03.06.2013

Dodt schlägt zwei Asse in einer Runde - Tiger verliert Familien-Fernduell



Wenn die Hochwasserlage an der Werra sogar die großen Hauptnachrichtensendungen in ARD und ZDF zu Liveschalten nach Bad Salzungen zwingt, dann kommt auch mein allwöchentliches Geschreibs zum Golfgeschehen nicht ohne Blick zu den Wassermassen aus. Leidtragende des Dauerregens waren die Teilnehmerinnen der Unicredit Ladies German Open in München. Das Turnier musste auf Grund der katastrophalen Verhältnisse am Sonntagmorgen nach an drei Tagen nur 27 gespielten Löchern (also 1 ½ Runden) endgültig abgebrochen werden. Da zu diesem Zeitpunkt die Spanierin Carlota Ciganda und die erst 17-jährige Engländerin Charley Hull gleichauf lagen, musste ein ordentlich bespielbares Loch gesucht werden, um die Siegerin im Stechen ermitteln zu können. Die Wahl fiel auf die 15 und die Spanierin hatte das bessere Ende für sich. Ciganda ist damit um 52.500 Euro reicher und zudem seit Sonntag stolze Besitzern eines neuen Q5 aus Ingolstadt. Der Autobauer mit den vier Ringen wird wohl ab kommendem Jahr, bei dann hoffentlich besserem Wetter, Titelsponsor der Ladies German Open, da Unicredit den auslaufenden Vertrag nicht verlängern will. Beste Deutsche im Golfpark Gut Häusern wurde Sophia Popov als Neunte. Carolin Masson, die 22. wurde, war extra aus Amerika zum Turnier angereist, Sandra Gal hatte auf den Flug über den großen Teich verzichtet. Am Start war übrigens auch Cheyenne Woods, des Tigers Nichte. Sie wurde aber nur 64.

Damit war Cheyenne aber sogar noch besser als ihr Onkel Tiger, der beim hervorragend besetzten (OWGR: 70 Punkte, das dürfte kein weiteres reguläres Turnier dieses Jahr schaffen) Memorial Tournament in Columbus nur geteilter 65. wurde. Nach vier Siegen bei sieben PGA-Tour-Turnieren ein unerwarteter Einbruch des großen Meisters. Liegt es daran, dass mit den US Open in zehn Tagen das nächste Major des Jahres vor der Tür steht? Seit seinem Comeback nach „Tigergate“ hat Woods ja längst wieder zu alter Form gefunden, bei den Majors befällt ihn seit dem Eheskandal aber eine rätselhafte Schwäche. Seine Konkurrenten dürften jedenfalls aufmerksam registriert haben, dass Woods, der seit März mit Ausnahme des Masters (genau, ein Major!) immer gewonnen hatte, wenn er angetreten war (Cadillac, Arnold Palmer, The Players), doch noch schlagbar ist. Übrigens hatten auch die Organisatoren in Ohio mit Wetterkapriolen zu kämpfen. Einige Gewitter zogen über den Platz des legendären Jack Nicklaus. Womit sich auch die Frage stellt, ob die ganz großen der Zunft zur Zeit etwas wetterfühlig sind. Schon letzte Woche in Wentworth waren die Topstars im "englischen Frühling" ja reihenweise am Cut gescheitert. Auch diese Woche waren viele große Namen erst nach langem Blättern in den Ergebnislisten zu finden: so verpassten unter anderem Lee Westwood, Brandt Snedeker, Webb Simpson oder der in dieser Saison so starke Kevin Streelman den Cut, Keegan Bradley wurde 50., Rory McIlroy sogar 57., zu Tigers Platzierung ist alles gesagt. Lediglich der Sieger Matt Kuchar, der jetzt Vierter der Weltrangliste und Zweiter im FedExCup ist, ließ sich vom Favoritensterben nicht anstecken. Ihm saßen auf der Schlussrunde am Sonntag aber ausnahmslos Spieler im Nacken, die vor dem Tunier nicht in den Top 25 des FedExCups zu finden waren. Wirklich gefährden konnten Kevin Chappell, Kyle Stanley oder Scott Stallings Kuuuuuuuch aber nicht.

Die European Tour gastierte in Schweden zum Nordea Masters. Der Castle Course im Bro Hof Slott Golf Club bei Stockholm ist einer der schönsten Austragungsorte auf der European Tour. Die Platz, der so herrlich an der Küste designt wurde, hat Ryder Cup-Qualität. Der Titel blieb in Skandinavien, allerdings mussten der zweitplatzierte Jonas Blixt und das Gastgeberland den Titel einem Finnen überlassen: Mikko Ilönen. Und der hat den Sieg mehr als verdient. In Marokko (hinter Marcel Siem) und China hatte er den Titel jeweils als Zweiter knapp verpasst, diesmal ließ er sich nicht stoppen, überholte am Wochenende den nach der 2. Runde führenden aber am Wochenende etwas nachlassenden Matteo Manassero und sicherte sich neben 250.000,- Euro Preisgeld auch noch 28 Weltranglistenpunkte. Für die größten Schlagzeilen sorgte aber nicht Sieger Ilönen, sondern der Australier Andrew Dodt, dem am Freitag zwei Hole-in-Ones in einer Runde gelangen - das hat vor ihm noch kein anderer Spieler auf der European Tour geschafft. Die US-Golf-Bibel Golf Digest hat übrigens ausrechnen lassen, dass die Chance für zwei Hole-in-Ones auf 18 Löchern bei 1 : 67 Millionen liegt. Unter dem Radar flogen die Deutschen in Schweden: Maximilian Kieffer wurde solider 27., spielte alle Runden unter Par, es fehlte nur mal eine außergewöhnlich gute Runde, um die Top 20 anzugreifen. Moritz Lampert verpasste den Cut auf tragische Weise. Er lag locker über dem Strich, verspielte aber auf den letzten beiden Löchern mit zwei Doppel-Bogeys alles, was er sich zuvor aufgebaut hatte.

Den Rückblick aufs Wochenende beschließen soll ein kurzer  Blick in die "zweite Liga". Auf der europäischen Challenge Tour belegte Bernd Ritthammer, der seine European Tour-Karte letztes Jahr nicht halten konnte, bei der Fred Olsen Challenge (die, betrachtet man den Namen, erstaunlicherweise in Spanien ausgetragen wird) einen starken zweiten Platz hinter dem Amerikaner Brooks Koepka, der innerhalb von vier Wochen sein zweites Challenge-Tour-Turnier gewann. Noch eiliger hatte es Koepka's Landsmann Michael Putnam auf der web.com-Tour, dem Unterbau zur PGA-Tour. Putnam feierte bei der Mid-Atlantic-Championship seinen zweiten Sieg innerhalb einer Woche. Sollten Koepka und Putnam in diesem Jahr auf ihren jeweiligen Touren noch einen weiteren Sieg feiern, erhalten sie dann jeweils die sofortige Spielberechtigung für die European bzw. PGA-Tour.

Kommende Woche atmen die meisten Stars vor der US Open nochmal durch. Die European Tour ist in unserem Nachbarland Österreich zu Gast, eine Million Euro Preisgeld und der ungünstige Termin locken aber kaum Stars zur Lyoness Open. Namhafteste Starter sind Lokolmatador (und nur deshalb spielt er überhaupt mit) Bernd Wiesberger und der coolste Golfer des Planeten, Miguel Angel Jiménez, der nach seiner langen Verletzung die Qualifikation für die US Open nicht geschafft hat. Einen bekannten Namen hat sicher auch Jewgeni Kafelnikow. Der ehemalige Weltklasse-Tennisspieler versucht sich ja seit einiger Zeit im Golf und hat eine Einladung der Organisatoren erhalten. Mit Max Kieffer, Moritz Lampert und Max Glauert sind zudem drei deutsche Spieler am Start. Und auch auf der PGA-Tour geht’s etwas ruhiger zur Sache. Bei der FedEx St. Jude Classic in Memphis, Tennessee sind nur fünf Spieler (Titelverteidiger Dustin Johnson, Phil Mickelson, Brandt Snedeker, Ian Poulter, Peter Hanson) aus den aktuellen Top 30 der Welt am Start. Für PGA-Tour-Verhältnisse ist das sehr wenig, aber nicht vergessen: die Mehrzahl der European-Tour-Turniere kann von so einer Besetzung nur träumen. Ebenfalls fehlen werden in Memphis Martin Kaymer und Marcel Siem, deren Blick ebenfalls bereits zur US Open kommende Woche geht.

Das zweite Major des Jahres steht dann in sieben Tagen im Mittelpunkt meiner Gedanken hier. Hoffen wir, dass der FC Rot-Weiß (dieser kleine Ausflug sei mir gestattet) bis dahin sowohl eine Lizenz wie auch einen Trainer hat. Die Pokal-Schande im mittlerweile ebenfalls überfluteten Abbe-Acker wie auch die aus meiner Sicht immer weniger nachvollziehbaren Vorgänge in der Administration unseres geliebten Vereins waren meiner Motivation, ein paar zusammenfassende Worte zur Saison 2012/13 zu schreiben, bisher eher abträglich.

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