24.02.2010

Tagebuch Vancouver 2010 (# 9)

Wieder liegen zwei olympische Nächte (aber auch zwei Arbeitstage) hinter mir. Es waren ziemlich erfolgreiche Nächte. Gleich fünf Medaillen sammelte die deutsche Mannschaft und das schöne an einigen war, dass man nicht unbedingt mit ihnen rechnen konnte. Im Rodeln zum Beispiel waren die Medaillen ja fest eingeplant, es war irgendwie nur noch ein „Abholen“, das Erwartete war eingetreten. Was aber unsere bis dahin so arg gescholtenen Langläufer am Montag abzogen, war wirklich erste Sahne. In den Team-Sprints gewannen Evi Sachenbacher und Claudia Nystad Gold sowie Axel Teichmann und Tim Tscharnke Silber. Noch am Montag in der Mittagspause hatte ich mit meinem Kollegen Stefan philosophiert, dass wir endlich mal einen überraschenden Olympiasieg landen müssen, wenn wir die Amis im Medaillenspiegel noch einholen wollen. Und prompt zeigten die Langlauf-Teams begeisternde, taktisch meisterhafte Rennen. Die Team-Sprints zählen für mich bis jetzt zu den absoluten Highlights dieser Spiele – und das nicht nur wegen der deutschen Medaillen. Kurz zuvor hatten auch die Skispringer gezeigt, dass Deutsche offenbar den Druck in einem Mannschaftswettbewerb brauchen, um Höchstleistungen zu bringen. Vom ersten Springer an lagen die Deutschen, teilweise souverän, vor Norwegen und Finnland auf dem Silberrang. Lediglich nach dem zweiten, ganz schwachen Sprung von Martin Schmitt, geriet der zweite Platz noch einmal in Gefahr. Österreich war in Abwesenheit einer Schweizer Mannschaft wie erwartet nicht zu stoppen.

Bevor der gestrige Olympiatag begann, kurvten Claudia und ich mal wieder nach Eisenach zur Wohnungsbesichtigung. Die Wohnung versprach im Internet eine ganze Menge und konnte das meiste davon auch halten. Doch die Tatsache, dass es wieder nicht hundertprozentig passte, frustete mich auf der Heimfahrt. Ich weiß nicht warum, aber seitdem ich ein Haus im Internet gesehen habe, vergleiche ich die Wohnungen wohl zu sehr mit dem dort gesehenen Standard. Gestern störten mich die unverbindlichen Auskünfte des Hausmeisters zum Internet oder auch die Tatsache, dass es wieder keine Wohnung war, wo nach der Besichtigung nicht noch Fragen offen blieben. Im strömenden Regen sortierte ich auf der Autobahn meine Gedanken, eigentlich habe ich bei der Wohnungssuche ja keinen Zeitdruck, aber ein wenig nerven tut es schon. Immerhin konnte ich mich nach diesem „Erlebnis“ dazu durchringen, meine Bank zu kontaktieren um einfach mal ein Gespräch bzgl. Immobilienfinanzierung auszumachen. Ein erster Schritt zum Haus? Mal sehen…

Anschließend enfloh ich dem Alltag dann wieder in meine olympische Winterwelt. Wir gewannen Bronze in der Biathlon-Staffel, doch freuen konnte ich mich nicht. Hätte Magdalena Neuner nicht verzichtet (bzw. verzichten müssen bzw. wäre sie nicht gefragt worden, ob sie vielleicht verzichten möchte), wäre eindeutig mehr drin gewesen. Statt der langsamen Martina Beck hätte Magdalena Neuner die Russen mit Sicherheit gestellt bzw. der Schlussläuferin Andrea Henkel einen größeren Vorsprung auf die Französinnen mitgegeben. Aus meiner Sicht ein klarer Fehler! Auch die deutschen Kombinierer holten im Team Bronze, angesichts der schwachen Sprungleistungen (nur Platz 6) ein Erfolg in einem spannenden Rennen. Und wäre Tino Edelmann nicht gestürzt, wäre sicher noch mehr drin gewesen. Hätte, wäre, wenn… Zumindest das spielte beim Eishockey keine Rolle, denn die Kanadier waren uns beim 8:2 in allen Belangen deutlich überlegen. Für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft ist das Turnier damit beendet, Kanada trifft nun bereits im Viertelfinale auf die Russen. Das Traum-Endspiel also schon früher als geplant… Zuzuschreiben haben sich das die Ahornblätter selbst, verloren sie doch am Sonntagabend das Prestigeduell gegen die Amis mit 3:5 und zeigten wie schon bei dem knappen Sieg über die Schweiz Schwächen. In der selben Nacht gewann übrigens Andre Lange seine vierte Bob-Goldmedaille. Ein historischer Erfolg, der ihn zum erfolgreichsten Bobfahrer aller Zeiten macht. Ein Triumph den ich heute noch würdigen „muss“, weil ich das Tagebuch am Sonntag ja bereits vor der Entscheidung auf der Bobbahn verfasst hatte.

Eine schöne Anekdote habe ich dann aber noch von gestern Abend. Auch wenn es die Bild-Zeitung ist, aber solche Pannen kann wohl niemand besser aufbereiten als die Zeitung mit den vier großen Buchstaben. Bitte lest unbedingt, war der niederländische Eisschnelllauf-Star Sven Kramer, der in Vancouver schon Gold über 5000 m geholt hatte, über seinen Trainer sagte:

„Verdammt noch mal, was für ein Arschloch.“

http://www.bild.de/BILD/sport/olympia-2010-vancouver/2010/02/24/sven-kramer/holland-trainer-versaut-eisschnelllauf-star-olympia-gold.html

So, jetzt geht's aber auf ins Büro... Olympia-Pause!

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