11.06.2013

Wie Britische Schäfer vor einhundert Jahren die US Open 2013 beeinflussten

Liebe Freunde, es ist Major-Woche!!! Ab Donnerstag stehen die US Open auf dem Programm, nach dem Masters das zweite der „Big Four“ des Jahres.

Deshalb auch nur ein kurzer Rückblick auf das vergangene Wochenende. Harris English gewann die FedEx St. Jude Classic in Memphis (OWGR: 34), der erste PGA-Tour-Sieg für den 23-Jährigen aus Georgia, der bereits letzte Saison als Rookie mit 22 geschafften Cuts bei 27 Starts und 1,18 Millionen Dollar Preisgeld überzeugen konnte. Traditionell schwächer besetzt ist auch die Lyoness Open in Österreich. Die 24 Weltranglistenpunkte für den Sieger Joost Luiten (Niederlande) gabs nur, weil das das Minimum für ein European Tour-Event ist. Moritz Lampert wurde geteilter 30., Max Kieffer und Max Glauert scheiterten am Cut.

Die Damen schlugen zu ihrem zweiten Major-Turnier des Jahres ab, der LPGA Championship, die im Locust Hill Country Club in der Nähe von Rochester am Lake Ontario ausgetragen wurde. Und die Siegerin hieß wie schon beim ersten Major Inbee Park. Die Koreanerin spielt eine sensationelle Saison, neben ihren beiden Major-Titeln fuhr sie noch zwei weitere Turniersiege ein. Caroline Masson kommt auf ihrer Rookie-Saison in den Staaten immer besser in Fahrt. Sie wurde geteilte 12., Sandra Gal scheiterte leider am Cut. Und auch die älteren Herren trafen sich zu ihrem zweiten Major, im Shoal Creek Golf & Country Club in Alabama gewann der Südafrikaner David Frost „The Tradition“. Bernhard Langer wurde geteilter Zehnter.

Doch nun geht der Blick nach Philadelphia, genauer gesagt nach Ardmore in den Merion Golf Club. Zum fünften Mal werden die US Open dort ausgetragen, allerdings erstmals wieder seit 1981. Obwohl der East Course in der Golf Digest regelmäßig in der Liste der besten Kurse Amerikas Erwähnung fand und findet, machten die US Open 32 Jahre einen Bogen um ihn. Warum? Er war zu kurz geworden. Als David Graham 1981 gewann, war der Par-70-Platz nur 6.500 Yards bzw. 5.940 Meter lang. Der Grund für die Kürze lag auch daran, dass Hugh Wilson die 18 Löcher 1912 auf nur 45 Hektar verteilen konnte. Die örtlichen Gegebenheiten waren für ein Major zu eng geworden, nicht nur die kurzen Spielbahnen konnten mit dem länger werdenden Spiel der Profis nicht mehr mithalten, auch die für die Austragung eines Majors in der Gegenwart benötigten Flächen für Medien, Sponsoren und Zuschauer konnten im Merion Golf Club nicht mehr zur Verfügung gestellt werden. Erst als die Sehnsucht nach einer erneuten Austragung eines Großereignisses unstillbar wurde, konnte die zur Verfügung stehende Fläche durch einige Landaufkäufe vergrößert und der East Course auf rund 7.000 Yards bzw. 6.400 Meter verlängert werden. Die U.S. Amateur Championship 2005 war dann so etwas wie die Generalprobe und als die bestanden war, erhielt der Club den Zuschlag für die Austragung der US Open.

Die größte Besonderheit des Clubs ist auf den Grüns zu finden, denn die Löcher sind nicht mit Fahnen markiert. Vielmehr zieren Weidenkörbe das Ende der im Loch steckenden Stange. Die Eigenheit, die auch im offiziellen Logo für das Turnier verarbeitet wurde, geht wohl auf den Kursdesigner Hugh Wilson zurück, der, nachdem er den Auftrag bekam, nach England und Schottland reiste, um sich von den dortigen Plätzen inspirieren zu lassen. Bei seiner Reise durch Britannien begegnete er immer wieder Schafherden. Deren Schäfer trieben und kontrollierten ihre Herden mit langen Stöcken, an deren Ende Weidenkörbe befestigt waren. Darin befand sich, gut geschützt, der Proviant für den Schäfer. Wilson verwendete diese Idee im Merion Golf Club und die Spieler haben nun seitdem das Problem, dass sie am Weidenkorb (im Gegensatz zu einer Fahne) die Windrichtung nicht erkennen können. Doch auch für den Club hat dieses weltweite Alleinstellungsmerkmal nicht nur Vorteile: nachdem die Körbe in der Anfangszeit begehrtes Objekt von Souvenierjägern waren, müssen die Körbe nun jeden Abend von den Stöcken entfernt werden.

Seinem Ruf, das schwerste der vier Major-Turniere zu sein, wollten die Organisatoren der US Open auch in diesem Jahr gerecht werden. Marcel Siem schrieb bei Facebook, dass der Argentinier Angel Cabrera, immerhin Zweiter beim Masters im April und US Open-Champion des Jahres 2007, nach einer gemeinsamen Proberunde meinte, dass er am Sonntag keinen Spieler unter Par im Clubhaus erwarte. Aber so haben das die US Open-Organisatoren gern: im letzten Jahr gewann Webb Simpson in San Francisco mit eins über Par, den Siegesscore von 16 unter, den Rory McIlroy 2011 im Congressional Country Club unterschrieb, haben die Turnierverantwortlichen noch nicht verwunden. 2006 und 2007 genügte sogar ein Score von fünf über Par zum Sieg.

Das Feld läßt nichts zu wünschen übrig, alle Topstars sind am Start. Neben allen Major-Champions der letzten Jahre sind auch die Top 60 der Weltrangliste automatisch für die US Open qualifiziert. Hinzu kommen die Top 10 der US Open 2012 sowie die 30 Teilnehmer an der Tour Championship 2012. Da an einer US Open immer exakt 156 Spieler teilnehmen, werden die restlichen Plätze in Qualifikationsturnieren vergeben. Speziell in den USA finden dutzende sogenannter Local Qualifications statt. Die Sieger dieser Turniere spielen dann mit den Profis, die sich nicht direkt für die US Open qualifizieren konnten, 13 sogenannte Sectional Qualifications (elf in den USA, je eins in England und Japan). Insgesamt 74 Spieler haben sich so ihr Ticket gesichert, weitere sechs durften als „Lucky Looser“ nachrücken, weil automatisch qualifizierte Spieler ihre Teilnahme absagten. Die kurioseste Absage gab es dabei vom Engländer David Lynn, der als Weltranglisten-44. auch der dort am höchsten platzierte, im Merion Golf Club fehlende Spieler ist. Lynn hatte sich durch seinen zweiten Platz Anfang Mai bei der Wells Fargo Championship zurück in die Top 60 der Welt gespielt. Für ihn kam dieser Erfolg offenbar überraschend, denn er hatte bereits vorab für die zweite Juniwoche einen Urlaub gebucht. Und nach zwölf Turnierteilnahmen in den letzten 13 Wochen entschied er nun, nicht auf den Urlaub, sondern stattdessen auf seine erste US-Open-Teilnahme zu verzichten. Merkwürdige Entscheidung, wenn ihr mich fragt. Neben Lynn fehlen die ebenfalls automatisch qualifizierten Südafrikaner Richard Sterne und Retief Goosen verletzungsbedingt. Der in seiner Rookie-Saison auf der European Tour so stark aufspielende Max Kieffer kassierte beim Qualifikationsturnier in England vier Strafschläge (er hatte statt der erlaubten 14 15 Schläger in seinem Bag) und war so chancenlos. Zwei Deutsche sind aber in Ardmore vertreten: Martin Kaymer, als Sieger der PGA Championship 2010 bereits über Kategorie 7 qualifiziert und Marcel Siem, der als 58. der Weltrangliste über Kategorie 13 am 27. Mai seinen Platz im Feld buchte.

Bei der Frage nach den Favoriten fallen einem in erster Linie natürlich die üblichen Verdächtigen ein. Aber Vorsicht, die US Open 2013 werden ein ganz spezielles Turnier, der große Jack Nicklaus meinte sogar, der East Course des Merion Golf Club ist der beste Test im Golfsport. Wie immer kommt es bei der US Open nicht auf die Länge an, vielmehr sind auch diese Woche präzise Abschläge gefragt, die Driver werden auf dem Platz nur selten zum Einsatz kommen. Harte Zeiten für Bubba Watson, Nicolas Colsaerts oder Dustin Johnson. Die drei Longhitter wurden übrigens in eine Gruppe gesteckt und spielen Donnerstag und Freitag zusammen. Die absolute Top-Gruppe bilden Tiger, Rory und Masters-Champion Adam Scott. Martin Kaymer spielt mit den beiden Engländern Luke Donald und Lee Westwood ebenfalls in einer der sogenannten Featured Groups und darf auf etwas mehr TV-Präsenz als üblich hoffen. Vorausgesetzt er kann sein Spiel zusammenhalten. Marcel Siem geht mit dem Schotten Martin Laird und George Coetzee aus Südafrika auf die Runde. Graeme McDowell liegt im Power Ranking von pgatour.com ganz vorne, der Nordire hat zwei seiner letzten vier Turniere gewonnen und weiß auch, wie man bei der US Open zuschlägt (2010). Ich setze mal ganz mutig auf den diesjährigen Teil-Zeit-Profi Steve Stricker, der bei seinen sechs Starts in dieser Saison zwei zweite Plätze einfuhr und im FedExCup momentan 19. ist, obwohl er größtenteils weniger als die Hälfte der Turniere seiner Konkurrenten gespielt hat. Übrigens sind die US Open auch eine gute Qualifikationsmöglichkeit für das Masters im kommenden Jahr: die Top Acht erhalten eine Einladung nach Augusta 2014.

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