12.07.2012

Der heiße Juli auf der European Tour

Heute in einer Woche blickt die gesamte Golfwelt nach Europa… selbst in Amerika ruht dann der Zirkus, untrügliches Zeichen dafür, dass „The Open Championship“ ausgespielt werden. Das älteste Golfturnier der Welt, der erste Sieger wurde bereits im Jahre 1860 – also vor 152 (!) Jahren - ermittelt, ist das einzige Major-Turnier welches außerhalb der USA ausgetragen wird. Die Open, die eigentlich nur in Nordamerika (fälschlicherweise) als „British Open“ bezeichnet werden, werden im jährlichen Wechsel auf verschiedenen Links-Plätzen in England und Schottland ausgetragen. Derzeit befinden sich neun Plätze in der Rotation, 2011 und 2012 finden zum ersten Mal in der langen Geschichte des Turniers zwei Open hintereinander in England statt, in diesem Jahr im Royal Lytham & St. Annes Golf Club südlich von Blackpool in der Grafschaft Lancashire. Titelverteidiger ist der Nordire Darren Clarke. Ich hoffe, in der kommenden Woche noch etwas ausführlicher auf ein paar Geschichten und Anekdoten zur Open Championship eingehen zu können.

Die Open sind der Höhepunkt der European Tour, die Wochen vor der Open im Juli sind mit der Open de France und den Scottish Open, zwei der besten regulären Turniere in Europa die heißesten Wochen im Golfkalender auf dem alten Kontinent. Und auch ein Deutscher mischt in diesem Jahr kräftig mit. Doch es ist nicht Martin Kaymer, der zwar einige passable Top-20-Ergebnisse bei den großen Turnieren des Jahres abgeliefert hat, aber eigentlich schon seit Saisonbeginn seiner Form hinterhergolft. Erschwerend kommt hinzu, dass Kaymers Formkurve seit den US Open im Juni noch weiter nach unten zeigt. Beim (alles andere als überragend besetzten) Heimturnier in Köln verpasste Kaymer den Cut, in Frankreich wurde er 70. und damit Letzter der für das Wochenende qualifizierten Spieler. Weil Kaymer, der in der Weltrangliste folgerichtig auf Platz 14 durchgereicht wurde, langsam aber stetig auch in der europäischen Ryder-Cup-Rangliste abrutscht (z. Zt. ist er aber noch sicher qualifiziert), hat er sogar kurzfristig für die Scottish Open gemeldet.

Im Mittelpunkt des deutschen Interesses dürfte im hohen Norden Schottlands aber Marcel Siem stehen. Siem ist der oben angesprochene, dieses Jahr kräftig auf der European Tour mitmischende Deutsche. Höhepunkt seiner starken ersten Jahreshälfte war sein Erfolg letztes Wochenende bei der Open de France. Siem, der wie Kaymer aus dem Rheinland stammt, musste über acht Jahre auf seinen zweiten European-Tour-Titel warten. Durch den Erfolg in Paris, wo 2018 der Ryder Cup ausgetragen wird, qualifizierte er sich nicht nur für die Open Championship, vielmehr schoss er in der Weltrangliste von 120 auf 58. Ein sehr bedeutender Schritt, denn nun ist Siem automatisch für alle Turniere der World Golf Championship sowie für die PGA Championship, das vierte Major-Turnier des Jahres im August, qualifiziert. Bei diesen hochdotierten Turnieren kann er weitere Punkte sammeln und in der Weltrangliste weiter klettern. Der Sprung unter die Top 50 würde schon reichen, um automatisch für alle vier Majors qualifiziert zu sein, also auch für das Masters in Augusta.

Einen ähnlich bedeutenden Status auf der European Tour wie die von Siem gewonnene Open de France haben auch die Scottish Open, welche heute Morgen begonnen haben. Neben vielen europäischen Top-Golfern haben auch einige Stars gemeldet, die sonst ausschließlich in Nordamerika spielen. An der Spitze der „Gäste“ steht sicherlich Phil Mickelson der außer zur Open Championship Europa sonst scheut wie der Teufel das Weihwasser. Weil sich aber auch Phil, ähnlich wie Kaymer in einer kleinen Formkrise befindet, will er vor der Open versuchen, sich durch ein starkes Ergebnis Selbstvertrauen zu holen. Zudem kann er sich in Schottland auch an die europäischen Besonderheiten gewöhnen. Insbesondere der hiesige Sommer ist für die von der Sonne verwöhnten amerikanischen Topstars alljährlich eine heftige Umstellung. Es ist einfach ein Unterschied bei 30 Grad und Sonne in den Staaten zu golfen oder auf der Insel bei Wind, Regen und 15 Grad am Abschlag zu stehen. Viele andere US-Stars verzichten trotzdem auf ein Vorbereitungsturnier in Europa, Tiger Woods & Co. bereiten sich traditionell in Irland trainierend auf europäisches Links-Golf vor.

Eine Woche vor der Open Championship lohnt also ein Blick nach Castle Stuart bei Inverness nicht nur wegen der traumhaften Landschaft zwischen Highlands, Schlössern und Moray Firth, einem Meeresarm der Nordsee. Neben Kaymer, Siem und Mickelson spielen neben vielen weiteren europäischen Elite-Golfern auch der Weltranglistenerste Luke Donald oder der Masters-Zweite Louis Oosthuizen in der traumhaften Landschaft zwischen den Highlands und der Nordseeküste.

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