01.08.2013

Das One-Million-Dollar-Baby


Das Masters hat das exklusivste Feld im Profi-Golf. Nicht falsch diese Aussage, meist schaffen weniger als einhundert Spieler die Qualifikation. Und natürlich hat das Masters als eines der vier Major-Turniere und als einziges der Big Four, das immer auf dem gleichen Platz ausgetragen wird, ein herausragendes Renomee. Aber wer ein Turnier sucht, für das die Qualifikation noch ein bißchen schwieriger ist, wo das Feld noch ein bißchen kleiner ist, der wird dieses Wochenende fündig. Das dritte von vier World-Golf-Championship-Turnieren steht auf dem Spielplan: das Bridgestone Invitational. Nur 73 Spieler werden heute in Akron, Ohio an den Start gehen, die sich in vier verschiedenen Kategorien qualifiziert haben. Ein Ticket ergattert haben alle Spieler der Ryder Cup-Teams 2012, die Top 50 der Weltranglisten der vergangenen zwei Wochen, die Sieger aller Turniere der letzten 52 Wochen, die ein Field Rating von 115 aufweisen (das zu erklären, würde den Rahmen sprengen, in der Regel schaffen fast alle Turniere der PGA-Tour sowie diverse European-Tour-Turniere diesen Wert) sowie die Sieger von fünf ausgewählten Turnieren anderer Profi-Golf-Touren. Major-Sieger aus vergangenen Zeiten, frühere Sieger des Bridgestone Invitational, Spieler, die sich durch eine Qualifikation ins Feld spielen konnten oder Amateure – all dies gibt es beim Bridgestone Invitational nicht. Insgesamt schafften 77 Spieler die Qualifikation über eine oder mehrere Kategorien, vier haben also verzichtet. Louis Oosthuizen fehlt verletzt, Hunter Mahan wurde vergangenes Wochenende Vater (dazu beim Rückblick später noch ein Wort), Senkrechtstarter Jordan Spieth sowie Peter Senior spielen ebenfalls nicht. Leider fehlt auch Marcel Siem, der über keine Kategorie ein Ticket buchen konnte. Sein Sieg bei der Trophee Hassan II im Frühjahr reichte nicht, da das oben angesprochene Field Rating dieses Turniers unter 115 lag. Und in der Weltrangliste ist er, wie schon seit Wochen, um Platz 60 gelistet. Deshalb vertritt Martin Kaymer die deutschen Farben alleine im Firestone Country Club. Der Name des Clubs hat übrigens wirklich was mit den Autoreifen zu tun, denn Gummi-Magnat Harvey Firestone stellte den Platz 1929 seinen Angestellten zur Verfügung. Heute gehört der South Course zu den angesehensten Plätzen auf der PGA Tour.

Rekordsieger des Turniers ist (natürlich) Tiger Woods. Dennoch sind die sieben Siege bei elf Austragungen zwischen 1999 und 2009 eine unfaßbare Marke, die er bei keinem anderen Turnier erreicht hat. Zwischen 1999 und 2001 sowie 2005 bis 2007 gelangen ihm sogar zwei Dreifach-Erfolge in Serie, eine Leistung die bei keinem anderen Turnier von keinem anderen Spieler der Welt geschafft wurde. In den Jahren von Woods Seriensiegen war das Bridgestone Invitational so vorhersehbar wie eine Volkskammer-Wahl in der DDR. Titelverteidiger ist Keegan Bradley. Tiger wartet mittlerweile seit 2009 auf einen Erfolg. Golf.de sah in der ungewohnten Abwechslung in der Siegerliste aber nur Vorteile, als dort im Vorbericht festgestellt wurde, dass es gut ist, dass das Turnier „mehr als ein Pokal-Lieferdienst für Tiger Woods“ ist.

Dass Hunter Mahan letztes Wochenende zum ersten Mal Vater wurde, hatte ich bereits erwähnt. Dass er, als seine Frau Alarm schlug, in Führung liegend (!!!) die Canadien Open abbrach (!), möchte ich aber nochmal extra bemerken. Das zeigt, dass Hunter’s Qualitäten als Vater und Ehemann jenen als Golfspieler in nichts nachstehen, aber eben auch, wie angenehm dass Golf-Profi-Leben ist. Mal schnell von der Arbeit abhauen und auf eine Million Dollar Lohn verzichten, kann sich nicht jeder erlauben bzw. leisten. Den Preisgeldscheck in Kanada sicherte sich übrigens Brandt Snedeker, der nach Pebble Beach seinen zweiten Erfolg in 2013 feierte.

Nicht ganz so erfreulich wie für Hunter Mahan oder Brandt Snedeker verlief das vergangene Wochenende für die deutschen Golfprofis. Bernhard Langer verlor, nach dem er lange Zeit deutlich in Führung gelegen hatte, die Senior Open Championship und damit seinen vierten Senioren-Major-Titel noch im Stechen an Mark Wiebe. Marcel Siem, der über eine Sponsoreneinladung bei der RBC Canadien Open startete, erklärte via Facebook sogar, nicht mehr besser spielen zu können und kündigte an, seinen Putter in die ewigen Jagdgründe zu befördern. Am Ende sprang für Marcel ein geteilter 14. Platz in Ontario heraus. Leider fehlen damit vier Plätze für die automatische Qualifikation zur Reno-Tahoe-Open in Nevada, die in dieser Woche parallel zum Bridgestone Invitational ausgetragen wird und bei der der Sieger, wie bei jedem PGA-Turnier mit Alternate-Status 300 FedExCup-Punkte erhält. Da aber, wie oben beschrieben, das Feld bei der Bridgestone sehr limitiert ist, sind in Nevadas Bergen einige sehr bekannte Namen am Start, darunter der dreifache irische Major-Sieger Padraig Harrington sowie die ehemaligen Masters-Sieger Mike Weir (CAN) und Trevor Immelman (RSA). Gespielt wird übrigens (einmalig auf der PGA-Tour) im modifizierten Stableford-System, das heißt es gibt Punkte für die Ergebnisse, z. B. drei für ein Eagle, zwei für ein Birdie oder minus eins für ein Bogey.

Zum Schluss noch ein Hinweis auf die Damen. Und bitte Anschnallen. Ich sage nur Inbee Park. Drei Major-Titel hat die Südkoreanerin in diesem Jahr schon gewonnen. Nun geht’s auf den Old Course nach St. Andrews. Bei der Women’s British Open wird Park’s Links-Können auf Herz und Nieren getestet. Sandra Gal und Carolin Masson sind ebenfalls am Start. Können sie ihre Form vom vergangenen Wochenende, als sie beim Ladies European Masters in England, einem Turnier der Ladies European Tour, die Plätze drei und vier belegten, konservieren, steht guten Major-Resultaten nichts im Weg.

Die Golf-Weltelite mit Martin Kaymer in Ohio, die Damen mit Gal und Masson im Home of Golf, Alex Cejka in Nevada, Bernhard Langer beim Berenberg-Masters in Köln (wofür er sogar auf die Titelverteidigung bei der 3M-Championship auf der Champions Tour verzichtet) sowie mit Bernd Ritthammer, Nicolas Meitinger, Daniel Wünsche und Moritz Lampert (der vergangenes Wochenende auf der European Tour in Russland am Cut scheiterte – es gewann der Nordire Michael Hoey) vier Deutsche in Finnland auf der Challenge Tour – viel Golf am kommenden Wochenende, auch aus deutscher Sicht. Nur Marcel Siem bereitet sich (gezwungenermaßen) schon auf das vierte und letzte Major des Jahres, die PGA Championship, vor.

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