21.10.2013

11 aus 22 - die letzten Tickets nach Brasilien



So, jetzt wo auch die europäischen Play-Off-Spiele für die Weltmeisterschaft feststehen, erlaube ich mir mal einen Wunschzettel zu schreiben. Elf der 32 Tickets werden Mitte November noch vergeben und ich hab da ein paar ganz konkrete Vorstellungen, wen ich gerne noch im Flieger nach Brasilien sehen möchte.

PORTUGAL vs. SCHWEDEN

Mmmh, einerseits ist das natürlich als DER Gipfel DER europäischen Fußball-Exzentriker (Cristiano Ronaldo vs. Zlatan Ibrahimovic) ein feines Duell, andererseits hätte ich persönlich beide Teams sehr gerne in Brasilien gesehen. Nun drücke ich natürlich „unserem“ WM-Gastgeber Portugal die Daumen. Wenn ich die persönliche Brille abnehme, sehe ich aber rein sportlich eher die Skandinavier im Vorteil. Die Schweden haben in der Qualifikation den wesentlich besseren Eindruck hinterlassen, die Portugiesen hatten in einer relativ schwachen Gruppe lange zu tun, bis sie Israel abgeschüttelt hatten. Andererseits sind CR7 & Co. wahre Play-Off-Spezialisten, zur WM 2010 und zur EURO 2012 saßen sie in den Ausscheidungsspielen jeweils erfolgreich gegen Bosnien-Herzegowina nach.

Das Herz sagt Portugal, der Verstand Schweden.

UKRAINE vs. FRANKREICH

Beide Teams baden im direkten Duell nun das Lospech aus, dass ihnen jeweils happige Qualifikationsgruppen beschert hatte. Die Ukraine kam hinter England ins Ziel, ließ aber die starken Montenegriner sowie Polen hinter sich. Die Franzosen scheiterten am Dauerchampion Spanien, wurden aber in Gruppe I ganz locker Zweiter.

Sowohl das Herz wie auch der Verstand sagen „Allez les bleus“.

GRIECHENLAND vs. RUMÄNIEN

Oh mein Gott, die vielleicht fürchterlichste Play-Off-Begegnung, die man überhaupt hätte auslösen können. Die destruktiven Fußball-Handwerker aus Griechenland, deren Spielweise ist so attraktiv wie ihr Heimatland pleite. Dennoch verstehen sie es immer wieder, sich (auch dank nicht enden wollendem Losglück) zu den großen Turnieren zu rumpeln. Dort überraschen sie dann in so regelmäßigen Abständen (zuletzt bei der Euro 2012, als sie das Viertelfinale erreichten), dass sie bei den Auslosungen immer wieder in Topf 1 landen (und zum nächsten Turnier dürfen). Nun haben sie mit den Rumänen (mal wieder) das leichteste der vier möglichen Lose bekommen. Die Kicker vom Balkan waren in der Holland-Gruppe hinter den Oranjes am Ende der Einäugige unter den Blinden (Türkei, Ungarn), was sie sportlich bei einer WM verloren haben, vermag ich nicht zu sagen.

Das Herz sagt hier Spielabbruch, der Verstand tippt auf ein 0:0 im Hinspiel und ein 1:0 für Griechenland im Rückspiel.

ISLAND vs. KROATIEN

Das wäre für mich, als Liebhaber des nordischen und körperbetonten Fußballs ein absoluter Traum, wenn sich die Isländer qualifizieren könnten. Die Männer aus dem ewigen Winter wären das einwohnerärmste Land, was sich jemals für eine WM qualifiziert hat. Klar hat ihnen auch die schwache Gruppe mit den schärfsten Konkurrenten Norwegen, Slowenien und Albanien in die Karten gespielt, aber mittlerweile kicken eine ganze Reihe Isländer in den starken europäischen Ligen und eine Qualifikation Islands wäre nicht überraschender als die anderer Länder in der Vergangenheit (Slowenien, Slowakei).

Mein Herz sagt Island, der Verstand ist bei diesem Spiel ausgeschaltet.

NEUSEELAND vs. MEXIKO

Das Neuseeland die Ozeanien-Gruppe gewinnt, war zu erwarten. Das es aber nicht mehr selbstverständlich ist, zeigt die Teilnahme Tahitis am Confederations-Cup im zurückliegenden Sommer. Nach der Auslosung der Qualifikation hatten sich die All-Whites sicherlich die Hände gerieben, als ihnen das Los den Vierten der Nordamerika-Gruppe bescherte. USA, Mexiko und Costa Rica qualifizieren sich direkt, den Rest können selbst wir schlagen dachten sich die Kiwis und staunten, als dann die Mexikaner plötzlich nur Vierter in der CONCACAF-Gruppe wurden. Und selbst diesen vierten Platz ergurkten sich die Mittelamerikaner ausschließlich mit Glück und gänzlich ohne Verstand. Nur weil Panama im entscheidenden Spiel der Qualifikation einen Elfmeter verschoss und in der 92. und 93. Minute von den Amerikanern noch zwei Tore eingeschenkt bekam (FUCK YOU, JÜRGEN!), dürfen die Mexikaner überhaupt nach Neuseeland reisen. Diese Formkrise stimmt mich optimistisch, dass wir hier ein sehr enges Play-Off-Duell sehen werden. Sowohl mein Herz als auch mein Verstand tun sich schwer. Natürlich liebe ich den Gedanken, Neuseeland erneut bei einer WM zu sehen. Aber eine Endrunde ohne Mexiko.

Sagen wir es mal so: mein Herz schlägt für Neuseeland, der Verstand sieht Mexiko zur WM fahren.

URUGUAY vs. JORDANIEN

Hatte ich oben von den Play-Off-Spezialisten aus Portugal geschrieben? Was ist dann aber Uruguay? Die Schotten Südamerikas, immerhin WM-Vierter in Südafrika und amtierender Südamerika-Meister, spielen zum vierten Mal in Folge in der interkontinentalen Play-Off-Runde um ein WM-Ticket. 2002 setzten sie sich gegen Australien durch, 2006 scheiterten sie am gleichen Gegner. 2010 gewannen sie gegen Costa Rica, nun messen sie sich mit einem asiatischen Vertreter. Das der Jordanien heißt, ist fast schon sensationell. Gar kein Wort wurde bisher erfunden, das den Zustand beschreiben würde, sollten sich die Araber durchsetzen.

Herz und Verstand sehen Uruguay hier glasklar im Vorteil.

ELFENBEINKÜSTE vs. SENEGAL (Hinspiel 3:1)

Bei den fünf afrikanischen Play-Off-Duellen wurden die Hinspiele bereits ausgetragen. Beim Duell zwischen den Ivoreren und Senegal spricht nach dem Hinspiel vieles für Didier Drogba & Co. Aber Vorsicht, das Auswärtstor könnte für Senegal, den WM-Viertelfinalisten von 2002 noch Gold wert sein.

Mein Kopf sieht die Elfenbeinküste vorn, mein Herz schlägt eher für Senegal.

ÄTHIOPIEN vs. NIGERIA (Hinspiel 1:2)

Durch den Auswärtssieg in Äthiopien hat Nigeria schon eine Vorentscheidung geschafft. Es ist ein bißchen ein Duell der Gegensätze. Äthiopien war in den Fünfziger und Sechziger Jahren, also in der Zeit, in der der African Cup of Nations erfunden wurde, eine Großmacht auf dem schwarzen Kontinent. Nigeria ist seit den Neunziger Jahren eine der führenden Fußballnationen Afrikas. Nach einem kleinen Knick, der die Super Eagles zwei WM-Teilnahmen kostete (2006, 2010) haben sie sich mit ihrem Sieg beim Afrika-Cup im Januar wieder zurückgemeldet.

Das Herz hofft weiter auf eine Überraschung, der Verstand tippt Nigeria nach Brasilien.

TUNESIEN vs. KAMERUN (Hinspiel 0:0)

Tunesien war eigentlich schon draußen, nachdem sie sich gegen die Kap Verden blamierten. Doch weil der krasse Außenseiter (übrigens nicht das erste Mal in der laufenden Quali) einen nicht spielberchtigten Akteur einsetzte, kam Tunesien am grünen Tisch in die Play-Off-Runde. Auch die unzähmbaren Löwen, die von Volker Finke trainiert werden, profitierten bei ihrem Gruppensieg von Schusseligkeiten des Gegners bei dessen Kaderzusammenstellung. Kurz gesagt also ist Tunesien gegen Kamerun so eine Art „Lucky-Looser-Duell“. Ich würde es den Tunesiern mal wieder gönnen, die 2010 pausieren mussten.

Das Herz sagt Tunesien, der Kopf tendiert angesichts des Heimvorteils im Rückspiel zu Kamerun.

GHANA vs. ÄGYPTEN (Hinspiel 6:1)

Was für ein Drama. Ägypten ist die führende Fußballmacht auf dem afrikanischen Kontinent. Dreimal in Serie gewannen die Pharaonen 2006, 2008 und 2010 die Afrikameisterschaft. Aber sobald es um WM-Qualifikationsspiele geht, befällt die Ägypter eine unerklärbare Lähmung. Seit 1990 haben sie nicht mehr an einer Weltmeisterschaft teilgenommen, immer wieder gerieten sie auf dem Weg zur WM-Endrunde hochfavorisiert ins Stolpern. Nun schien alles anders zu sein, auf dem Weg nach Brasilien walzte sich Ägypten mit sechs Siegen in sechs Spielen durch seine Vorrundengruppe. Doch dann kamen die Black Stars und den vom Amerikaner Bob Bradley trainierten Ägyptern wurde schwarz vor Augen. 1:6. Wieder mal scheint Ägypten auf dem Weg zur Weltmeisterschaft zu scheitern.

Der Kopf schließt sich nach diesem Hinspielergebnis dem Herz an. Ghana fährt nach Brasilien.

BURKINA FASO vs. ALGERIEN (Hinspiel 3:2)

Auch wenn Algerien 2010 in Südafrika dabei war, ist dieses Duell vielleicht das exotischste der fünf afrikanischen Play-Off-Begegnungen. Burkina Faso war noch nie bei einer WM dabei, weswegen ich sie bevorzugen würde. Sportlich ist das sehr schwer zu beurteilen, das Hinspielergebnis lässt viele Fragen offen.

Burkina Faso im Herzen, Algerien im Kopf.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen