30.03.2012

Ein Jahr auf der Tour

Im dritten Teil meiner Golf-Serie gibt's heut was für die Augen... Das Jahr auf der PGA- und der European Tour in einer grafischen Darstellung. Mit allen aktuellen Champions der Majors, WGC, Flagship-Events und des Tour-Finals. Zu FedEx-Cup und anderen Dingen gibts in Zukunft noch ein paar Details in weiteren Beiträgen, der angekündigte Beitrag über die wichtigsten Turniere folgt, ich hatte jetzt eher Lust, mich mal wieder im Word mit der Tabellenfunktion auszutoben.

Nächste Woche gibts dann ein paar Kuriositäten zum Masters, dem ersten Major des Jahres, welches ja am kommendem (Oster-)Wochenende stattfindet. Unter anderem beantworte ich die Frage, warum das Masters 2003 ohne Werbeunterbrechung im amerikanischen Fernsehen übertragen wurde und weshalb eine Frauenrechtlerin daran schuld war.

Jetzt aber erstmal die Grafik, die insbesondere das optisch darstellt, was ich im ersten Beitrag in dürre Worte gefasst hatte.



14.03.2012

Wer ist der beste Golfer der Welt?

Nach dem ein oder anderen Strauß Blumen für meinen ersten Golfartikel möchte ich heute mal die Frage aufwerfen, wer denn der beste Golfer der Welt ist bzw. ob man dies überhaupt seriös beantworten kann. Denn, wie im ersten Artikel geschrieben, konkurrieren ja mit der PGA und der European Tour zwei Turnierserien parallel und nahezu auf Augenhöhe. Dazu kommen noch zahlreiche kleinere Serien. Auf den ersten Blick könnte man also meinen, dass die Situation vergleichbar mit dem Profi-Boxen ist, wo man ja auch nur schwer sagen kann, wer momentan der beste Boxer der Welt ist, da jeder der großen Verbände seine eigenen Weltmeister krönt.

Während es im Profiboxen aber keine offizielle, einheitliche Weltrangliste gibt (es gibt nur sog. unabhängige Ranglisten), existiert eine solche im Golfsport: das OWGR, das Official World Golf Ranking, im Deutschen meist als Golfweltrangliste bezeichnet. Im OWGR fließen die Resultate der vier Major-Turniere und die Ergebnisse der anderen Turniere auf den Profi-Golftouren ein. Das OWGR basiert auf Punkten, die bei den Turnieren verteilt werden. Die Punkte richten sich nach verschiedenen Kriterien:

- Zugehörigkeit zu welcher Tour
- Art des Turniers
- Qualität der teilnehmenden Spieler

Für einen Sieg bei einem der vier Major-Turniere erhält ein Spieler 100 Punkte. Mehr Punkte kann ein Spieler nirgendwo erzielen, die Major-Turniere sind also entsprechend ihrer Bedeutung auch die für das OWGR wertvollsten Turniere.

Viele Punkte kann ein Spieler auch bei den vier WGC-Turnieren (siehe erster Artikel) sammeln, da ja auch hier die besten Spieler aller Touren gemeinsam antreten. So erhielten die Sieger der ersten beiden WGC-Turniere in diesem Jahr, Hunter Mahan und Justin Rose, 76 bzw. 78 Punkte für ihren jeweiligen Sieg.

Bei der dritten Kategorie, den regulären Turnieren, ist die Streuung der Punktzahlen sehr groß. Die Unterschiede liegen zwischen 20 (für den Sieg bei den „Africa Open“ auf der European Tour) und 80 Punkten für den Sieg bei der „Players Championship“ auf der PGA Tour, dem wichtigsten regulären Turnier im Golf. Auf den kleineren Touren gibt es teilweise noch weniger Punkte, weil die Qualität des Spielerfeldes oder einfach das Renomee der Tour insgesamt bedeutend schwächer ist.

Generell muss man sagen, dass die regulären Turniere auf der PGA-Tour etwas höher bewertet sind als die auf der European Tour. Das liegt auch daran, dass einige starke europäische und internationale Spieler häufiger (teilweise sogar fast ausschließlich) reguläre Turniere auf der PGA-Tour spielen als umgedreht US-Amerikaner bei regulären Turnieren in Europa anzutreffen sind. Der letztgenannte Fall ist sogar die absolute Ausnahme, die Amerikaner meiden Europa in der Regel.

Auf allen Turnieren erhalten die nächstplatzierten Spieler prozentual abgestuft weniger Punkte. Der Zweite erhält 60 % der Punkte des Siegers, der Zehnte 14 % und der 60. erhält immerhin noch 1,5 %.

Alle Punkte, die in den letzten zwölf Monaten erzielt wurden, werden zusammenaddiert und durch die Anzahl der gespielten Turniere geteilt. Der Quotient ergibt dann die Punkte in der Golfweltrangliste.

Keine Punkte (und übrigens auch kein Preisgeld) gibt es für Erfolge bei den Mannschaftswettbewerben. Hier spielen die Profis nur um Ruhm und Ehre für ihren Kontinent.

Zur Zeit ist der Nordire Rory McIlroy der Führende im OWGR. Vor zwei Wochen übernahm er die Führung vom Engländer Luke Donald und war damit der zweitjüngste Spieler (jünger war nur Tiger Woods), der jemals die Nr. 1 im OWGR war. Wenn ich schon einmal bei den Rekorden und Zahlen bin, will ich mit einigen noch um mich werfen. Bisher gab es 16 Spieler, die es an die Spitze der 1986 eingeführten Weltrangliste geschafft haben, mit Bernhard Langer (der sogar der allererste Erste war) und Martin Kaymer (der 2011 für acht Wochen die Nummer 1 war) waren auch zwei Deutsche darunter. Kein Spieler hat sich solange an der Spitze des OWGR gehalten wie Tiger Woods. Mit 623 Wochen wird er den Rekord noch sehr lange halten. Zum Vergleich: am zweitlängsten schaffte es Australiens Golf-Legende Greg Norman (331 Wochen), der beste noch auf der Tour aktive Spieler ist der Luke Donald (40 Wochen). Es wird also noch mindestens 583 Wochen (und damit mehr als elf Jahre) dauern, bis Woods dieser Rekord frühestens abgenommen werden kann. Und Woods spielt ja selber noch mit, ist zur Zeit 18. im OWGR. Realistisch ist, dass Woods diesen Rekord noch wesentlich länger halten wird.

Welche Aussagekraft hat das OWGR? Wie so viele Weltranglisten gibt es auch im OWGR einige Kuriositäten. So war der schon vierfache Major-Sieger Phil Mickelson (USA) noch nie die Nr. 1 der Welt, während Lee Westwood und Luke Donald (noch) nie ein Major gewonnen haben und trotzdem schon an der Spitze des OWGR standen. Da die Ergebnisse der letzten zwölf Monate einfließen, kann sich ein Golfer lange an der Spitze bzw. im Spitzenbereich behaupten, obwohl er keine Turniere spielt oder nur schlechte Ergebnisse einfährt. So war Tiger Woods noch bis Oktober 2010 die Nummer 1 der Welt, obwohl er, nach dem Bekanntwerden seiner Sexsucht im Herbst 2009 (Tigergate) im gesamten Jahr 2010 nur zwei geteilte vierte Plätze bei den ersten beiden Majors, aber kein einziges weiteres Top-10-Ergebnis aufweisen konnte. Dennoch ist das OWGR aus meiner Sicht ein relativ nützliches Werkzeug, um die Leistungen der Spieler vergleichbarer zu machen. Eines muss man aber bedenken: die Leistungsdichte im Golf ist wesentlich höher als in anderen Sportarten. Der derzeitige Fußball-Weltranglisten-72. Haiti dürfte wohl gegen Spanien nicht den Hauch einer Chance haben. Im Golf ist es dagegen vollkommen realistisch, dass ein Spieler aus diesem Bereich der Golf-Weltrangliste, ein Turnier gewinnt oder eine vordere Platzierung belegt.

Soviel zum OWGR, das jeden Montag frisch berechnet wird. Den aktuellen Stand gibt’s immer HIER.

Beim nächsten Mal stelle ich euch einige reguläre Turniere auf den beiden großen Touren (PGA und European Tour) vor. Einige Plätze, auf denen diese Turniere gespielt werden, habt ihr (okay, nur auf der PS3 ;-)) sogar schon selbst bespielt.

09.03.2012

Alles über Golf

Der PlayStation sei Dank - bei den Zipfelmützen grassiert das Golf-Fieber.

Nach Tonproblemen lag das Spiel zunächst wie Blei in meinem Wohnzimmerregal, sogar verkaufen wollte ich die Scheibe schon. Bei Sören lief das Spiel problemlos, bei Chrischi auch - also ein letzter Versuch, das Spiel im Hintergrund anlaufen lassen und siehe da - Audio! Seitdem duellieren wir uns auf legendären Golfplätzen vor der Kulisse atemberaubender Landschaften. Es wird Zeit, den Sport Golf im allgemeinen und das System des Profi-Golf etwas näher zu beleuchten. Damit Einsteiger den Überblick nicht gleich verlieren, möchte ich manches Detail hier bei dieser Einführung außer Acht lassen.

Die Touren

Die Golf-Saison läuft über das ganze Jahr. Sie beginnt im Januar und endet im Dezember. Zwei Organisationen dominieren das professionelle Golf und sind der "Spielplatz" für die besten Profis der Welt: Einerseits die nordamerikanische PGA-Tour und zum anderen die European Tour. Es gibt noch zahlreiche weitere Touren, die aber nur eine regionale Bedeutung haben, für Nachwuchsspieler aber durchaus interessant sind. Dazu gehören beispielsweise die Sunshine Tour in Südafrika, die Asian Tour oder die Japan Golf Tour.

Die Turniere

Wie oben bereits angesprochen möchte ich (noch) nicht zu sehr ins Detail gehen. Deswegen genügt es heute, wenn wir vier Arten von Turnieren
unterscheiden:

1. Reguläre Turniere
2. die vier Major-Turniere
3. die vier Turniere der World Golf Championship (WGC) 4. Mannschaftsturniere

Die regulären Turniere bilden den Schwerpunkt der Saison. Auf der PGA-Tour finden, je nach Zählweise zwischen 30 und 40 reguläre Turniere statt, einige, unbedeutendere, auch parallel zu den Major bzw. WGC-Turnieren. Mit wenigen Ausnahmen (Mexiko, Kanada, Puerto Rico) finden alle Turniere in den USA statt. Der Schwerpunkt liegt in den südlichen Bundesstaaten. Eine ähnliche Anzahl von regulären Turnieren wird auf der European Tour gespielt. Allerdings findet etwa die Hälfte der Turniere gar nicht in Europa statt. Die European Tour expandiert in den letzten Jahren immer stärker. Zum Auftakt im Januar wird eine Serie von Turnieren in Südafrika gespielt, anschließend geht es auf die arabische Halbinsel, wo in den letzten Jahren einige der Öl-Milliarden auch in Golfplätze investiert wurden. Später im Jahr folgen dann noch zwei längere Perioden in Südostasien. Nur im Frühjahr und Sommer wird die European Tour ihrem Namen gerecht, wenn zwischen Schottland und Spanien gespielt wird.

Höhepunkte der Saison sind die vier Major-Turniere. Hier (und bei der WGC) treffen sich die besten Profis beider Touren und spielen gemeinsam um die vier legendären Titel.

Den Auftakt bildet das Masters in Augusta im April. Beim bedeutendsten Golf-Turnier der Welt spielen die Spieler, neben einem fürstlichen Preisgeld, nicht um einen fetten Pokal, sondern um das legendäre Grüne Sakko (Green Jacket). Das Masters ist das einzige der vier Majors, welches immer auf dem gleichen Platz ausgetragen wird, nämlich in Augusta im US-Bundesstaat Georgia.

Das zweite Major sind die US Open, die alljährlich im Juni ausgetragen werden. Die Austragungsorte wechseln von Jahr zu Jahr. Typischerweise sind die Plätze sehr schwer, der Sieger gewinnt meistens mit nur wenigen Schlägen unter Par.

"The Open Championship" ist das dritte Major und das einzige, welches nicht in den USA, sondern in Großbritannien ausgetragen wird. Außerhalb des UK wird es deshalb oft auch als "British Open" bezeichnet. Das Turnier wird im Juli an wechselnden Orten in England und Schottland ausgetragen, immer aber auf einem sogenannten Links-Platz. Einen Links-Platz, der immer am Meer gelegen ist, zeichnen hohe Dünen, natürliche Sandkuhlen und karger Grasbewuchs aus. Bäume fehlen gänzlich, Unregelmäßigkeiten im Gelände werden belassen und meist peitscht ein starker Wind ? kurz gesagt: raues Küstenklima.

Den Abschluss der Majors bildet im August die PGA-Championship, die, wie auch die US Open, immer auf wechselnden, meist parkähnlichen Plätzen in den USA ausgetragen werden.

Weitere vier Turniere haben den Status "World Golf Championship", womit wir bei der dritten Art von Turnieren sind. Ähnlich wie bei den Majors stehen sich die Profis der PGA und der European Tour hier gegenüber - ein Umstand, der die Turniere, neben dem Preisgeld zu besonderen Höhepunkten im Jahr macht. Die Turniere finden im Februar in Arizona, im März in Florida, im August in Ohio und im November in China statt. Ab dem Jahr 2013 soll ein fünftes WGC-Turnier im Dezember in Südafrika veranstaltet werden.

Golf ist ein Individualsport, doch einmal im Jahr treffen sich die Stars zu Mannschaftswettbewerben.

In geraden Jahren duellieren sich Europa und die USA um den legendären Ryder Cup. Seit 1927 wird das Turnier alle zwei Jahre ausgetragen. Bis in die 70er Jahre war es ein Duell zwischen dem Vereinigten Königreich und den USA. Doch da die Spieler von der Insel regelmäßig verloren, holten sie sich zunächst die Iren und dann die Kontinentaleuropäer ins Team.
Mittlerweile hat sich der alte Kontinent eine Art Vormachtstellung erspielt, von den letzten acht Austragungen gewannen die Europäer sechs.
Auch bei der letzten Austragung 2010 in Wales gab es einen europäischen Sieg, der nächste Ryder Cup findet im September diesen Jahres in Illinois, also turnusgemäß in den USA, statt. Dann dürfte es wieder hoch her gehen, denn während es im vornehmen Golfsport ja ansonsten eher gediegen zugeht, herrscht bei den Ryder Cups oft eine aufgeladene Atmosphäre, manchmal geht es bei Duell der alten gegen die neue Welt zu wie auf einem Fußballplatz.

Neben dem Ryder Cup wird seit den 80er Jahren auch der Presidents Cup ausgetragen. In den ungeraden Jahren spielen die besten US-Amerikaner gegen den Rest der Welt (allerdings ohne die im Ryder Cup antretenden Europäer). Von den bisher neun Auflagen gewannen die US-Boys sieben, einmal gab es ein Unentschieden, 1998 siegten die Internationals. Mit den besten Golfern aus Australien, Südafrika und Südkorea stellt ?die Welt?
mittlerweile ein sehr schlagkräftiges Team.

Auf die Mannschaftswettbewerbe und viele andere Dinge möchte ich demnächst in weiteren Ausgaben eingehen. Es gibt nämlich noch viele Details und Geschichten, die in diesem ersten Überblick keinen Platz fanden.