13.11.2009

Qualifikation zur WM 2010 - Vorschau auf die Relegationsspiele

23 Teams haben ihre Tickets für die Weltmeisterschaft in Südafrika gebucht. Neun Startplätze sind noch zu vergeben. Und um diese streiten sich genau noch 18 Teams. Auf allen Kontinenten. Die WM-Qualifikation startet also am Wochenende in ihre heiße Phase. Von Wellington bis Montevideo, von Dublin bis Kairo – die Luft brennt.

Die erste Entscheidung fällt bereits morgen früh, wenn sich ab acht Uhr (MEZ) Neuseeland und Bahrain (Hinspiel: 0:0) zum alles entscheidenden Rückspiel in Wellington treffen. Eurosport ist live dabei!

Die Neuseeländer haben im Land eine riesige Euphorie entfacht, das Westpac Stadium in Wellington ist ausverkauft. Die All Whites träumen von der zweiten WM-Teilnahme nach 1982 in Spanien. Für Bahrain, die auf ihren besten Stürmer verzichten müssen, wäre es die erste Endrunden-Teilnahme. Pikant: die Wüstensöhne waren bereits 2006 im interkontinentalen Play-Off-Spiel an Trinidad&Tobago gescheitert.

Ab 14:00 Uhr fällt die erste Entscheidung in Afrika. In Gruppe B liefern sich Tunesien (in Mosambik) und Nigeria (in Kenia) ein Fernduell. Während Nigeria auf einen tunesischen Ausrutscher hoffen muss, können die Nordafrikaner mit einem Sieg aus eigener Kraft ihre fünfte WM-Teilnahme, die vierte in Folge, perfekt machen.

Ebenfalls ein Fernduell liefern sich ab halb fünf in Gruppe A Kamerun (in Marokko) und Gabun (in Togo). Die unzähmbaren Löwen, die auf ihre sechste WM-Teilnahme (zuletzt 2002) hoffen, haben einen Punkt Vorsprung vor Gabun. Das Land, das etwas größer als die alte Bundesrepublik ist, in dem aber nur 1,4 Millionen Menschen wohnen, ist wohl der größte Außenseiter, der noch im Rennen um ein WM-Ticket ist. Gabun, dass im Norden sogar eine gemeinsame Grenze mit Kamerun hat, war noch nie für eine Weltmeisterschaft qualifiziert. Selbst an der Afrika-Meisterschaft nahm man erst dreimal (zuletzt von 19 (!) Jahren) teil.

Das letzte afrikanische WM-Ticket wird ab halb sieben in Kairo vergeben. Die vermeintlich beste afrikanische Mannschaft der letzten Jahre, die Ägypter, müssen dabei gegen Algerien mit mindestens drei Toren Unterschied gewinnen. Bei einem ägyptischen Sieg mit zwei Toren Differenz müsste es am kommenden Mittwoch sogar ein Entscheidungsspiel geben, da beide Mannschaften dann punkt- und torgleich wären. Bei allen anderen Resultaten wären die Algerier das dritte Mal (zuvor 1982 und 1986) für eine Endrunde qualifiziert. Es ist immer wieder erstaunlich welche Probleme die Ägypter in der WM-Qualifikation haben. In den letzten zehn Jahren wurden sie dreimal Afrikameister, die letzte WM-Teilnahme liegt aber bereits 19 Jahre zurück. Wie heiß die Atmosphäre in Kairo werden wird, erfuhren die Algerier bereits auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel. Ägyptische „Fans“ bewarfen den algerischen Bus mit Steinen, fünf Spieler der Gäste wurden verletzt.

Maximal Vorentscheidungen können in Europa fallen. Hier stehen am Samstag erst die Hinspiele auf dem Programm. Um 17 Uhr in Moskau ist Russland der klare Favorit gegen Slowenien. Das russische Öffentlichkeit nimmt den Gegner nicht ernst. Nationaltrainer Hiddink warnte daher diese Woche eindringlich vor den abwehrstarken (nur vier Gegentore in zehn Qualifikationsspielen) und sehr effektiv spielenden Slowenen.

Um 19 Uhr duellieren sich in Athen Griechenland und die Ukraine im vermeintlich spannendsten Duell in Europa. Für beide Teams geht es um die zweite WM-Teilnahme. Während die Ukraine 2006 bis ins Viertelfinale vordrang, wartet Griechenland schon seit 15 Jahren auf den zweiten Endrunden-Auftritt. 1994 in den USA scheiterten die Griechen sang- und klanglos in der Vorrunde.

Neben den Neuseeländern drücke ich natürlich den Iren am heftigsten die Daumen. Und so chancenlos sehe ich die Mannschaft von Giovanni Trapattoni gegen Frankreich gar nicht. Die Franzosen spielten eine teilweise furchtbare Qualifikation, waren im Kampf um den Gruppensieg gegen Serbien chancenlos. Obwohl mit Henry, Anelka und Benzema überdurchschnittliche Spieler zur Verfügung stehen, lahmt das attraktive Offensivspiel der Franzosen seit Jahren. Selbst bei der Vizeweltmeisterschaft 2006 vermochten „Les Bleus“ spielerisch nicht zu überzeugen. Der umstrittene Nationalcoach Raymond Domenech, der auf den verletzten Franck Ribery verzichten muss, würde wohl gefeuert werden, werden anstatt des Weltmeisters von 1998 die Iren ihre vierte WM-Teilnahme perfekt machen würden. Die Spiel beginnt 21:00 Uhr und läuft live bei Eurosport.

Um halb zehn gibt’s dann das immer wieder reizvolle Duell David gegen Goliath. Portugal, dass ohne seinen verletzten Superstar, den von mir heiß „geliebten“ Cristiano Ronaldo, auskommen muss, trifft auf Bosnien-Herzegowina. Die Bosnier, die in ihrer jungen Geschichte noch an einer EM- oder WM-Endrunde teilgenommen haben, setzen auf ihre Bundesliga-Stars Misimovic, Dzeko, Ibisevic und Salihovic. Die Bosnier erscheinen mir nicht chancenlos. Portugal konnte in der Qualifikation bisher nicht überzeugen, konnte zu Hause nur Malta und Ungarn schlagen. Die Bosnier ließen die Türkei und Belgien ganz souverän hinter sich, waren aber gegen Spanien auch im eigenen Stadion absolut chancenlos.

Tief in der Nacht rollt der Ball schließlich auch in Amerika. Um drei Uhr am Sonntag morgen empfängt Costa Rica das Team aus Uruguay. Costa Rica, die 1990, 2002 und 2006 an den Endrunden teilnahmen, verfügt im Gegensatz zu den Gästen über keinerlei Relegationserfahrung. Die Urus sicherten sich 2002 gegen Australien die Tickets in den Play-Offs, scheiterten allerdings vier Jahre später auf dem gleichen Wege. Die Südamerikaner dürften in erster Linie auf ihr Heimrecht im Rückspiel bauen.

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