20.01.2012

RWE startet ins neue Jahr

Morgen beginnt das Fußballjahr 2012 für unseren FC Rot-Weiß. Rückrunde kann man ja nicht schreiben, denn den Start in selbige haben wir ja mit den beiden Niederlagen gegen Babelsberg und in Drackendorf schon aufs allerfeinste versaut. Die beiden Spiele haben eindrucksvoll gezeigt, warum RWE eben kein Aufstiegskandidat ist. Wir sind zu inkonstant, wir sind nicht bissig genug, um ganz oben anzugreifen. Letztes Jahr schmissen wir in Ahlen, gegen eine Mannschaft die damals mausetot war und heute weit abgeschlagen das Tabellenende in der sechsten (!) Liga ziert, eine 3:1-Halbzeitführung weg. Dieses Jahr hatten wir uns insbesondere durch unsere Auswärtsstärke grad in die Nähe der Aufstiegsränge gekämpft, als wir satt vom vermeintlichen Erfolg und benebelt von der vermeintlichen Stärke gegen die 03er und an der Saale die Füße hochnahmen und gegen zwei Teams aus dem unteren Tabellendrittel satte null Punkte einfuhren. Doch genug mit der Aufarbeitung des Dezembertraumas. Zu der aus meiner Sicht milden DFB-Strafe und der Problematik mit der KEF und/oder anderen Krawallmachern will ich mich nicht weiter äußern, hoffen wir dass diese nicht an den Verein sondern nur an ihre Selbstdarstellung denkenden Idioten nicht so weit gehen, dass alles, was in den letzten Jahren mit Weitsicht und Seriosität aufgebaut wurde, kaputt gemacht wird. LEUTE, ES GEHT UM DEN VEREIN UND NICHT UM EURE „INTERESSEN“!

Zum Sportlichen: In der Winterpause haben wir den Kader nur überschaubar verändert. Noch Anfang Januar wurde ja jeglichen Neuverpflichtungen kategorisch eine Absage erteilt, doch spätestens als der nun gestern nach Hause geholte Marco Engelhardt in den Testspielen gegen Gotha und Bayern München auflief, war klar, dass Marco zurückkehren wird. Einziger Abgang ist der bereits vor Weihnachten fristlos gekündigte Fikri El Haj Ali. Hoffen wir, dass der Verein den vermutlich anstehenden Arbeitsgerichtsprozess gewinnt und das Geld auch wirklich einsparen kann. Sportlich stellt die Kündigung keinen Verlust dar.

Im Tor hat Stefan Emmerling den Konkurrenzkampf neu ausgerufen. Andreas Sponsel hatte den sportlich überzeugenden Markus Rickert vor dem Saarbrücken-Spiel wegen der „Disco-Affäre“ abgelöst und diese Änderung aus disziplinarischen Gründen auch sportlich gerechtfertigt. Aus meiner Sicht gibt es daher keinen Grund, den Torwart erneut zu wechseln, Sponsel hat die Gunst der Stunde genutzt und sich das weitere Vertrauen redlich verdient.

In der Abwehr wechseln Licht und Schatten ab, darstellen kann man das am besten an unseren beiden Neuzugängen aus Babelsberg. Während Innenverteidiger Joan Oumari die mit Abstand beste Neuverpflichtung des Sommers ist, personifiziert der für die Außenbahn geholte Igor Jovanovic unsere Probleme dort. Oumari ist aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken und hat Bertram sowieso und auch Rauw in der Hierarchie klar überholt. Rauw wurde sogar nach rechts verschoben, weil keiner der dort getesteten Spieler gänzlich überzeugen konnte: Jovanovic hatte zunächst Integrationsprobleme, war später verletzt, Ofosu-Ayeh ist schnell und entsprechend gut in der Vorwärtsbewegung, offenbarte aber nach hinten Schwächen und ein Weidlich in guter Form wird in der Offensive benötigt. Die Notlösung Rauw ist zur Dauerlösung geworden, zwar kommt von ihm nach vorne recht wenig, wenn er es aber schafft, seine Position außen konsequent zu besetzen anstatt zu oft noch nach innen zu ziehen, ist er wohl die beste Variante.

Größte Baustelle ist die Linksverteidigerposition. Es wird immer deutlicher, dass Thomas Ströhl einfach kein Verteidiger ist. Je höher wir unsere Ansprüche in Richtung 2. Bundesliga formulieren, desto ernster müssen wir auf dieser Position personell nachlegen. Wegen der Schwächen Ströhl’s setzte Emmerling auf Olivier Caillas, der mir aber mit seinen Undiszipliniertheiten und ständigen Diskussionen um jede noch so kleine Kleinigkeit mittlerweile gehörig auf die Nerven geht. Olli, konzentrier dich aufs Fußballspielen! Für die linke Seite fällt mir als Alternative nur Marco Engelhardt ein, der dann aber für meine Überlegungen im Mittelfeld verloren wäre. Ströhl, Caillas, Engelhardt – bei jedem fällt mir etwas ein, was gegen ihn spricht. Warum also nicht mal Rhys Tyler ins kalte Wasser werfen? In Bremen ist Caillas sowieso gesperrt und Engelhardt wird möglicherweise von Emmerling im Vierer-Mittelfeld gebraucht.

Im defensiven Mittelfeld waren Rudolf Zedi und Nils Pfingsten-Reddig fast gottgleich gesetzt. Sind Stefan Emmerling die Alternativen zu jung (Baumgarten, Göbel, Paradies) oder zu schlecht (Humbert)? Humbert? Ja, der ist immer noch in Erfurt. Im Sommer dürfte aber niemand mehr irgendeine Option haben, um den Vertrag nochmals zu verlängern. Manchmal kommt es mir vor, als hätten die Franzosen Humbert 1945 in Deutschland vergessen, so lange wärmt der schon unsere Ersatzbank. Es fehlte definitiv an Alternativen auf der Doppel-Sechs und in manchen Spielen wirkten Rudi und Nils auch so, als wären sie sich ihrer Sache etwas zu sicher. Konkurrenz (durch Engelhardt) belebt das Geschäft! Nicht schlecht also. Und gegen Bayern zauberte Emmerling sogar ein 4-1-4-1 aus dem Hut, bei dem alle drei spielen könnten: Zedi defensiv und Engelhardt sowie Pfingsten als Doppel-Acht. Durch dieses System wäre unser Loch im offensiven Mittelfeld, welches in der Hinrunde insbesondere in Heimspielen bedenklich klaffte, zumindest quantitativ etwas gestopft.

Auf den offensiven Außenpositionen haben wir mit Manno, Drexler, Morabit und Weidlich (gegen Ende der Hinrunde mit aufsteigender Form) eine Menge Qualität und zahlreiche Alternativen und Möglichkeiten. Nirgendwo, außer vielleicht im Tor, ist der FC RWE so gut besetzt wie hier. Wenn insbesondere der Linksverteidiger seine Aufgabe ähnlich defensiv interpretiert wie Rauw auf rechts, dann haben die Außen den Rücken frei und können sich offensiv voll entfalten. Als gelernte Stürmer haben Morabit, Drexler und Manno zudem alle Möglichkeiten, die einzige Spitze im 4-1-4-1, Reichwein, ganz vorn zu unterstützen. Vorne sind wir also auf dem Papier sehr variabel aufgestellt. Von daher ist es fast nicht zu begreifen, warum wir mit diesen technisch starken Spielern in Heimspielen solche Probleme gegen kompakte Mannschaften hatten. Vielleicht ist die Lösung wirklich das 4-1-4-1 mit einem etwas offensiver agierenden Pfingsten-Reddig. Auch wenn Nils sicher alles andere als ein Spielmacher ist. Aber andere Alternativen sehe ich nicht, möglicherweise den jungen Göbel.

Genug überlegt, nun Butter bei die Fische, hier ist meine Startaufstellung für Bremen:

Reichwein
Morabit – Engelhardt - Pfingsten-Reddig - Weidlich
Zedi
Tyler – Oumari – Bertram - Rauw
Sponsel

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