21.03.2011

Arbeitsverweigerung reicht für den FCC

Christian und ich hatten ja schon oft rumgesponnen, welches die schönste Art und Weise ist, ein Fußballspiel im allgemeinen oder eben jenes Derby zu gewinnen, welches am Samstag auf dem Abbe-Acker über die Bühne ging. Wir träumten von unberechtigten Foulelfmetern in der Nachspielzeit, regelwidrigen Platzverweisen und und und. Dass diese Spinnereinen am vergangenen Samstag Realität wurden, hätten wir im Leben nicht gedacht, als wir gegen halb eins die Ufer der Saale erreichten.

Für Erheiterung im prall gefüllten Gästeblock sorgte der fehlfarbene Anhang schon vor dem Anpfiff, als sie bei ihrer Choreo eindrucksvoll unter Beweis stellten, dass die meisten von ihnen nur mit Mühe die Hürde Grundschule übersprungen haben. Anders kann das fehlende „M“ im Wort Stimme (bzw. um es jenenserisch zu sagen: STIME) kaum erklärt werden. Die rot-weiße Kurve antwortete mit einem lautstarken „Ihr seid nur Analphabeten“ und stellte kurz darauf fest, dass im „Leuchtturm Thüringens“ auch die Uhr nicht gelesen werden kann. Eine pralle Viertelstunde später gings los, obwohl der Sportplatz bereits gefüllt war. Das Gastfreundschaft nicht zu den bevorzugten Jenaer Eigenschaften zählt, zeigte sich auch, als wir feststellen mussten, dass der Stadionsprecher kaum zu verstehen war, die entsprechenden Boxen waren wohl runtergedreht worden.



Irgendwann begann das Spielchen dann doch und schon nach drei Minuten brachte Reichwein die Kugel im Gehäuse der Jenaer Tor-Null(e) unter. Der Schiriassistent auf der Gegentribünenseite winkte aber mit seinem Fähnchen – zu Unrecht, wie sich später herausstellen sollte. Das Derby begann munter, auch Zeiss hatte nach einer starken Aktion von Orlando, der die gesamte Erfurter Verteidigung nach einer RWE-Ecke überrannte und sehr ansehnlich zu Brown-Forbes passte, eine dicke Möglichkeit. Der blaue 37er brachte es aber fertig, den Ball aus fünf Metern so aufs Tor zu bringen, dass Orle mit einer Faust spektakulär zur Ecke klären konnte. Schon in dieser Phase, als wir das Spiel mehr oder weniger im Griff hatten, wirkten wir bei einigen Situationen in der Defensive fahrig, brachten uns mit Quer- und Rückpässen zwei-, dreimal in unnötige Gefahr.

Nach einer halben Stunde gelang den Guten dann aber endlich die Führung. Nachdem Nulle gegen Pfingsten-Reddig stark pariert hatte und Reichwein, alleine auf Nulle zulaufend, wiederum zu Unrecht wegen Abseits zurückgepfiffen worden war, löffelte der Capitano, artig unterstützt vom abfälschenden Bopp, das Bällchen aus gut 20 Metern schön über Nulle ins Netz. 1:0 – dem Spielverlauf entsprechend. Es lief alles rund. Erst recht, als Hitzkopf Orlando direkt nach dem Tor sowie drei Minuten später jeweils wegen Provozierens Gelb gezeigt bekam und duschen musste. Christian und ich waren uns einig: diesen Typ möchten wir nicht geschenkt haben. Fußballerisch gehört er in die zwote Liga – was sein Hirn angeht, ist er wohl irgendwo auf dem Niveau der Jenaer Choreo-Verantwortlichen anzusiedeln.

Bis zur Pause kontrollierten wir die Partie absolut souverän und ohne Probleme. Alles schien seinen Gang zu nehmen, wir waren auf dem allerbesten Wege, die böse Stadt zu erobern. Doch die Vorfreude auf Halbzeit Zwo wurde schnell im Keim erstickt, denn die einheimische Zehn zeigte nun, wie man, wenn man spielerisch und numerisch unterlegen ist, so ein Derby bestreiten muss. Bis zum Umfallen ackerten und kämpften die blau gekleideten Gastgeber. Wir zogen uns dagegen immer weiter zurück, waren viel zu passiv, verloren fast jeden Zweikampf. Insbesondere über die rechte Seite, Weidlich und der für den gesperrten Malura nach rechts gerückte Möckel wirkten nach der Pause unglaublich schwach, erzeugte der FCC sehr viel Torgefahr. Unsere Laune sank von Minute zu Minute, wir konnten uns nicht erklären, was mit der rot-weißen Truppe los war. Richtig schlecht wurde es, als ausgerechnet der Ex-Erfurter Ullmann, dessen Vater RW-Mannschaftsarzt ist, (natürlich) von rechts bedient wurde und die Kugel nach einer Stunde zum Ausgleich ins Tor schiebt. Auch danach änderte sich nichts am Spiel. Jena hätte längst in Führung liegen müssen, doch entweder klärten wir auf der Linie (Pfingsten-Reddig und Weidlich) oder der Zeiss-Angriff verpasste beste Einschussmöglichkeiten knapp. Und Pech hatten die Gastgeber auch, als Ullmann im Strafraum von Hillebrand an der Ferse getroffen wurde und der Elfmeter-Pfiff ausblieb. Dem Schiedsrichter möchte ich hier weniger einen Vorwurf machen, aus seiner Position war diese Berührung sicher schwer zu sehen. Warum aber sein Assistent, der bei Reichwein in Hälfte Eins zweimal brav die Fahne gehoben hatte, jetzt nicht winkte, obwohl er allerbeste Sicht hatte… Ach is ja auch egal, was kümmert mich das Elend anderer. Und gerade das von „denen“.

Um die 80. Spielminute herum, sah ich mich genötigt, dass Wort „Arbeitsverweigerung“ an die Daheimgebliebenen zu texten. Mehr war es einfach nicht, was unsere Jungs da auf dem Rasen zeigten. Doch dann gab Reichwein einem langen Pass eine kleine, aber entscheidende Richtungsänderung. Wir schreiben die 85. Spielminute. Drexler rollt der abgefälschte Ball genau ins Füßchen, er läuft auf Nulle zu. Und er verwandelt eiskalt. TOOOOOOOOOOOOR! 2:1! DERBYSIEGER! Hatten wir vorher 40 Minuten Scheiße gespielt? War es unverdient? Und… war es gar Abseits??? Wie von einer Tarantel gestochen, rannten Zeiss-Spieler und -Verantwortliche auf den Linienassi zu und wollten sich mal erkundigen. Der stand jedoch zu seiner Entscheidung, weil er einfach nicht gesehen hatte, dass Reichwein den Ball noch abfälscht. In DIESEM Moment war Drexler meterweit, wirklich mega-eindeutig, im Abseits. Da er diese Berührung aber nicht gesehen hatte, ließ der Linienmann seinen Wimpel auf sechs Uhr hängen und wir führten tatsächlich! GEILO! Nach 40 Minuten Arbeitsverweigerung durch ein unberechtigtes Tor beim Erzfeind führen, nach dem der fünf Minuten zuvor beschissen worden war! Herrlich! Göttlich! Mit Worten nicht zu beschreiben!












Die Aussage, die Anreise für Gästefans ohne Eintrittskarte sei die Anreise zwecklos, wurde eindrucksvoll wiederlegt!


Zwei Minuten später verwandelt Drexler noch einen Konter. 3:1! Die Entscheidung! Der Block tobt. Der Block bebt. Abpfiff. Orle klettert auf den Zaun, Drexler kriegt das Megaphon in die Hand, wird von Zedi auf den Schultern getragen. UFTA!!! DERBYSIEGER!!! Und wir sind uns einig: so isses viel schöner, als ein 5:0, was schon zur Halbzeit sicher ist.













Am Sonntag erfahre ich in den Foren von aus dem Zeiss-Block fliegenden Metallgegenständen. Nur mit Glück werden keine RWE-Fans verletzt. Ein Jenaer Ordner liegt im Krankenhaus, ein Böller aus dem Zeiss-Block explodierte neben seinem Ohr. Die Pyro-Show vorm Spiel war nicht angemeldet. Unsere Jungs vom Live-Radio müssen nach dem 2:1 von Polizei/Ordnungskräften geschützt werden. Foren-User „ronry“ ist da dran, er bereitet Strafanzeigen vor, informiert Euch hierüber bitte im Spieltagsthred (ab Seite 16) in der RWE-Community selbst. Hoffentlich wird der Zeiss-Anhang, der immer so dargestellt wird, als könne er keinem Schäfchen was zu leide tun, endlich mal ins richtige Licht gerückt.


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