04.08.2014

No Tiger - No Money! Die PGA Championship 2014


Als Sky gestern Abend um acht auf Sendung ging, stand die Golfwelt in Amerika schon still. Nicht, wegen der Gewitter, die die Finalrunde des Bridgestone Invitational zwei Mal unterbrochen hatten. Auch nicht, weil es die PGA Tour endlich geschafft hatte, zuzugeben, dass Dustin Johnson eben doch wegen Kokain-Mißbrauchs gesperrt worden war. Nein, es war etwas anderes. Schlimmer als ein mächtiges Gewitter oder ein Tourstar mit einem veritablen Drogenproblem: der Tiger hatte Rücken! Am 9. Loch schlug Eldrick Tont Woods ab und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Rücken. Er konnte sich kaum bücken, um sein Tee aufzuheben. Mit einem Cart wurde er zum Parkplatz gefahren, wo er, offensichtlich unter starken Schmerzen, in einem weißen Geländewagen verschwand. Und mit ihm verschwand die Hoffnung Amerikas auf einen schönen Golfsommer. Denn wer Woods sah, kann sich nicht vorstellen, wie dieser Mann ab Donnerstag bei der PGA Championship, dem letzten Major des Jahres, abschlagen soll. Und wenn er dort nicht an den Start geht (und gewinnt) finden die Play-Offs um den FedEx-Cup ohne Tiger statt. Denn auf Grund seiner langen Verletzungspause liegt er im FedEx-Cup derzeit nur auf Rang 217. Und wenn er in den nächsten Wochen nicht den Nachweis erbringen kann, dass er halbwegs in Form ist, wird ihn US-Captain Tom Watson auch nicht per Captains Pick ins amerikanische Ryder-Cup-Team hieven.

Keine PGA Championship. Keine Play-Offs. Kein Ryder Cup. Also, nicht das wir uns falsch verstehen, die Veranstaltungen finden schon statt. Zumindest offiziell. Aber für die US-TV-Stationen bedeuten Turniere ohne Tiger immer, dass sie die Kohle, die sie für die Übertragungsrechte ausgegeben haben, auch hätten zum Fenster rausschmeissen können. Denn ohne Tiger stimmt die Quote nicht. So brachen die Einschaltquoten beim Masters und der US Open im Frühjahr ob des Fehlens des großen Meisters jeweils fast astronomisch ein. No Tiger - No Money! Die US-Networks tragen Trauer an diesem Montag. Und rechnen fieberhaft, wie die Verluste, die ob der fehlenden Werbeeinnahmen entstehen, halbwegs aufgefangen werden können.

Vielleicht ja mit Rory McIlroy. Denn der junge Nordire hat sich im Sommer 2014 auf den Weg gemacht. Heraus aus dem Tal des Jahres 2013 dorthin zurück wo er 2012 schon einmal war. Und noch ein Stück höher hinaus. Titel bei der Open Championship. Eine Woche Pause. Titel beim Bridgestone Invitationl. Er führt haushoch im Race to Dubai, ist nun schon Dritter im FedExCup und trohnt seit gestern Abend auch wieder an der Spitze der Weltrangliste. Rory ist die neue, alte Nr. 1. Und wenn er so weiter spielt, könnte, nein dann wird sein Aufenthalt diesmal länger dauern als 2012/13. Leidtragender der aktuellen Rory-Show ist Sergio Garcia. Der Spanier ging gestern Abend, auch dank seiner famosen 61 vom Freitag, mit drei Schlägen Vorsprung auf Rory in die Schlussrunde. Doch während Garcia ein Par ans andere reihte, hatte der Nordire nach vier Löchern schon drei Birdies notiert. Und zog das bis zum Schluss gnadenlos durch. Schon bei der Open Championship in Hoylake vor 14 Tagen war Garcia hinter dem überragenden McIlroy Zweiter geworden. Für Garcia, der wie alle drei Zipfelmützen-Golfer aus dem goldenen Jahrgang 1980 stammt, wird das Warten auf einen großen Titel mehr und mehr zur Qual. Er hat mittlerweile zehn Top-5-Platzierungen bei den vier Major-Turnieren, darunter vier zweite Plätze sowie acht Top-5-Platzierungen bei den vier jährlichen Turnieren der World-Golf-Championship-Serie.

Vielleicht schlägt Garcias große Stunde ja in dieser Woche bei der PGA Championship im Valhalla Golf Club in Louisville. Denn betrachtet man sich die Formkurven der Spieler, zählen Garcia und McIlroy in Kentucky zu den großen Favoriten. Auch den Engländer Justin Rose (Sieger Quicken Loans National und Scottish Open im Juni/Juli) muss man auf der Rechnung haben. Ebenfalls nennen möchte ich Rickie Fowler. Der Mann mit der auffälligen Kopfbedeckung ist einer der wenigen US-Amerikaner, die in diesem Jahr groß aufspielen. Er ist der einzige Spieler, der alle drei bisherigen Major-Turniere 2014 unter den Top 5 beendete (Masters T5, US Open T2, The Open T2). Und dann wäre da ja noch ein gewisser Martin Kaymer, der mittlerweile nach dem Motto „Hop oder Top“ absolviert. Entweder er läßt es richtig krachen (Siege bei der Players Championship und sein zweiter Major-Titel bei der US Open) oder er agiert irgendwo im Nirdgendwo. Seit seinem Players-Sieg im Mai war Kaymers beste Platzierung auf der PGA Tour ein 29. Platz bei der Byron Nelson Championship. Dazu notierte er einen 70. (The Open) und einen geteilten 56. (am Wochenende bei der Bridgestone) Platz. Auch in Europa riß Martin Kaymer Bäume aus, dem verpassten Cut in Köln steht der zwölfte Platz in Frankreich gegenüber. Aber, Stichwort Hop oder Top: positiver Ausreißer dazwischen war dann eben der phänomenale US Open-Sieg. Was wir von Martin in Valhalla erwarten dürfen, ist daher schwer einzuschätzen. Wichtiger Indikator könnte aber der erste Tage sein. Während er bei seinen Sieg bei der Players und der US Open das Feld in der Auftaktrunde jeweils in Grund und Boden spielte, verzockte er bspw. bei der Open Championship und dem Bridgestone Invitational gleich am ersten Tag das Turnier. Insbesondere die 77 am Donnerstag in Akron tat weh, spielte er doch dort an der Seite von Tiger Woods und ließ die ganze Welt an seinem wirklichem schlechtem Golf teil haben. Am Wochenende fing er sich zwar halbwegs, aber mehr als Rang 56. sprang nicht heraus.

Nun reisen also neben Kaymer 47 weitere Spieler der Top 50 in den legendären Valhalla Golf Club. Nur Dustin Johnson (ob gesperrt oder freiweillig eine Auszeit nehmend sei mal dahin gestellt) und Tiger Woods fehlen. Deutsche Spieler sind neben Kaymer nicht am Start, da man sich für die PGA Championship nicht über Qualifkationsturniere ins Feld spielen kann. Neben den Top 70 einer eigens für die PGA Championship geführten Geldrangliste, allen früheren PGA Champions sowie allen Major-Siegern der letzten fünf Jahre laden die Organisatoren alle Spieler aus den Top 100 der Weltrangliste ein. Davon profitieren insbesondere die internationalen Spieler, die nicht Mitglied der PGA Tour sind und somit nicht in der o. g. Geldrangliste geführt werden. Vervollständigt wird das Feld von den  zwanzig besten Spielern der PGA National Championship, einfach ausgedrückt die zwanzig besten Golflehrer der USA.

Der Valhalla Golf Club ist mittlerweile zum dritten Mal nach 1996 und 2000 Gastgeber der PGA Championship. Außerdem fand 2004 und 2011 jeweils die Senior PGA Championship statt. Bei allen vier Majors triumphierten Amerikaner. Zudem feierte das US-Ryder-Cup-Team hier 2008 seinen einzigen Sieg bei den letzten sechs Veranstaltungen bzw. in den letzten 15 Jahren. Der Par 72-Kurs ist also ein vermeintlich gutes Pflaster für US-Golfer, angesichts der aktuellen Kräfteverhältnisse im Weltgolf erwarte ich aber eher einen nicht-amerikanischen, viel mehr einen europäischen Sieger.

Aktuell lohnt der Blick mit der schwarz-rot-goldenen Brille aber auch abseits der beiden großen Touren. Bernhard Langer, schon seit Jahren Mr. Champions Tour himself, scheint von Jahr zu Jahr nicht nur älter, sondern immer besser zu werden. Bernhard holte sich mit der Senior Players Championship und der Senior Open Championship gleich zwei Major-Titel. Insbesondere sein Sieg bei der Open in Wales ging in die Geschichtsbücher ein, als er das Weltklassefeld mit 13 Schlägen Vorsprung fast der Lächerlichkeit preisgab. Und wer dachte ein 56-Jähriger braucht nach so einem formidablen Erfolg mal ein Päuschen, wurde von Langer vergangenes Wochenende sofort eines besseren belehrt. Bei der 3M Championship legte Langer gleich mal einen zweiten Platz nach. Im Charles Schwab Cup kann ihm nur der ebenfalls bockstarke Schotte Colin Montgomerie halbwegs folgen, auf den Ranglisten-Dritten Kenny Perry hat er fast 2000 Punkte Vorsprung. Und noch ein Deutscher sorgt für viel Freude in diesem Jahr: Moritz Lampert, der mit seinen 22 Jahren der Sohn von Langer sein könnte. Lampert gewann innerhalb weniger Wochen in Österreich, Spanien und Aserbaidschan drei Turniere auf der Challenge Tour, wodurch er nun sofort auf die European Tour aufsteigen darf. 2013 konnte er seine Tour-Karte nicht halten, schaffte nur vier Cuts, der Schritt zurück auf die Challenge Tour scheint im gut getan zu haben. Lampert kann nun die (nicht so stark besetzten) Spätsommer-Turniere der European Tour, z. B. in Dänemark, Tschechien, Italien oder Wales nutzen, um sich, völlig ohne Druck, das notwendige Selbstvertrauen für die kommende Saison 2015 zu holen, wo er seine Tourkarte dann verteidigen muss.

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