21.07.2009

3. Liga 2009/10 - Vorschau auf den 1. Spieltag

BREMEN II – ERFURT
Langweiliger Saisonauftakt bei einer Reserve-Mannschaft. Bremen hat mit Heider und Holsing zwei Spieler extern verloren, die zu den Profis aufgerückten Schmidt, Perthel und Oehrl dürften wohl weiter hauptsächlich bei der II. zum Einsatz kommen. Reserveteams sind grad zu Saisonbeginn immer Wundertüten, gleich neun (sicherlich gut ausgebildete) A-Junioren bereichern neben zwei externen Neuzugängen den Kader. Viel mehr als ein Platz im unteren Mittelfeld dürfte für Bremen wohl nicht drin sein, für uns noch lange kein Grund den Gegner zu unterschätzen. Unser Kader offenbart noch zahlreiche Baustellen: wir haben ein Torwart-, ein Abwehr- und ein Chancenverwertungsproblem. Dazu stellt sich mir die Frage, wie lange unsere neue Außenverteidigung Ströhl/Malura das kräftezehrende Spiel durchhält. Richtiger Optimismus will sich bei mir nicht einstellen, ich wäre mit einem Punkt fast schon zufrieden. Auf die Saison betrachtet sehe ich uns zwischen 5 und 8.
BRAUNSCHWEIG – OSNABRÜCK
Das offizielle Saisoneröffnungsspiel, dass der DFB dieses Jahr seltsamerweise am Samstagnachmittag „versteckt“. Nach dem Abstieg haben den VfL erwartungsgemäß eine ganze Menge Spieler verlassen, allerdings ließen die lila-weißen mit einigen interessanten Neuverpflichtungen aufhorchen. Namen wie Barletta, Lindemann, Kotuljac, Siegert, Hansen oder der uns bestens bekannte Alexander Schnetzler versprechen gehobenen Drittliga-Fußball. Dem neuen Trainer Karsten Baumann, der das schwere Erbe von Pele Wollitz antritt, bieten sich in Kombination mit weiteren interessanten Neuzugängen von Reserve-Teams also einige Möglichkeiten. Ich bin gespannt, ob er auf seiner zweiten Trainerstation etwas mehr Glück hat. Die in Erfurt gewonnenen Erfahrungen könnten hilfreich sein. Den VfL sehe ich im ersten Drittel der Tabelle, Gastgeber Braunschweig eher im Mittelfeld. Fünf Neuzugänge haben sich bisher in der Löwenstadt vorgestellt, eine wirkliche Verstärkung des Kaders scheint mir nicht erfolgt zu sein, da auch einige Stammkräfte (z. B. Schied, Rodridues, Nastase) den Verein verlassen haben.
REGENSBURG – KIEL
Während der Jahn mit dem neuerlichen Klassenerhalt zufrieden sein dürfte, hat Kiel, obwohl „nur“ Aufsteiger, andere Ambitionen. Der Etat, der den Störchen angeblich zur Verfügung steht (9 Mio?), haben manche Zweitligisten nicht. Dementsprechend wurden mit Heider (Bremen II), Lamprecht (Wolfsburg), Sykora (Osnabrück), Jerat (Wuppertal) oder Müller (J...) tlw. gestandene Profis bzw. drittligaerfahrene Spieler geholt, die die Norddeutschen ins Mittelfeld der Tabelle katapultieren sollten. Dagegen ist bei den finanziell klammen Oberpfälzern Schmalhans wiedermal Küchenmeister. Mit Brysch, Bambara und Hiemer verlor der Jahn gestandene Stammspieler an Ligakonkurrenten. Die Neuzugänge waren mit Ausnahme von Haller (bei Absteiger Aalen) keine Stammkräfte, wie sie einschlagen, erscheint ungewiss. Regensburg ist für mich wie schon letztes Jahr Abstiegskandidat Nr. 1. Aber das war ja vor Jahresfrist kein schlechtes Omen. ;-)
DRESDEN – STUTTGART II
Die Sachsen erwarte ich weiter oben in der Tabelle (Platz 3 – 6). Was in der Mannschaft steckt, hat sie gegen Ende der letzten Saison bewiesen, als sie sich aller Abstiegssorgen entledigte und (auch dank der Schwächen der Konkurrenz) noch auf einen einstelligen Tabellenplatz marschierte. Dazu kommt das endlich fertiggestellte Stadion, dass die Euphorie des treuen Dresdner Publikums wohl nochmal steigern sollte. Auch dass die Vereinsführung zu Beginn der letzten Saison Geduld mit Ruud Kaiser hatte, dürfte sich nun auszahlen. Der gewiefte Holländer kennt nun die Liga und seine Mannschaft. Dies ist sicher auch ein Grund, warum Dynamo sehr gezielt nach Neuen suchte. Drei Abgängen (Bröker, Pergl und Truckenbrod – die tun aber richtig weh) stehen fünf Neuzugänge gegenüber, von denen wohl Ibad Muhamadu (Erstliga-Erfahrung in den Niederlanden) heraussticht. Aber auch Soltau, Solga und Trehkopf scheinen für Drittliga-Verhältnisse guten Fußball zu versprechen. Achso... Zu den Geschichten an der Tanke und zur Sponsorensuche bei der NPD sag ich nix weiter... Zum VfB kann ich nur wenig schreiben, sie dürften sich irgendwo im Mittelfeld herumtreiben.
J... – WIESBADEN
Der Erzfeind hat eine unruhige Sommerpause hinter sich. Das beruhigendste vorne weg: der unfähige Herr Schreiber ist immer noch Präsident und allein dies verspricht für den RWE-Fan in der kommenden Saison ähnlich viel Spaß wie in der Sommerpause. Mit dem Ex-Sportdirektor, aus dem dann der Ex-Geschäftsführer wurde (nachdem man dessen Vertrag eigentlich erst verlängern wollte) steht man demnächst vor dem Arbeitsgericht, die Meinung zum zottligen Doppelgänger von Familie Flodder wurde innerhalb von sechs Wochen komplett umgekehrt, für den Abstiegskampf wurden ein paar Millionen verbrannt, Aufsichtsräte traten zurück, ein ganzer Batzen Geld und ein Trikotsponsor fehlen auch noch. Muss man dem FCC fast wünschen, dass sie nicht zu oft gewinnen, sonst reißen die Siegprämien noch mehr Löcher. Ein Satz zum sportlichen: Hinten scheinen einige vernünftige (und notwendige) Verpflichtungen gelungen zu sein (Lanzaat, Truckenbrod, Sievers), vorne fehlt es aber weiter an allen Ecken und Enden. Psycho Ziegner darf weiter den Spielmacher geben, der blinde Hänghe weiter stürmen und Neuling Smeekes (so eine Art Ivaylo Ivanov mit Muskeln) soll die rechte Seite beackern. Ohne zu sehr die rot-weiße Brille aufzuhaben verspricht das zähen Fußball und eine Dauerkarte in der unteren Hälfte. Beim Gegner aus Hessen ist alles neu, der Umbruch erinnert fast an die Ausmaße von Aue im letzten Jahr. Einige interessante Namen (Weigelt, Landeka, Damjanovic) sind dabei, aber für den Wiederaufstieg dürfte es nicht langen. Oberes Mittelfeld, Platz 5 – 8, so unsere Kragenweite etwa. Gespannt dürften die Macher auch sein, wie Drittliga-Fußball in der nicht sonderlich fußballbegeisterten hessischen Landeshauptstadt angenommen wird.
UNTERHACHING – SANDHAUSEN
Die Gastgeber kann ich nur schwer leiden. Nicht nur, das wir dort immer haushoch verlieren, da helfen die Oberbayern dem blau-gelben Pöbel auch noch im Kampf um den Klassenerhalt. Nicht zu fassen... Im Kader tat sich wenig, der Abgang von O. Fink nach Düsseldorf dürfte schmerzen, immerhin ist Torjäger Anton Fink noch da. Allerdings ist das Transferfenster auch noch sechs Wochen geöffnet. Haching dürfte wieder eine gute Rolle spielen, gehört zum erweiterten Kreis der Aufstiegskandidaten. Die Gäste haben trotz des guten achten Platzes im Vorjahr ihren Kader mächtig durcheinander gewirbelt. Neben den zweitligaerfahrenen Regis Dorn und Daniel Jungwirth fällt vor allem auf, dass sich die Nordbadener hauptsächlich bei den zweiten Mannschaften der Bundesligisten bedient haben. Wenn es Trainer Dais gelingt, einige dieser gut ausgebildeten Fußballer in die Mannschaft zu integrieren, sollte mehr als „nur“ die Bestätigung von Platz 8 drin sein.
OFFENBACH – AUE
„Meine“ Offenbacher sehe ich im oberen Tabellendrittel. Die Abgänge dürften die Offenbacher nicht schmerzen. Wir müssen hoffen, dass Malura und Becker bei uns besser zu recht kommen. Neben dem im Vorjahr ausgeliehenen Steffen Haas, den man für verhältnismäßig kleines Geld aus seinem Vertrag in Hoffenheim kaufte, sticht bei den Neuen vor allem Nils Pfingsten-Redding, der aus der Emder Konkursmasse verpflichtet wurde, heraus. Wenn dann auch noch der Hebestreit von Offenbach, Suat Türker, nach seinem mißglückten Freiburg-Gastspiel in der Rückrunde 2009 nicht sonderlich stark, wieder zu gewohnter Form findet, können die Hessen in den Aufstiegskampf eingreifen. Trainer Boysen weiß ja, wie das funktioniert. Und Aue? Tja, die haben ihren wichtigsten Spieler (Feick) für verhältnismäßig wenig Geld (150.000 €) abgegeben. Der Kosovare Albin Ramaj (4 Tore in Emden) und Najeh Braham (unter Linz in Magdeburg natürlich ganz okay) sollen nun die Tore schießen. Dazu kamen einige Nachwuchsspieler. In Aue hofft man, dass Neu-Trainer Ricco Schmidt aus dem Kader mehr herausholt als sein Vorgänger. Ich bin skeptisch, Aue dürfte im Mittelfeld umherdümpeln, für mehr scheint insbesondere die Offensive zu schwach besetzt.
BURGHAUSEN – DORTMUND II
Das sie im beschaulichen Burghausen an der österreichischen Grenze mal ganz dankbar in Richtung Ostfriesland schauen, hätte wohl auch niemand gedacht. Nur dank des Emder Rückzuges in die Niedersachsenliga (wegen der unsinnigen Stadionforderungen des DFB) bleiben die Oberbayern drittklassig. Allerdings müssen sie eine komplett neue Mannschaft aufbauen. Leistungsträger wie Calamita (Braunschweig), Solga (Dresden) oder Mitterhuber (Haching) sind weg, die neuen von Überall her zusammengeholt. Und da dürften noch einige kommen. Es wird wohl wieder Abstiegskampf bis zum Schluß geben. Die Gäste haben mit Nöthe, Hillenbrand und Gordan wichtige Spieler verloren. Trainer Theo Schneider, einzige Konstante bei Borussias Reserve, hat wieder die Aufgabe, zahlreiche der starken Dortmunder A-Junioren (Vizemeister) in die Mannschaft zu integrieren. Fraglich ist, wie die junge Mannschaft mit den (zu erwartenden) Niederlagen umgehen wird und ob sie dem Abstiegskampf gewachsen ist. Unteres Tabellendrittel.
HEIDENHEIM – WUPPERTAL
Nach dem überraschenden Abstieg von Aalen ist Heidenheim plötzlich die Nummer 2 in Württemberg hinter dem VfB. Die Konzentration an der Brenz galt in der Sommerpause mehr dem Vereinsumfeld, das Stadion wurde (und wird) für die dritte Liga fit gemacht, am Anfang muss deshalb mglw. ausgrechnet in Aalen gekickt werden. Es wurden nur wenige Transfers getätigt, neben einigen Regionalliga-Spielern ist Christian Beisel (Sandhausen) der einzige Neue, der über Drittliga-Erfahrung verfügt. Man will hauptsächlich dem Aufstiegskader vertrauen. Das kann gut gehen (Oberhausen vor zwei Jahren), dass kann total in die Hose gehen (Nöttingen 2004/05). Die Gäste haben nach der verkorksten Spielzeit kräftig ausgemistet, 15 Spieler gingen bzw. mussten gehen. Die ohnehin dünn besetzte Offensivabteilung verlor mit Reichwein ihren besten Mann, auch Jerat oder Heinzmann dürften fehlen. Karsten Fischer (der in Paderborn nicht über die Rolle als Joker hinauskam) oder der Ecuadorianer Jose Valencia (immerhin Stammspieler in der zweiten niederländischen Liga) sollen die Lücken füllen. Wuppertal bleibt wohl eine graue Maus, beide Teams erwarte ich am Saisonende nicht weit voneinander getrennt in der Tabelle.
INGOLSTADT – BAYERN II
Mal abgesehen von Falko Götz in Kiel treffen hier wohl die prominentesten Trainer der dritten Liga aufeinander. Der bundesligaerfahrene Horst Köppel tut sich auf seine alten Tage die dritte Liga nochmal an und Mehmet Scholl betreut nun hauptamtlich die Bayern Bubis. Das sich die finanziell starken Ingolstädter nicht in der zweiten Liga halten konnten, hat mich überrascht. Wie bei Absteigern üblich gab es eine große Fluktuation, was eine Einschätzung schwierig macht. Mit Ruprecht, Gerber, Bambara oder Fleßers konnten aber einige namhafte Leute in die Audi-Stadt gelockt werden, andere erfahrene Leute (z.B. Neuendorf, Demir) konnten gehalten werden. Die Oberbayern erwarte ich im oberen Tabellenbereich, sind einer der Aufstiegskandidaten. Eine starke Rolle traue ich auch den Bayern-Bubis zu. Auch wenn insb. Badstuber (van Gaals neuer Liebling), aber auch Müller sicherlich nicht mehr so oft zur Verfügung stehen werden, verfügt die Zweite des Rekordmeisters über einen Kader, der gehobenen Drittliga-Ansprüchen genügt. Mit Hajdarovic (der ja auch bei uns mal im Gespräch war) aus Saarbrücken und Sene aus Großaspach, konnten zwei der stärksten Oberliga-Torjäger für die Mannschaft gewonnen werden. Dazu muss Scholl vier A-Junioren in den Kader integrieren. Kann sich wenigstens einer der beiden genannten Stürmer durchsetzen, gehört Bayern II zu den stärksten Teams.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen