27.08.2013

Allerlei gegenwärtiges, zukünftiges und theoretisches... plus Sommerschlussverkauf!



Das war doch mal ein feiner Auftakt in die FedEx-Cup-Playoffs, von dem ich allerdings angesichts der großen Eröffnung der Bar 99 nur eingeschränkt berichten kann. Als ich Sonntag gegen zehn ins Bett bin, lagen mehr als ein halbes Dutzend Spieler innerhalb von zwei Schlägen, mit Tiger, Phil, Justin Rose oder dem späteren Sieger Adam Scott zahlreiche große Namen. Der Australier schoss mit den 2.500 gewonnen Punkten auf Platz 2 im FedExCup, Tiger konnte seine Führung dank seines geteilten zweiten Platzes verteidigen. Große Sprünge im Ranking machten auch Graham DeLaet (von 34 auf 7) oder Gary Woodland (von 60 auf 10). Ebenfalls einen Sprung machte Martin Kaymer. Der Rheinländer verspielte am Samstag (teilweise auch mit viel Pech, als beispielsweise ein Ball von einem Entfernungsmesspunkt unglück abprallte und ins Wasser flog) zwar seine nach der zweiten Runde starke Ausgangsposition, der geteilte 50. Platz reichte aber, um im FedEx-Cup von 103 auf 90 zu springen und am kommenden Wochenende an der Deutsche Bank Championship in Boston teilnehmen zu können. Neben Kaymer schafften vier weitere Spieler den Sprung von außerhalb der Top 100 über den Strich, einer scheiterte spektakulär. Aaron Baddeley spielte am Finalsonntag drei Bogeys in Folge und verfehlte dadurch als 101. die Top 100 denkbar knapp. Passt aber irgendwie zu seiner Saison, der Australier hat in diesem Jahr bereits 14 Cuts verpasst, darunter zehn in Folge (!) von Ende April bis Mitte Juli.

Der Play-Off-Zirkus macht nun mit noch 100 Spielern an Bord halt in Boston. Die Deutsche Bank Championship steht auf dem Programm. Wie immer beginnt das Turnier erst am Freitag und endet traditionell am Montag, dem Labor Day, einem in den Staaten landesweiten Feiertag. Viel Arbeit also für die Profis am Tag der Arbeit. Das Turnier unterscheidet sich übrigens nicht nur wegen der Finalrunde am Montag von den anderen beiden Play-Off-Turnieren. Während das Barclays aus der legendären Westchester Classic hervorgegangen ist und die in 14 Tagen stattfindende BMW Championship die große Tradition der Western Open fortsetzt, wurde die Deutsche Bank Championship erst im Jahre 2003 aus der Taufe gehoben, findet also zum elften Mal statt. Immer auf dem gleichen Platz übrigens, dem von Arnold Palmer designten, von Gil Hanse überarbeiteten und erst 2003 mit Turnierbeginn eröffneten Par-72-Platz. Während die Barclays (im Großraum New York) und die BMW Championship (im mittleren Westen) auf verschiedenen Plätzen ausgetragen werden, hat die Deutsche Bank Championship also eine feste Heimat in Norton, Massachussetts, 25 km südlich von Downtown Boston. Als Titelverteidiger geht Rory McIlroy an den Start, der das Turnier vor Jahresfrist als erster Europäer gewinnen konnte. Martin Kaymer muss nach Hochrechnungen von pgatour.com mindestens 24. werden, um im FedEx-Cup sicher unter die ersten 70 Spielern zu klettern, die dann auch bei der BMW Championship abschlagen dürfen. Sagen wir also einfach: Platz 20 oder Saisonende! Neben Kaymer sind mit Ryder-Cup-Gott Ian Poulter (77.) oder Ernie Els (91.) weitere Top-Spieler vom Saisonaus bedroht. Kaymer hat übrigens via Facebook bekanntgegeben, dass er, unabhängig wie weit er in den Play-Offs noch kommt, Ende September bei der Alfred Dunhill Links Championship abschlagen wird. Das Turnier, welches als Pro-Am unter anderem auch in St. Andrews ausgetragen wird, ist nach der Open Championship und der BMW PGA Championship das drittgrößte Event in Europa.

Bevor wir das Kapitel Fed-Ex-Cup-Play-Offs schließen, noch ein Wort zum dort sehr gut im Rennen liegenden Phil Mickelson (3.). Wenn ihr ein Schnäppchen machen wollt, schaut Euch hier mal Phil’s Bude in Rancho Santa Fe (bei San Diego) an. Das Anwesen wird für knapp sieben Millionen Dollar angeboten. Angesichts der Tatsache, dass es vor wenigen Monaten noch fünf Millionen Dollar teurer sein sollte und das Putting-Grün weiterhin inklusive ist, muss man fast sagen, es wird verschleudert.

Bleiben wir noch einen Moment in den USA, denn dort wird auch Marcel Siem in den kommenden Wochen abschlagen. Siem, der ja über keine PGA-Tour-Karte verfügt, hat sich entschieden, die web.com-Tour-Finals zu spielen. Er kämpft ab Donnerstag bei vier Turnieren auf der neuen Finalserie der zweiten Liga mit rund 130 anderen Spielern um eine Karte für kommende PGA-Tour-Saison. Das Feld der 130 Spieler setzt sich zusammen aus den 75 besten Spielern der web.com-Tour 2013, den im FedEx-Cup zwischen Platz 126 und 200 platzierten Spielern und einigen Nicht-Mitgliedern der PGA-Tour, die aber bei einigen Turnieren, die sie über Sponsoreneinladungen spielen durften, so viele Punkte erspielt haben, die sie es unter die Top 200 im FedEx-Cup geschafft hätten, wenn sie eine PGA-Tour-Karte gehabt hätten. Zu diesen Spielern zählt eben auch Marcel Siem. Wie ihr seht, ist es gar nicht so leicht, den Modus zu erklären, aber ich versuche es mal weiter. Einige Spieler, die zwischen 126 und 200 im FedEx-Cup lagen, sind über andere Kategorien (z. B. Turniersiege) für die kommende PGA-Tour-Saison qualifiziert, so dass sie nicht an den web.com-Tour-Finals teilnehmen müssen. Das betrifft z. B. den Südafrikaner Louis Oosthuizen. Wirft man alles zusammen, kommt man am Ende auf rund 130 Spieler. Von diesen 130 Spielern haben 25 aber ihre PGA-Tour-Karte fürs kommende Jahr bereits sicher, nämlich die Top 25 der web.com-Tour-Geldrangliste 2013. Diese 25 Spieler nehmen an den web.com-Tour-Finals nur teil, um sich in der separaten Geldrangliste der web.com-Tour-Finals weit nach oben zu spielen, damit sie im kommenden Jahr bessere Chancen haben, auch an den größeren Turnieren der PGA-Tour teilzunehmen. 130 abzüglich 25 macht 105. So viele Spieler kämpfen um 25 weitere PGA-Tour-Karten für 2014. Marcel Siem muss also bei den vier Turnieren der web.com-Tour-Finals in der Geldrangliste gut 80 dieser 105 Spieler hinter sich lassen, um die von ihm so begehrte PGA-Tour-Karte zu erwerben. Die Chancen stehen auf dem Papier sehr gut, mir ist beim überfliegen der Startliste für die web.com-Tour-Finals kein Spieler aufgefallen, der in der Weltrangliste höher platziert ist als er. Vereinfacht gesagt: Siem ist theoretisch der beste Spieler der web.com-Tour-Finals. Drücken wir ihm also alle Daumen für die praktische Umsetzung!

Nach so viel Theorie nun zurück auf en Golfplatz: Eine Woche nach dem Solheim-Cup schlugen die Damen bei den Canadian Women’s Open ab. Und schon wieder wurde Geschichte geschrieben. Lydia Ko, Neuseeländerin mit südkoreanischen Wurzeln, ist zarte 16 Jahre jung und verteidigte ihren vor einem Jahr (als mit 15 Jahren und 4 Monaten jüngste Siegerin aller Zeiten) gewonnenen Titel mal eben mit fünf Schlägen Vorsprung. Lydia ist übrigens noch Amateurin, musste also, wie schon im Vorjahr, auf die Aushändigung des Preisgeldschecks (300.000 Dollar) verzichten. Wann Ko Profi wird ist weiterhin offen, das entgangene Preisgeld „kümmere sie nicht“, wie sie gegenüber Journalisten gebetsmühlenartig wiederholte. Im Rolex-Ranking, der Frauen-Weltrangliste ist Ko übrigens auch schon Siebente. Apropos Sieben: Caroline Masson wurde in Edmonton geteilte Siebente und qualifizierte sich dadurch für das Final-Turnier der LPGA-Tour im November in Florida. Sandra Gal belegte den geteilten 29. Rang.

Die European Tour hat ihren Turnierkalender bis Ende März 2014 bekanntgegeben. Zwei Neuerungen fallen auf: die Nedbank Golf Challenge (05.-08.12.), bisher ein reines Einladungsturnier für lediglich zwölf Spieler, wird Teil der European Tour. Die zukünftig 30 Spieler, die sich über diverse Kriterien nun auch auf sportlichem Wege qualifizieren können, spielen um 6,5 Millionen Dollar Preisgeld, was das Turnier, welches im Gary Player Country Club im südafrikanischen Sun City ausgetragen wird, sofort zu einem der lukrativsten Stops der European Tour macht. Am Start wird auch Martin Kaymer sein, der seinen Platz als Champion des Vorjahres sicher hat. Während ich die Aufnahme der Nedbank in den Turnierkalender absolut positiv sehe, halte ich vom zweiten neuen Event, dem EurAsia Cup nicht sonderlich viel. Das Turnier ist ein Lochspielwettbewerb zwischen zehn asiatischen und zehn europäischen Spielern, dass bei seiner Premiere Ende März in Malaysia ausgetragen wird. Insbesondere das europäische Team wird wohl kaum mit den besten Leuten auflaufen, McIlroy, Rose & Co. dürften zwischen dem Florida Swing (u. a. Honda Classic, Cadillac Championship, Arnold Palmer Invitational) und dem Masters kaum ans andere Ende der Welt fliegen, um Europa in einem zweitklassigen Teamwettbewerb zu vertreten. Der European Tour wird es egal sein, mit dem Turnier in Malaysia sowie den für Sommer 2014 angekündigten neuen Turnieren in Dänemark und der Tschechischen Republik kann sie ihren in diesem Jahr sehr ausgedünnten Turnierkalender quantitativ etwas füllen. Die Nedbank sorgt dazu für etwas Qualität und dicke Schecks, auch wenn die breite Masse der European-Tour-Pros in einem mit 30 Spielern immer noch sehr kleinen Starterfeld keine Chance auf einen Startplatz haben wird.

Nach einem so ausführlichen Blick in die Zukunft noch ein Wort zum vergangenen Wochenende. Der Engländer Tommy Fleetwood feierte bei der Johnnie Walker Championship at Gleneagles seine ersten European-Tour-Sieg. Die beiden deutschen Starter Max Kieffer und Moritz Lampert verpassten den Cut. Beide Spieler sind auch in dieser Woche wieder am Start, diesmal etwas weiter südlich bei der Wales Open, die erneut auf dem superschönen Twenty Ten Course ausgetragen wird, dem Ort, an dem Europa 2010 den Ryder Cup gewann. Apropos Ryder Cup: mit der Wales Open startet auch die europäische Qualifikation für den Ryer Cup 2014. Es qualifizieren sich die vier besten Spieler der European Points List (jeder Euro Preisgeld, der bei einem Turnier der European Tour gewonnen wird, gibt einen Punkt) und die fünf besten Spieler der World Points List (alle Weltranglistenpunkte, die ein Mitglied der European Tour zwischen diesem Wochenende und dem 31.08.2014 erspielt, werden zusammengerechnet). Mit der Unterteilung in European und World Points List, wird der Tatsache Rechnung getragen, dass zahlreiche europäische Topspieler hauptsächlich auf der PGA Tour spielen. Nach Abschluss des Qualifikationsprozesses vergibt Ryder-Cup-Kapitän Paul McGinley dann noch drei Wild Cards, so dass am Ende wie immer zwölf Spieler für Europa den Kampf der Kontinente aufnehmen werden. Ich werde in den kommenden Monaten in unregelmäßigen Abständen immer wieder auf den Stand im Kampf um den Ryder Cup eingehen, in den ersten Wochen sicherlich noch nicht so viel, da der Stand zunächst nur wenig aussagekräftig ist. Die Amerikaner haben ihren Qualifikationsprozess übrigens schon im April 2013 gestartet, denn die Ergebnisse der vier Major-Turniere dieses Jahres fließen bereits in den Kampf um die Tickets ein. Die USA haben nur eine Points List, da alle Stars auf der PGA Tour spielen. Am Ende qualifizieren sich bei den Amerikanern die besten neun Spieler der Points List. Hinzu kommen drei Picks von Kapitän Tom Watson.

Zum Abschluss noch einen Glückwunsch an Bernhard Langer zum heutigen 56. Geburtstag. Selbst beschenkt hat er sich am Wochenende leider nicht. Auf der Champions Tour belegte er bei der Boeing Classic beim Sieg des Amerikaners John Riegger den geteilten vierten Platz.

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