05.08.2013

Tiger triumphiert, Park scheitert, die PGA Championship wartet



Das Bridgestone Invitational ist doch wie ein Pokallieferdienst für den Tiger. Woods hat Golf-Geschichte geschrieben. Und weil es eben Tiger Woods ist, tut er das mal nicht eben einfach so, sondern auf die Tiger-Art. Er vernichtet die Konkurrenz ganz wie in den guten alten Zeiten. Schon am Donnerstag hatte er sich in der Spitzengruppe eingefunden, am Freitag nahm Tiger mit einer 61 den South Course im Firestone Country Club auseinander. Er lochte nahezu jeden Putt, es war fast schon unheimlich. Selbst als er auf der 18 nach einem zwischen die Bäume verzogenen Abschlag den zweiten Ball neben die Zuschauertribüne legte, rettete er mit einem Zauberschlag und einem Monsterputt aus dem Vorgrün das Par. Jeder sterbliche Golfpro hätte auf diesem Loch ein Doppelbogey notiert, nicht dieser Woods in Galaform. Mit acht Schlägen Vorsprung ging er ins Wochenende, schon Freitag Abend war klar, dass die anderen 72 Spieler um den zweiten Platz spielen. Der zur Zeit superstarke Henrik Stenson, der seine dritte Top-3-Platzierung in Serie einspielte und mittlerweile auf Platz 11 im OWGR zu finden ist und Keegan Bradley gewannen das „Turnier hinter Woods“. Der Tiger ist damit der erste Spieler der Golf-Geschichte, der zwei verschiedene Turniere jeweils achtmal gewonnen hat (Arnold Palmer Invitational, Bridgestone Invitational). Acht Siege bei einem Turnier hatte zuvor nur der große Sam Snead zwischen 1938 und 1965 bei der Wyndham Championship geschafft, die zu seiner Zeit noch Greater Greensboro Open hieß, benannt nach ihrem Austragungsort in North Carolina. Für Woods war es übrigens der 79. PGA-Tour-Erfolg seiner Karriere (noch drei fehlen zum Rekord von 82, gehalten von Sam Snead) und der 18. Titel bei seinem 42. World-Golf-Championship-Turnier (in 31 (!) der 42 Turniere erreichte er ein Top-Ten-Resultat), aber der erste Erfolg, den er gemeinsam mit seinem vierjährigen Sohn Charlie feierte, der erstmals vor Ort erlebte, wie Daddy einen neuen Pokal für sein Trophäenhaus (? – ein Zimmer geschweige denn ein Schrank dürften ja kaum noch ausreichen) überreicht bekam. Mama Elin Nordgren wurde allerdings nicht gesehen...

Das Martin Kaymer am Ende geteilter Neunter wurde, ist sehr stark, rechnen durfte man nach der Auftaktrunde damit aber nicht. Eine 74 (Par 70) hatte Kaymer am Donnerstag gespielt, nach zwei Birdies auf den ersten vier Löchern folgten sechs Bogeys und der Sturz auf Rang 62. Die drei anderen Runden konnten sich aber sehen lassen, er arbeitete sich kontinuierlich nach vorn und mit einer 66 am Sonntag (beste Runde des gesamtes Feldes am Finaltag) einschließlich dreier Birdies auf den letzten sechs Löchern schob er sich noch in die Top 10. Damit hat sich Kaymer auch im FedEx-Cup etwas Luft verschafft: er ist jetzt 119. und liegt zwei Turniere (PGA Championship, Wyndham Championship) vor dem Ende der Regular Season 38 Punkte vor Nicolas Colsaerts. Der Belgier ist momentan 126. und wäre damit der erste nicht startberechtigte Spieler beim ersten Play-Off-Turnier, der Barclays.

Die Reno-Tahoe-Open, das Alternate-Turnier auf der PGA-Tour und damit 300 FedEx-Cup-Punkte hat Gary Woodland gewonnen. Der Amerikaner war am Ende ähnlich souverän wie Tiger, Alex Cejka hat leider den Cut verpasst. Auf der web.com-Tour, also in der 2. Liga ist Cejka momentan 48. der Geldrangliste, ihm fehlen etwa 47.000 Dollar auf den wichtigen 25. Platz, der ihm die Chance einräumen würde, um eine PGA-Tour-Karte für 2014 zu spielen. Sieht also eher schlecht aus.

Nun ein Blick zur Women’s British Open. Nein, Inbee Park hat es nicht geschafft. Der Old Course in St. Andrews hat der bei Major-Turnieren 2013 noch unbesiegten Südkoreanerin den Zahn gezogen. Die Ladies waren den Elementen des schottischen Wetters, im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen zwei Wochen zuvor, gnadenlos ausgesetzt. Die dritte Runde musste wegen stürmischen Windes abgesagt werden und konnte erst Sonntag morgen gespielt werden. Der Wind blies nicht nur Zäune und Werbebanden um, auch die Bälle blieben vor einem Schlag nicht ruhig liegen. Mit den Bedingungen am besten zurecht kam die Amerikanerin Stacy Lewis, die am Ende zwei Schläge Vorsprung auf ihre Verfolgerinnen, zwei Südkoreanerinnen, aufwies. Für Lewis, die gut 400.000 Dollar Preisgeld kassierte, ist es der zweite Major-Titel nach ihrem Sieg bei der Kraft-Nabisco-Championship 2011. Inbee Park wurde am Ende 42. und zeigte sich auf der anschließenden Pressekonferenz erleichtert, „dass es vorbei ist“. Die Zeit, wegen eines möglichen Grand Slams im Rampenlicht gestanden zu haben, sei anstrengend gewesen. Solche Probleme haben die deutschen Proetten nicht, Sandra Gal belegte einen guten 25. Platz, Carolin Masson war am Cut gescheitert. Letztere hat sich aber trotzdem ins europäische Solheim-Cup-Team gespielt. Sandra Gal hoffte leider vergebens auf eine Wildcard. Mehr zum Solheim-Cup, dem weiblichen Pendant zum Ryder Cup, dann in 14 Tagen, wenn das Turnier im Colorado Golf Club steigt.

Nun aber der Blick ins kommende Wochenende zur PGA Championship: It’s Major-Time! Ja, es ist schon wieder so weit. Ein Höhepunkt jagt den nächsten. Nur drei Wochen nach der Open Championship und wenige Tage nach der dritten World Golf Championship des Jahres treffen sich die besten Golfer des Planeten bei der PGA Championship zum vierten und letzten Major des Jahres. Nach dem vergangenen Wochenende kann es eigentlich nur einen Favoriten geben: Tiger Woods! Aber Woods gewann auch vor dem Masters und der US Open hochkarätig besetzte Turniere (Arnold Palmer bzw. The Players) und dann befiel ihn am Major-Wochenende wieder diese unerklärliche Schwäche. All das, was ein oder zwei Wochen zuvor noch wie von selbst geklappt hatte, funktionierte nicht mehr. Tiger verzog Abschläge, Tiger puttete schlecht, Tiger machte Leichtsinnsfehler. So geht das nunmehr seit der US Open 2008. Seit über fünf Jahren wartet Tiger auf seinen 15. Majortitel. Endet die Warterei am Sonntag? Spielt er in Tigerform oder macht er einem oder mehreren seiner 155 Konkurrenten wieder einmal die Tür bei einem Major auf?

Und schon stellt sich auch die Frage, wer denn warum Tiger bzw. den Titelverteidiger Rory McIlroy herausfordern darf. Oder anders gesagt: wie setzt sich das Feld zusammen. Ich hatte das ja schon bei den drei anderen Majors beschrieben, im Grundsatz ist das nicht viel anders als dort auch. Alle ehemaligen PGA-Champions, alle Major-Sieger der letzten fünf Jahre oder die 70 Spieler, die in den letzten 12 Monaten auf der PGA Tour das meiste Geld verdient haben.

Drei Besonderheiten gibt es aber, die die PGA Championship von den anderen Majors abgrenzen:

1. Die PGA Championship hat nichts mit der PGA Tour zu tun. Die PGA Tour ist eine seperate Organisation für die professionellen Golftouren. Sie spaltete sich 1968 von der PGA ab. Im weitesten Sinne war vielleicht die Abspaltung der Deutschen Eishockey Liga vom Deutschen Eishockey Bund ein vergleichbarer Vorgang. Die PGA ist die Vereinigung der us-amerikanischen Golflehrer, die PGA-Championship also die amerikanische Golflehrer-Meisterschaft. Deshalb dürfen die zwanzig besten Golflehrer, die in einem seperaten Turnier, der PGA Professional National Championship, ermittelt wurden, an der PGA Championship teilnehmen.

2. Qualifikationsturniere, wie für die US Open oder die Open Championship, gibt es nicht. Mal abgesehen von den ehemaligen Siegern können also nur Spieler am Turnier teilnehmen, die in den letzten zwölf Monaten vernünftig Golf gespielt haben. Die PGA Championship gilt daher als das am besten besetzte der vier Major-Turniere.

3. Da die Qualifikationskriterien nicht die Weltrangliste berücksichtigen (sondern wie oben beschrieben die 70 besten der PGA-Tour-Geldrangliste), wären viele starke Spieler, die nicht Mitglied der PGA-Tour sind, nicht teilnahmeberechtigt. Daher räumen sich die Turnierorganisatoren das großzügigste Einladungsrecht aller Major-Turniere ein. Zur PGA Championship 2013 erhielten nicht weniger als 40 Spieler, viele von ihnen Mitglieder der European Tour, eine Einladung. Dazu gehört unter anderem auch Marcel Siem, der neben Martin Kaymer (der Gewinner der PGA Championship 2010 ein lebenslanges Startrecht genießt) einer von zwei deutschen Spielern im Feld ist. Gäbe es die Einladungen nicht, wären, neben Siem, unter anderem die beiden in diesem Jahr so furios spielenden Jungstars Matteo Manassero (Weltranglisten-28.) und Hideki Matsuyama (Weltranglisten-33.) nicht (!) qualifiziert gewesen.

Wie immer müssen einige Spieler auf ihr Startrecht verzichten, in diesem Jahr ist Louis Oosthuizen der prominenteste Pro, der fehlt. Der 2013 ohnehin nicht sonderlich formstarke Südafrikaner laboriert weiter an einer Nackenverletzung. Hunter Mahan ist nach seiner „Babypause“ dagegen wieder am Start.

Ermittelt wird der PGA Champion 2013 auf dem East Course des Oak Hill Country Clubs in der am Südufer des Lake Ontario gelegenen Stadt Rochester. Der Club im US-Bundesstaat New York wurde von „den Golflehrern“ zum dritten Mal als Gastgeber für ihr Major ausgewählt. 1980 gewann Jack Nicklaus, 2003 feierte Shaun Micheel seinen einzigen Tour-Sieg ausgerechnet bei der PGA Championship. Der Club war außerdem dreimal Austragungsort der US Open (1956, 1968 und 1989). 1995 gewann das europäische Team in Oak Hill den Ryder Cup. Zum damaligen Zeitpunkt war es für die Europäer erst der zweite Sieg auf amerikanischem Boden. 2009 rangierte der Par-70-Kurs auf Platz 11 der jährlich von der amerikanischen Golfbibel „Golf Digest“ veröffentlichten Liste der einhundert besten Kurse der Staaten. Seit 1901, als die ersten neun Löcher angelegt wurden, wird in Oak Hill Golf gespielt. In den vergangenen 112 Jahren wurden im Club alle großen Golf-Meisterschaften des Landes mindestens einmal ausgespielt: das U.S. Amateur, die U.S. Open, die PGA Championship, die U.S. Senior Open, die Senior PGA Championship und der Ryder Cup. Diese vollständige „Turniersammlung“ kann kein einziger weiterer Golfclub in den USA vorweisen.

Und wer landet bei der PGA nun ganz vorne? Nun, ein Blick zurück in die allerjüngste Vergangenheit könnte helfen. Denn der Kurs in Oak Hill und der South Course in Firestone sind sich gar nicht so unähnlich. Hügeliges Gelände, viele Bäume, wenig Wasser. Dazu laut PGA Tour identische Gräser im Fairway, Grün und Rough. Also doch Tiger? Trotz Major-Fluch? Das eine gewonne Generalprobe einem anschließenden Major-Sieg nicht abträglich ist, hat Phil Mickelson in Schottland gerade erst bewiesen. Und auch Woods weiß, wie es geht. 2007 gewann er erst das Bridgestone und dann die PGA Championship. Und sonst? Kaymer nach seinem Zauber-Sonntag? Der formstarke Henrik Stenson? Keegan Bradley, der PGA Champion von 2011 und momentan auch gut in Schwung? Vielleicht auch Rory McIlroy, der mit seinem Sieg im letzten Jahr einen schwachen Sommer vergessen ließ und einen umso stärkeren Herbst einläutete. Das wären meine Namen, von denen ich einen oben erwarte. Blöd nur, dass man im PGA-Fantasy-Spiel nur vier Spieler in sein Team wählen kann. Ich werde wohl Rory draußen lassen, er ist trotz sehr leicht aufsteigender Tendenz in Firestone (Platz 27) in dieser Saison ein zu großer Unsicherheitsfaktor. Oder doch Stenson? Der wird doch nicht vier mal in Folge in die Top 3 erreichen... Also doch noch „den“ Geheimtipp finden... Schwierig, aber ich kann mir ja noch bis Mittwoch abend ne Rübe machen.

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