28.05.2014

Die großen Namen schlagen zurück... Scott, McIlroy, Zipfelmützen

Wenn ich bisher über Golf geschrieben habe, dann immer nur über das, was ich als Konsument vor der Flimmerkiste passiv verfolgt habe. Seit Montag bricht nun ein neues Zeitalter an: alle Zipfelmützen haben die Platzreife erhalten und werden ab sofort aktiv in das Welt-Golfgeschehen eingreifen. Sicherlich wird die Geschichte der Major-Turniere noch nicht sofort neu geschrieben werden müssen, aber insbesondere unsere Leistungen auf Loch 1 in Mühlberg zeigen, das wir es zu Recht ernst meinen mit dem langfristigen Angriff auf die Weltspitze.

Ganz oben in der Weltrangliste residiert seit vergangenem Montag mit Adam Scott ein neuer Name. Der schöne Australier (O-Ton Jason Dufner: „Er sieht so gut aus, ich konnte mich gar nicht konzentrieren“) ist der 17. Spieler, der seit der Einführung der Weltrangliste Mitte der 80er Jahre an deren Spitze thront. Und um jeglichen Diskussionen, Scott sei nur dank Tigers Verletzung die Nr. 1 geworden, jeden Wind aus den Segeln zu nehmen, gewann die frischgebackene Nr. 1 am Sonntag gleich mal das Crowne Plaza Invitational auf der PGA Tour. Im Stechen setzte er sich am dritten Extra-Loch gegen Jason Dufner durch, der (siehe oben) wohl zu beeindruckt vom Australier war. ;-) Deutsche Spieler waren in Texas nicht am Start. Sie schlugen stattdessen im legendären Wentworth Club bei DEM europäischen Turnier schlechthin ab: der BMW PGA Championship. Mit Ausnahme von Graeme McDowell, der bei seiner schwangeren Frau in Florida weilte, war die gesamte Elite der European Tour am Start. Zunächst drückte der Däne Thomas Björn, der ja im Race to Dubai schon vor Wentworth führte, dem Turnier seinen Stempel auf. Björn spielte am Donnerstag eine 62er-Runde und ging Sonntag mit fünf Schlägen Vorsprung auf Luke Donald in die Schlussrunde. Doch der Däne erwischte keinen guten Tag und nur eine 75. Die Gunst der Stunde nutzte Rory McIlroy, der auf der Back Nine sechs Birdies spielte und seinen ersten Turniersieg auf der Tour seit November 2012 feierte. McIlroy krönte damit sein bisher so starkes Jahr 2014 (10 Starts, 8 Top-Ten) ausgerechnet in der Woche, in der er die Trennung von seiner Verlobten Caroline Wozniacki bekanntgegeben hatte. Bester Deutscher wurde Marcel Siem, der als geteilter Siebter sein bestes Ergebnis seit April 2013 erzielte. Auch Martin Kaymer (T12) spielte ein solides Turnier, Max Kieffer verpasste den Cut. Doch Kiefers große Stunde sollte dann am Montag schlagen, denn beim europäischen Qualifikationsturnier für die U.S. Open, die Mitte Juni in Pinehurst ausgetragen werden, konnte er sich einen Startplatz ergattern. Es ist das erste Mal, dass Kieffer an einem Major-Turnier teilnehmen darf. Herzlichen Glückwunsch! Und weil auch Marcel Siem beim gleichen Quali-Turnier ein Ticket buchte, sind (hinzu kommt der automatisch qualifizierte Martin Kaymer) gleich drei Deutsche bei den U.S. Open dabei. Das ist ein toller Erfolg für den deutschen Golfsport. Kieffer’s Qualifikation ist umso höher einzuschätzen, da sich wesentlich größere Namen kein Startrecht für Pinehurst erarbeiten konnten. Dazu zählen u. a. der dreifache Major-Champion Padraig Harrington oder auch Italiens Jungstar Matteo Manassero, der vor Jahresfrist noch in Wentworth gewonnen hatte.

Nun muss ich noch einige Worte zu zwei großen, alten Europäern verlieren. Miguel Angel Jimenez habe ich ja angesichts seiner bockstarken Saison schon häufiger hier lobend erwähnt. Nun krönte er sein Jahr vor Wochenfrist in Girona, als er im 27. Anlauf endlich die Open de Espana gewinnen konnte. Jimenez ist der erste Spieler, der als über 50-Jähriger ein European Tour-Turnier gewinnen konnte. Er knackte übrigens seinen eigenen Rekord als ältester European Tour-Sieger, den er erst im letzten Dezember (49 Jahre und 11 Monate) in Hong Kong aufgestellt hatte. Eine andere europäische Golflegende ist Colin Montgomerie, der gefühlte sechzig Mal die europäische Order of Merit (den Vorgänger des heutigen Race to Dubai) sowie unzählige andere Turniere gewonnen hatte. Aber nie, wirklich niemals gewann er ein Major-Turnier. Mit Ausnahme des Masters wurde er bei allen Majors mindestens einmal, insgesamt fünfmal Zweiter. „Monty“ zählt zu den besten Spielern aller Zeiten ohne Major-Sieg. Doch so ganz stimmt das seit Sonntag nicht mehr. Denn in Benton Harbor, Michigan gewann er die Senior PGA Championship. Es ist zwar „nur“ ein Senioren-Major, aber das wird „Monty“ herzlich egal sein. Glückwunsch!

Neben unserer Platzreife sowie der U.S. Open Qualifikation von Kieffer und Siem hatte das deutsche Golf am vergangenen Wochenende noch mehr Grund zur Freude. Auf der Challenge Tour gewann Moritz Lampert die Kärnten Golf Open. In der Challenge Tour Rangliste arbeitete er sich durch den Erfolg auf Rang Sechs nach vorne und hat nun gute Möglichkeiten, sich für die kommende European Tour-Saison eine Karte zu sichern.

Am kommenden Wochenende steht das Memorial Tournament in Columbus auf dem Programm. Das Turnier im Heimatclub von Jack Nicklaus gehört zum Feinsten, was die PGA Tour zu bieten hat. In schöner Regelmäßigkeit versammelt sich nahezu die gesamte Weltelite in Ohio, soweit sie Mitglied der PGA Tour ist. Mit Adam Scott, Titelverteidiger Matt Kuchar, Bubba Watson, Rory McIlroy, Jason Day, Justin Rose und Jordan Spieth sind sieben der Top Ten der Welt am Start. Und wären Tiger Woods und Sergio Garcia (musste in Wentworth aufgeben) nicht verletzt sowie Henrik Stenson bei seinem Heimatturnier in Schweden am Start, wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die komplette Top 10 in Columbus zugegen. „Trösten“ können sich die Fans in Ohio mit Phil Mickelson, Jim Furyk, Dustin Johnson, Jason Dufner, Luke Donald und zahllosen weiteren Superstars, die hier alle aufzuzählen, den Rahmen sprengen würde. Deutsche Spieler sind nicht am Start, Martin Kaymer gönnt sich nach sieben Turnieren in den letzten acht Wochen vor der U.S. Open nun zwei Wochen Pause.

Die European Tour gastiert dieses Wochenende in Skandinavien. Und das Nordea Masters, welches 2014 und 2015 nicht im wunderschönen Bro Hoff Slott Golf Club sondern im PGA Sweden National in Malmö ausgetragen wird, hat mit Henrik Stenson sogar den Weltranglistenzweiten zu Gast. Mit Race-to-Dubai-Leader Thomas Björn, Victor Dubuisson, Miguel Angel Jimenez, Jonas Blixt, Stephen Gallacher und Francesco Molinari sind sechs weitere Top-50-Spieler am Start. Der Sieger erhält 36 Weltranglistenpunkte, das ist für die European Tour ein überdurchschnittlicher Wert. Auf die Punkte hofft mit Max Kieffer auch ein deutscher Profi, Marcel Siem hat seinen Start nach seiner Qualifikation für die U.S. Open umgehend abgesagt.

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