furyk zu Hause zu lassen und stattdessen dem aufstrebenden Jordan Spieth beim gegenüber dem Ryder Cup weit weniger prestigeträchtigen Presidents Cup Erfahrungen in einem Mannschaftswettbewerb zu verschaffen.