07.07.2011

Tour de France

Seit dem vergangenen Wochenende rollt die Tour de France wieder über die Straßen unseres Nachbarlandes. Ich verfolge die Tour ja schon seit den Zeiten Miguel Indurains, also lange vor dem Jan-Ullrich-Boom. Damals als der legendäre, leider viel zu früh verstorbene Peter Woydt auf Eurosport kommentierte und mitlitt, als das Team Telekom in den Anfangsjahren nur hinterherfuhr und auch die teuersten Neuverpflichtungen (mir fällt in diesem Zusammenhang immer der Name Wladimir Pulnikow als Synonym ein) bei den ersten etwas steileren Rampen sofort zurückfielen.

Dieser langjährigen Verbundenheit und Begeisterung können auch die zahlreichen Dopingfälle nichts anhaben. Für mich ist die Tour mehr als nur ein Radrennen, welches von den Contadors, Winokurows und Bassos nicht kaputt gemacht werden kann. Umso ärgerlicher, dass diese drei Sünder (wie einige andere auch) im Feld der Tour 2011 mitrollen. Insbesondere der Fall Contador zeigt, wie großzügig in einigen Ländern (hier: Spanien) über Verfehlungen hinweggesehen wird und wie „eilig“ es der Weltradsportverband mit der Aufklärung dieser Fälle hat. Aber wie gesagt, die Tour wird niemals untergehen. Und so freue ich mich dann eben über Zeitverluste von Contador auf den ersten beiden Etappen oder seine knappe Niederlage gegen Cadel Evans an der Mur de Bretagne am Dienstag.

Nachdem sich die öffentlich-rechtlichen Sender wegen der Dopingproblematik im kommenden Jahr aus der Tour-Übertragung zurückziehen und dieses Jahr nur noch auf Sparflamme berichten (auf der 1. Etappe stiegen sie 13 Sekunden nach dem Zieleinlauf von Philippe Gilbert aus – da war Contador noch über eine Minute vom Ziel entfernt), machte Chrischi gestern abend den Vorschlag, dass ich hier ein paar Sätze über die Informationsmöglichkeiten zur Tour verliere. Das greife ich gerne auf.

Lange bevor die Tour beginnt, gehört das offizielle Programmheft der Tour de France zur Pflichtlektüre für jeden Tour-Fan. Das französische Heft wurde früher, ins Deutsche übersetzt, von ARD und ZDF herausgegeben, mittlerweile übernimmt das das Fachmagazin procycling. Herzstück des Heftes ist ausführliche Vorstellung der Strecke mit Kommentaren der Streckenbauer, detaillierten Landkarten, den Bergprofilen und der genauen Marschtabelle. Dazu gibt’s ein paar Interviews, die Vorstellung der Teams und einige historische Geschichten.

Sehr detaillierte Auskünfte zur Strecke bietet auch die offizielle iPhone-App zur Tour. Dort sind die Profile ebenfalls hinterlegt, die Strecke ins google-maps integriert. Dazu sind die Kommentare der Tour-Organisation zu den jeweiligen Etappen sogar etwas ausführlicher als im Heft. Dafür fehlen allerdings die Marschtabellen. Das aktuelle Renngeschehen kann man mittels GPS-Live-Daten verfolgen, allerdings offenbarte die App hier Schwächen, als sie am Montag über Stunden einige Favoriten (z.B. Cadel Evans) auf der Flachetappe in einer Ausreißergruppe vermeldete. Es dauerte Ewigkeiten, bis der Fehler behoben und die richtigen fünf Fahrer genannt waren, die sich vor dem Feld befanden. Der Härtetest für die Live-Daten kommt dann in den Bergen, wenn das Renngeschehen unübersichtlich und das Feld in zahlreiche Gruppen zersplittert ist. Positiv ist die „Favoriten-Funktion“, wodurch man seine Lieblingsfahrer in den verschiedenen Wertung sehr schnell findet.

Im App-Store wird die App ja ganz schön zerrissen, wie mir Chrischi gestern sagte. Und einige Dinge sind wirklich stark verbesserungswürdig. Neben den schon angesprochenen Sachen sind dies, dass auch nach fast einer Woche Tour immer noch keine Fotos bzw. Angaben zu den Rennfahrern in deren Profilen sind. Es gibt keine Archiv-Funktion, d.h. ich kann mir nur die aktuelle Gesamtwertung anschauen, nicht aber die von den Vortagen. Außerdem nerven die regelmäßigen Abstürze und die Tatsache, dass die mit Skoda-Werbung versehene App auch noch 79 Cent kostet. Vergleichbare Apps, z. B. von Wimbledon, der Eishockey-WM oder der PGA-Tour sind gratis.

Online informiere ich mich gerne über die offizielle Seite www.letour.fr, die es sogar wieder in einer deutschen Version gibt. Hier findet man auch viele Details zur Strecke, insbesondere auch zu den Etappenorten. Was ich bedauerlich finde, dass es nachwievor die komplette Strecke nicht zum Download für Google Earth gibt (hab ich zumindest noch nicht gefunden). Ebenfalls gut ist das Angebot von sportschau.de. Hier blick ich meistens, wenn ich mich über die aktuellen Stände in den einzelnen Wertungen informieren will. Zudem gibt es hier die in der App vermisste Archiv-Funktion. Außerdem gibt’s ab und an interessante, teils sogar dopingfreie Interviews mit Fahrern, Teamverantwortlichen und/oder sonstigen Leuten, die die Tour auf verschiedene Art und Weise begleiten. Das Online-Angebot der Sportschau ist auf jeden Fall besser als die TV-Liveberichterstattung.

Ebenfalls empfehlenswert ist die Seite radsport-news.com. Weniger für den statistischen Teil, mehr für die Berichte. Hier hat die Seite wirkliche Stärken. So schreibt hier ARD-Kommentatoren-Legende Herbert Watterot täglich eine Vorschau und der deutsche Rabobankfahrer Grischa Niermann ein Tour-Tagebuch. Diese Form der Tagebücher gibt’s auch auf diversen anderen Seiten, unter anderem auch auf den offiziellen Seiten der Teams bzw. der Fahrer.

Fazit: DEN wirklichen Tipp gibt es nicht. Wer die Tour nicht live im TV verfolgen kann, nutzt am besten den recht ausführlichen Live-Ticker der Sportschau. Für das statistische bemüht man ebenfalls dieses Angebot, Berichte und Hintergründe studiert man auf radsport-news.com. Die App ist, wenn man nicht total radsportvernarrt ist, überflüssig. Insbesondere wenn man, so wie ich, das Programmheft hat.

PS: Ich freue mich ungeachtet einhundertjährigem Alpen-Jubiläum einschl. zweimal Galibier und Alpe d'Huez insbesondere auf die Pyrenäen-Etappen. Schließlich sind Christian und ich ja jetzt absolute Experten für dieses Gebirge und die legendären Anstiege. Am übernächsten Wochenende ist es soweit.

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