15.07.2013

"The Open"-Vorschau - Garantiert frauenfrei!



Die Mosel im Blick, die Open im Hinterkopf! Zum dritten Mal in 2013 treffen sich die besten Golfer der Welt zu einem Major Turnier: zum 142. Mal wird bei „The Open Championship“ (nur Banausen und Amerikaner nennen sie British Open) der „Champion Golfer of the year“ gesucht. Selbstverständlich gibt’s dazu auch in der Urlaubszeit eine kleine Vorschau auf mein Lieblingsmajor. Warum es das ist? Nun, der Golfsport kehrt nach Hause, auf die Insel, zurück. Der Nabel der sonst sehr amerikanisch dominierten Golfwelt befindet sich für wenige Tage außerhalb der Staaten, alle Stars (außer die, die die Anmeldefrist verschlafen – dazu später mehr) reisen über den großen Teich nach Britannien. Zudem wird die Open immer auf einem Links-Kurs ausgetragen, einem Platz, der so naturnah wie möglich belassen wurde, so wie ihn Wind und Regen an den schottischen und englischen Küsten geschaffen haben. Es ist eine Art Zeitreise in die Vergangenheit zu den Ursprüngen dieses schönen Sports. Mehr zur Geschichte und den Eigenheiten der Open hatte ich im letzten Jahr inmeinem „Open-ABC“ geschrieben, auf das ich gerne nochmals verweisen möchte.

Die Open 2013 findet im Muirfield Golf Links in Gullane in der Grafschaft East Lothian an der schottischen Ostküste statt. Nicht weit entfernt liegt Schottlands Hauptstadt Edinburgh und so besitzt „The Honourable Company of Edinburgh Golfers“ Muirfield Golf Links. Der Club gilt als einer der ältesten Golfclubs der Welt, erste Aufzeichnungen über Club- und Spielregeln datieren aus dem Jahr 1744. So alt wie der Club ist, so stur ist er übrigens auch. Die ehrbare Vereinigung der Golfer Edingburghs ist ein reiner Herrenclub und weigert sich standhaft, weibliche Mitglieder aufzunehmen. Das führte nun dazu, dass der erste Mann Schottlands, First Minister Alex Salmond, der in britischen Medien als „golf-mad“ beschrieben wird, eine Einladung des Clubs zum Besuch der Open ausgeschlagen hat. Salmond boykottiert das Turnier.

Muirfield gehört zu den klassichen Plätzen der Open. In diesem Jahr wird das Turnier zum 16. Mal dort ausgetragen. Erstmals fand die Open 1892 (Sieger: Harold Hilton) in Muirfield statt, zuletzt 2002, als der Südafrikaner Ernie Els gewann. Els geht, nachdem er 2012 in Royal Lytham & St Annes ebenfalls gewonnen hatte, in Muirfield als Titelverteidiger an den Start.

Der Platz in Muirfield ist, wie der vollständige Name schon sagt, zwar ein Links-Kurs, weist aber ein besonderes Layout auf. Die meisten Links-Kurse verlaufen parallel zur Küste, neun Löcher hin, neun Löcher zurück, es gibt also nur einen Richtungswechsel zwischen dem neunten und zehnten Loch. Muirfield, 1891 von Old Tom Morris designt, verläuft dagegen in zwei entgegengesetzt zueinander verlaufenden Schleifen entlang eines Hügels. Niemals verlaufen mehr als drei Löcher in die gleiche Richtung, der Wind wechselt also ständig. Er spielt damit eine noch größere Rolle als auf einem klassischen Links-Platz.

Neben 15 Open wurden in Muirfield auch zehnmal „The Amateur Championship“, einmal (2007) die Senior Open Championship und 1973 der Ryder Cup ausgetragen. Berühmtheit erlangte der Platz auch in den Jahren 1972 und 2002, als Jack Nicklaus bzw. Tiger Woods, die zuvor jeweils das Masters und die US Open gewonnen hatten, auf dem Weg zum Grand Slam jeweils in Muirfield bei der Open scheiterten. Während Nicklaus 1972 als Zweiter Lee Travino knapp unterlag wurde Tiger dreißig Jahre später in der dritten Runde bei infernalischem Regen und stürmischen Winden zu einer 81 verweht und landete auf dem 28. Platz.

Wie sich ein Starterfeld bei einem Major zusammensetzt, hatte ich bei meiner Masters-Vorschau 2013 etwas detaillierter beschrieben. Ganz so streng wie in Augusta sind die Auswahlkriterien nicht, insgesamt gehen 156 Spieler an den Start, die sich entweder über eine der 29 Kategorien automatisch für das Turnier qualifizieren konnten oder sich ihr Ticket zur Open bei einem der internationalen oder lokalen Qualifikationsturniere erspielen konnte. Waren dann immer noch nicht 156 Spieler gefunden, rückten sogenannte „Alternates“ nach, die über die Weltrangliste vom 7. Juli ermittelt wurden. 2013 dürfen zehn Glückliche als Alternates nachrücken, vom Weltranglisten-51., dem Schweden Jonas Blixt bis zum Weltranglisten-76., dem Amerikaner Scott Stallings. Er verdankt seinen Start seinem Landsmann Phil Mickelson, der am Sonntag die Scottish Open gewann. Der Sieger der Scottish Open erhält ein Ticket für „The Open Championship“. Da Mickelson aber bereits über Kategorie 5 (Top-50 der Weltrangliste) qualifiziert war, durfte Stallings am Sonntag in den Flieger nach Schottland steigen. Ähnlich übrigens wie Jordan Spieth. Der Amerikaner gewann Sonntagabend die John Deere Classic auf der PGA-Tour. Auch dem Sieger dieses Turniers räumen die Organisatoren der Open ein automatisches Startrecht (Kategorie 16) ein. Das Spieth in Muirfield starten kann, ist der berühmte Punkt auf dem i der fantastischen Saison des Jordan Spieth. Der 19-jährige besaß zu Jahresbeginn keine PGA-Tour-Karte, erspielte sich durch einige herausragende Leistungen bei Turnieren, zu denen er von einem Sponsor eingeladen wurde, aber eine temporäre Mitgliedschaft (bis Ende 2013) auf der PGA-Tour und nutzte diese nun zu seinem Sieg bei der John Deere Classic. Spieth ist damit der erste Teenager seit 1931 (!) der ein PGA-Tour-Turnier gewinnen konnte. Und selbstverständlich besitzt Spieth durch den Sieg nun auch die Tour-Karte bis mindestens Ende 2015. Und holte sich das letzte Ticket zur Open Championship. Neben Blixt, Stallings und Spieth sind auch die beiden Deutschen Martin Kaymer und Marcel Siem am Start. Siem wurde Sonntag in Schottland Zehnter und haderte mit seinen Putts, die ein besseres Ergebnis verhinderten. Kann Siem sein zur Zeit sehr gutes langes Spiel mit besseren Leistungen auf den Grüns kombinieren, winkt ihm in Muirfield ein starkes Ergebnis. Und auch Kaymer zeigte zuletzt ja aufsteigende Tendenz, platzierte sich sowohl bei der BMW International in München wie auch bei der Open de France unter den Top 15. Einer der stärksten Golfer des Jahre wird in Schottland übrigens fehlen: Steve Stricker (fünf Top-10-Platzierungen bei acht Starts in diesem Jahr) hat die Anmeldefrist verpennt. Da der 46-jährige Amerikaner aber in diesem Jahr ja ohnehin nur ausgewählte Turniere spielt und sich mehr um seine Familie kümmern möchte, kann er den Fauxpas sicher leichter verschmerzen. Und die Favoriten? Mein Tipp für die US Open (Stricker, der dort Achter wurde) ist also nicht am Start, ich wähle daher Graeme McDowell. Und wenn G-Mac den Cut schafft und Samstag abschlagen darf, dürft ihr mich schon beglückwünschen. Denn der Nordire brachte das Kunststück fertig, bei seinen letzten acht Turnieren fünf Mal den Cut zu verpassen… und drei Mal zu gewinnen (RBC Heritage, Volvo Match Play, Open de France). Mehr „Hop oder Top“ geht nicht. Und die anderen „üblichen Verdächtigen“? Überzeugen mich alle nicht wirklich. Tiger und die Majors, dazu seine Armverletzung, die ihn seit der US Open zur Pause gezwungen hat. McIlroy und sein Dauertief. Scott hat seine biblische Open-Niederlage 2012 schon beim Masters „korrigiert“. Vielleicht Rose? Aber Back-To-Back-Wins bei Major Championships sind selten, zuletzt gelang dies Padraig Harrington 2008, als er die Open und anschließend die PGA Championship gewann. Nein, ich bleibe bei McDowell (und noch bis Donnerstag an der Mosel).

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