22.05.2013

Kaymer lebt - die European Tour liegt auf der Intensivstation


Bis auf Martin Kaymer’s fünften Platz bei der Byron Nelson in Dallas gab es am vergangenen Wochenende nur wenig positives vom deutschen Profigolf zu berichten. Doch bleiben wir zunächst bei Martin’s bestem Ergebnis, seit er PGA-Tour-Mitglied ist. Klammert man den geteilten neunten Platz bei seinem Achtelfinal-Aus bei der Accenture Match Play im Februar mal aus, war er im Zählspiel bisher nie besser als geteilter 35. (Masters). Ein deutliches Lebenszeichen also bei einem allerdings für PGA-Tour-Verhältnisse nur durchschnittlich besetzten Turnier (OWGR: 40). Besonders war das Turnier aus deutscher Sicht aber dennoch, weil Kaymer und Marcel Siem vor der Schlussrunde geteilte 10. warten und am Sonntag zusammen auf die Runde gingen. Während sich Kaymer bei sehr schwierigen (stürmischen) Verhältnissen aber mit einer der wenigen Unter-Par-Runden am Sonntag weiter verbessern konnte, schoss Marcel auf dem Par-70-Platz wegen zweier später Doppel-Bogeys eine 75 und fiel noch ins Mittelfeld zurück. Schade für ihn, da er ja als Nicht-PGA-Tour-Mitglied auf Einladungen für Turnierstarts in den Staaten angewiesen ist. Es sei denn, er wird mindestens Zehnter, dann ist er beim nächsten regulären Turnier automatisch startberechtigt. Abhaken, weiter machen, die nächsten Einladungen dürften kommen. Gewonnen hat die Byron Nelson Championship Sang-Moon Bae, der sich mit Keegan Bradley am Sonntag ein spannendes, aber keinesfalls hochklassiges Duell lieferte. Beide kämpften sich mehr über den Platz, verzogen die Abschläge serienweise in die Bäume, am Ende fing sich der junge Koreaner wieder und fuhr seinen ersten Sieg in Amerika ein.

Auf der web.com-Tour, der „zweiten Liga“ in Amerika starteten Alex Cejka (den ich in der Vorwoche fälschlicherweise als Starter bei der Byron Nelson genannt hatte) und Stephan Jäger beim BMW Charity Pro-Am in South Carolina. Beim Sieg des Amerikaners Mark Anderson wurde Jäger guter Elfter, Cejka spielte als 69. keine Rolle.

Max Glauert und Moritz Lampert schlugen bei der Madeira Islands Open auf der European Tour ab. Bei dem Turnier, auf welchem überwiegend die dritte Garde der European-Tour-Spieler plus die besten Challenge Tour-Spieler spielen, verpassten beide den Cut. Ärgerlich war das insbesondere für Glauert, der mit seiner 69 am Donnerstag in der Spitzengruppe lag, am Freitag aber eine 83 folgen ließ. Es gewann der Amerikaner Peter Uihlein, der im Gegensatz zu vielen seiner jungen Landsleute nicht den Weg über die web.com-Tour geht sondern sich über die European Tour für höhere Aufgaben, sprich die PGA-Tour empfehlen möchte.

Hauptsächlich richteten sich die Blicke auf der European Tour aber nach Bulgarien, wo die Volvo World Match Play Championship auf dem spektakulären Platz „Thracian Cliffs Golf & Beach Resort“ ausgespielt wurde. Beim ersten Gastspiel der European Tour in Osteuropa kamen auch einige Stars an die Schwarzmeerküste, der OWGR-Wert von 32 zeigt aber, wie sehr das Ansehen auch dieses Turniers, was einst alle großen Stars anlockte, gelitten hat. Am Ende sicherte sich mit Graeme McDowell zwar einer der großen Namen den Turniersieg, dennoch reiht sich auch die einst große World Match Play Championship nahtlos in die Reihe schlingernder Turniere auf der European Tour ein. Sehr schade!

Die Krise der European Tour zeigt sich auch ab morgen in Wentworth. Zwar ist das komplette europäische Ryder-Cup-Team 2012 am Start, mit Louis Oosthuizen, Charl Schwartzel (beide Südafrika) und Masters-Vize Angel Cabrera (Argentinien) reisen drei absolute Top-Spieler, die derzeit allesamt in den Top 10 des Race to Dubai liegen, gar nicht erst nach Wentworth sondern starten lieber gleichzeitig auf der PGA-Tour beim Crown Plaza Invitational. Selbst der Schwede Henrik Stenson zieht das Turnier in Texas dem Flaghip-Event der European Tour vor. Dennoch bleibt das Turnier im legendären Wentworth-Club, abgesehen von der Open Championship natürlich, das Feinste, was dem Golffan im Laufe des Jahres auf dem alten Kontinent serviert wird. Mit Martin Kaymer, Marcel Siem und Maximilian Kieffer, der von den Organisatoren eine Einladung erhielt, sind auch die drei deutschen Top-Golfer am Start. Bereits angesprochen habe ich das Crown Plaza Invitational, das Turnier der Woche auf der PGA Tour. Neben den oben genannten Internationals sind mit Titelverteidiger Zach Johnson, Matt Kuchar, Hunter Mahan, Rickie Fowler, Jim Furyk oder Jason Dufner auch namhafte US-Golfer am Start. Insgesamt schlagen 18 der Top 50 der Weltrangliste in Texas ab – nur zwei weniger als bei DEM Edel-Event der European Tour. Auch das ist irgendwie bezeichnend.

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